Die Vorbereitung
Nach dem ich ja kurz vor dem München Marathon krank wurde, war mein letzter Marathon im Mai 2007 Wien, der leider nicht so optimal verlief. Seitdem bin ich über 3.200 km gelaufen und fühlte mich optimal vorbereitet. Die letzten acht Wochen trainierte ich mit dem Countdown zur Bestzeit von Peter Greif.
Der Tag davor
Ich fuhr mit dem Zug nach Linz und hatte dann noch zwei Straßenbahnhaltestellen bis zum Hotel, wo mich Hannes (Kraxi) schon erwartete. Um 16 Uhr war ein Forumstreffen auf der Marathonmesse mit Tria100, Kitty, Rauschenbär, Spinbird, Gammaeins und Superschnecke. Wir haben uns ganz nett unterhalten und hatten eine Menge Spaß. War sehr nett, Euch alle kennen gelernt zu haben. Dann trafen wir uns noch mit einigen von Hannes Laufclub-Freunden und quatschten. Ich war total fasziniert von den Geschichten der Ultraläufer und die Stunden vergingen wie im Flug. Um 20:30 Uhr waren wir dann wieder im Hotel und bereiteten uns auf die Nachtruhe vor.
Wie immer vor einem Marathon war ich, gelinde gesagt, etwas nervös. Ich konnte dann doch gegen 23 Uhr einschlafen und bis 3:30 Uhr durchschlafen. Danach döste ich nur noch ein, aber richtig geschlafen habe ich nicht mehr.
Vor dem Rennen
Ich stand um 6:15 Uhr auf und wir gingen dann auch gleich Frühstücken. Wir setzten uns zu Gammaeins und dessen Freundin an den Tisch. Während des Frühstücks wich die Nervosität nochmals ein bisschen.
Wir schauten uns im Teletext nochmals den Wetterbericht an: Optimale Voraussetzungen zum Marathonlaufen prophezeite der mit Höchstwerten von 14 ° C und wenig Wind. Das Wetter hat sich übrigens brav daran gehalten und war optimal.
Wir hatten uns um 8:45 Uhr mit Hannes Laufclubkollegen vor dem Arcotel verabredet, das nur knapp neben dem Start war. Wie immer muss man dann auf einen warten und es wurde doch noch ein bisschen knapp. 7 Minuten vor dem Start waren wir oben an der Autobahnbrücke, aber leider auf der Seite der Halbmarathonläufer. Wir mussten uns dann auf die andere Fahrtrichtung der Autobahn durchkämpfen und waren dann bei den 4.30 Läufern. Bis wir dann vorne waren im Bereich 3:15 bis 3:30 hatten wir noch eine Minute bis zum Startschuss. So mussten wir wenigsten nicht in der Startaufstellung frieren und das warten bis zum Startschuss finde ich sowieso immer etwas öd.
Das Rennen
Gleich 36 Sekunden nach dem Startschuss überquerten wir Startmatte und das Rennen konnte beginnen. Wie immer rannten einige wie die Wahnsinnigen los, als wäre es ein 5 Kilometer Rennen. Im Gegensatz zum Wien-Marathon im letzten Jahr war es von Anfang an problemlos möglich, sein Rennen zu laufen. Es gab keine Dränglerei und keine Staus nach der Startmatte. Die ersten Kilometer auf der Autobahn konnte ich sehr gut in meinem Lauf-Rhythmus finden und fühlte mich von Anfang an wohl. Hannes lief ein paar Meter vor mir und sah sich immer wieder nach mir um. Auch die anderen Steirer waren einige Meter, aber in Sichtweite vor mir. Nach Kilometer 2 ging es von der Autobahn ab und Richtung Bunderstraße. Hier überholte mich dann der offizielle 3:30-Pacemaker samt seinen gesamten Gefolge und dürfte zu dieser Zeit wohl auf Kurs einiges unter 3:20 gewesen sein. Somit war bestimmt ein beträchtlicher Teil seiner Mitläufer, die sich auf sein gutes Zeitgefühl verließen zu dieser Zeit knapp über HM-Renntempo unterwegs. Wünsche Ihnen allen, dass sich dieser Start nicht gegen Ende des Rennens rächt. Zum Glück hatte ich meinen persönlichen Pacemaker, der sich auch noch komplett auf mein Tempo und meine Renneinteilung einstellte. Auf der Bundestrasse bei Kilometer 3 passierte mir dann ein dummes Missgeschick: Ich stieg mir mit dem rechten Fuß auf eine Schlaufe vom linken Schuhband und zum Glück ging nur die eine Schlaufe auf und nicht der Knoten des Schuhes. Zu dieser Zeit überholten wir gerade den Pacemaker für 3:30 samt Gefolgschaft wieder. Zu Beginn eines längeren Gefälles blieb ich dann Stehen und band mir den linken Schuh ganz schnell und sehr fest wieder zu und schnell ging es weiter. Ich überholte wieder den 3:30 Pacemaker samt Gefolgschaft (zum letzten Mal in diesem Rennen) und schloss relativ zügig die Lücke zu Hannes. Irgendwo bei Kilometer 7 sahen wir dann auf dem Donauradweg den Führenden und etwas später dann Eva-Maria Gradwohl samt Ihren zig Betreuern. Vor der Verpflegungsstation bei Kilometer 9 löste sich dann Hannes von mir zu einem kleinen Zwischensprint, um meine Eigenverpflegung zu holen. Alles klappte perfekt. Jetzt kommt der erste Staffelwechsel und es wird verdammt eng. Die Staffelläufer stehen so knapp neben einem, dass sie Dir fast das Bein stellen. Bin sehr glücklich, da heil durchgekommen zu sein.
Kilometer 1-9,6 Zeit:0:45:37 Schnitt:0:04:45 Puls: 158 (82,45 % von HF max) Rang: 411
Jetzt waren wir am Donauradweg unterwegs. Hannes machte neben mir seine Laufschule (Armkreisen, Anfersen usw.). Zu dieser Zeit überholte uns eine hübsche Frau, die irgendjemanden neben uns erklärte, wie langsam sie angelaufen wäre und wie super es Ihr geht und sie zieht jetzt an usw. Wir sahen Sie dann auch davonziehen. Der Donauradweg war recht angenehm zu laufen und wir begannen ab Kilometer 13 kontinuierlich zu überholen, obwohl wir nicht schneller wurden. Einige Leute kannte Hannes und wir hatten die ganze Zeit zu ratschen. Ab Kilometer 15 kamen wir dann wieder in die Innenstadt und es waren auch wieder ein paar Zuschauer zu sehen. Nach Kilometer 15 kamen wir dann wieder an der Kilometer 3 Tafel vom Anfang vorbei, was uns zu einigen Scherzen über unseren langsamen Kilometerschnitt veranlasste. Jetzt ging es durch die Stadt und wir überholten vereinzelt Marathonläufer und haufenweise Staffelläufer. Zu dieser Zeit war ich damit beschäftigt, meine HM-Zeit hochzurechnen, was mir auch noch ganz gut gelang. Die offizielle Zeit war dann: 1:40:55 (angepeilt war ein Zeitkorridor von 1:41:30 bis 1:42:30)
Kilometer 9,6 – 21,097 Zeit: 0:55:17,9 Schnitt: 0:04:49 Puls: 158 (82,45 % von HF max) Rang: 399
Kurz nach der Halbmarathonmarke überquerten wir die Eisenbahnbrücke und gleich danach war eine Staffel-Wechselstelle.
Kilometer 21,097 – 22,7 Zeit: 0:07:35,5 Schnitt: 0:04:44 Puls: 162 (84,38 % von HF max) Rang: 389
Immer an diesen Wechselstellen wurde es verdammt eng und kurz danach sprinteten dann die voll motivierten Staffelläufer an einem vorbei, die man dann zum Teil nach ein paar Kilometern wieder überholt. Ob es immer so ein Vorteil ist, den Staffelmarathon gleichzeitig mit dem Marathon zu starten? Zu dieser Zeit geht es mir immer noch richtig gut und ich fühle mich wohl. Hannes und ich unterhalten uns ein bisschen und wir sammeln langsam die Läufer vor uns ein. Die eine Läuferin, die uns bei Kilometer 11 überholt hat, wird jetzt auch merklich langsamer und es macht den Anschein, es geht Ihr auch nicht mehr so gut. Irgendwann treffen wir dann auch Franz, einen Laufclubkollegen von Hannes, dem es langsam schlechter geht. Ich bleibe bei meinem Tempo und so ziehen wir dann bald weiter. Jetzt geht es wieder aus der Linzer Innenstadt raus in Richtung Süden. Kurz vor Kilometer 27 kommt uns Eva-Maria Gradwohl wieder entgegen, die jetzt schon kurz vor Kilometer 37 ist. Hannes rechnet schnell hoch (ist ja nicht so viel schneller wie sein Renntempo und deshalb sind ihm diese niedrigen Zeiten vertrauter wie mir) und teilt mir mit, dass es sich bei Ihr mit der Olympianorm ausgehen müsste. Der linke Schuh, dem ich mir vorher im Eifer des Gefechtes zu fest gebunden hatte, der fängt an richtig weh zu tun und binde ihn mir nochmals. Von der Strecke her zeigt sich Linz jetzt nicht von seiner schönsten Seite. Die Kilometer hier im Süden sind nicht gerade schön, doch genau jetzt bräuchte ich etwas Abwechslung für die Augen. Ich laufe mit immer mehr Anstrengung, Hannes locker rechts neben mir her und unsere Dialoge werden eher zu Monologen, da sich mein Körper auf das wichtigste beschränkt – das scheint seiner Meinung nach nicht das Reden zu sein. Auf der Startnummer sind auch die Vornamen abgedruckt und da passiert eines der Highlights des Rennens, nämlich dass ein Mann rechts neben uns schreit: „Hannes, Du schaffst es – noch ein bisschen beißen und Du bist im Ziel“. Der Mann hat die Lage vollkommen richtig erkannt – ich bin vollkommen entspannt und Hannes muss beißen *grins*. Nach diesem Highlight menschlicher Fehleinschätzung bewegen wir uns langsam zu der letzten Staffelwechselstelle.
Kilometer 22,7 – 35,7 Zeit 1:02:27,5 Schnitt: 0:04:48 Puls: 163 (84,9 % von HF max) Rang: 326
Jetzt wird es richtig hart. Hannes hat sich bei der letzten Versorgungsstelle eine Flasche Wasser mitgenommen und reicht sie mir immer wieder. Mir schmerzen die Beine, aber ich kann es ganz gut durchhalten. Hannes motiviert mich immer wieder: „Den Läufer da vorne, den holen wir noch ein.“ Und wenn wir den haben, kommt der gleiche Satz mit dem nächsten Läufer wieder. Es hilft mir. Ich kontrolliere jede Kilometer Zeit um ja nicht vom Tempo abzufallen. Der Puls ist mir jetzt egal. Ich nehme war, dass wir jetzt in der Innenstadt sind meine Eltern bei Kilometer 40 einmal sehen. Großartig drauf reagieren kann ich nicht mehr. Hannes erklärt mir immer wieder, wo wir gerade sind und wie weit es noch ist und mit welchem Schnitt ich noch meine Ziele schaffe. Ich rechne die Kilometer immer in Minuten um – ist irgendwie beruhigender für mich zu wissen, wir haben nur noch 14,5 Minuten als 3 Kilometer, das kommt mir so weit vor. Die Zuschauer werden immer mehr, als wir bei Kilometer 41 in die Hauptstraße einbiegen. Ich laufe absolut am Anschlag, aber der Kilometer ist noch durchzudrücken. Die Beine schmerzen tierisch und der Mageninhalt dringt nach oben. Der letzte Kilometer muss über Kopfsteinpflaster und Eisenbahnschienen gelaufen werden, was mich verunsichert. Ich konzentriere mich darauf, jetzt ja nicht mehr zu stolpern und die letzten Meter noch durchzuhalten. Kurz vor Kilometer 42 verabschiedet sich Hannes bei mir mit einem „herzlichen Glückwunsch“ und dreht wieder um. In mir steigen einen Haufen Gefühle auf. Ich reiße die Hände hoch und bin überglücklich als ich im Ziel ankomme und die Uhr bei 3:22 und noch ein paar Sekunden stehen bleibt. Die Tränen steigen mir in die Augen vor lauter Glück. Das Gefühl ist einfach unbeschreiblich.
Kilometer 35,7 – 42,195 Zeit: 0:31:11,2 Schnitt: 0:04:48 Puls: 170 (88,54 % von HF max) Rang: 282
Überglücklich und mit extrem schmerzenden Beinen wackele ich nach hinten zu der Labestelle im Ziel. Dort treffe ich dann noch Franz, der seine Marathonzeit auf 3:27 verbessern konnte und auch überglücklich ist.
Gesamtergebnis: 3:22:09 Schnitt: 4:47 Puls: 162 (84,38 % von HF max) Rang 282
Ein ganz großes nochmals an Hannes für die große Hilfe und dass alles so super geklappt hat. Ich wünsche Dir jetzt schon mal alles Gute für den Rennsteig Supermarathon und die beste österreichische Zeit bis jetzt.
An den Veranstalter ein ganz dickes Lob. Es ist eine super organisierte Veranstaltung in der viele Fehler von anderen Veranstaltungen nicht gemacht werden. Es sind zwar wenige Zuschauer, die feuern aber total motiviert an. Ich bin sicher nicht das letzte Mal in Linz gelaufen. Den Linz Marathon kann ich mit bestem Gewissen weiterempfehlen.
Super finde ich auch die Ergebnisse der anderen Linz-Starter aus dem Forum und die tollen Ergebnisse.
Viele Grüße und Euch allen tolle Läufe
Bernhard