Also, Triathlon ist schon ein klasse Sport. Wo bekommt man sonst die Möglichkeit Dinge zu tun, von denen man nie gedacht hätte, daß man sie irgendwann einmal macht. Zum Beispiel im Necker von der alten Brücke in Heidelberg flußabwärts schwimmen. Als ich vor 23 Jahren in die Nähe von Heidelberg gezogen bin, war der Neckar ein Teil der Kulisse vor dem Schloß, aber nicht im Traum hätte ich gedacht, daß ich da drin einmal schwimmen würde.
Von der alten Brücke 1700m Neckar abwärts ist die Schwimmstrecke vom Heidelberg-Man, und meine lieben Kollegen haben mich
als Staffelschwimmer angemeldet. Und ich hatte gehörig Muffensausen; einmal vor der Strecke, die ich noch nie am Stück geschwommen bin und vor meinen 800 Mitschwimmern, denn das kannte ich ja auch nicht, mit so vielen Leuten zusammen baden zu gehen.
Und, es war wiedermal ein lehrreicher Tag. Ich hab’ gelernt, daß ich 1700m schwimmen kann, ich hab’ gelernt, daß man Panik-Attacken überwinden kann und ich hab’ gelernt, daß es nicht unbedingt die allerbeste Taktik ist, von ganz hinten zu starten. Und, das wichtigste, daß es tierisch Laune macht.
Der Reihe nach: Neo anziehen klappt ganz gut, und das Wasser war auch nicht kalt, aber es ist schon ein seltsames Gefühl in den Fluß zu steigen. Einschwimmen entfällt, ein paar Züge müssen reichen. Der Zeitplan ist arg knapp gestrickt, finde ich, ein paar Minuten um mich an die Situation zu gewöhnen, hätten mir bestimmt gut getan.
Eingedenk meiner geplanten Taktik (nach dem Startschuß warten und das Feld von hinten aufrollen) stelle ich mich mit ein paar Brüdern und Schwestern im Geiste (der gleichen Idee) auf den Sockel eines der Pfeiler und harre der Dinge, die da kommen werden.
Peng, und vor mir sieht es aus wie im Karpfenbecken, nachdem man Futter reingeworfen hat. Noch denke ich, daß meine Idee gut war, denn da vorne wollte ich jetzt nicht sein. Aber, als ich dann losgeschwommen bin, hab’ ich kapiert, warum meine Idee doch nicht so gut war. Ich schwimme nämlich auf die etwas langsameren Brustschwimmer (und von denen gab es eine ganze Menge) auf und das hat mich dann völlig durcheinander ge-bracht. Zuviele Leute um mich herum, zuviele Wellen, kein Platz: PANICMODE
. Kurzatmig, Wasser geschluckt, keine Luft. Versuche auch Brust zu schwimmen, aber das ist mit Neo nicht so einfach, jedenfalls bekomme ich keinen vernünftigen Armzug hin und daher bekomme ich auch wieder zu wenig Luft (sagte ich schon, daß ich langsam panisch wurde?).
Auf den Rücken drehen wollte ich mich nicht, da ich Angst hatte, daß eventuell nachfol-gende Schwimmer über mich drüber schwimmen, also hab’ ich es durch Wassertreten versucht. Und hab’s wieder in den Griff bekommen, allerdings gingen dabei einige (viele) Plätze flöten. Als ich wieder losgeschwommen bin (Kraul) ist nach kurzer Zeit das gleiche wieder passiert, da die Brustschwimmer ja auch weiter gekommen sind, aber diesmal ging es etwas leichter, auch wenn ich wieder kurz Wassertreten mußte.
Dann hatte ich eigentlich den Rest der Strecke mehr oder weniger freie Bahn und es lief immer besser, und es sah jetzt bestimmt schon nach Kraul aus. Aber bei Körperkontakten flammte immer wieder kurz das Gefühl der Enge, gefolgt von Luftmangel auf. Die Zeit war mir in der Zwischenzeit schon etwas egal und ich hab’ mich, damit ich nicht wieder in dieses seltsame Gefühl zurückfalle, auf die Technik konzentriert. Dabei ist mir aufgefallen, daß ich einen deutlichen Rechtsdrall habe .
Kurz vor dem Ausstieg wurde es nochmal eng, weil all die Schwimmer, die sich zuvor schön verteilt hatten, alle auf den gleichen Fleck zu schwammen. Und schon wieder war ich am Wassertreten, aber das extreme Panik-Gefühl vom Anfang war zum Glück nicht mehr da.
Ausstieg, Neo auf, zum Wechselpunkt laufen und Chip an den Radfahrer übergeben. Ein-satz beendet (Ach ja, es standen noch Räder in der Wechselzone, ich war also nicht der letzte). Puls war 145, was ich als recht niedrig empfinde (Laufpuls max. = 183).
Was hab’ ich gelernt:
- 1700m flußabwärts sind auch nicht weiter als 1500m im Becken, allerdings fehlen die Wenden, bei denen man immer etwas extra Luft holen kann . Und es fehlt dummerweise der schwarze Strich am Grund (aber das ist nicht so wichtig, denn aufgrund des trüben Wassers hätte man den sowieso nicht gesehen).
- Ich muß öfter im Neo schwimmen, da es sich doch anders schwimmt als ohne, und ich muß öfters im Freiwasser schwimmen, um mich daran zu gewöhnen und zu lernen mich zu orientieren (beim Blick nach vorn hab’ ich zu oft Wasser geschluckt). Dabei sollte ich auch mal Brust schwimmen, um im Notfall eine Alternative zu haben.
- Etwas weiter vorn zu starten hätte nicht geschadet und wahrscheinlich bin ich auch zu schnell angeschwommen. Das und die Kontakte mit den Brustschwimmern haben wahr-scheinlich meine Atemnot ausgelöst, die dann zu diesen Panik-Gefühlen geführt hat.
- Was mir aufgefallen ist (schon bei meinem 1500m Test vor ein paar Wochen): scheinbar atme ich falsch und schlucke dabei Luft, jedenfalls hab’ ich mich am Ende ziemlich „aufgeblasen“ gefühlt. Nach ein, zwei Stunden hat sich das auf „natürlichem Weg“ geklärt, aber seltsam ist es schon, und passiert nur bei längeren Strecken
Trotz der Problemchen hat es Spaß gemacht und ich hab’ eine Verabredung für Ende Juli 2009: der Neckar, ich und 800 gute Freunde.