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Gleich mit Vorfußlaufen ins Laufen einsteigen?

Gleich mit Vorfußlaufen ins Laufen einsteigen?

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Hallo,

ich möchte hier mal eure Meinungen einholen bezüglich meines Laufeinstieges.

Ich (m, 22 Jahre, noch gut 10-12kg Übergewicht) plane jetzt auch aktiv ins Laufen einzusteigen. Bisher bin ich hauptsächlich Rad gefahren (gemäßigt mit MTB, so 30-45km pro Tour), darum schätze ich mich nicht als blutigen Sportanfänger ein.

Ich habe in letzter Zeit probehalber mal ein wenig kurze Strecken ausprobiert und habe gemerkt, dass mir der Vorfußlauf deutlich besser gefällt, und das nicht, weil er unbedingt schneller ist.

Ich habe vielmehr gemerkt, dass ich bei diesem Laufstil weniger ermüde, d.h. weniger schnell außer Atem komme. Fühlt sich fast federleicht an! :D Beim Aufsetzen mit der Ferse dagegen komme ich mir viel weniger dynamisch vor, merke den Aufprall viel mehr (aber keine Schmerzen!) und komme dementsprechend schnell aus der Puste.

Deswegen stand eigentlich meine Entscheidung schon fest, von Anfang an im Vorfußlauf zu beginnen. Allerdings habe ich jetzt schon oft gelesen, dass dieser Laufstil nix für Übergewichte wäre, unter die ich ja leider (noch! :D ) falle, aufgrund von Überbelastungen der Achillessehne.

Ich habe jedoch in dieser Region wirklich noch nie Probleme gehabt: Außerdem bilde ich mir auch ein, im Vergleich zu anderen Körperpartien relativ starke Waden zu haben, durch Übungen wie Wadenheben, Treppensteigen als Training und solche Balanceübungen (Schaumstoffpad).


Angesichts der genannten Daten und Umstände: Haltet ihr es für fahrlässig, mein Läuferleben gleich mit diesem Laufstil zu beginnen?

Danke im Voraus für eure Antworten!

PS: Um den Umstand, dass dieser Stil eigentlich eher für Mittel-/Kurzstrecken ist, weiß ich. Ich plane auch erstmal nichts Längeres als ca. 6km am Stück zu laufen (mache mir aber keinen Zeitdruck dabei!)

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Kurz und bündig: Du solltest gleich von Beginn an beide Arten (Vorfuß und Ferse) üben. Eine bessere Laufart gibt es nicht wirklich. Häufig ist der Laufstil sehr individuell "vorbestimmt", so dass du sicherlich merken wirst, dass dir ein Laufstil besser liegt als der andere.

Außerdem ist ein echter Vorfußlauf gerade zu Beginn mangels Geschwindigkeit sehr schwierig. Ich kann z.B. auch erst ab ca. 4:50 min/km Mittelfuß und ab ca. 4:20 min/km Vorfuß laufen. Laufe ich langsamer, so komme ich automatisch auf dem Stück zwischen Mittelfuß und Ferse auf.

Ich kann aber auch bei "schnellen" Geschwindigkeiten zwischen Vorfuß und Ferse variieren. Das verschiebt dann den Belastungspunkt und kann für eine Schnell-Regeneration bestimmter Muskeln und Sehnen während eines Laufes führen. Bei allen Läufen >10km baue ich (auch im Wettkampf) ca. 1-2 Kilometer Mittelfuß-Fersenlauf ein um zum Ende noch einmal voll auf Vorfuß umstellen zu können, was "etwas mehr Druck unter dem Fuß" erzeugt. Aber das ist wohl auch bei jedem verschieden.

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Vielen Dank für deine Antwort! Ich muss das allerdings relativieren: Ich schätze, dass ich sicher nicht den klassischen Vorfußlaufstil an den Tag lege, dafür ist das Tempo dann doch etwas zu langsam. Wohl eher einen irgendwas zwischen Vor- und Mittelfuß laufe.

Aber wie gesagt: Mit dem Fersenlauf kommt es mir vor, als ob ich kaum vorwärts komme und bin wahnsinnig schnell aus der Puste.

Ich schätze, das liegt ein wenig daran, dass ich bisher nur in anderen Sportarten laufen musste, z.B. Fußball. Da bin ich bisher auch fast nur so gelaufen (da muss man ja auch mal blitzschnell vom Traben in den Sprint wechseln, geht so irgendwie besser).

Wird wohl irgendein Mittelding aus Gewohnheit und persönlicher Vorliebe sein!

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Pandion hat geschrieben:Haltet ihr es für fahrlässig, mein Läuferleben gleich mit diesem Laufstil zu beginnen?
Nein (!). Und lass dir nichts Einreden wegen der Geschwindigkeit und der Verletzungsgefahr. Mach einfach so, wie es sich für dich gut anfühlt.

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aecids hat geschrieben:Außerdem ist ein echter Vorfußlauf gerade zu Beginn mangels Geschwindigkeit sehr schwierig. Ich kann z.B. auch erst ab ca. 4:50 min/km Mittelfuß und ab ca. 4:20 min/km Vorfuß laufen. Laufe ich langsamer, so komme ich automatisch auf dem Stück zwischen Mittelfuß und Ferse auf.
Hallo Aecids,

ich lese diese Ansicht häufiger, kann sie aber nicht nachvollziehen. Wie kommst Du denn auf, wenn Du auf der Stelle läufst (zur Erinnerung: Das ist der Grenzfall unendlich geringer Geschwindigkeit)?

Sportliche Grüße von
Martin
Die Laufschule Marburg
Twitter
Video-Anleitung zur Selbsthilfe bei Überpronationsproblemen

"Barfuß - das ist ehrlich!" (Zuschauer eines Straßenlaufs in Marburg, während ihn eine Barfußläuferin passiert)

Persönliche Bestzeiten

5.000 m (Bahn) in 21:39 (barfuß) - Bahnlauf des ASC Breidenbach, 6.9.2013
10.000 m (Bahn) in 45:14 (barfuß) - Kreismeisterschaften in Eschenburg-Eibelshausen, 09.10.2015
10 km (Straße) in 46:16 (barfuß) - 31. Marburger Ahrens-Stadtlauf, 29.9.2013
HM in 1:41:53 (barfuß) - 16. Schottener Stauseelauf, 5.10.2013

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Lars hat geschrieben:Nein (!). Und lass dir nichts Einreden wegen der Geschwindigkeit und der Verletzungsgefahr. Mach einfach so, wie es sich für dich gut anfühlt.
Genau so. Als reiner Barfußläufer neige ich ohnehin dazu, das Aufsetzen im vorderen Bereich des Fußes als die natürliche Bewegungsform anzusehen, aber das muss tatsächlich nicht allgemein gelten, da viele auch anders zurechtkommen. Indes, wenn jemand von Beginn an das von dir beschriebene Gefühl der läuferischen Leichtigkeit mit federndem Aufsetzen beschreibt, sollte er sich glücklich schätzen, etwas zu können, was andere mühsam oder nie erlernen. Ich würde das Pensum nicht an Kilometern festmachen, sondern erst mal nur jeweils eine halbe Stunde in kleinen Schritten üben oder zwischendurch Treppen laufen, wie bereits von dir beschrieben. Ich laufe übrigens gerade im Winter häufig auf der Wiese im eigenen Garten - fast auf der Stelle.

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Gueng hat geschrieben:Hallo Aecids,

ich lese diese Ansicht häufiger, kann sie aber nicht nachvollziehen. Wie kommst Du denn auf, wenn Du auf der Stelle läufst (zur Erinnerung: Das ist der Grenzfall unendlich geringer Geschwindigkeit)?

Sportliche Grüße von
Martin
Es ist doch letztlich wie in der Mathematik: Es gibt eben Gleichungen, die nicht vollständig definiert sind. Eine solche Definitionslücke beim Laufen ist eben der oben genannte Grenzfall.

Abgesehen davon ist es natürlich auch sehr abhängig von den persönlichen Voraussetzungen, wie ich schon weiter oben geschrieben habe:
Häufig ist der Laufstil sehr individuell "vorbestimmt", so dass du sicherlich merken wirst, dass dir ein Laufstil besser liegt als der andere.

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Ich denke, du solltest dir nicht so sehr den Kopf zerbrechen, wie du laufen willst, sondern lieber wann und wie oft :zwinker5: Am besten also sofort und dann siehst du schon, wie es sich entwickelt, wenn du einfach losläufst. In der Regel ist ein Anfänger doch eher damit beschäftigt, genügend Luft zu bekommen und das richtige Tempo zu finden, als den Fußaufsatz zu kontrollieren. Und das ist auch gut so...

Viel Spaß und viel Erfolg beim Start ins Läuferleben! :hallo:
Alles ist gut! Nur nicht immer, nur nicht überall, nur nicht für alle. (Novalis)

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Gueng hat geschrieben:(zur Erinnerung: Das ist der Grenzfall unendlich geringer Geschwindigkeit)
Man hätte jetzt auch einfach Geschwindigkeit Null sagen können ;-)

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Unendlich gering ist nicht gleich null... ;)

Gruß Twim (der jetzt an die Uni ins Mathe-Tutorium muss)

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Pandion hat geschrieben:Hallo,


Angesichts der genannten Daten und Umstände: Haltet ihr es für fahrlässig, mein Läuferleben gleich mit diesem Laufstil zu beginnen?

Danke im Voraus für eure Antworten!

PS: Um den Umstand, dass dieser Stil eigentlich eher für Mittel-/Kurzstrecken ist, weiß ich. Ich plane auch erstmal nichts Längeres als ca. 6km am Stück zu laufen (mache mir aber keinen Zeitdruck dabei!)
Ich habe das aufgrund positiver Berichte hier aus dem Forum mal probiert, weil ich Probleme mit den Knien hatte. Und weil ich alles, was ich probiere, auch gleich richtig machen will, habe ich Vorfußlauf als reinen Ballenlauf interpretiert, also ohne mit der Ferse überhaupt den Boden zu berühren.
Erster Tag: ca. einen Kilometer, keine Probleme.
Zweiter Tag: ca. zwei Kilometer, nach ungefähr 1000 Metern ein leichtes Ziehen an der einen Achillessehne. Ich bin aber noch im gleichen Stil zurückgelaufen, man ist ja schließlich schlimmeres gewohnt.
Anschließend ca. ein Jahr Eccentric training nach Dr. Karsten Knobloch um die Folgen des Experimentes wieder auszukurieren.
Mittlerweile wieder schmerzfrei.

Ich will damit nicht sagen, daß es Dir ähnlich ergehen muß, aber wenn Du Schmerzen spürst, ist es evtl. schon zu spät.

Alles Gute,
Bernhard

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Könntest du evtl. ein wenig genauer werden? Ich meine wenn du nach den beiden Läufen ein ganzes Jahr Probleme hattest, warst du doch bestimmt irgendwann beim Arzt deswegen. Irgendeine Verletzung passiert, Entzündung, Reizung oder vielleicht sogar ein (An)riss?

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Wie schon einige sagten, würde ich anfangs immer so laufen, wie es von selbst ohne Nachdenken geht. Und wenn das Vorfußlaufen ist, dann ist das auch kein Problem. Vorfußlaufen bedeutet auch nicht, dass die Hacke NIE den Boden berührt. Es ist eher die Frage des ersten Bodenkontaktes.

Ich bin auch ein "natürlicher Vorfußläufer", ich kann die Fußspitzen gar nicht so weit anheben, dass ich mit der Hacke aufkomme :confused: So laufe ich seit Jahren schon, ohne jegliche Probleme, wenn man man von durchgelaufenen Sohlen unter den Fußballen absieht :zwinker2: Das hat den Vorteil, dass ich keine teuren, gedämpften Schuhe brauche, da die Dämpfung von meiner Muskulatur übernommen wird.

Viel Spaß beim (Vorfuß-) Laufen :hallo:

Linn
If you are going to try cross-country running, start with a small country


Bild

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blau hat geschrieben:Anschließend ca. ein Jahr Eccentric training nach Dr. Karsten Knobloch um die Folgen des Experimentes wieder auszukurieren. Mittlerweile wieder schmerzfrei. Bernhard
Die Therapiedauer erscheint in der Tat exzentrisch, vielleicht lässt sich auch sagen, schmerzfrei trotz Therapie und der Erfolg wäre ganz ohne schneller eingetreten. Möglicherweise hättest du dir ohne Besuch bei einem Heiler Vieles erspart.

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Pandion hat geschrieben:Könntest du evtl. ein wenig genauer werden? Ich meine wenn du nach den beiden Läufen ein ganzes Jahr Probleme hattest, warst du doch bestimmt irgendwann beim Arzt deswegen. Irgendeine Verletzung passiert, Entzündung, Reizung oder vielleicht sogar ein (An)riss?
Vorsicht ist geboten, keine Frage, ehe du über den Schmerz hinaus trainierst, kann du immer noch wieder auf dein Fahrrad zurückgreifen, um regelmäßig etwas zu tun. Wenn mir laufen schwer fällt, fahre ich mit dem Rad in die Mitte meiner Laufstrecke und kann so jederzeit in kurzem Abstand aufs Rad wechseln. Irgendwas geht immer und wenn ich zu guter Letzt schwimmen gehe.

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Pandion hat geschrieben:Könntest du evtl. ein wenig genauer werden? Ich meine wenn du nach den beiden Läufen ein ganzes Jahr Probleme hattest, warst du doch bestimmt irgendwann beim Arzt deswegen. Irgendeine Verletzung passiert, Entzündung, Reizung oder vielleicht sogar ein (An)riss?
Beim Arzt bin ich nicht gewesen, was hätte er tun sollen? Die Sehne wird schlecht durchblutet, irgendwelche Voltarensalben etc. können also kaum wirken.
Operationen, Spritzen?? :confused:
Im normalen täglichen Leben traten bei mir keine Beschwerden auf, wohl aber beim Laufen. Dort wird die Achillessehne natürlich stärker beansprucht als sonst.
Es wird bei mir eine Reizung der Achillessehne gewesen sein. Probleme mit dieser Sehne sind häufig sehr hartnäckig.
In diesem Forum sind viele Beiträge zum Thema. Die mehr oder weniger einhellige Meinung der Betroffenen: Das oben beschriebene Training ist so ziemlich das einzige, was hilft.

Pandion, ich möchte Dich nicht vom Vorfußlaufen abbringen, aber auf die Gefahr hinweisen, die gerade Neueinsteigern droht. Vorfußlaufen bedeutet in der Regel nicht, daß der Hacken keinen Bodenkontakt bekommt, sondern daß der Vorfuß zuerst aufsetzt, und erst danach der Hacken.
Es mag Ausnahmen geben, aber diese würde ich keinesfalls mehr als Vorbild nehmen. Wenn Du tatsächlich automatisch so läufst, umso besser.

Mein Vorschlag: Kaufe Dir flache, wenig gedämpfte Schuhe, dann trittst Du automatisch besser auf. Die Schritte sollten vorne kurz und hinten lang sein, nicht umgekehrt.
Du kannst den Effekt leicht selbst simulieren, indem du barfuß über einen Fußballplatz läufst und versuchst, Dir genau einzuprägen, wie Du auftrittst. 100 Meter dürften reichen. Als Gegenbeispiel läufst Du mal eine längere Strecke mit richtig dick gedämpften Laufsofas. Sie verleiten geradezu dazu, mit dem Hacken zuerst aufzutreten, und die körpereigenen Dämpfungsmechanismen zu vernachlässigen.

Gruß,
Bernhard

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barefooter hat geschrieben:... ohne Besuch bei einem Heiler Vieles erspart.
Heiler?

Wenn jemand kein Heiler ist, dann wohl er.

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Also ich persönlich denke, dass der Laufstil sehr individuell ist. Ich würde einfach loslaufen und schauen, was Dir am leichtesten fällt.

Ich habe auch zur Zeit noch ein ordentliches Gewicht (, Größe 194 cm, 119,8 Kilo), und habe mit Rückfußlaufen überhaupt keine Probleme und komme flott voran. Berghoch laufe ich manchmal automatisch Vorfuß. Das ergibt sich einfach aus meiner individuellen Laufökonomie.

Wenn ich bei großen Trainingsumfängen manchmal Probleme habe, dann am Wadenansatz zur Achillessehne. Zwanghaftfes Vorfußlaufen wäre mit Sicherheit noch kontraproduktiver. Du müßtest das halt mal testen... das was ein paar Minuten geht, geht nicht automatisch auch 120 Minuten.

Schade wäre es, sich einen unnatürlichen Stil aufzuzwingen, den man zum Schluß nicht laufen kann.

Abgesehen davon denke ich, dass beim Laufen Deine Gewichte schnell purzeln ;-) So ist es bei mir auch.. habe vor 2 Wochen nochmal angefangen und auf der Waage geht's direkt abwärts. Also wird sich das Problem mit dem Gewicht bei regelmäßigen Training langsam relativieren.

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TwimThai hat geschrieben:Unendlich gering ist nicht gleich null... ;)

Gruß Twim (der jetzt an die Uni ins Mathe-Tutorium muss)
Da bist Du aber ganz schön nonstandardmäßig drauf. Aber wieso ist es dann ein Grenzfall?

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Hallo,
ich würde erstmal auch davon abraten, sich so auf den Fußaufsatz zu konzentrieren am Anfang.
Wichtiger scheint mir, gelegentlich mal darauf zu achten, dass die Schrittlänge nicht zu gross ist.
Ich persönlich laufe auch gelegentlich mit betontem Vorfußaufsatz: unwegsames Gelände, rutschiger Untergrund, deftige Steigung. Bei sehr langem Vorfußlaufen meldet sich aber in aller Regel meine Achillessehne zu Wort und bittet um Einhalt.
Dieses Problem ist durchaus real und wird mit höherem Körpergewicht und geringerem Training nicht harmloser.

Daher: immer wachsam sein und bei Problemen erstmal langsam machen oder doch mal den "bösen" Fersenstil (mit kurzen Schritten) probieren.

Meine Meinung (und Erfahrung).

Gruss, viel Freude und wenig Probleme beim Laufen
wünscht
Wolfgang
Gesperrt

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