Inzwischen sind seit dem Wettkampf zwei Tage vergangen. Da sieht man natürlich die ganze Sache ein wenig entspannter und auch die Bergsteiger-Lüge Nr. 7 „So schlimm wars gar nicht“ gewinnt immer mehr an Bedeutung. Insgesamt war der Wettkampf so wie erwartet: hart, aber schön. Für mich zudem noch mit ungewissem Ausgang: Werde ich überhaupt auf die Laufstrecke wechseln und falls ja, wie lange würde ich durchhalten? Seit Januar hatte ich in 15 Einheiten 91km zurückgelegt, da kann man nicht wirklich von einer optimalen Vorbereitung sprechen. Nichtsdestotrotz wollte ich starten, zum einen, weil ich zuerst dachte, dass man sich nicht abmelden könne, zum zweiten, weil ich die Abmeldefrist verpasst hatte, nachdem ich herausgefunden hatte, dass man sich doch hätte abmelden können und zum dritten, weil es beim Triathlon ja auch noch Schwimmen und Radfahren gibt.
Meine Aufregung vor dem Start war unglaublich. Die Tatsache, dass man schon mal eine Langdistanz gemacht hat, verliert in diesem Moment völlig an Bedeutung, zumindest bei mir. Mir war einfach nur schlecht. Um kurz nach neun ging ich schließlich ins Wasser und schwamm mich ein. Dann kamen die letzten Minuten vor dem Start und „Hells Bells“ ertönte. Mein Adrenalinspiegel war am Anschlag, kurz darauf wurde ich vom Startschuss erlöst. Ich kam ohne Gedränge gut weg, doch mein Wettkampfgeist hatte wohl den Startschuss verpasst. Relativ schnell schwamm ich eher locker als ambitioniert. Und das in meiner Paradedisziplin. Der Rest des Schwimmens verlief unspektakulär, ich rechnete mit einer Zeit von 38min. Meine Uhr wies jedoch eine Zeit von knapp 36min aus, als ich aus dem Wasser kam (entweder war die Strecke zu kurz oder ich habe kein Geschwindigkeitsgefühl mehr). In der Wechselzone ließ ich mir ein wenig Zeit und freute mich darüber, Olis Frau zu sehen. Dann ging es auf die Radstrecke. Als Minimalziel wollte ich die Zeit fahren, die ich in Roth auf der halben Strecke gefahren bin: 3:20h. Das würde vielleicht nicht ganz leicht werden, doch unmöglich erschien es mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Die ersten 10 flachen km hielt ich mich zurück, denn ich wusste, was noch auf mich zukam. Am liebsten hätte ich gleich richtig losgelegt – vielleicht hätte ich das tun sollen. Nach wenigen km kam Kathrin von hinten, sie war eine fabelhafte Zeit geschwommen – Glückwunsch noch mal an dieser Stelle, liebe Kathrin. Und dann kamen die Hügel, einer nach dem anderen. Oben am Schindelberg angekommen, freute ich mich auf die erste Abfahrt, ab da wollte ich loslegen. Doch auch beim Radfahren kam es mir die ganze Zeit so vor, als wäre mein Wettkampfgeist nicht bei mir. Irgendwie war nichts von meinem sonstigen Ehrgeiz auf dem Rad zu spüren, das kannte ich so nur vom Laufen. Ich habe sonst keine Erklärung, warum es überhaupt nicht lief, ich weiß nur, dass es nicht lief. Ich war sehr mit mir und meinen negativen Gedanken beschäftigt. Zwischendurch wurde ich aber immer aufgemuntert, vor allem die 14%-Anstieg in Gochsheim war der Hammer – ich sag nur Solarer Berg. Dort konnte man nur hochfliegen! Auf dem etwas längeren Flachstück zwischendrin schaffte ich es auch, meinen Schnitt ein wenig zu erhöhen, aber natürlich nicht mehr in dem Maße, dass noch eine vernünftige Zeit herausgekommen wäre. Zu allem Übermaß war von Anfang an auch noch meine Pulsuhr ausgefallen, was als „Zahlen-Daten-Fakten“-Mensch gar nicht so einfach ist. Nach 3:38h stieg ich vom Rad. Über diese Zeit war ich mehr als enttäuscht. Doch nun musste ich mich mit dem Laufen beschäftigen. In der Wechselzone zog ich gemütlich Socken und Laufschuhe an und schmierte mir sogar noch Vaseline an die Arme. Ein junges Mädchen fächerte mir die ganze Zeit zu. Dann nahm ich noch einen Schluck Red Bull zu mir und lief los. Einen Plan hatte ich nicht, Erwartungen allerdings auch keine. Durchlaufen bzw. überhaupt ins Ziel kommen wäre super. Mein Bein hatte schon beim Radfahren ein wenig geschmerzt, doch es war noch erträglich. An der ersten Verpflegungsstelle hielt ich an und trank Cola. Im gleichen Moment beschloss ich allerdings, nach jeder Verpflegungsstelle sofort wieder loszulaufen, denn eine längere Zeit gehen wollte ich auf keinen Fall! Und das zog ich über die gesamte Laufstrecke auch durch. Etwa bei km4 überlegte ich kurz, ob ich nicht vielleicht doch besser aufhören sollte und im gleichen Moment wusste ich, dass das Ding zu Ende laufen würde, wenn ich erst mal auf die zweite Runde eingebogen war. Ich beschloss, meinen Kopf auszuschalten und nur noch „immer weiter laufen“ zu denken. Etwa zu diesem Zeitpunkt kam ein guter Freund von hinten und munterte mich zusätzlich auf. Kurze Zeit später freute Oli sich, dass ich immer noch laufen würde. Er meinte dann zu mir, dass es Kathrin auch schlecht gehen würde. Und ich fragte ihn, was hier auch hieße. Mental ging es mir super, was eine total neue Erfahrung für mich beim Laufen war. Auf der zweiten Runde stand dann plötzlich meine Freundin am Straßenrand, worüber ich mich natürlich sehr freute. Ich stammelte ihr gegenüber irgendwas von: 8km hab ich schon hinter mir, die 12km schaffe ich auch noch. Sie bestätigte mir, dass ich noch gut aussehen würde. Dann überlegte ich mir, dass ich zwar noch nicht die Hälfte der Laufstrecke hinter mir hatte, doch insgesamt das Meiste schon geschafft hatte. Auch auf der zweiten und dritten Runde behielt ich meine Taktik bei, nur an der Verpflegungsstelle kurz zu gehen, auf der dritten Runde lief ich an zwei sogar vorbei. Zu Beginn der dritten Runde meinte ich nur zu meiner Freundin: „Aufhören wäre jetzt auch blöd.“ Unterwegs munterte ich noch ein paar andere Läufer auf und machte Witze. Ich glaube, wenn ich mal keinen Humor mehr habe, dann sollte man sich ernsthafte Sorgen machen. Denn dass die dritte Runde bei so wenig Training kein Zuckerschlecken mehr war, dürfte auch jedem klar sein. Trotzdem verging auch diese Runde irgendwie und ich kam nach 7:02h ins Ziel. Dort wartete Kathrin schon auf mich und nahm mich in Arm. Das war sehr schön. Die anderen Foris waren auch alle im Zielbereich, kurze Zeit später kam auch Matthias ins Ziel und wir saßen alle noch eine kurze Weile zusammen. Bei Oli wurde später die ganze Sache noch ein wenig extensiviert.
Fazit Nr. 1: Mit der Radstrecke habe ich noch eine Rechnung offen!
Fazit Nr. 2: Keine Magenprobleme!!! Darüber habe ich mich am meisten gefreut.
Fazit Nr. 3: Keine mentalen Probleme beim Laufen! Das kannte ich bisher auch nicht.
Die positiven Fazite überwiegen also und insgesamt bleibt zu sagen: „So schlimm wars gar nicht!“
Mein Kraichgau-Triathlon über die Mitteldistanz
1Viele Grüße
Sandra
Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer. SENECA
Sandra
Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer. SENECA