Hallo,
ich habe am Samstag den TDS (Sur les Traces des Ducs de Savoie) am Mont Blanc nach 81,4 Kilometern und 16,5 Stunden abgebrochen. Die Eindrücke dieses Laufes möchte ich aber niemandem vorenthalten und habe eine Video- / Fotocollage zusammengestellt. Da ich zum Ende ziemlich erledigt war, habe ich den Abbruch auch nicht mehr aufgenommen, da hatte ich andere Prioritäten.
Ab und zu sind die Videoteile ordentlich verwackelt, ich bitte dies zu entschuldigen. Und wenn ich zwischendurch Schwachsinn oder undeutlich rede, dann gehört das mit dazu
Laufdaten
Der "Lauf" geht über 105km mit 6.700 positive Höhenmetern (die man natürlich auch wieder runter muss) und ist neben dem CCC der zweite kleine Bruder vom eigentlichen UTMB (Ultra-Trail du Mont-Blanc). Dieses Jahr wurde er zum ersten mal ausgetragen. Der Startpunkt ist in Chamonix (Frankreich), das Ziel ist Courmayeur (Italien). Die Strecke ist ähnlich der ersten Hälfte des UTMB, macht jedoch größere Bögen.
Ausrüstung
Es gibt wie zu jedem der UTMB-Läufe eine mitzuführende Pflichtausrüstung, die ich zuerst verteufelt, aber schließlich fast vollständig benötigt habe. Dazu gehören:
* persönlicher Trinkbecher von mindestens 15 cl
* eine Wasserflasche von mindestens 1 Liter
* zwei gute Lampen mit Ersatzbatterien
* Überlebensdecke
- Pfeife
- adhäsive elastische Binde für einen Notverband (minimum 80cm x 3cm)
* Verpflegung
* wasserundurchlässige Jacke für den Fall von Schlechtwetter im Gebirge
* Hose oder Stumpfhose (mindestens eine knielange Hose)
* Schirmmütze oder Stirnband.
Die mit dem * statt - habe ich tatsächlich gebraucht. Zusätzlich habe ich Handschuhe und Teleskop-Stöcke dabei gehabt, die auch dringend empfohlen werden, aber nicht zur Pflichtausrüstung gehören. Dann noch die Knipse, Sonnencrème, Vaseline, ein langes, dickeres Shirt und Musik. Sonnencrème sollte meiner Meinung nach sogar zur Pflichtausrüstung gehören, ist bisher nur eine Empfehlung.
Für die Stöcke habe ich mir im Vorfeld eine Halterung an den Rucksack genäht, die ich auch jedem empfehlen möchte, der mal Stöcke mitnehmen muss. Dazu habe ich mir an einer Seite unten zwei Gummilaschen angenäht, in die ich die Spitzen der Stöcke stecken konnte. Die Griffe der Stöcke habe ich am Schultergurt mit einem Verschluss gesichert, so wie man ihn z.B. beim Brustgurt findet. Genau genommen, habe ich den Brustgurt abgemacht und am Schultergurt wieder festgenäht. So konnte ich die Stöcke einfach nach Lösen des Verschlusses am Schultergurt entnehmen und schnell wieder verpacken. Hände frei ist super, wenn's schnell gehen muss. Die Entnahme dauert dann ungefähr 2 Sekunden, das Einpacken etwa 5. Plus Aus- bzw. Einfahren der Stöcke.
Ich habe mir mit Fixomull Strech in 15cm Breite den Rücken dort abgeklebt, wo der Rucksack aufliegt. Nach dem Lauf in der Dusche habe ich niemanden gesehen, der dort nicht wund gescheuert war - außer mir. Hat sich auch nicht abgelöst und der Schmerz beim Abziehen war kaum spürbar. War ja auch ein Hohn im Vergleich zu dem, was vorher so passiert war
Gamaschen wollte ich keine tragen, stattdessen habe ich je zwei breite Streifen innen und außen von dem Fixomull von Schuh zu Socken geklebt. Ich habe dabei die Ferse halb aus dem Schuh gehoben, damit ich ein bisschen Spiel habe und nicht durch den Zug und die Bewegung das Zeug wieder abreiße. Hat sich trotzdem irgendwann gelöst - wahrscheinlich vom Staub oder sonstwas. Steine habe ich trotzdem nur ein mal im Schuh gehabt. Wahrscheinlich weil es trocken war, da nimmt man weniger mit dem Schuh in die Höhe.
Mütze: ich hasse Mützen. Stehen mir nicht, finde ich unbequem, machen meine abstehenden Ohren noch deutlicher usw. Aber ich habe diese Mütze mit Nackenschutz lieben gelernt.
Verpflegung
Camelbag mit 1 Liter Wasser und 5 Mineraltabletten drin (Biolectra Sport). Eigentlich hätte ich Frubiase Sport reingetan, aber mein Apotheker fragte mich, was ich denn mit den Vitaminen da drin wolle. Die könne ich unterwegs eh nicht mehr gebrauchen. Was dann nicht schon drin ist, kommt zu spät. Klang logisch. Mehr wollte ich nicht rein tun, da ich den Körper nicht zu doll belasten wollte. Alles, was ich zu konzentriert zu mir nehme, muss er ja wieder so viel verdünnen, bis das osmotische Gleichgewicht herrscht - sprich, das Verhältnis von Salzen zu Wasser dem Körper gleicht. Ab und zu einen Schluck getrunken, hat bis km 67 gereicht.
Vorne in der Trinkflasche habe ich etwa 500ml Wasser mit Sirup gemischt. Waldmeister. Das ist viel Zucker und den konnte ich gut gebrauchen. Ich habe auch 250ml Sirup mitgeschleppt, den ich dann beim Nachfüllen immer beigemischt habe. Der hat auch bis km 67 gehalten. Ausserdem trinke ich das süße Zeug drei mal mehr, als Wasser pur. Also 1. Energienachschub und 2. mehr Wasseraufnahme.
Als Unterwegsfutter habe ich mir Griespudding aus dem Tetra Pack in zwei wiederbefüllbare Tuben (je ca. 250ml) abgefüllt. Den habe ich mir ab und zu bei Verpflegungsstellen zusätzlich reingezogen, da mir das Zeug nicht so schwer im Magen liegt, wie z.B. eine Banane und dazu noch schnell verfügbar ist. Ist ja aus Weizen und recht kurzkettig. Breikram bekomme ich unter Belastung besser runter als feste Nahrung.
Vorbereitung
Ich habe keine extrem langen Läufe gemacht. Ich habe meine normalen Strecken einfach öfter gemacht. Also irgendwas zwischen 15 und 28km. Also knapp über 2 Stunden höchstens, eher drunter. Maximale Wochenkilometer waren etwa 120. Die habe ich immer zügig gemacht (wie sonst auch) und versucht, möglichst die Teilstrecken einzubauen, die am wenigsten zum Laufen einladen. Z.B. haben wir eine Straße, die etwa 1,6 km mit 10% Steigung hat. Die bin ich schon mal drei Stunden am Stück hoch und runter gelaufen.
Es gibt auch eine Stelle im Wald, an der an einem Hügel Baumstämme quer zum Hang liegen. etwa 30 oder 40 Stück. Diese Baumstämme bin ich immer hoch und runter gelaufen - mal mit Stöcken, mal ohne. Das war meine einzige Möglichkeit etwas zu trainieren, wobei ich den Fuß über Kniehöhe heben musste.
Ich habe eine Klimmzugstange im Türrahmen. Da wo immer die Kleiderbügel dran hängen. Da habe ich mir ein Theraband doppelt drumgeschlagen und immer nach unten gezogen. Also die gleiche Bewegung, die ich mit den Stöcken beim Abstützen machen. Hätte ich mal besser mehr gemacht, war nämlich nicht genug. Die Arme waren ok, aber der Rücken hat geschwächelt.
Fazit
Ich bin noch nie sowas hartes gelaufen und ziehe vor allen den Hut, die dort irgendwas finishen. Von Laufen kann aber eigentlich gar nicht die Rede sein, da bestimmt 60% auf Gehen und halbwegs Klettern fallen...
Dass ich abgebrochen habe, werde ich als einen Erfolg, da ich mehr denn je zuvor an meine Grenzen gestoßen bin - und solche Grenzen erfahre ich nicht oft. Ich denke aber, dass es alleine am Sonnenbrand gelegen hat, da mir zwar die Beine weh tun, aber ich sonst keine Nachwehen habe. Ich kann meine Arme nicht ausstrecken, weil die Haut an den Schultern spannt. Eine Hose anzuziehen ist momentan auch kein Spaß. Ich bin eh schon blass. Deshalb kam mir auch unterwegs das Bild vom "Käse in der Mikrowelle" in den Sinn
Mein besonderer Dank geht an Andreas Cordt, mit dem ich ein paar grandiose Tage erlebt habe. Er hat mich mit dem Auto mitgenommen, wir haben gemeinsam gezeltet und ich habe eine Menge Spaß gehabt. Merci
So. Genug Gelaber, hier die Videos (musste sie aufteilen, weil zu lang für YouTube):
Nummer 1
Nummer 2
Das dritte ist auf dem Weg.
Zum Video noch meine Durchgangszeiten:
Live Trail - The North Face® Ultra-Trail® Sur les Traces des Ducs de Savoie
Ich wünsche Euch viel Spaß, mir beim Leiden zuzusehen
Gruß,
Guido
P.S.: neue Vokabeln:
le bruillard - der Nebel
le coup de soleil - der Sonnenbrand
Käse in der Mikrowelle: Ultra-Trail du Mont-Blanc 2009, TDS
1Am 22. April 2017 in Wuppertal Zuckerspiel (10/21)
Am 6. Mai 2017 zwischen Wupper und Ruhr WHEW100 Ultramarathon (100km + Staffeln, 10km, 5km)
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