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Mentale Stärke im Marathon - wie????

Mentale Stärke im Marathon - wie????

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Wie schaffe ich es, mich während des Marathons über schlechte Phasen durchzusetzen?

Beim Marathon-Debüt in HH habe ich bei km 29 entnervt aufgegeben, weil an dem Tag der Magen rebelliert hat und es einfach von Anfang wirklich gar nichts geklappt hat.

Vor einer Woche sollte in Amsterdam die Revanche kommen, laut Trainingsleistungen hätte ich die 4-Std. Marke auf alle Fälle knacken können. Weil aber die Wochen davor aufgrund der Doppelbelastung Training und Arbeit eigentlich immer schlimmer geworden sind und ich ein unendliches Schlaf-Defizit hatte, erst Samstag abend nach Amsterdam fahren konnte, Sonntag morgen noch die Startunterlagen schnell abholen musste - sprich, es lief alles in einem irrsinns Tempo ab - bin ich bei km 20 so müde und ausgebrannt gewesen, dass ich erstmal eine Runde hätte schlafen können. Obwohl die Zwischenzeiten eigentlich noch im Rahmen gelegen haben, ist der Frust hochgekommen, dass der Körper wieder am Tag X nicht richtig fit gewesen ist. Also bin ich den Rest der Strecke gelaufen/gegangen. Dementsprechend habe ich auch die Zielliene viel später überquert als ich es im 'Normalfall' getan hätte. Statt einer echten Revanche für HH ist es daher nur zu einer halben geworden. Teilziel Marathon erreicht ist geschafft, aber die Zeit nagt schon gewaltig.

Wie kann man sich durch solche Situationen hinweghangeln, wenn man schon auf der ersten Hälfte der Strecke merkt, dass das mit dem festgesteckten Ziel nicht so recht was wird? Im Nachhinein wäre es alles viel einfacher gewesen und ich habe viel zu früh kapituliert. Training bringt Spaß, klappt auch alles gut, aber in der Situation bin ich so wütend geworden, dass ich kurz davor gestanden hatte alles wieder hinzuschmeißen - ging bei Amsterdam zum Glück nicht, da muss man durch, auf Gedeih und Verderb.

Über ein paar Tipps würde ich mich freuen.

Super_freddy

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Hey,

eigentlich hast Du doch schon selbst geschrieben warum Deine Revanche nicht geglückt ist. Für mich hört es sich weniger nach einem mentalen Problem an als mehr nach einem physiologischen.
Wenn Du und davon gehe ich aus, ordentlich trainiert hast, aber Deine Müdigkeit etc Dir einen Strich durch das Erreichen Deiner Ziele macht, dann hast Du doch wohl weniger ein Problem mit Deiner mentalen Stärke.
Für Läufer (ich gehöre auch dazu), bei denen Ankommen als oberstes Ziel auf dem Plan steht und nicht, ob ich nun (auch wenn man das selber gerne anders hätte und sich anders wünscht) in der oder der Zeit finishe, ist eine optimale Vorbereitung (Training UND Erholung unmittelbar vor dem Wettkampf) unverzichtbar.
Mit ständigem Schlafmangel, Doppelbelastung durch den Beruf und so einer knappen Anreise ist es für jeden fast unmöglich seine Ziele zu erreichen.
Auch Haile würde unter solchen Bedingungen nicht mal eben eine Weltklassezeit hinlegen.

Sei wirklich dessen bewusst, dass ein Marathon kein Sonntagsspaziergang ist, sondern eine Grenzerfahrungen, eine echte Herausforderung. Es war Dein 2. Versuch, also bist Du quasi noch blutiger Anfänger, da geht es mehr ums sichere Durchkommen als ums finishen in einer bestimmten Zeit.

Optimiere Deine Vorbereitung, vorallem die unmittelbare, und Du wirst sehen, dass es Dir Dein Körper danken wird.
Andersherum, wenn Du nicht die Möglichkeit hast Dich "ruhiger" vorzubereiten, stell Dir die Frage, ob es unbedingt ein Marathon sein muss (zumindest mit Deinen Zeitansprüchen).

Manchmal lassen sich Wünsche und Realität nicht vereinbaren. Realistische Ziele lassen sich aber erarbeiten!

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Hi,
absolute Zustimmung zur Pferdelunge.
Was willst Du mit der mentalen Stärke erreichen?
Dich komplett im Marathon abzuschiessen?
Ich würde an Deiner Stelle eher überlegen mich auf 10km bis HM zu spezialisieren, ist weniger Stress im Training und nen 10er kann man auch mal im Halbschlaf laufen ohne sich zu schaden.
Irgendwann die Tage kam ein interessanter Bericht über das signifikant höhere Herzinfarktsrisiko bei Menschen mit beruflichem UND kombiniert sportlichem Stress.
Wenn das Training als Ausgleich läuft, und man vor dem M. etwas relaxen kann, geht das gut. Wenn man aber schon die Trainingseinheiten "schlabbern" muss, und dann gehetzt zum Lauf kommt, ist das weder erholsam noch sinnvoll und irgendwelche Zeiten erreichst Du damit nie.

Bis dann,
Ralf Schmidt

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Oder im Urlaub laufen? Ist das nicht überhaupt das beste? Drei Wochen freinehmen, davon eine Woche noch hart trainieren, dann eine Woche Tapering, noch ein paar Tage die Beine hochlegen und ordentlich durchschlafen, und am letzten Wochenende der Ferien dann gut trainiert und gut erholt den Marathon genießen ...
Wer spricht von siegen? Übersteh'n ist alles.

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super_freddy hat geschrieben:Wie schaffe ich es, mich während des Marathons über schlechte Phasen durchzusetzen?Training bringt Spaß, klappt auch alles gut, aber in der Situation bin ich so wütend geworden, dass ich kurz davor gestanden hatte alles wieder hinzuschmeißen - ging bei Amsterdam zum Glück nicht, da muss man durch, auf Gedeih und Verderb.
Klingt ganz danach, als ob Du eine gute Lektion "fürs Leben" gelernt hättest. Ich finde, das klingt so, als ob das "Projekt Marathon" erfoglreich gewesen ist.

"Super"-Freddy ist mehr als "super" genug, auch wenn es beim Teilziel "finishen" blieb! Sei zufrieden…
Unter 4 Stunden zu bleiben ist dann in einem der nächsten Versuche dem noch_superer_freddy vorbehalten!

Und nagende Niederlagen (der eigenen Bewertung nach) sind gute Motivatoren… *fiesgrins*

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Du hast ja gleich schon einen Packen an "Ausreden" aufgelistet, warum es im Vorfeld nicht optimal war...Aber die Doppelbelastung Arbeit Training verstehe ich nicht so ganz...
Sind alle Marathonläufer arbeitslos? :confused:
Ich nicht..und ich laufe auch Marathon :D

Dass es auf den 42KM häufiger mal "gemein" wird bestreite ich nicht und das ist auch schlimm und anstrengend und nervig und und und

Mir hilft es immer, mir vorzustellen, was man danach alles leckeres futtern kann, dass man stolz auch sich sein kann und wie schön es ist, ins Ziel zu kommen...

Und das Gehirn auf Standby stellen ist auch ne gute Taktik..einfach nur bei sich sein uns alles drum rum ausblenden :winken:

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Trochaeus hat geschrieben:Oder im Urlaub laufen? Ist das nicht überhaupt das beste? Drei Wochen freinehmen, davon eine Woche noch hart trainieren, dann eine Woche Tapering, noch ein paar Tage die Beine hochlegen und ordentlich durchschlafen, und am letzten Wochenende der Ferien dann gut trainiert und gut erholt den Marathon genießen ...
und vor dem Urlaub? :confused:

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Muss man denn so eine alte Torte aus dem Keller holen? :zwinker5:
super_freddys letzte Aktivität: 29.10.2009 14:51.

Knippi

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Es mag ja mental stärkere und weniger starke Läufer geben. Aber meine Erfahrung im Laufe der Jahre ist, daß ich im Kopf (bei welchem Rennen auch immer) stark war, wenn ich an der Startlinie stand und wusste, daß ich gut bis sehr gut trainiert habe und in den Tagen vor dem Lauf ordentlich geschlafen und gegessen und getrunken habe. War dem nicht so, dann sind mir die eventuellen Schwächeperioden im Lauf natürlich auch schwerer gefallen.

Außerdem hilft mir, daß ich möglichst viele Volksläufe ins Training einbaue, damit der "wichtigere" Wettkampf nichts Besonderes oder Ungewöhnliches mehr ist. Ich nehme mir damit in keinster Weise die Freude an einem Marathon oder an welchem Lauf auch immer, aber ich kann damit einen guten Teil der Nervosität loswerden. Dazu gehört z. B. auch, mal einen Marathon nicht in vollem Tempo zu laufen. Darüber habe ich die "Angst" vor der Distanz verloren (nicht den Respekt!).

Des weiteren würde ich mich von allen Varianten von Ausreden trennen. Wenn man nicht gut genug vorbereitet ist, dann tritt man am besten gar nicht an oder schraubt die Erwartungen vorher runter. Finde ich nicht problematisch. Ich laufe bei weitem nicht alle Volksläufe bei vollem Tempo. Und von der Möglichkeit des Aussteigens solltest Du Dich so weit wie möglich trennen. Klar, wenn es die Gesundheit nicht erlaubt, dann solltest Du nicht weiterlaufen. Aber sonst sollte man ein Rennen immer beenden. Ich hab wirklich Glück, ich musste in knapp 10 Jahren noch keinen Lauf vorzeitig abbrechen. Ich vergleiche das immer mit einer Einstiegsdroge. Wenn man damit mal angefangen hat, dann kann man vermutlich nur schwer wieder damit aufhören. Könnte ich mir jedenfalls vorstellen. Bin drogenfrei durchs Leben gekommen :-)

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hardlooper hat geschrieben:Muss man denn so eine alte Torte aus dem Keller holen? :zwinker5: ...super_freddys letzte Aktivität: 29.10.2009 14:51...
Jetzt hat es bei mir auch geschnackelt. Beinahe hätte ich angebissen und von der Torte gekostet, bin dann aber in den eigenen Keller gestiegen und reibe mir nach reichlichem Genuss einer Schoko-Mandel-Nuss behaglich die Plautze.
Grüße von der Baltischen See! Laufen/Wandern barfuß erleben - Zu Fuß - am besten barfuß - hält die Seele Schritt.
Je länger die Strecke, desto unbedeutender die Zeit, da allein die Streckenbewältigung zur eigenen Leistung wird.
:)
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