Es könnte auch eher Teil von Halls Selbstvermarktungsstrategie sein. Außerdem läuft seine Frau ja häufiger solche Distanzen, da bietet sich das ja an, auch mal mitzulaufen und Antrittsgeld zu kassieren. Also die Motivation wäre dann: Schadet nicht, nützt nicht, aber bringt Geld. Vielleicht war es auch Gottes Auftrag.alsterrunner hat geschrieben: Ok, so hat es eher was für sich. Gleichwohl: Beides zusammen funktioniert nicht. Als Versuch, ob das "mal eben so", eben aus der kalten Hose heraus klappt: Meinetwegen. Als ernsthafter Versuch, jetzt nochmal Tempo zuzulegen: Nonsens.
Canova schreibt das schon seit Jahren, und er hat imo recht. Es liegt auch nicht an der reinen 10k Zeit, sondern an der Belastungsfähigkeit. Die jüngeren Läufer können im Schnitt wahrscheinlich das intensivere Training vertragen.alsterrunner hat geschrieben: Canova hat im Boston-Marathon-Thread neulich die interessante These aufgestellt, dass die neuen Fabelzeiten dadurch zu Stande kommen, dass die Leute nicht Marathon als post-10K-Highlight begreifen würden, sondern vielmehr auf der Spitze ihrer 10K-Leistungsfähigkeit Marathon laufen würden (da stand was von, dass die Leute Marathon laufen sollen, wenn sie noch 26:45 laufen können und nicht "erst", wenn sie "nur noch" 27 laufen würden - die lahmen Enten).
Man kann auf diesem Niveau nie für zwei so weit auseinander liegende Distanzen wie Meile und Marathon gleichzeitig In Topform sein. Und es gibt große Unterschiede, was das mögliche Spektrum an super Zeiten angeht ... es gibt immer mal wieder Leute, die von 800 - 10000 m Topzeiten laufen: Aouita und Webb haben das bewiesen, bei Athleten wie Coe damals oder heute Asbel Kiprop vermute ich auch, dass die ein solches Spektrum hatten bzw haben oder erreichen könnten. Die Vielseitigen sind wohl die Typen, die über die Jahre nahezu beliebig weit hochwechseln können, wie z. B. auch Haile. Viele andere Läufer sind eher Spezialisten. Das ergibt sich wahrscheinlich durch die Kombination von entsprechendem Talent und Training.alsterrunner hat geschrieben: Wie auch immer - die Meile würde ich für unvereinbar halten mit Marathon. Solinsky zeigt gerade, dass super Unterdistanzzeiten sich durchaus mit killer-10K-Zeiten vertragen (3:35 für 1500, meine ich) - oder sich gar bedingen... aber Meile und Marathon? Uff...
Bei Haile und Bekele denke ich, dass sie auf der Höhe ihrer Leistungsfähigkeit über 10000 m auch noch Superzeiten über die 1500 drauf hatten, gerade bei Bekele ist das angesichts der letzten 1600m im 5000m Lauf von Peking eigentlich offensichtlich - die waren iirc etwas schneller als die Straßenmeile von Ryan Hall.
Wenn du Haile heute gegen Hall über 1500m antreten lässt, sieht Hall wahrscheinlich immer noch nur die Rücklichter, weil Hailes 3:31 aus der Halle auch einige Jahre später noch etwas wert sein dürften - Halls 1500m Bestzeit ist 3'42 und auch schon was her.
Stanford 2010 war ja mit Solinskys 26'59 auch schon ein Knaller und auch ein Rennen mit einer hohen Leistungsdichte. In den USA hat sich einiges getan, die knüppeln jetzt wohl nicht mehr ganz so viel im Collegesport sondern setzten auf eine passendere Mischung aus Umfang und Intensität und dadurch steigt das Niveau wieder. Es gibt einfach auch eine große Zahl hauptamtlicher Trainer, wovon doch einige richtig gut sind.alsterrunner hat geschrieben: Kann ich tatsächlich überhaupt nichts zu sagen. Ich hab nicht die leiseste Ahnung. Mir war Hall kaum ein Begriff vor dem Boston Marathon - ich interessier mich allgemein (scheinbar viel zu) wenig für die amerikanische Laufszene. Spätestens nach Stanford dieses Jahr muss ich das wohl gründlich ändern. Ich *hätte* gesagt, er ist gedopt, wenn er da jetzt aus dem nichts heraus eine super Zeit rausgehauen hätte (die sub-4-Mile, etwa... bzw. eher unter 3:55). Aber so... keine Ahnung. Außer der Gott-Nummer (ohne das despektierlich zu meinen) weiß man wenig über sein Training, oder?
Hall ist schon lange einer der konsistentensten Marathonläufer - da meist mehrere Afrikaner vor ihm sind, bekommt man das nicht so mit. Er landet aber bei den ganz großen Marathons immer unter den Top10 und oft unter den Top5. 2007 AR im HM mit 59'43, 2008 die 2:06 in London ... also schon seit einigen Jahren in der absoluten Weltspitze.
Vom Training weiß ich fast nur, dass er auch verdammt lange schnelle Läufe macht - das hat er mit vielen Top-Afrikanern gemeinsam. Und er macht recht viel in der Höhe wie die meisten Topläufer. Noch eins: Seine HMs ergeben in der direkten Marathonvorbverietung oft eher lausige Zeiten - im Marathon lässt er es aber krachen. Wanjiru hat aber auch schon solche Kombinationen gezeigt, dass ist nicht so ungewöhnlich.
Zum Doping: Mir ist Hall genauso viel oder wenig verdächtig wie Geoffrey Mutai oder Jan Fitschen. Bin mir jedenfalls sicher, dass die deutschen Langstreckler nicht so langsam sind, weil sie clean sind und alle anderen dopen. Sondern ich vermute, dass massenweise Ostafrikaner und auch recht viele Amerikaner clean schneller sind als die aktuelle deutsche Langstreckenspitze - selbst wenn diese dopen sollten.
Gruß
C.