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Die Fabel vom Drachentyrannen: Eine Analogie zur heutigen Gesellschaft

Die Fabel vom Drachentyrannen: Eine Analogie zur heutigen Gesellschaft

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Liebe Community!

Ich würde gerne meine größte Motivation mit euch teilen: Die Fabel des Drachentyrannen in ihrer moralischen Aussage ;)

Ich bin sehr gespannt, ob ihr diese als genauso positiv und motivierend bewertet wie ich das tue ;)

Hoffe es wird so manchem hiermit die Augen geöffnet.

Aaalso, lange rede kurzer Sinn, hier die Fabel.

Liebe Grüße von Titus


Die Fabel vom Drachentyrannen


Es war einmal zu einer Zeit, als der Planet von einem riesigen Drachen tyrannisiert wurde. Der Drache war größer als jede Kathedrale und von dicken, schwarzen Schuppen bedeckt. Seine Augen leuchteten rot vor Hass, und aus seinem Maul floss ein unaufhörlicher Strom von übel riechendem, gelblich grünem Schleim. Er verlangte von der Menschheit einen furcht einflößenden Tribut: Um seinen enormen Appetit zu stillen mussten jeden Abend bei Beginn der Dunkelheit zehntausend Männer und Frauen zum Fuße des Berges, den er bewohnte, gebracht werden. Manchmal fraß der Drache diese unglücklichen Seelen direkt bei ihrer Ankunft, manchmal aber sperrte er sie in dem Berg ein, wo sie für Monate oder Jahre verkümmerten, bevor sie dann letztendlich verzehrt wurden.

Das Elend das der Drachen-Tyrann verursachte war unermesslich. Zusätzlich zu den Zehntausend, die jeden Tagen auf grauenvolle Art abgeschlachtet wurden, blieben Mütter, Väter, Ehefrauen und Ehemänner, Kinder und Freunde zurück und mussten den Verlust ihrer verstorbenen Angehörigen betrauern.

Manche Menschen versuchten den Drachen zu bekämpfen, aber es war schwer zu beurteilen ob sie mutig oder eher töricht waren. Priester und Zauberer beschworen Flüche, aber es nütze nichts. Krieger, bewaffnet mit rasender Wut und den besten Waffen die die Schmiede herstellen konnten, griffen ihn an, wurden aber von seinem Feuer verbrannt, bevor sie nahe genug herankamen um zuzuschlagen. Chemiker bereiteten giftiges Gebräu und überlisteten ihn dazu es zu trinken, aber der einzige ersichtliche Effekt war seinen Appetit noch weiter zu steigern. Die Klauen, Kiefer und das Feuer des Drachens waren so wirksam, seine schuppige Panzerung so undurchdringlich, und seine gesamte Beschaffenheit so robust, dass er jedem menschlichen Angriff gegenüber unverwundbar war.

Da sie sich eingestehen mussten dass der Tyrann unbesiegbar war, blieb den Menschen nichts anderes übrig als seinen Befehlen zu gehorchen und den grausigen Tribut zu zahlen. Die gewählten Opfer waren stets Ältere. Obwohl sie in Elan, Gesundheit und erst recht Weisheit den Jüngeren in nichts nachstanden, so hatten sie sich doch, nach allgemeiner Ansicht, wenigstens einiger Jahrzehnte des Lebens erfreuen können. Mochten die Wohlhabenden sich noch eine Galgenfrist erkaufen und die Henkertruppen bestechen, so war doch - dem Grundgesetz folgend - niemand, nicht einmal der König, ihrer auf Dauer gefeit.

Spirituelle Menschen versuchten die zu trösten, die Angst davor hatten, von dem Drachen gefressen zu werden (was beinahe jeder war, obwohl die meisten dies in der Öffentlichkeit verneinten), indem sie ihnen ein Leben nach dem Tod, ein Leben ohne die Geißel des Drachens, versprachen. Andere Redner argumentierten, dass der Drachen seinen Platz in der natürlichen Ordnung und ein Recht, gefüttert zu werden, habe. Sie sagten, es sei ein Teil der eigentlichen Natur des Menschseins im Magen des Drachens zu enden. Wieder andere verfochten die Ansicht, der Drache sei gut für die menschliche Spezies weil er die Bevölkerungsgröße unter Kontrolle hielt. In wieweit diese Argumente die besorgten Seelen überzeugte ist nicht bekannt. Die meisten Leute kamen damit zurecht, nicht über das düstere Ende, das sie erwartete, nachzudenken.

Dieser verzweifelte Zustand hielt für viele Jahrhunderte an. Niemand zählte mehr die gesamte Zahl der Toten, oder gar die Anzahl der Tränen der beraubten Angehörigen. Die Erwartungen hatten sich langsam angepasst und der Drachentyrann war eine normale Lebenstatsache geworden. Im Angesicht der offensichtlichen Nutzlosigkeit des Widerstands hatten die Versuche den Drachen zu töten aufgehört. Stattdessen richteten sich die Anstrengungen darauf ihn zu besänftigen. Auch wenn der Drache gelegentlich die Städte angriff, konnten diese Einfälle durch eine pünktliche Lieferung des fälligen Pensums an Leben zum Berg doch eingeschränkt werden.

Weil sie wussten, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sie an der Reihe waren Drachenfutter zu werden, begannen die Menschen früher und früher Kinder zu bekommen. Es war nicht selten, dass ein Mädchen schon mit 16 Jahren schwanger wurde. Oft bekamen Paare ein ganzes Duzend Kinder. Die menschliche Bevölkerung konnte so nicht schrumpfen, und der Drache nicht hungrig werden.

Über den Zeitraum dieser Jahrhunderte wurde der gut gefütterte Drache langsam aber stetig größer. Er war so groß geworden wie der Berg auf dem er lebte, und genauso groß war auch sein Appetit geworden. Zehntausend Menschen waren längst nicht mehr genug um seinen Bauch zu füllen. Er verlangte nun achtzigtausend, die jeden Abend, bei Beginn der Dunkelheit, zum Fuße des Berges geliefert werden mussten.

Worüber der König sich mehr sorgte als die Toten und den Drachen, war das Sammeln und der Transport so vieler Menschen zum Berg, jeden Tag.
Das war keine einfache Aufgabe.

Um die Logistik möglichst einfach zu halten, ließ er eine Eisenbahnstrecke verlegen: zwei gerade Linien glänzenden Stahls, zur Stätte es Drachens führend.
Alle zwanzig Minuten würde ein voll bepackter Zug an der Bergstation eintreffen, und leer zurückkehren. Und in monderfüllten Nächten hätten die Passagiere, wären da Fenster gewesen, aus denen sie ihre Köpfe recken hätten können, die doppelte Silhouette des Drachens und des Berges sehen können, mit zwei glühenden roten Augen, den Strahlen eines riesigen Leuchtturms gleich, den Weg in die Vernichtung weisend.

Der König ließ Diener in großen Mengen einstellen um den Tribut zu liefern. Notare führten Buch, wer an die Reihe kommen sollte. Menschentreiber mit eigenen Wagen wurden entsandt, die gewählten Bürger aufzusammeln. Oftmals mit halsbrecherischer Geschwindigkeit lieferten sie ihre Fracht entweder zum nächsten Bahnhof oder direkt am Berg ab. Beamte zahlten Pensionsansprüche an geschwächte Familien, die sich nicht mehr selbst versorgen konnten. Betreuer standen den Schicksalsgeweihten mit Trost und Arznei auf ihrer letzen Fahrt zur Seite.

Da war außerdem noch ein Kader von Drachologen, die erforschten wie die Logistik effizienter gestaltet werden könnte.
Manche Drachologen tätigten Studien zur Physiologie und dem Verhalten des Drachen, und sammelten Proben - abgefallene Schuppen, den Schleim der aus seinem Maul tropfte, seine ausgefallenen Zähne, und seine Exkremente die mit Fragmenten menschlicher Knochen gespickt waren.
All diese Gegenstände wurden sorgfältig dokumentiert und archiviert. Je mehr man das Ungeheuer verstand, desto mehr wurde die allgemeine Vorstellung seiner Unbesiegbarkeit bestätigt. Seine schwarzen Schuppen im einzelnen, waren härter als jedes dem Menschen bekannte Material, und es schien als gäbe es keine Möglichkeit auch nur einen Kratzer in seine Panzerung zu machen.

Um all das zu finanzieren erhob der König hohe Steuern von seinem Volk, drachenbezogene Ausgaben, die bereits ein siebtel der wirtschaftlichen Produktion einnahmen, wuchsen gar schneller als der Drache selbst.

Die Menschheit ist eine neugierige Spezies. Ab und zu hat jemand eine gute Idee. Andere übernehmen diese Idee und fügen ihre eigenen Verbesserungen hinzu. So werden manch erstaunliche Werkzeuge und Systeme entwickelt. Manche dieser Vorrichtungen - Taschenrechner, Thermometer, Mikroskope und die Glasampullen, die die Chemiker verwenden um Flüssigkeiten zu kochen und zu destillieren, - machen es einfacher neue Ideen zu erdenken und auszuprobieren, was auch Ideen beinhaltet die den Prozess des Ideen-Erdenkens beschleunigen.

Dadurch begann das große Rad des Fortschritts, welches sich in alter Zeit nur unmerklich langsam gedreht hatte, sich schrittweise zu beschleunigen.

Weise sagten den Tag voraus, an dem die Technologie den Menschen das Fliegen und viele andere erstaunliche Dinge ermöglichen würde. Einer dieser Weisen, der in hohem Ansehen unter einigen anderen Weisen stand, dessen exzentrisches Auftreten ihn aber zu einem Außenseiter und Eremiten machten, ging sogar so weit zu verkünden, dass die Technik schließlich imstande wäre einen Apparat zu konstruieren, der den Drachen-Tyrannen töten könnte.

Des Königs Gelehrte aber verwarfen diese Ideen. Sie waren der Meinung dass die Menschen viel zu schwer zum Fliegen wären, außerdem hätten sie keine Federn. Und was den schlechterdings unmöglichen Gedanken, dem Drachen-Tyrannen wäre beizukommen betraf, die Geschichtsbücher zählten hunderte Versuche, just dies zu vollbringen, und keinem war Erfolg beschieden. "Wir alle wissen, dieser Mann vertrat einige unverantwortliche Ansichten", schrieb ein Schriftgelehrter in seinem Nachruf auf den Weisen, der mittlerweile verstoßen worden war, um von dem Ungeheuer, dessen Untergang er vorhersah, verschlungen zu werden. "Aber seine Ausführungen waren durchaus unterhaltsam und vielleicht sollten wir dem Drachen dafür dankbar sein, dass er uns das interessante Literaturgenre der Drachenbeschimpfung ermöglichte, das uns so viel Einsicht gewährt in unsere Existenzangst!"

Derweil drehte sich das Rad des Fortschritts weiter. Wenige Jahrzehnte später flogen die Menschen und vollbrachten viele andere erstaunliche Dinge.

Einige innovative Drachologen begannen, sich für einen neuen Angriff auf den Drachen auszusprechen. Ihn zu töten würde nicht leicht sein sagten sie, aber falls ein neuartiges Material hergestellt werden könnte, härter als des Drachens Panzerung, und womöglich nach Art eines Projektils, dann wäre das vielleicht in die Tat umzusetzen. Zuerst wurden die Ideen dieser ikonoklastischen Drachologen von ihren Kollegen zurückgewiesen mit der Begründung, kein bekanntes Material wäre härter als Drachenschuppen. Aber nachdem er mehrere Jahre an dem Problem gearbeitet hatte, gelang es einem von ihnen zu zeigen, dass eine Drachenschuppe von einem bestimmten Kompositwerkstoff (Verbundwerkstoff) durchdrungen werden konnte. Viele Drachologen die bis dahin eine skeptische Einstellung hatten, unterstützten nun die Ikonoklasten (Bilderstürmer, Zerstörer heiliger Symbole). Ingenieure lieferten die Berechnungen für ein riesiges Projektil aus diesem Material, das, eine entsprechende Wucht vorausgesetzt, die Panzerung durchstoßen würde. Die Herstellung einer ausreichenden Menge des Kompositstoffes würde jedoch aufwendig sein.

Eine Gruppe bedeutender Ingenieure und Drachologen sandte eine Petition an den König in der um Förderungen zum Bau des Antidrachenprojektils angesucht wurde.
Zu der Zeit, als die Petition versandt wurde, war der König damit beschäftigt, seine Armee in den Krieg gegen den Tiger zu führen.
Der Tiger hatte einen Bauern getötet und war danach im Dschungel verschwunden.
Auf dem Land herrschte große Angst, dass der Tiger wieder hervorkommen und erneut zuschlagen würde.
Der König lies den Dschungel einkreisen und befahl seinen Truppen, sich durch ihn durchzuschlagen.
Am Ende der Aktion konnte der König verkünden dass alle 163 Tiger im Dschungel, was vermutlich auch jenen mörderischen Tiger beinhaltete, gejagt und erlegt worden waren.
Durch den Aufruhr des Krieges jedoch ging die Petition verloren oder wurde vergessen.

Deshalb sandten die Antragssteller einen weiteren Appell.
Dieses mal erhielten sie eine Antwort, von einem der königlichen Sekretäre, die besagte, dass der König die Anfrage prüfen würde sobald er das diesjährige Drachenverwaltungsbudget durchgesehen hätte.
Das diesjährige Budget war das bis Dato höchste und beinhaltete die Finanzierung für eine neue Bahntrasse zum Berg.
Ein zweiter Schienenstrang wurde als notwendig erachtet da die ursprüngliche Gleisstrecke dem zunehmenden Verkehr nicht mehr gewachsen war.
(Der Tribut den der Drachentyrann einforderte war auf 100.000 Menschen angestiegen die jeden Tag an den Fuß des Berges, bei Einsetzen der Dunkelheit, abgeliefert werden mussten)
Als das Budget schließlich genehmigt wurde, hörte man aus den weiter entfernten Teilen des Landes Berichte über ein Dorf das unter dem Befall von Klapperschlangen litt.
Der König musste sich schnell auf den Weg machen, seine Armee mobilisieren, und los reiten um diese neue Bedrohung niederzuringen.
Der Antrag der Drachengegner wurde in einem staubigen Aktenschrank, im Keller des Schlosses, abgeheftet.

Die Drachengegner trafen erneut zusammen um zu beraten, was zu tun war.
Die Debatte war lebhaft und setzte sich tief in die Nacht fort.
Es war fast schon Morgen als sie beschlossen die Angelegenheit dem Volk vorzutragen.
Über die folgenden Wochen hinweg reisten sie durch das Land, hielten Vorträge und erklärten ihren Vorschlag jedem der gewillt war zuzuhören.
Zuerst waren die Leute skeptisch. Man hatte sie in der Schule gelehrt, dass der Drachentyrann unbesiegbar war, und dass das Opfer das er einforderte als Teil des Lebens anzusehen war. Doch als sie von dem neuen Kompositwerkstoff und dem Entwurf für das Projektil hörten, waren viele von ihnen fasziniert.
In zunehmender Zahl kamen die Bürger zu den Vorträgen der Drachengegner.
Aktivisten begangen damit öffentliche Kundgebungen zu organisieren um die Idee zu unterstützen.

Als der König von diesen Treffen in der Zeitung las, verlangte er nach seinen Beratern und fragte sie, was sie darüber dachten. Sie informierten ihn über die Petitionen, die geschickt wurden, aber erzählten ihm, dass die Drachengegner Störenfriede seien, deren Lehren für öffentliche Unruhe sorgten.
Sie sagten, es wäre viel besser für die gesellschaftliche Ordnung, wenn die Leute den Tribut für den Drachentyrannen akzeptieren würden. Die Drachenverwaltung schuf viele Arbeitsplätze, die wegfallen würden, wenn der Drache getötet worden wäre. Es gäbe keinen bekannten sozialen Nutzen, wenn der Drache besiegt werden würde.
In jedem Fall waren die Kassen des Königs derzeit fast leer nach den zwei militärischen Unternehmungen und der Finanzierung des zweiten Schienenstrangs.
Der König, der sich großer Popularität erfreute wegen des Sieges gegen die Klapperschlangenplage, hörte sich die Argumente seiner Berater an, aber er fürchtete, an seiner Popularität einzubüßen, wenn er die Petition der Drachengegner ignorieren würde. Daher entschied er sich für eine öffentliche Anhörung. Führende Drachologen, Staatsminister und interessierte Mitglieder des Volkes wurden eingeladen teilzunehmen.

Die Sitzung fand am dunkelsten Tag des Jahres statt, unmittelbar vor den Weihnachtsfeiertagen, in der größten Halle des königlichen Schlosses. Die Halle war voll gepackt bis zum letzten Sitz und in den Gängen drängten sich die Leute. Die Stimmung war geladen mit einer ernsten Intensität wie sie sonst nur bei entscheidenden Kriegsräten zugegen war.
Nachdem der König alle willkommen geheißen hatte, übergab er das Pult an den führenden Wissenschaftler der Drachengegner, einer Frau mit einer ernsten, beinahe strengen Miene. Sie begann in klaren Ausdrücken die Arbeitsweise des geplanten Apparates darzulegen, und wie die erforderliche Menge des Kompositmaterials gewonnen werden könnte. Mit den angesuchten Fördergeldern sollte es möglich sein das Unternehmen in fünfzehn bis zwanzig Jahren fertig zu stellen, mit einem noch größeren Betrag sogar in der kurzen Zeit von zwölf Jahren. Allerdings könne es keine absolute Garantie für das Gelingen geben. Die Menge folgte aufmerksam ihren Ausführungen.

Der nächste Redner war der Hauptberater des Königs für Moralfragen, ein Mann mit einer dröhnenden Stimme, die im ganzen Hörsaal laut zu hören war.
"Lasst uns davon ausgehen, dass diese Frau wissenschaftlich Recht hat und das Projekt technisch machbar sei, obwohl ich nicht glaube, dass dies tatsächlich bewiesen ist. Nun möchte sie, dass wir den Drachen los werden. Vermutlich denkt sie, sie habe das Recht, nicht vom Drachen gefressen zu werden. Wie eigenwillig und vermessen. Die Endlichkeit des menschlichen Lebens ist ein Segen für jedes Individuum, ob es das nun weiß oder nicht. Wenn man den Drachen los wird, was scheinbar eine angenehme Sache ist, wäre dies eine Entwertung der menschlichen Würde. Der Versuch den Drachen zu töten, wird uns von den Zielen ablenken, die das natürliche Leben ausmachen: Ein gutes Leben zu haben, statt bloß zu überleben. Es ist entwürdigend, jawohl entwürdigend, für eine Person, ihr mittelmäßiges Leben so lange wie möglich fortzuführen, ohne sich mit den höheren Fragen auseinanderzusetzen, wofür das Leben gut sei. Aber ich sage Euch, die Natur des Drachens besteht darin, Menschen zu fressen, und unsere eigene artspezifische Aufgabe erfüllen wir nur dann wahrhaftig und ehrenvoll, wenn wir von ihm gefressen werden."

Das Publikum hörte dem hoch dekorierten Sprecher respektvoll zu. Seine Phrasen waren so eloquent, dass es schwer war, dem Gefühl zu widerstehen, dass tiefe Gedanken hinter ihnen stecken müssten, auch wenn niemand herausfinden konnte was sie waren. Aber sicherlich müssten Worte von so einem bedeutenden Beauftragten des Königs einen profunden Inhalt haben.

Der nächste Sprecher war ein spiritueller Weiser, der überall für seine Güte und Freundlichkeit und auch für seine Hingabe respektiert wurde. Als er zum Podium schritt, rief ein kleiner Junge aus dem Publikum: "Der Drache ist böse!"

Die Eltern des Jungen wurden rot, brachten ihn zum Schweigen und schimpften ihn aus. Aber der Weise sagte: "Lasst den Jungen sprechen. Er ist vermutlich weiser als ein alter Narr wie ich."

Zuerst war der Junge zu verängstigt und verwirrt um etwas zu sagen. Aber als er das aufrichtig freundliche Lächeln auf dem Gesicht des Weisen und seine ausgestreckte Hand sah, nahm er sie gehorsam und folgte dem Weisen zum Podium. Der Weise fragte ihn: "Nun, mein mutiger kleiner Mann, hast du Angst vor dem Drachen?"

"Ich möchte meine Großmutter wieder haben!", sagte der Junge.

"Hat dir der Drache deine Großmutter weggenommen?"

"Ja!", sagte der Junge, und Tränen begannen aus seinen großen, verängstigten Augen hervor zu schießen.
"Großmutter hat versprochen, dass sie mir beibringen würde Lebkuchen zu Weihnachten zu backen. Sie sagte, wir würden ein Lebkuchenhaus bauen, in dem kleine Lebkuchenmänner wohnen könnten. Aber dann kamen diese Leute in weißen Anziehsachen und brachten sie zum Drachen... Der Drache ist böse und er frisst Menschen... Ich will meine Großmutter zurück!"

Nun war das Kind so stark am weinen, dass der Weise ihn zu seinen Eltern zurückbringen musste.

An diesem Abend gab es noch andere Sprecher, aber die einfache Aussage des Kindes hatte den rhetorischen Ballon, den die Minister des Königs versucht hatten aufzublasen, zum Platzen gebracht. Die Menschen unterstützten die Drachengegner, und am Ende des Abends musste sogar der König die Vernunft und die Menschlichkeit ihres Ziels anerkennen. In seiner Abschlussrede sagte er einfach nur: "Lass es uns tun!"

Als sich die Neuigkeiten verbreiteten brachen Freudenfeste in den Straßen aus. Die Leute, die die Drachengegner unterstützt hatten, prosteten sich zu und tranken auf die Zukunft der Menschheit.

Am nächsten Morgen erwachte eine Milliarde Menschen, und verstand, dass sie, noch bevor das Projektil vollendet sein würde, an die Reihe kommen würden um zum Drachen gesendet zu werden.
Der Punkt an dem die Meinung umschlug war erreicht.
Zuvor noch war die Unterstützung der Sache der Drachengegner auf eine kleine Gruppe von Visionären beschränkt, nun wurde sie zur Priorität Nummer eins und eine Angelegenheit, die jeden beschäftigte.
Die abstrakte Absicht des "allgemeinen Willens" nahm eine fast fühlbare Intensität und Greifbarkeit an.
Durch Massenkundgebungen wurde Geld für das Projektil gesammelt und der König gedrängt die staatliche Unterstützung zu erhöhen.
Der König reagierte auf diese Forderungen.
In seiner Neujahrsansprache verkündete er, dass er ein Gesetz für zusätzliche Fördermittel verabschieden werde um das Projekt auf hoher finanzieller Ebene zu unterstützen; zusätzlich dazu würde er seine Sommerresidenz, und einiges an Land verkaufen und eine hohe Spende aus Privatmitteln entrichten.
"Ich glaube dass diese Nation sich dem Ziel widmen sollte, bevor diese Dekade zu Ende geht, die Welt von der alten Geißel des Drachentyrannen zu befreien."

Dies führte zu einem großen technologischen Rennen gegen die Zeit.
Das Konzept des Antidrachenprojektils war einfach, aber um es Realität werden zu lassen wurden Lösungen für tausende kleinere technische Probleme, von denen jedes dutzende von zeitaufwendigen Versuchen und Fehlversuchen erforderte, benötigt.
Testraketen wurden abgefeuert, fielen aber erfolglos zu Boden oder flogen in die falsche Richtung.
Bei einem tragischen Unfall flog eine außer Kontrolle geratene Rakete in ein Krankenhaus und tötete mehrere hundert Patienten und Personal.
Doch stand nun eine wirkliche Ernsthaftigkeit hinter dem Vorhaben und die Tests wurden fortgesetzt, selbst als man die Leichen aus dem Schutt grub.

Trotz fast unbegrenzter Mittel und rund um die Uhr arbeitender Techniker konnte der Zeitplan des Königs nicht erfüllt werden.
Die Dekade ging zu Ende und der Drache war munter und am Leben.
Doch die Anstrengungen brachten das Ziel näher.
Ein Prototyp der Rakete wurde erfolgreich abgefeuert.
Die Produktion des Kerns, gefertigt aus dem teuren Kompositmaterial, war kurz vor der Fertigstellung, die sich mit der Vollendung der getesteten und von Fehlern befreiten Rakete, die den Kern aufnehmen sollte, deckte.
Der Start war für den Neujahrsabend des folgenden Jahres vorhergesehen, exakt zwölf Jahre nach dem offiziellen Start des Projektes.
Der Verkaufsrenner zu Weihnachten war ein Kalender der die Tage zur Stunde Null herunterzählte, die Einkünfte gingen an das Projektilprojekt.

Der König hatte eine Veränderung durchgemacht von seinem einstigen leichtfertigen und gedankenlosen Wesen.
Nun verbrachte er viel Zeit in den Laboratorien und Fertigungsstätten, wo er die Arbeiter ermutigte und ihre Anstrengungen lobte.
Manchmal brachte er einen Schlafsack mit und verbrachte die Nacht zwischen lärmenden Maschinen.
Er ging so weit, die technischen Aspekte ihrer Arbeit zu studieren und zu verstehen zu versuchen.
Er beschränkte sich jedoch darauf moralische Unterstützung zu leisten und nahm Abstand davon, sich in technische und administrative Angelegenheiten einzumischen.

Sieben Tage vor Neujahr kam die Frau die vor fast zwölf Jahren die Argumente für das Projekt geliefert hatte, und die nun dessen Leiterin war, zum königlichen Schloss und ersuchte um eine dringende Audienz beim König.
Als der König davon erfuhr entschuldigte er sich bei den ausländischen Würdenträgern, welche er beim jährlichen Weihnachtsdiner nur widerstrebend unterhielt, und eilte zu den Privaträumen wo die Wissenschaftlerin wartete.
Wie oft in letzter Zeit wirkte sie blass und verbraucht von ihren vielen Arbeitsstunden.
Diesen Abend jedoch meinte der König in ihren Augen Entspannung und Befriedigung entdecken zu können.

Sie sagte ihm dass die Rakete in Stellung gebracht, der Kern geladen, alles dreifach überprüft und fertig zum Start war, so der König das Zeichen dazu geben würde.
Der König sank in seinen Lehnstuhl und schloss die Augen, er war hart am Nachdenken.
Wenn das Projektil heute Nacht, eine Woche früher als geplant, gestartet werden würde, dann könnte man siebenhunderttausend Menschen retten.
Wenn aber etwas schief ging, wenn aber die Rakete ihr Ziel verfehlte und stattdessen den Berg traf, dann wäre das ein Desaster.
Ein neuer Kern würde gebaut werden müssen, was das Projekt um vier Jahre zurückwerfen würde.
Er saß da, lautlos, für fast eine Stunde.
Gerade als die Wissenschaftlerin davon überzeugt war, dass er eingeschlafen war, öffnete er die Augen und sprach mit fester Stimme:
"Nein, ich will dass Sie ins Labor gehen. Ich will dass Sie alles prüfen und es dann noch einmal prüfen!"
Die Wissenschaftlerin konnte nicht verhindern dass Ihr ein Seufzer entfuhr, doch sie nickte und ging.

Der letzte Tag des Jahres war kalt und bedeckt, aber es wehte kein Wind, was gute Startbedingungen bedeutete.
Die Sonne ging unter, Techniker schwirrten umher und tätigten die letzten Einstellungen, alles einer letzten Prüfung unterziehend.
Der König und seine engsten Berater beobachteten alles von einer Plattform nahe der Startrampe aus.
Weiter weg, hinter einem Zaun, hatte sich eine große Anzahl Menschen versammelt um Zeuge des großen Ereignisses zu werden.
Eine große Uhr zählte den Countdown herunter, es waren noch fünfzig Minuten.

Ein Berater tippte dem König auf die Schulter und lenkte seine Aufmerksamkeit auf den Zaun.
Dort gab es einen Tumult.
Jemand war über den Zaun gesprungen und rannte in Richtung Plattform, wo der König saß.
Die Sicherheitskräfte hatten ihn schnell eingeholt.
Er wurde mit Handschellen gefesselt und abgeführt.
Der König wendete seine Aufmerksamkeit wieder der Startrampe und dem Berg im Hintergrund zu.
Davor konnte er das abgesenkte Profil des Drachen erkennen, er war am Essen.

Etwa zwanzig Minuten später, der König war überrascht, erneut den mit Handschellen gefesselten Mann, unweit der Plattform zu sehen.
Seine Nase blutete und neben ihm standen zwei Wachen.
Der Mann schien sehr aufgeregt zu sein.
Als er den König ausgemacht hatte begann er mit aller Kraft zu schreien: "Der letzte Zug! Der letzte Zug! Stoppt den letzten Zug!"

"Wer ist dieser junge Mann?" fragte der König. "Sein Gesicht erscheint mir bekannt, aber ich kann ihn nirgends einordnen. Was möchte er? Lasst ihn heraufkommen."

Der junge Mann war ein Büroangestellter im Verkehrsministerium, und der Grund für seine Aufregung war, dass er herausgefunden hatte, dass sich sein Vater im letzten Zug zum Berg befand.
Der König hatte angeordnet die Fahrten zum Berg fortzusetzen, er fürchtete, dass eine Unterbrechung den Drachen reizen könnte und er den offenen Bereich vor dem Berg, wo er sich die meiste Zeit aufhielt, verlassen könnte.
Der junge Mann flehte den König an, den letzten Zug, der fünf Minuten vor dem Ende des Countdowns am Berg ankommen würde, zurück zu rufen.

"Ich kann es nicht tun", sagte der König, "ich kann das Risiko nicht eingehen."

"Aber die Züge fahren öfters mit Verspätungen von fünf Minuten. Der Drache würde es nicht bemerken! Bitte!"

Der junge Mann kniete vor dem König und bat ihn inständig das Leben seines Vaters, und die Leben der anderen tausend Passagiere des letzten Zuges zu retten.

Der König blickte runter auf das flehende, blutige Gesicht des jungen Mannes.
Aber er biss sich in die Lippe und schüttelte den Kopf. Der junge Mann setzte sein Klagen fort, selbst als ihn die Wachen von der Plattform schleppten:" Bitte! Stoppt den letzten Zug! Bitte!"

Der König stand still und bewegungslos da, bis, nach einer Weile, das Klagen plötzlich verstummte.
Der König schaute hoch und blickte herüber zur Countdownuhr: noch fünf Minuten.

Vier Minuten. Drei Minuten. Zwei Minuten.

Der letzte Techniker verließ die Startrampe.

30 Sekunden. 20 Sekunden. Zehn, Neun, Acht...

Fortsetzung folgt...:

Teil 2

2
Als ein Feuerball die Startrampe einhüllte und die Rakete herausschoss, stellten sich die Zuschauer instinktiv auf ihre Zehenspitzen, und alle Augen waren auf den weißen Feuerstrahl aus der Brennkammer der Rakete fixiert, die auf den Berg in der Entfernung zusteuerte.
Die Masse, der König, die Geringen und die Hohen, die Jungen und die Alten, es war als ob sie in diesem Moment ein einzelnes Bewusstsein teilen würden, eine einzelne Erfahrung: Die weiße Flamme die in die Finsternis schoss, den menschlichen Geist verkörpernd, seine Ängste seine Hoffnungen...
zuschlagend im Herzen des Bösen.
Die Silhouette am Horizont wankte und fiel.
Tausende Freudenrufe entstiegen der Masse, und wurden Sekunden später vom ohrenbetäubenden, lang gezogenen Aufschlag des kollabierenden Monsters begleitet, als ob die Erde selbst vor Erleichterung aufseufzte.
Nach Jahrhunderten der Unterdrückung war die Menschheit nun frei von der grausamen Tyrannei des Drachen.

Die Rufe der Freude gingen über in einen jubilierenden Choral: "Lang lebe der König! Lang lebe jeder von uns!"
Die Berater des Königs, wie alle in dieser Nacht, waren vergnügt wie kleine Kinder, sie umarmten einander und gratulierten dem König: "Wir haben es getan! Wir haben es getan!"

Doch der König antwortete mit gebrochener Stimme: "Ja, wir haben es getan. Wir haben heute den Drachen getötet. Verdammt, wieso haben wir es nicht schon früher getan?
Dies hätte vor fünf oder zehn Jahren getan werden können. Millionen von Menschen hätten nicht sterben müssen."

Der König stieg von der Plattform und ging zu dem gefesselten, jungen Mann herüber, welcher dort auf dem Boden saß.
Dort fiel er auf die Knie. "Vergib mir! Oh mein Gott, bitte vergib mir!"

Der Regen fing an zu fallen, in großen, schweren Tropfen die den Boden in Schlamm verwandelten, die purpurne Robe des Königs durchnässten und das Blut vom Gesicht des jungen Mannes wuschen.
"Es tut mir so leid um Deinen Vater!" sagte der König.

"Es ist nicht Eure Schuld", erwiderte der junge Mann. "Erinnert Ihr euch noch daran, damals, vor zwölf Jahren, im Schloss?
Der weinende kleine Junge, der wollte, dass Ihr seine Großmutter zurück bringt - das war ich. Damals verstand ich nicht, dass Ihr das wonach ich verlangte unmöglich tun konntet.
Heute wollte ich, dass Ihr meinen Vater rettet. Doch es war unmöglich das zu tun ohne den Start zu gefährden.
Aber Ihr habt mein Leben gerettet, und das meiner Mutter und meiner Schwester. Wie können wir Euch jemals dafür danken?"

"Hörst Du das", sagte der König und deutete auf die Menge. "Sie zollen mir Beifall für das was heute Nacht passiert ist. Aber der Held bist Du. Du hast es heraus geschrien, Du hast uns gegen das Böse vereint."
Der König befahl einem Wächter die Handschellen abzumachen.
"Nun geh zu Deiner Mutter und Deiner Schwester, Du und Deine Familie, Ihr sollt am Hof immer willkommen sein, und alles was Du wünschst - so es in meiner Macht liegt - soll Dir vergönnt sein."

Der junge Mann ging, und das königliche Gefolge, welches sich im Wolkenbruch zusammengedrängt hatte, scharte sich um seinen Monarchen der immer noch im Schlamm kniete.
Zwischen der ausgefallenen Kleidermode, die zunehmend durch den Regen ruiniert wurde, auf den gepuderten Gesichtern konnte man eine Überlagerung von Freude, Erleichterung und Verwirrung erkennen.
So viel hatte sich in der letzten Stunde verändert: das Recht auf eine offene Zukunft wurde wiedererlangt, eine Urangst wurde beseitigt, eine lange für wahr gehaltene Anschauung wurde umgestürzt.
Unsicher was in dieser ungewohnten Situation von ihnen verlangt wurde, standen sie zögernd da, als ob sie testen würden ob der Boden sie noch trüge, Blicke austauschend, auf eine Art von Zeichen wartend.

Letztendlich erhob sich der König, seine Hände an den Hosen abwischend.

"Eure Majestät, was tun wir nun?" wagte der ranghöchste Höfling zu fragen.

"Meine lieben Freunde", sprach der König "wir haben einen langen Weg hinter uns gebracht... doch unsere Reise hat jetzt erst begonnen. Auf dieser Welt ist unsere Art ist noch jung.
Heute sind wir wieder wie Kinder. Die Zukunft liegt offen vor uns. Wir sollten versuchen es in der Zukunft besser zu machen als in der Vergangenheit. Wir haben nun Zeit - Zeit um es richtig zu machen, Zeit um zu wachsen, Zeit um aus unseren Fehlern zu lernen, Zeit für den langsamen Prozess der Erschaffung einer besseren Welt, und Zeit um in ihr heimisch zu werden.
Lasst heute Nacht alle Glocken im Königreich bis Mitternacht läuten, in Erinnerung an unsere toten Ahnen, und nach Mitternacht lasst uns feiern bis die Sonne aufgeht.
Und in den kommenden Tagen... Ich glaube wir werden einiges reorganisieren müssen!"

Und die Moral davon

Geschichten über das Altern haben sich traditionell immer auf die Notwendigkeit, des sich würdevoll damit Abfindens, beschränkt.
Die empfohlene Lösung für abnehmende Lebenskraft und den nahenden Tod war Resignation gepaart mit der Bemühung praktische Angelegenheiten und persönliche Beziehungen zu einem Abschluss zu bringen.
Als nichts getan werden konnte um das Altern zu verlangsamen oder Aufzuhalten, war diese Beschränkung sinnvoll.
Anstatt sich über das Unausweichliche zu ärgern konnte man sich auf seinen Seelenfrieden konzentrieren.

Heute stehen wir vor einer anderen Situation.
Während wir noch immer keine effektiven und annehmbaren Mittel zur Verlangsamung des Alterungsprozesses haben, können wir Forschungsrichtungen erkennen, die in absehbarer Zukunft zur Entwicklung solcher Mittel führen könnten.
"Todistische" Geschichten und Ideologien, welche passive Akzeptanz verteidigen, sind nicht mehr harmlose Quellen des Trostes.
Sie sind fatale Hürden auf dem Weg hin zu nötigen Taten.

Viele angesehene Technologen und Wissenschaftler sagen uns, dass es möglich werden wird, das Altern zu verlangsamen, oder gar anzuhalten und umzukehren.
Gegenwärtig besteht wenig Einigkeit über die benötigte Zeitspanne oder die genauen Mittel, noch besteht ein Konsens darüber dass das Ziel prinzipiell erreichbar ist.
In Relation zu der Fabel (wo das Altern durch den Drachen repräsentiert wird) befinden wir uns irgendwo zwischen der Zeit wo der einzelne Weise den Untergang des Drachen vorhersagte und der Zeit, als die unkonventionellen Drachologen ihre Kollegen, durch Demonstration davon überzeugten, dass jener Kompositwerkstoff härter war als Drachenschuppen.

Das ethische Argument das die Fabel vorbringt ist einfach: Für die Menschen in der Fabel bestehen augenscheinliche und zwingende Gründe den Drachen loszuwerden.
Unsere Situation in Bezug auf das Altern ist nahezu analog und ethisch isomorph zur Situation der Menschen in der Fabel in Bezug auf den Drachen.
Deshalb haben wir zwingende moralische Gründe das Altern zu beseitigen.

Das Argument ist nicht zu Gunsten der Lebensverlängerung per se.
Am Ende des Lebens zusätzliche Jahre der Krankheit und Senilität anzuhängen wäre sinnlos.
Das Argument ist zu Gunsten der Verlängerung der gesunden Lebenszeit.
Durch die Verlangsamung oder das Anhalten des Alterungsprozesses, würde die gesunde Lebenszeit verlängert.
Individuen würden befähigt gesund zu bleiben, vital und produktiv, in einem Alter in dem sie ansonsten tot wären.

Zusätzlich zu dieser allgemeinen Moral der Geschichte sind noch einige präzisere Lehren daraus zu ziehen:

(1) Eine sich wiederholende Tragödie wurde zum Teil des Lebens, einer Statistik. In der Fabel haben sich die Erwartungen der Menschen an die Existenz des Drachen angepasst, und zwar soweit, dass viele nicht mehr in der Lage waren, ihre Schlechtigkeit zu erkennen. Auch das Altern wurde zu einem banalen Teil des Lebens - und ist trotzdem die Hauptursache für unermessliches menschliches Leiden und Sterben.

(2) Ein statischer Blickpunkt auf die Technologie. Die Menschen argumentierten, dass es niemals möglich sein werde, den Drachen zu töten, da alle Versuche in der Vergangenheit fehlgeschlagen sind. Sie vergaßen aber den beschleunigten technischen Fortschritt in die Rechnung mit einzubeziehen. Führt ein ähnlicher Fehler dazu, dass wir die Chance ein Mittel gegen das Altern zu finden, unterschätzen?

(3) Die Verwaltung wurde zum Selbstzweck. Ein Siebtel der wirtschaftlichen Produktion wurde für die Drachenverwaltung ausgegeben (welches auch der Anteil des BIP ist den die USA für das Gesundheitswesen ausgibt).
Schadensbegrenzung rückte derart ins Zentrum der Aufmerksamkeit, dass man die dafür zugrunde liegenden Ursachen verneinte. Anstelle eines massiv öffentlich geförderten Forschungsprogramms zum Anhalten des Alterungsprozesses, geben wir fast unser gesamtes Gesundheitsbudget für Pflege und die Erforschung individueller Krankheiten aus.

(4) Das Gesellschaftliche Wohlergehen wurde vom Wohl der Menschen entkoppelt. Die königlichen Berater waren besorgt über die sozialen Probleme die durch die Drachengegner verursacht werden könnten. Sie sagten dass kein Wohl für die Gesellschaft durch den Tod des Drachen entstehen würde. Letztendlich existierte die gesellschaftliche Ordnung zum Wohl der Menschen, und es ist im Allgemeinen gut für die Menschen, wenn ihre Leben gerettet werden.

(5) Fehlender Sinn für Verhältnismäßigkeit. Ein Tiger hat einen Bauern getötet. Klapperschlangen befielen ein Dorf. Der König beseitigte den Tiger und die Klapperschlangen, und erwies damit seinem Volk einen Dienst. Doch war er im Irrtum, da er seine Prioritäten falsch setzte.

(6) Schöne Worte und leere Rhetorik. Der Berater des Königs für Moralfragen sprach wortgewaltig über die menschliche Würde und die Natur des Menschen, in gehobenen Phrasen, meist wörtlich den Aussagen der gegenwärtigen Pendante des Beraters gleichend.
Doch die Rhetorik war nur ein Nebelschleier der die Realität der Moral mehr verdeckte als sie aufzuzeigen. Das unartikulierte, aber ehrliche Zeugnis des Jungen, hebt im Gegensatz dazu die zentralen Umstände der Sache hervor: Der Drache ist böse, er vernichtet Menschen. Dies ist auch die grundlegende Wahrheit über das Altern.

(7)Unfähigkeit die Dringlichkeit der Sache wahrzunehmen. Bis sehr spät in der Geschichte hat niemand richtig verstanden was auf dem Spiel stand.
Erst als der König in das blutige Gesicht des flehenden jungen Mannes blickte, wurde ihm das Ausmaß der Tragödie bewusst. Die Suche nach einem Heilmittel gegen das Altern ist nicht nur eine nette Sache die wir vielleicht eines Tages tun sollten. Es ist ein drängender, schreiender moralischer Imperativ. Je früher wir mit einem gezielten Forschungsprogramm beginnen, desto eher werden wir Ergebnisse erzielen. Es ist von Bedeutung ob wir ein Heilmittel in 25 oder 24 Jahren finden: Mehr als die Bevölkerung von Kanada würde dabei sterben.
In diesem Fall ist Zeit gleichbedeutend mit Leben, und zwar bei einer Rate von 108 Leben in der Minute.
Während das Zählwerk mit solch rasender Geschwindigkeit vor sich hintickt, sollten wir aufhören herumzudrucksen.

(8) "Und in den kommenden Tagen... Ich glaube wir werden einiges reorganisieren müssen!" Der König und sein Volk werden sich einigen großen Herausforderungen stellen müssen wenn sie sich von den Feierlichkeiten erholt haben. Ihre Gesellschaft wurde durch die Gegenwart des Drachen so sehr konditioniert und deformiert, dass nun eine Furcht gebietende Lücke besteht. Sie müssen nun kreative Arbeit leisten, sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene, um Gegebenheiten zu schaffen um das Leben florierend, dynamisch und sinnvoll zu halten, jenseits der gewohnten Lebensspanne. Glücklicherweise ist der menschliche Geist gut in der Anpassung. Ein anderes Problem, dem sie sich möglicherweise stellen müssen, ist das der Übervölkerung. Vielleicht werden die Menschen lernen müssen, Kinder später zu kriegen und weniger oft. Möglicherweise können sie Wege finden, eine größere Population durch effektivere Technologie zu erhalten.
Vielleicht werden sie eines Tages Raumschiffe entwickeln und beginnen den Weltraum zu kolonisieren. Wir verlassen nun die langlebigen Menschen der Fabel und überlassen es Ihnen, sich mit diesen Herausforderungen zu befassen, während wir versuchen Fortschritte in unserem eigenen Abenteuer zu machen.

Wie Sie helfen können

1. Sprechen Sie über das Thema. Wenn Sie eine Webseite oder einen Blog haben, denken Sie darüber nach, einen Link auf diese Seite zu legen.
Teilen Sie Ihre Gedanken mit Freunden und Kollegen. Schreiben Sie Briefe an Zeitungsherausgeber und kommentieren Sie Berichte zur Lebensverlängerung.
Stellen Sie höhnische und kurzsichtige Aussagen zum Altern in Frage wenn es angebracht ist. Machen Sie etwas Krach.

2. Organisieren Sie sich. Wenn Sie in einer Organisation (Partei, religiöse Gemeinschaft, Berufsverband) Mitglied sind, denken Sie darüber nach innerhalb dieser Organisation Unterstützung zur Lebensverlängerung und der damit verbunden Forschung zu gewinnen.

3. Geben Sie. Denken Sie darüber nach, für den Methuselah Mouse Prize zu spenden. Dies ist ein Preis für die Verlängerung der Lebensspanne von Mäusen im mittleren Alter.
Wissenschaftspreise haben eine gute Erfolgsgeschichte im Bereich der Stimulation von Erfolgen.
Ein eindeutiger Erfolg bei Mäusen würde den Weg ebnen für ein größeres Programm zur Anwendung dieser Methoden am Menschen.

4. Übernehmen Sie Verantwortung. Wenn Sie ein großer Philanthrop sind, haben Sie die Möglichkeit, etwas zu bewegen. Oder wenn Sie Journalist, Opinion leader (Meinungsführer), Regierungsbeamter, wissenschaftliche Autorität oder Entscheidungsträger einer Forschungsstiftung sind, haben Sie die Möglichkeit, Einfluss auszuüben, und, konsequenterweise, eine besondere Verantwortung, Initiative zu zeigen.

5. Denken Sie kreativ. Benutzen Sie Ihr eigenes Gehirn, um darüber nachzudenken was die beste Möglichkeit wäre etwas beizusteuern.
http://www.youtube.com/watch?v=NGwSbDOpL6g Rede von Frank Walter Steinmeier

Teil 2

3
Fortsetzung: Als ein Feuerball die Startrampe einhüllte und die Rakete herausschoss, stellten sich die Zuschauer instinktiv auf ihre Zehenspitzen, und alle Augen waren auf den weißen Feuerstrahl aus der Brennkammer der Rakete fixiert, die auf den Berg in der Entfernung zusteuerte.
Die Masse, der König, die Geringen und die Hohen, die Jungen und die Alten, es war als ob sie in diesem Moment ein einzelnes Bewusstsein teilen würden, eine einzelne Erfahrung: Die weiße Flamme die in die Finsternis schoss, den menschlichen Geist verkörpernd, seine Ängste seine Hoffnungen...
zuschlagend im Herzen des Bösen.
Die Silhouette am Horizont wankte und fiel.
Tausende Freudenrufe entstiegen der Masse, und wurden Sekunden später vom ohrenbetäubenden, lang gezogenen Aufschlag des kollabierenden Monsters begleitet, als ob die Erde selbst vor Erleichterung aufseufzte.
Nach Jahrhunderten der Unterdrückung war die Menschheit nun frei von der grausamen Tyrannei des Drachen.

Die Rufe der Freude gingen über in einen jubilierenden Choral: "Lang lebe der König! Lang lebe jeder von uns!"
Die Berater des Königs, wie alle in dieser Nacht, waren vergnügt wie kleine Kinder, sie umarmten einander und gratulierten dem König: "Wir haben es getan! Wir haben es getan!"

Doch der König antwortete mit gebrochener Stimme: "Ja, wir haben es getan. Wir haben heute den Drachen getötet. Verdammt, wieso haben wir es nicht schon früher getan?
Dies hätte vor fünf oder zehn Jahren getan werden können. Millionen von Menschen hätten nicht sterben müssen."

Der König stieg von der Plattform und ging zu dem gefesselten, jungen Mann herüber, welcher dort auf dem Boden saß.
Dort fiel er auf die Knie. "Vergib mir! Oh mein Gott, bitte vergib mir!"

Der Regen fing an zu fallen, in großen, schweren Tropfen die den Boden in Schlamm verwandelten, die purpurne Robe des Königs durchnässten und das Blut vom Gesicht des jungen Mannes wuschen.
"Es tut mir so leid um Deinen Vater!" sagte der König.

"Es ist nicht Eure Schuld", erwiderte der junge Mann. "Erinnert Ihr euch noch daran, damals, vor zwölf Jahren, im Schloss?
Der weinende kleine Junge, der wollte, dass Ihr seine Großmutter zurück bringt - das war ich. Damals verstand ich nicht, dass Ihr das wonach ich verlangte unmöglich tun konntet.
Heute wollte ich, dass Ihr meinen Vater rettet. Doch es war unmöglich das zu tun ohne den Start zu gefährden.
Aber Ihr habt mein Leben gerettet, und das meiner Mutter und meiner Schwester. Wie können wir Euch jemals dafür danken?"

"Hörst Du das", sagte der König und deutete auf die Menge. "Sie zollen mir Beifall für das was heute Nacht passiert ist. Aber der Held bist Du. Du hast es heraus geschrien, Du hast uns gegen das Böse vereint."
Der König befahl einem Wächter die Handschellen abzumachen.
"Nun geh zu Deiner Mutter und Deiner Schwester, Du und Deine Familie, Ihr sollt am Hof immer willkommen sein, und alles was Du wünschst - so es in meiner Macht liegt - soll Dir vergönnt sein."

Der junge Mann ging, und das königliche Gefolge, welches sich im Wolkenbruch zusammengedrängt hatte, scharte sich um seinen Monarchen der immer noch im Schlamm kniete.
Zwischen der ausgefallenen Kleidermode, die zunehmend durch den Regen ruiniert wurde, auf den gepuderten Gesichtern konnte man eine Überlagerung von Freude, Erleichterung und Verwirrung erkennen.
So viel hatte sich in der letzten Stunde verändert: das Recht auf eine offene Zukunft wurde wiedererlangt, eine Urangst wurde beseitigt, eine lange für wahr gehaltene Anschauung wurde umgestürzt.
Unsicher was in dieser ungewohnten Situation von ihnen verlangt wurde, standen sie zögernd da, als ob sie testen würden ob der Boden sie noch trüge, Blicke austauschend, auf eine Art von Zeichen wartend.

Letztendlich erhob sich der König, seine Hände an den Hosen abwischend.

"Eure Majestät, was tun wir nun?" wagte der ranghöchste Höfling zu fragen.

"Meine lieben Freunde", sprach der König "wir haben einen langen Weg hinter uns gebracht... doch unsere Reise hat jetzt erst begonnen. Auf dieser Welt ist unsere Art ist noch jung.
Heute sind wir wieder wie Kinder. Die Zukunft liegt offen vor uns. Wir sollten versuchen es in der Zukunft besser zu machen als in der Vergangenheit. Wir haben nun Zeit - Zeit um es richtig zu machen, Zeit um zu wachsen, Zeit um aus unseren Fehlern zu lernen, Zeit für den langsamen Prozess der Erschaffung einer besseren Welt, und Zeit um in ihr heimisch zu werden.
Lasst heute Nacht alle Glocken im Königreich bis Mitternacht läuten, in Erinnerung an unsere toten Ahnen, und nach Mitternacht lasst uns feiern bis die Sonne aufgeht.
Und in den kommenden Tagen... Ich glaube wir werden einiges reorganisieren müssen!"

Und die Moral davon

Geschichten über das Altern haben sich traditionell immer auf die Notwendigkeit, des sich würdevoll damit Abfindens, beschränkt.
Die empfohlene Lösung für abnehmende Lebenskraft und den nahenden Tod war Resignation gepaart mit der Bemühung praktische Angelegenheiten und persönliche Beziehungen zu einem Abschluss zu bringen.
Als nichts getan werden konnte um das Altern zu verlangsamen oder Aufzuhalten, war diese Beschränkung sinnvoll.
Anstatt sich über das Unausweichliche zu ärgern konnte man sich auf seinen Seelenfrieden konzentrieren.

Heute stehen wir vor einer anderen Situation.
Während wir noch immer keine effektiven und annehmbaren Mittel zur Verlangsamung des Alterungsprozesses haben, können wir Forschungsrichtungen erkennen, die in absehbarer Zukunft zur Entwicklung solcher Mittel führen könnten.
"Todistische" Geschichten und Ideologien, welche passive Akzeptanz verteidigen, sind nicht mehr harmlose Quellen des Trostes.
Sie sind fatale Hürden auf dem Weg hin zu nötigen Taten.

Viele angesehene Technologen und Wissenschaftler sagen uns, dass es möglich werden wird, das Altern zu verlangsamen, oder gar anzuhalten und umzukehren.
Gegenwärtig besteht wenig Einigkeit über die benötigte Zeitspanne oder die genauen Mittel, noch besteht ein Konsens darüber dass das Ziel prinzipiell erreichbar ist.
In Relation zu der Fabel (wo das Altern durch den Drachen repräsentiert wird) befinden wir uns irgendwo zwischen der Zeit wo der einzelne Weise den Untergang des Drachen vorhersagte und der Zeit, als die unkonventionellen Drachologen ihre Kollegen, durch Demonstration davon überzeugten, dass jener Kompositwerkstoff härter war als Drachenschuppen.

Das ethische Argument das die Fabel vorbringt ist einfach: Für die Menschen in der Fabel bestehen augenscheinliche und zwingende Gründe den Drachen loszuwerden.
Unsere Situation in Bezug auf das Altern ist nahezu analog und ethisch isomorph zur Situation der Menschen in der Fabel in Bezug auf den Drachen.
Deshalb haben wir zwingende moralische Gründe das Altern zu beseitigen.

Das Argument ist nicht zu Gunsten der Lebensverlängerung per se.
Am Ende des Lebens zusätzliche Jahre der Krankheit und Senilität anzuhängen wäre sinnlos.
Das Argument ist zu Gunsten der Verlängerung der gesunden Lebenszeit.
Durch die Verlangsamung oder das Anhalten des Alterungsprozesses, würde die gesunde Lebenszeit verlängert.
Individuen würden befähigt gesund zu bleiben, vital und produktiv, in einem Alter in dem sie ansonsten tot wären.

Zusätzlich zu dieser allgemeinen Moral der Geschichte sind noch einige präzisere Lehren daraus zu ziehen:

(1) Eine sich wiederholende Tragödie wurde zum Teil des Lebens, einer Statistik. In der Fabel haben sich die Erwartungen der Menschen an die Existenz des Drachen angepasst, und zwar soweit, dass viele nicht mehr in der Lage waren, ihre Schlechtigkeit zu erkennen. Auch das Altern wurde zu einem banalen Teil des Lebens - und ist trotzdem die Hauptursache für unermessliches menschliches Leiden und Sterben.

(2) Ein statischer Blickpunkt auf die Technologie. Die Menschen argumentierten, dass es niemals möglich sein werde, den Drachen zu töten, da alle Versuche in der Vergangenheit fehlgeschlagen sind. Sie vergaßen aber den beschleunigten technischen Fortschritt in die Rechnung mit einzubeziehen. Führt ein ähnlicher Fehler dazu, dass wir die Chance ein Mittel gegen das Altern zu finden, unterschätzen?

(3) Die Verwaltung wurde zum Selbstzweck. Ein Siebtel der wirtschaftlichen Produktion wurde für die Drachenverwaltung ausgegeben (welches auch der Anteil des BIP ist den die USA für das Gesundheitswesen ausgibt).
Schadensbegrenzung rückte derart ins Zentrum der Aufmerksamkeit, dass man die dafür zugrunde liegenden Ursachen verneinte. Anstelle eines massiv öffentlich geförderten Forschungsprogramms zum Anhalten des Alterungsprozesses, geben wir fast unser gesamtes Gesundheitsbudget für Pflege und die Erforschung individueller Krankheiten aus.

(4) Das Gesellschaftliche Wohlergehen wurde vom Wohl der Menschen entkoppelt. Die königlichen Berater waren besorgt über die sozialen Probleme die durch die Drachengegner verursacht werden könnten. Sie sagten dass kein Wohl für die Gesellschaft durch den Tod des Drachen entstehen würde. Letztendlich existierte die gesellschaftliche Ordnung zum Wohl der Menschen, und es ist im Allgemeinen gut für die Menschen, wenn ihre Leben gerettet werden.

(5) Fehlender Sinn für Verhältnismäßigkeit. Ein Tiger hat einen Bauern getötet. Klapperschlangen befielen ein Dorf. Der König beseitigte den Tiger und die Klapperschlangen, und erwies damit seinem Volk einen Dienst. Doch war er im Irrtum, da er seine Prioritäten falsch setzte.

(6) Schöne Worte und leere Rhetorik. Der Berater des Königs für Moralfragen sprach wortgewaltig über die menschliche Würde und die Natur des Menschen, in gehobenen Phrasen, meist wörtlich den Aussagen der gegenwärtigen Pendante des Beraters gleichend.
Doch die Rhetorik war nur ein Nebelschleier der die Realität der Moral mehr verdeckte als sie aufzuzeigen. Das unartikulierte, aber ehrliche Zeugnis des Jungen, hebt im Gegensatz dazu die zentralen Umstände der Sache hervor: Der Drache ist böse, er vernichtet Menschen. Dies ist auch die grundlegende Wahrheit über das Altern.

(7)Unfähigkeit die Dringlichkeit der Sache wahrzunehmen. Bis sehr spät in der Geschichte hat niemand richtig verstanden was auf dem Spiel stand.
Erst als der König in das blutige Gesicht des flehenden jungen Mannes blickte, wurde ihm das Ausmaß der Tragödie bewusst. Die Suche nach einem Heilmittel gegen das Altern ist nicht nur eine nette Sache die wir vielleicht eines Tages tun sollten. Es ist ein drängender, schreiender moralischer Imperativ. Je früher wir mit einem gezielten Forschungsprogramm beginnen, desto eher werden wir Ergebnisse erzielen. Es ist von Bedeutung ob wir ein Heilmittel in 25 oder 24 Jahren finden: Mehr als die Bevölkerung von Kanada würde dabei sterben.
In diesem Fall ist Zeit gleichbedeutend mit Leben, und zwar bei einer Rate von 108 Leben in der Minute.
Während das Zählwerk mit solch rasender Geschwindigkeit vor sich hintickt, sollten wir aufhören herumzudrucksen.

(8) "Und in den kommenden Tagen... Ich glaube wir werden einiges reorganisieren müssen!" Der König und sein Volk werden sich einigen großen Herausforderungen stellen müssen wenn sie sich von den Feierlichkeiten erholt haben. Ihre Gesellschaft wurde durch die Gegenwart des Drachen so sehr konditioniert und deformiert, dass nun eine Furcht gebietende Lücke besteht. Sie müssen nun kreative Arbeit leisten, sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene, um Gegebenheiten zu schaffen um das Leben florierend, dynamisch und sinnvoll zu halten, jenseits der gewohnten Lebensspanne. Glücklicherweise ist der menschliche Geist gut in der Anpassung. Ein anderes Problem, dem sie sich möglicherweise stellen müssen, ist das der Übervölkerung. Vielleicht werden die Menschen lernen müssen, Kinder später zu kriegen und weniger oft. Möglicherweise können sie Wege finden, eine größere Population durch effektivere Technologie zu erhalten.
Vielleicht werden sie eines Tages Raumschiffe entwickeln und beginnen den Weltraum zu kolonisieren. Wir verlassen nun die langlebigen Menschen der Fabel und überlassen es Ihnen, sich mit diesen Herausforderungen zu befassen, während wir versuchen Fortschritte in unserem eigenen Abenteuer zu machen.

Wie Sie helfen können

1. Sprechen Sie über das Thema. Wenn Sie eine Webseite oder einen Blog haben, denken Sie darüber nach, einen Link auf diese Seite zu legen.
Teilen Sie Ihre Gedanken mit Freunden und Kollegen. Schreiben Sie Briefe an Zeitungsherausgeber und kommentieren Sie Berichte zur Lebensverlängerung.
Stellen Sie höhnische und kurzsichtige Aussagen zum Altern in Frage wenn es angebracht ist. Machen Sie etwas Krach.

2. Organisieren Sie sich. Wenn Sie in einer Organisation (Partei, religiöse Gemeinschaft, Berufsverband) Mitglied sind, denken Sie darüber nach innerhalb dieser Organisation Unterstützung zur Lebensverlängerung und der damit verbunden Forschung zu gewinnen.

3. Geben Sie. Denken Sie darüber nach, für den Methuselah Mouse Prize zu spenden. Dies ist ein Preis für die Verlängerung der Lebensspanne von Mäusen im mittleren Alter.
Wissenschaftspreise haben eine gute Erfolgsgeschichte im Bereich der Stimulation von Erfolgen.
Ein eindeutiger Erfolg bei Mäusen würde den Weg ebnen für ein größeres Programm zur Anwendung dieser Methoden am Menschen.

4. Übernehmen Sie Verantwortung. Wenn Sie ein großer Philanthrop sind, haben Sie die Möglichkeit, etwas zu bewegen. Oder wenn Sie Journalist, Opinion leader (Meinungsführer), Regierungsbeamter, wissenschaftliche Autorität oder Entscheidungsträger einer Forschungsstiftung sind, haben Sie die Möglichkeit, Einfluss auszuüben, und, konsequenterweise, eine besondere Verantwortung, Initiative zu zeigen.

5. Denken Sie kreativ. Benutzen Sie Ihr eigenes Gehirn, um darüber nachzudenken was die beste Möglichkeit wäre etwas beizusteuern.

Lieber Gruß,
Titus

4
Marathon90 hat geschrieben: Geschichten über das Altern haben sich traditionell immer auf die Notwendigkeit, des sich würdevoll damit Abfindens, beschränkt.
So ist es. :nick: Und die Drachen sind bei ihren Leisten geblieben. Heutzutage verkaufen sie Hormocenta gegen Fältchen aller Art.

Knippi

5
Moin atp, schön kopiert! Solltest Du einen Vollquote nicht zumindest als solchen kennzeichnen zumal sich jemand anders als Du die Mühe der Übersetzung gemacht hat? Hier übrigens das Original: The Fable of the Dragon-Tyrant. Hattest Du vor einiger Zeit schon mal gepostet. Hast es in Deinem selbstgewählten Exil ja nicht lange ausgehalten.
"You're entitled to your own opinion -- but you're not entitled to your own facts." Michael Specter at TED2010

6
Natürlich ist die Fabel nicht von mir - wurde das irgendwo geschrieben?
Die Fabel stammt im Original von Nick Bostrom und wurde aus dem Englischen übersetzt.
Nick Bostrom ist hier also der Urheber, der aber gewollt das Ding zur Verbreitung freigegeben hat.

Bitte lasst doch das oberflächliche Geläster und denkt mal ernsthaft über den Inhalt nach.

Gruß
Titus (nicht atp)

7
Marathon90 hat geschrieben:[...]Bitte lasst doch das oberflächliche Geläster und denkt mal ernsthaft über den Inhalt nach.

Gruß
Titus (nicht atp)
Und warum glaubst Du, das ausgerechnet ein Läuferforum der richtige Ort dafür ist, um das ernsthaft zu diskutieren?
"You're entitled to your own opinion -- but you're not entitled to your own facts." Michael Specter at TED2010

8
Ist ja trollig, Mehrfachich ist zurück und zitiert mal gleich ohne Quellenangabe. Eben ein summa cum laude Troll.

9
Sorry, aber dieser Text ist in einem stilistisch so besch*** Deutsch geschrieben, dass es mir regelrecht körperliche Schmerzen verursacht, ihn zu lesen - von den Rechtschreibfehlern mal ganz abgesehen. Im Eingangsposting stand doch was von "Lange Rede, kurzer Sinn" - kann mir bitte jemand die lange Rede ersparen, indem er den kurzen Sinn wiedergibt. Oder ist das nur das altbekannte "Wir müssen durch neue Technologien das Altern stoppen"-Geschwurbel?

11
Marathon90 hat geschrieben:Bitte lasst doch das oberflächliche Geläster und denkt mal ernsthaft über den Inhalt nach.
Ähm, es gibt auf dem Planeten nur ein Ungeheuer. Was war vor dem Ungeheuer, wie ist es entstanden? Es muss ja irgendwie geboren, geschlüpft sein, Eltern haben.

Es gibt nur einen König, der also die ganze Welt, mit Ausnahme des Drachen, beherrscht.

Die Gesellschaft ist groß genug, 100000 Alte je Tag zu generieren. Wenn wir davon ausgehen, dass a) alle Alten jeweils durch den Drachen sterben, b) die Alten jeweils 60 sind und c) alle anderen Jahrgänge gleich stark vertreten sind, verfügt das Reich des Königs über 2,19 Milliarden Einwohner. Da aber sicherlich nicht alle durch den Drachen sterben, darf man getrost von einer sehr viel größeren Bevölkerung ausgehen. Zumal sie ja mit dem geforderten Tribut des Ungetüms mitgewachsen sein muß, also Bevölkerungsüberschuss produziert.

Einer der mindestens 2.189.999.999 Mitbewohner des Königs wird irgendwo von einem Tiger angefallen. Und obwohl die 2,192 Milliarden Menschen den ganzen Planeten bevölkern, und bestimmt auch hier mal einer vom Pferd fällt, bei einem Erdrutsch ums Leben kommt, mit einem Schiff untergeht, vom Alligator gefuttert wird, durch eine Seuche oder durch eine ernteausfallbedingte Hungersnot stirbt, einen Verkehrsunfall erleidet, es vielleicht auch irgendwo mal Mord und Totschlag gibt, ist ein Tiger irgendwo im Dschungel planetenweit Gesprächsthema Nummer Eins.

Da der Tiger planetenweit Gesprächsthema Nummer 1 ist, muß der Planet über eine gewaltige Presse und geeignete Kommunikationssysteme zum Übermitteln jener Nachricht verfügen.

Der König des Zweimilliarden-Reiches verfügt zusätzlich über die Technologie zum Bahnbau und reitet sofort los :D

Wie schön: Der Planet verfügt über Weise und Zauberer, ist aber auch christlich gesinnt und feiert Weihnachten.

Das eigentliche Fazit, dass ich aus dieser Geschichte ziehe: Das Volk ist doof, der König ist doof. Und der Drache ist wirklich nur das kleinste Übel.
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unreflektiert nachplappernder ultravorsichtiger Seniorenlaufratgeber
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