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Utmb-ccc 2010

Utmb-ccc 2010

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CCC- oder wie der Mont Blanc seine Zähne zeigte

Freitag der 27.8. 10:00 Uhr
Wieder stand ich an der Startlinie des CCC . Dieser Lauf geht über 98 Km und 5900 Höhenmeter vom italienischen Dorf Cormayeur über die Schweiz und Frankreich nach Chamonix. Schon 2009 hatte ich mich an diesem Lauf versucht, musste aber nach 60 km im schweizerischem Champex aufgegeben.
Der Startschuss ertönte mit der Hymne von Vangelis...im strömenden Regen. Trotzdem eine grandiose Stimmung überall. Eine Runde durch das kleine Städtchen und dann in das Val de Ferret .Es donnerte und schüttete wie aus Kübeln. Nun bog der Weg ab hinauf zum Rifugio Bertone auf 1980m . Lange Läuferschlangen machten ein zügiges Fortkommen unmöglich. Nach ca. 2 Stunden war die erste Etappe geschafft. Kurz etwas trinken und dann steil weiter auf die Tete de la Tronche ,einem Berg von ca.2580 m Höhe. Es regnete nur noch wenig und auf dem darauf folgendem Abstieg hinab zum Rifugio Bonatti lockerte die Bewölkung auf. An der Hütte nahm ich einige Teller Nudelsuppe zu mir und dann schnell weiter zum Abstieg nach Arnuva ,einem Campingplatz im hinteren Val Ferret .Das Wetter schien zu halten. Arnuva erreicht, genug Polster zur ersten Zeitbarriere... Jetzt wurde es steil. Ein schmaler aber gut zu gehender Pfad zog sich hinauf zum Grand Col Du Ferret auf 2560 m .Bitterkalt und windig war es dort, schnell lief ich wieder talwärts. Auf der Alp La Peule angekommen fing es wieder an zu regnen und es sollte nicht aufhören bis nach einer weiteren Stunde Abstieg das schweizerische Dörfchen La Fouly erreicht war. Endlich wieder ein trockenes Plätzchen und etwas warmes zu essen. Nur nicht zu lange pausieren, denn in diesem Lauf gibt es mehrere Zeitgrenzen, die man nicht überschreiten darf. Aber ich hatte noch eine Stunde gut. Also raus aus dem Zelt und weiter....im Regen......hinab nach Praz de la Fort, einem kleinem Weiler auf ca.1100 m Höhe. Mittlerweile war es stockfinster und man konnte die Lichter der Stirnlampen von den Läufern sehen,die sich am gegenüberliegenden Hang hinauf zum nächsten Etappenziel Champex auf 1540 m hochkämpften. Weitere 2 Stunden und ich war dort, fühlte mich aber gut, viel besser als im vorigen Jahr. Dieses Mal schaffe ich es, dachte ich. Nach 20 Minuten Pause lief ich weiter,am See entlang und dann kam...der Bovine, ein knapp 2000m hoher Berg. Viel wurde über diesen Berg geschrieben. , nun konnte ich es selber erleben. Und zurecht, es wurde immer steiler,grosse Tritte wechselten mit Baumwurzeln ab, dazu mehrere Gebirgsbäche,die aufgrund des anhaltenden Regens immer mehr anschwollen. Die Steine, auf denen man sonst den Bach hätte überqueren können, lagen jetzt tief unter Wasser. Nasse Füße und ein mulmiges Gefühl waren angesagt. Oben angekommen auf schmalem aber einigermaßen gut zu laufendem Pfad bis zum Verpflegungszelt. Schnell einen Kaffee und dann weiter. Denn inzwischen war es sehr windig und der Regen ging in Schneegeriesel über.
Doch was denn folgte war der pure Horror. Knöcheltiefe Schlammwege in steilem Gelände und Wasser, überall Wasser .Mehrmals rutschte ich aus und lag im Schlamm. Aber außer ein paar blauen Flecken und Abschürfungen ist nichts passiert. Gut dass man im Dunkeln nicht sehen konnte wohin man hätte fallen können. Nach 1,5 Stunden erreichte ich den Col de Forclaz .Die Lichter von Trient waren ganz nah,doch vorher galt es noch einen steilen Schlammpfad zu bewältigen. Um mich herum waren die Läufer in Eile. Ich hatte lang schon nicht mehr auf die Uhr geschaut aber wusste, die Zeitbarriere muss nah sein. . Im Zelt angekommen eine merkwürdige Stimmung.Da alle französisch sprachen,wusste ich nicht sofort was passiert war. Dann erfuhr ich, das wegen des schlechten Wetters das Rennen abgebrochen wurde. Hätte ich weiterlaufen können,nass und durchgefroren wie ich war?? Ich weiß es nicht aber das große Ziel war dieses Jahr so nah wie nie. Nach 72 km und ca.4000 Höhenmeter war nun aber Schluß. So aber saß ich nach einiger Zeit im Bus und war um 6 Uhr morgens wieder in Chamonix.
Fazit: Es ist und bleibt ein toller Lauf aber extrem anstrengend und bei schlechtem Wetter auch nicht ganz ungefährlich. Ich hoffe 2011 wieder dabei sein zu können,denn wie heißt es,aller guten Dinge sind drei.........

Klaus

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Ich bin hin und her gerissen.

Zum einen wirklich schöner Bericht :daumen: , sehr gut geschrieben.

Zum anderen natürlich das Negative, diesen Lauf nicht finischen zu können. Diesen Makel werden, glaub ich, alle Berichte Rund um den utmb des Jahres 2010 besitzen.
War es gut abzubrechen, hätten einige evtl. doch durchlaufen können. Was wäre passiert, wenn etwas passiert wäre.

Ich ziehe auf jeden Fall meinen Hut vor deiner Leistung und drücke dir die Daumen für ein drittes Mal.... das klappt dann bestimmt...

Und für mich persönlich überwiegt die Faszination (an dem Lauf und den Läufern) und das Verlangen dieses Wagnis selbst einmal in Angriff zu nehmen....
Gruß

tom
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Klasse Bericht zu einem klasse Lauf... :daumen: :daumen: :daumen:

Ich denke mal bei diesem extremen Wetter ist der verkürzter CCC mindestens so viel wert, wie die komplette Strecke unter regulären Bedingungen ... ist es nicht auch so, dass er inzwischen auch offiziell als gefinished gilt?

Gruß, Manfred
2022: erledigt: G1-Grüngürtel, Kölnpfad 100k, Burginsellauf Delmenhorst 24h Staffel(!), Mega Marsch Köln (63k) ... geplant: nix

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MegaCmRunner hat geschrieben:Klasse Bericht zu einem klasse Lauf... :daumen: :daumen: :daumen:

Ich denke mal bei diesem extremen Wetter ist der verkürzter CCC mindestens so viel wert, wie die komplette Strecke unter regulären Bedingungen ... ist es nicht auch so, dass er inzwischen auch offiziell als gefinished gilt?

Gruß, Manfred
Hallo Manfred,

Zumindest wäre bei normalen Wetterbedingungen alles möglich gewesen. Für die "Finisher" ,die in Trient oder Vallorcine gestoppt wurden gibt es Qualifikationspunkte, für Trient 2. Nur helfen die mir nicht so viel weiter. Mit einem geplanten Zieleinlauf beim Röntgenlauf habe ich zwar 5 Punkte,aber leider aus 3 Rennen,also nix mit der Anmeldung für den UTMB 2011. obwohl,erstmal will ich sowieso den CCC endlich richtig finishen. Denn es gibt keinen Zieleinlauf,der so gänsehautlastig wie der in Chamonix ist.
Gruß
Klaus

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Danke für den Bericht, Klaus!

Du hast tapfer gekämpft, unter den Umständen konntest du nicht mehr tun als was du getan hast.
Das kleine Stückchen von Trient nach Chamonix, das in diesem Jahr leider gefehlt hat, machst du locker nächstes Jahr!

....und ich auch :D .

Walter
You can only fail if you give up too soon

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viermaerker hat geschrieben:D
Das kleine Stückchen von Trient nach Chamonix, das in diesem Jahr leider gefehlt hat, machst du locker nächstes Jahr!

....und ich auch :D .

Walter
Hallo Walter,
wenn das Eric liest,der holt uns schon sicher wieder auf den Boden der Realität zurück :D :D :D

Klaus

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holli1 hat geschrieben:I

Und für mich persönlich überwiegt die Faszination (an dem Lauf und den Läufern) und das Verlangen dieses Wagnis selbst einmal in Angriff zu nehmen....
Gruß

tom
Hallo Tom,
es lohnt sich aber sei gewarnt,es ist auch bei schönem Wetter hammerhart!
Gruß
Klaus

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speedy_ms hat geschrieben:Hallo Tom,
es lohnt sich aber sei gewarnt,es ist auch bei schönem Wetter hammerhart!
Gruß
Klaus
Manchmal muss man einfach mal so etwas machen, auch wenn man selbst weiß, dass man doch eigentlich total bes..... äääh... viel eigenmotivation braucht.. :D
aber der k78 den will ich vorher noch in angriff nehmen
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speedy_ms hat geschrieben:Hallo Walter,
wenn das Eric liest,der holt uns schon sicher wieder auf den Boden der Realität zurück :D :D :D

Klaus

da hast du bestimmt Recht, Klaus :D !

Aber mit De-Motivation hat er ja bei uns eh keine Chance :D .

Walter
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Hallo vom Anti-Missionsfront :zwinker2:
viermaerker hat geschrieben:Das kleine Stückchen von Trient nach Chamonix, das in diesem Jahr leider gefehlt hat, machst du locker nächstes Jahr!
Denke daran: das sind 2 von den eher schwierigeren Aufstiege. Die von Trient hoch über Tseppes nach Catogne ist steil, ... sehr steil, ... und nimmt kein Ende, ist allerdings nicht so unwegsam wie die Bovine. Erst ab Les Tseppes wird's dann etwas leichter. Der Abstieg nach Vallorcine ist grausam. Der Anstieg von Col des Montets nach Tete aux Vents ist schwierig und steil. Dann ist man aber noch nicht da: von Tete aux Vents nach la Flegere ist sehr unrund zu laufen, ... wenn überhaupt. Der Abstieg nach Chamonix ist anfänglich zwar gut, dann aber geht es rasch sehr steil 'runter. Wer hat den da noch die Beinchen um bergab schneller zu sein als nur kontrolliert zu gehen...

@Klaus: schöner Bericht von ein Lauf mit ungewolltem Ende.
:prost: Jede Freude ohne Allohol ist Kuenstlich.

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....Ich werde mir aber erstmal nicht mehr den Kopf darüber zerbrechen,wenn ich dort bin ists noch früh genug, denn 2011 einen Startplatz zu bekommen wird die grösste Hürde sein. Ich schätze das auch der CCC völlig überbucht sein wird .....
Gruß
Klaus
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