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Von Wolkenkratzern, schweren Beinen, Nudeln und Cola:)

Von Wolkenkratzern, schweren Beinen, Nudeln und Cola:)

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Mein erster Marathon:

31.10.2010 Commerzbank Frankfurt Marathon

´´Nächste Station Frankfurt Messe´´ dröhnt es aus den Lautsprechern der Straßenbahnlinie 11 in Frankfurt. Es ist Freitag der 29.10.2010, als ich gegen 13.30 auf dem Weg zur Messe bin, um meine Startunterlagen für Sonntag abzuholen. Ich erkenne meine Konkurenten an den Brooks/Nike und Asics Schuhen unter der Jeans. Die Stimmung ist locker und alles freut sich auf Sonntag. Mhh, was ist denn da?? Ach der 29. Commerzbank Frankfurt Marathon, bei dem ich auch starten soll. Ich ordne mich entsprechend meiner Startnummer an der Ausgabe ein, um meinen mit überwiegend Werbung gefüllten Marathonbeutel abzuholen. Nochmal ein bisschen über die Messe laufen, brauche ich noch etwas?? Nein, ich habe an alles gedacht.
Der Freitag neigt sich sehr schnell seinem Ende zu. Da ich mich schonen und jegliche Anstrengungen vermeiden wollte, war für Samstag auch kein großartiges Programm mehr geplant. Aber ein Ereignis stand dann doch noch aus, das Foritreffen im Da Michele in Frankfurt. Um 19 Uhr ging es los, man stellte sich vor, begrüßte sich und tauschte sich aus. Viele neue und nette Gesichter. Ich saß mit Alex und Alex am Tisch alias ´´aBo und el andaluz+Bruder´´ und auch Horst, im Forum besser bekannt als Gäu Läufer gesellte sich öfters mal an unseren Tisch. Das Essen war lecker, es gab Salat, Lasagne, Nudeln und Tiramisu………Jedoch verging die Zeit viel zu schnell. Da ich nicht vor hatte, zu spät ins Bett zu gehen, beschloss ich gegen 21 Uhr das Da Michele zu verlassen. Da Alex(Username aBo)und ich in die Selbe Richtung fuhren, liefen wir gemeinsam zum Frankfurter Hbf.
Die S-Bahn kam und nach ca. 45min. war ich in Wiesbaden angekommen. Wieder ein Tag vorbei, morgen wird es ernst Kaya. Zuhause wurde der Kleiderbeutel noch gepackt und dann irgendwann zwischen 0.15-0.30 Uhr lag ich dann im Bett. An schlaf, war vor Aufregung nicht zu denken. Habe ich alles richtig gemacht, habe ich etwas vergessen und bin ich überhaupt Fit für den Marathon?? Die Antworten sollten morgen früh kommen, spätestens nach dem Start um 10 Uhr an der Messe.

Ein lautes scheppern und knallen reist mich eher unsanft aus meinem schlaf, zu dem es erstaunlicherweise doch noch gekommen ist. Mein Wecker: Es ist Sonntagmorgen 5:45 Uhr als ich schnell überlege warum nun mein Wecker klingelt. Ach heute ist es soweit. Vor 4 Monaten die Anmeldung, vor 3 Monaten begann die Vorbereitung, es ist soweit. Der Tag des Frankfurt Marahons war gekommen. Müde und aufgeregt, stieg ich aus dem Bett und stolperte ins Bad. Nachdem ich mich soweit fertig gemacht habe und noch etwas gefrühstückt habe, verließ ich das Haus. Der Samstagabend endete mit ca. 15 Grad und einem blauen Himmel über dem Rhein-Main Gebiet. Aber was sollte das nun, ich trat vor die Haustür und es wurde kalt und es sollten Temperaturen unter der 10 Grad Marke sein. Naja abwarten Kaya, du wirst auch im Regen starten, aber was wird dann aus deinem Zeitziel von 3:45:00?? Mach dir keinen Kopf, erstmal nach Frankfurt fahren jetzt. Die Straßen in Wiesbaden waren menschenleer und auch am Hauptbahnhof änderte sich nichts daran. Am Gleis 4 stand mein Taxi. Die S-Bahn Linie 1, Abfahrt 7:05. Mir kam eine Fahrt nach Frankfurt noch nie so schnell vor. War das nun der Punkt, an dem meine Aufregung die Spitze erreichte?? 7.48 Uhr, der Zug fuhr pünktlich in den Frankfurter Hbf ein. Nun sah ich auch schon die ersten Läufer aus der Bahn steigen. In einem schwarm machten sich alle gemeinsam auf den Weg zur U-Bahn, die uns dann auf das Messegelände bringen sollte.

So, die erste Hürde war geschafft. Die Anreise verlief stressfrei, so wie ich es mir erhofft hatte. Ab in die Umkleide, zur Beutelabgabe und um 9 Uhr nochmal ein treffen mit den Foris. Alex, Alex, Horst und ich hatten vor, den Marathon gemeinsam anzugehen. 3:45:00 lautete unser Zeitziel. Um 9.30 nochmal schnell zur Familie, die den Weg nach Frankfurt inzwischen auch gefunden hatte Nach gefühlten 20 Umarmungen von den Eltern und meinen Großen Schwestern und Freundinnen und Freunden, lief ich nun zurück in die Festhalle. Gemeinsam stopften wir 4 uns dann in den Skoda Startblock. Nein, das war nun der Punkt, meine Aufregung begann zu Kochen, dachte ich. Aber es gab kein zurück mehr, ich musste starten. Darauf hatte ich so lange warten müssen und nun werde ich auch finishen, unter allen umständen. Ich war in meinem noch Jungen leben, selten so aufgeregt. Wir wünschten uns noch ein gutes Rennen und gegen 10.05 Uhr, passierten wir die Startlinie.

Mit einem 5:20/Km Schnitt ging es los. In Frankfurt war übrigens keine Spur von schlechtem Wetter. Die Sonne schien, ca. 10-12 Grad. Top Wetter. Leichte und frische Luft zwischen den Frankfurter Wolkenkratzern die in der Morgensonne glänzten. Alles schien perfekt zu sein, doch in meinem Hinterkopf schwirrte immer noch das ziehen in den Knien herum. Hoffe dass es 42Km lang gut geht. Das brauche ich heute nicht, dachte ich mir. So viele Leute füllten schon morgens gegen 10 Uhr die Frankfurter Straßen um uns beim kämpfen zu zusehen. Die ersten 5Km verliefen ohne Probleme. Durchgangszeit 27:05min. Ich wollte eigentlich schneller sein, aber nichts überstürzen wer weis was noch kommt. An der Alten Oper explodierte die Stimmung, Tausende Zuschauer, Musik und jede Menge motivierte und Fitte Läufer. Nach einer Schleife in Richtung Nordend, erreichten wir langsam die 10Km Marke. Km 9, es kam was kommen musste, das ziehen in den Knien. Muss ich kämpfen?? Wird es sehr schlimm? Meine Stimmung sank ein wenig, aber es war noch auszuhalten. Km 10 in 53:58, viel zu langsam. Ich verlor die Minuten, aber noch vor Km 15 ließ das ziehen nach. Ich sorgte für kürzere Schritte, wahrscheinlich war das mein Erfolgsrezept bezüglich der Kniesache. Km 15 in 1:20:34. Ich sah meine Familie und Freunde am Straßenrand stehen und konnte Ihnen zu winken. Es lief alles super, aber eigentlich wollte ich mir ein Zeitpolster schaffen für die 2. Hälfte. Naja, hat nicht ganz geklappt. Ich musste das Beste daraus machen. Der Magen war auch noch so ein Thema. Bis zur Hälfte, machte er keine Probleme. Ich habe verpflegungsmäßig alles richtig gemacht. Hin und wieder mal eine Station ausgelassen und alles immer richtig dosiert.

Km 21,1 in 1:52:58 in Niederrad. Einem ruhigen Stadtviertel von Frankfurt. Die Hälfte ist geschafft, das gibt einem schon sehr viel Selbstvertrauen, wenn man immer noch Fit ist. Aber nur Hoffen, dass es für 42Km reicht. Aber ich war ganz guter Dinge, die Aufregung war ja inzwischen verflogen. Von Niederrad ging es weiter nach Schwanheim, hier verloren wir den ersten von uns 4en, da er Probleme mit einer Blase bekam. Alex, Horst und ich liefen weiter. Da Horst noch mit Schnupfen zu kämpfen hatte und Ihm die Sonne zu schaffen machte und er kurz vor Nied mal in die Büsche musste, verloren wir auch Ihn, etwa bei Km 26-27. Für Alex und mich ging es weiter, doch auch Alex hatte so seine Probleme mit der Sonne und bekam leichtes Seitenstechen. Er wurde zur Tempodrosselung gezwungen. Wir verabschiedeten uns und ab Km 28 war ich dann allein. Inzwischen Frühlingshafte Temperaturen in Frankfurt und keine Wolke am Himmel. Bhf Frankfurt Nied, auch hier gab es nochmal eine Motivationsspritze. Meine Schwestern und Freundinnen haben mir Plakate gebastelt, nun muss ich es erst recht schaffen.
Die letzten 14Km musste ich mich also allein durchschlagen. Aber Kaya du schaffst das, du wirst keine Gehpause einlegen und es in die Festhalle schaffen. Km 30 2:40:36. Die ersten Anzeichen von erschöpfung machten sich bemerkbar. Die Muskeln und Schritte wurden schwerer. Nun stand das ´´schlimmste´´ Stück an. Die Berüchtigte Mainzer Land Straße. 4-5Km nur geradeaus. Ich begann mit mir selbst zu Kämpfen, jedoch kamen noch keine Zweifel auf, es nicht zu schaffen.
In der Mittagssonne ragten bauten sich die Wolkenkratzer jenseits der 180-200m Marke vor mir auf. Ihre Spitzen glänzten und ich habe die City wieder erreicht. Km 35, nun geht es los, das wovon ich so viel gelesen und gehört habe. Der Kopf sagt nein hör auf, Kaya aber sagt, komm schon mach weiter. Noch 7Km, ein lockerer Trainingslauf um den Block Du bist schon soweit gekommen, den Rest wirst du dann auch noch schaffen. 3:08:00 bei Km 35. Man die Cola schmeckt echt gut. Das Tempo fiel inzwischen mal auf die 5:30/Km. Die 3:45:00 noch zu unterbieten erwies sich dann doch als sehr schwer. Durch die trödelei am Anfang, habe ich einfach zu viel Zeit verloren. Naja unter 3:50:00 finishen, wurde dann als nächstes Ziel gesetzt. Km 38, nur noch ein starrer Blick geradeaus. Ganz konzentriert und angespannt, das Ziel vor Augen. Und nochmal ein Becher Cola und nochmal den Schwamm eintauchen. Nach einer weiteren Schleife wurde es Kriminell. Km 40 in 3:37:00 und das ganze nochmal. Schwamm eintauchen und ein Becher Cola. Hier war klar, Kaya du hast es geschafft. Das ist deine Belohnung für die letzten Monate. Du hast so viel Zeit geopfert und einfach so viel zurückgesteckt. Das ist dein Dank.
Ich erkannte die Einmündung in die Friedrich-Ebert Anlage, die mich mit schweren Beinen in die Festhalle führen sollte. Keine 500m mehr. Man Kaya, fang an zu schreien, du hast es gepackt. Ich wollte mich zwicken um einen evtl. Traum zu entlarven, aber ich wollte auf der Zielgerade nichts mehr riskieren. Eine lange Allee, rechts und links, dicht an dicht die Zuschauer die mich mit Ihren zurufen ins Ziel trugen. Ich habe meinen Körper überlistet und gegen schwere Beine/Muskeln und Schritte gekämpft. Ich sah den Roten Teppich, der Festhalle. Ich war den Tränen nahe, aber irgendwie viel zu aufgedreht dafür. Man man, ich konnte es kaum glauben. Ich bin nun ´´Marathonläufer´´ . Vor 18 Monaten gerade mal die 3000m in 20min geschafft und nun den Frankfurt Marathon in 3:48:54 gefinisht. Der Schönste Sonntag in 20 Jahren. Im Ziel traf ich dann Horst nochmal. Er musste leider abbrechen. Naja Horst 2011, holen wir das nach. Die 3:45:00 sind dann drin. Mir wurde dann eine Medaille übergehängt und eine Wärmefolie gegeben und dann ging es nach draußen, wo jede Menge essen und trinken bereit stand. Nudeln und Cola, man wie habe ich mich darauf gefreut…………………………..

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Kaaayaaaa! Goil!

Schön geschrieben, ich bin mitgelaufen :D Deine Entwicklung ist super und DU hast den Willen, große Klasse!
Naja unter 3:50:00 finishen, wurde dann als nächstes Ziel gesetzt.
Du hast alles richtig gemacht - ein "Plan B" sollte nicht fehlen!

Komm bald wieder auf die Beine und erhole Dich gut. Aus Dir wird noch ne richtige Rakete :D

Grüße,

Guido
Am 22. April 2017 in Wuppertal Zuckerspiel (10/21)
Am 6. Mai 2017 zwischen Wupper und Ruhr WHEW100 Ultramarathon (100km + Staffeln, 10km, 5km)
Gesperrt

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