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Mal wieder Doping.....

1401
Die ARD-Doku hat es auch in die Zeitung geschafft, u.a. in die SZ:

Jede dritte Medaille unter Verdacht

  • Eine neue ARD-Dokumentation über Doping in der Leichtathletik weist auf systematische Manipulationen in Kenia hin.
  • In den Ausdauerdisziplinen steht womöglich jede dritte Medaille bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen zwischen 2001 und 2012 unter Dopingverdacht.
  • Der Weltverband IAAF tut dem Film zufolge bis heute viel zu wenig, um das Problem beheben.
Profis sind berechenbar, die Amateure sind wirklich gefährlich. E.A. Murphy

1404
Hmm, ihr schreibt hier bezüglich der ARD Doku zum Thema Doping was von 1. Teil und 2. Teil ... heute abend um 22 Uhr läuft im WDR:

Geheimsache Doping – Im Schattenreich der Leichtathletik
22:00 Uhr, Mo 10. August
Sonstiges, D 2014

Ist das Teil 1 oder 2?

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ignatov hat geschrieben:Hmm, ihr schreibt hier bezüglich der ARD Doku zum Thema Doping was von 1. Teil und 2. Teil ... heute abend um 22 Uhr läuft im WDR:

Geheimsache Doping – Im Schattenreich der Leichtathletik
22:00 Uhr, Mo 10. August
Sonstiges, D 2014

Ist das Teil 1 oder 2?
... hat sich schon erledigt, ich bin in der Mediathek fündig geworden. Teil 1 ist vermutlich 'Geheimsache Doping - Wie Russland seine Sieger macht', richtig?
Video: Geheimsache Doping - Wie... - Sportschau - ARD | Das Erste

1409
Heute um 9.20 Uhr auf WDR 5:

Tagesgespräch - Doping in der Leichtathletik:

Schauen Sie sich die Wettkämpfe noch an?

Interessante Frage. Aber warum nicht mal: Doping im Fußball: Schauen Sie sich die WM noch an?

Natürlich ist es traurig, wenn wieder mal ein/e große/r Läufer/in entzaubert wird. Aber warum ist das immer nur im Ausdauersport ein Thema? Als z.B. Toni Schumacher 1987 zum Anpfiff blies, gab es nur ein Strohfeuer, aber weiterhin gilt Sepp Blatters Diktum: Doping im Fußball bringt nichts, also kommt es auch nicht vor. (Genauso wie Foulen und Handspiel übrigens. Bringt in der Regel auch nichts, also macht's auch keiner.)

Ja, warum also stellt im Fußball niemand solche Fragen? Ich kann mir das nur so erklären: Dem Fußball eignet der Nimbus des Heiligen. Leichtathleten sind eben keine Publikumslieblinge, deretwegen man sich besäuft oder bis aufs Blut prügelt. Wegen eines Radsportlers mutiert der deutsche Bierbäuchler nicht wieder zum Affen.

Das Thema lädt geradezu zu religionswissenschaftlicher Betrachtung ein. Mal sehen, vielleicht mach ich das nachher sogar. Ansonsten gilt:

Leute, ruft zuhauf an und sagt was! Laßt uns die Sendung stürmen!
Дуа кинум йах иди, ту пуц ца бофт тар ту-хез йатов̌!

1410
aghamemnun hat geschrieben: Interessante Frage. Aber warum nicht mal: Doping im Fußball: Schauen Sie sich die WM noch an?

Natürlich ist es traurig, wenn wieder mal ein/e große/r Läufer/in entzaubert wird. Aber warum ist das immer nur im Ausdauersport ein Thema?
Weil Fussball auch ohne solche Storys unterhaltsam ist? (duck)

1412
Ja, finde die landläufigen Begründungen, dass Doping im Fußball nichts bringt, auch sehr lächerlich. Wenn man sich die Athletik des Spiels anschaut, was sich da in den letzten 20 Jahren getan hat, dann ist es offensichtlich, dass eine höhere Trainingsintensität oder verkürzte Regenerationszeiten dem Spieler dienlich sind. Ob das flächendeckend passiert, kann ich natürlich nicht beurteilen.

1414
Vor allem sollte man vorurteilsfrei bei den Fakten bleiben. Diese ARD-Doku z. B. tut so, als ob das Doping(EPO)-Problem in Kenia besonders schlimm wäre. Die Zahlen zeigen aber, dass knapp 20% der kenianischen Medaillengewinner verdächtige Blutwerte aufwiesen, verglichen mit gut 30% aller Medaillengewinner. Ist zwar viel zu viel, aber anscheinend "besser" als Durchschnitt.

Auch bedeuten 30% Verdächtige weder, dass diese 30% dopten, noch, dass alle gedopt waren.

Zum Fußball: bis vor kurzem gab es da nicht mal Blutuntersuchungen nach den Spielen...
"Koch wies allerdings darauf hin, dass die neu eingeführten Blutkontrollen nur "ergänzende Wirkung" hätten. Denn, so der DFB-Vizepräsident, die meisten zur Leistungssteigerung im Fußball geeigneten Substanzen seien nur im Urin und nicht im Blut auffindbar."
"If you want to become a better runner, you have to run more often. It is that easy." - Tom Fleming

1415
D-Bus hat geschrieben:Vor allem sollte man vorurteilsfrei bei den Fakten bleiben. Diese ARD-Doku z. B. tut so, als ob das Doping(EPO)-Problem in Kenia besonders schlimm wäre.
Ich fand die Doku eigentlich sehr informativ und gut. Der Fokus auf Russland und Kenia war dann aber auch für mich befremdlich. Insbesondere das Beispiel mit dem Arzt, der scheinbar (vielleicht sogar real) die gesamte Nomenklatur der pharmazeutischen "Beschleunigung" zu spielen scheint.

Da hätte man auch hier in Deutschland in die Muckibude um die Ecke gehen können. Unglücklicherweise sieht es dort nicht besser aus. Aber daraus zu folgern, dass es in Deutschland ein Dopingproblem gäbe, wäre schon forsch. Ok hier ging es um Läufer. Aber auch in der Muckibude wird dann vom "Doc" behauptet, daß der x oder y versorgt.

Lassen wir mal den Fussball aussen vor. Die Leichtathletik muß nun mal vor der eigenen Tür kehren. Von der Reaktion einiger deutscher Athleten ihre Dokumentation komplett freizugeben bin ich hin- und hergerissen. Auf der einen Seite ist der Schritt mutig, auf der anderen Seite wird ein nicht irrelevantes Stück Persönlichkeit freigegeben. Wahrscheinlich ist das hilfreich um den Prozess zu beschleunigen. Die Aufgabe jeglicher Intimität widerstrebt mir aber irgendwie.

1416
Der Fokus auf Kenia und Russland war insofern interessant als dort eben die nationalen Anti-Doping-Agenturen (auf die die WADA letztlich angewiesen ist) genau das Gegenteil machen von dem was eigentlich ihr Ziel sein sollte. Was soll man davon halten, wenn eine RUSADA Funktionärin vor laufender Kamera nichts dabei findet, zu sagen, dass ihr Job sei, den Athleten dabei zu helfen, saubere Tests abzugeben?! Und wenn einer auffällt, dann wird er halt solange niocht zu internationalen Meetings geschickt bis die Werte wieder passen?! Vermutlich war genau das tatsächlich die Jobbeschreibung, die ihr ihr Chef gegeben hat, sonst plappert man doch nicht sowas aus.
Die Konzentration auf Kenia war insofern übertrieben als das selbe natürlich für das gesamte Nord- und Ostafrika gilt - das ist ja auch kein Geheimnis, dass es dort nicht möglich ist, WADA-konforme Bluttests durchzuführen. Man möge mir meinen Zynismus verzeihen, aber ich vermute schon seit Jahren, dass eben das (und nicht die tollen Unterkünfte oder Mahlzeiten) der Grund dafür ist, dass die Laufcamps dort bei Spitzensportlern so beliebt sind.
"Only that day dawns to which we are awake." - H.D.Thoreau
Meine Wettkämpfe in der km-Spiel Tabelle
Meine Lauf-Fotoalben (mit vielen Tiroler Laufstrecken)

1417
Na, bei den Russen waren es ja auch 80% der Medailliengewinner, die verdächtige Blutwerte aufwiesen. Umso parteiischer ist man, wenn man trotzdem Russland und Kenia auf eine Stufe stellt.
"If you want to become a better runner, you have to run more often. It is that easy." - Tom Fleming

1418
Nochmal zum Fussball: es waere schon erstaunlich, wenn ausgerechnet im global populaersten Sport, in dem am meisten Geld zu verdienen ist, nicht gedopt wuerde. Im Amerikanischen Fussball und Brennball, Eishockey und Korbball, wo aehnlich viel Geld zu verdienen ist und ebenfalls eher Technik als Ausdauerleistung im Vordergrund steht, wird auch gedopt. Betrachtet man die Erfolge des Tiki-Taka-Stils (neunzig Minuten laufen alle Spieler, um sich guenstig zu positionieren, das entscheidende Tor faellt kurz vor Schluss, wenn der Gegner nicht mehr mitlaufen kann), wird klar, dass im modernen Fussball eine gute Ausdauerleistung von Vorteil ist. Systematisches Doping soll in Freiburg und Stuttgart betrieben worden sein. Prominenz aus dieser Gegend war und ist auch beim DFB taetig. Aber auch sonst: als vor einiger Zeit ein Torwart in kurzer Zeit seine Mutation in einen Wrestler durchging und dabei im Streit mit seinem Arbeitgeber lag, habe ich mich gefragt, ob der Verein eine Chance gehabt haette, ein angeblich hohes Gehalt einzusparen, wenn der Spieler angesichts seiner beispielhaften Muskelgewinne zu einem Dopingtest gebeten und bei positivem Befund fristlos gekuendigt worden waere. Aber vielleicht ging das aus verschiedenen Gruenden nicht.

1421
GeorgSchoenegger hat geschrieben:....Die Konzentration auf Kenia war insofern übertrieben als das selbe natürlich für das gesamte Nord- und Ostafrika gilt - das ist ja auch kein Geheimnis, dass es dort nicht möglich ist, WADA-konforme Bluttests durchzuführen. Man möge mir meinen Zynismus verzeihen, aber ich vermute schon seit Jahren, dass eben das (und nicht die tollen Unterkünfte oder Mahlzeiten) der Grund dafür ist, dass die Laufcamps dort bei Spitzensportlern so beliebt sind.
Ausgerechnet jetzt werden Kenianer überführt:
Positive Doping-Proben bei Joyce Zakary und Koki Manunga

Ist das Zufall? :confused:

1423
hardlooper hat geschrieben:Warum fragst Du? Sind andere nicht "geprobt" worden?

Knippi
Oooooch... die Deutschen natürlich nicht.

- - -

Die Fernsehreportage hatte die Missstände in Russland und Kenia thematisiert.
Nun wurden, ausgerechnet, zwei Kenianerinnen erwischt.
  • Ist das ein Zufall?
  • Konzentriert sich die WADA auf kenianische Athleten?
  • Sind die beiden ein Bauernopfer? Nach der Devise: Hier habt ihr eure Doper nun lasst uns in Ruhe (weitermachen).
p.S.:
Das sind natürlich nur Spekulationen von mir.

1424
Mehr Epo für Athleten als für Kranke“
WM-Medaillen: elf. Doping-Fälle: zwei. Vertrauen: verflogen. Kenias Umgang mit dem Betrug in der Leichtathletik ist hanebüchen. Die Reaktion der Welt-Anti-Doping-Agentur auch.
FAZ.net (26.8.2015, 23:30
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1425
M.E.D. hat geschrieben:Das sind natürlich nur Spekulationen von mir.
Der Kernsatz Deines Posts.

Ich finde es retrospektiv ziemlich lächerlich, wie sich manche Experten und solche, die sich dafür halten, in der Vergangenheit über die Gründe für die kenianische Dominanz raisoniert haben.

Hochland, Körperbau, Genetik etc. pp. .
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Was ist Folding@home?:geil: Mach doch mit in unserem Folding@home-Team!:geil:

Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein.
14.11.´10 Tenero M: 2:58:06 :)
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D-Bus hat geschrieben:Vor allem sollte man vorurteilsfrei bei den Fakten bleiben. Diese ARD-Doku z. B. tut so, als ob das Doping(EPO)-Problem in Kenia besonders schlimm wäre. Die Zahlen zeigen aber, dass knapp 20% der kenianischen Medaillengewinner verdächtige Blutwerte aufwiesen, verglichen mit gut 30% aller Medaillengewinner. Ist zwar viel zu viel, aber anscheinend "besser" als Durchschnitt.

Auch bedeuten 30% Verdächtige weder, dass diese 30% dopten, noch, dass alle gedopt waren.
Wenn positive Test vorlagen, half der kenianische Verband angeblich gegen Geld bei der Vertuschung.
"Ich wurde nach meinem positiven Test immer wieder ins Büro des kenianischen Verbandes gebeten. Und die fragten mich dann, wie viel Geld ich habe, damit die Testergebnisse nicht öffentlich gemacht werden", sagte Langstreckenläufer Ronald Kipchumba der ARD: "Aber ich hatte das Geld nicht. Daraufhin haben sie mich nach Hause geschickt. Ich wurde gesperrt, denn ich hatte nicht bezahlt."

Positiv getestete Top-Athleten, so Kipchumba, müssten "riesige Summen bezahlen, damit ihre Testergebnisse nicht bekannt werden." Der Verband gab auf ARD-Anfrage keine Stellungnahme ab.
"
[Zit. aus Dopingkontrollen: Neue Vorwürfe gegen Kenia | Leichtathletik ]
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Also, die kenianische Dominanz ist in allererster Linie auf die Breite der Basis zurückzuführen, da braucht man noch nicht einmal Experte sein. Wenn ein Land einen richtigen Volkssport hat, dann wirkt das bis in die Spitze hinauf (siehe z.B. auch Niederlande-Eissschnelllauf; Finnland-Werfen; Österreich-Schifahren; Deutschland-Kunstbahnrodeln; Norwegen-Langlauf; Australien-Schwimmen, Mittlerer Osten: Kraftsport; Kuba: Boxen ...)

Dass daneben, wie anderswo auch, gedopt wird, ist auch klar.
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1428
GeorgSchoenegger hat geschrieben:Also, die kenianische Dominanz ist in allererster Linie auf die Breite der Basis zurückzuführen, da braucht man noch nicht einmal Experte sein.
Die Breite ist natürlich ein wichtiger Faktor.

Jedoch: Wie groß ist die Breite in Kenia? Wieviele junge, gut geförderte Lauftalente gibt es in anderen großen Sportnationen wie z.B. den USA? Überleg mal...!
Da ist die Breite sicherlich nicht so vergleichsweise winzig, das dies die doch sehr heftige kenianische Dominanz in der absoluten Weltklasse erklären könnte.

Beispiel Jahresweltbestenliste Marathon 2012 Top 30: 17 Ken, 13 ETH ! :mundauf:
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Jahrelang wurde die ostafrikanische Dominanz mal auf - Mensch, was für sprachliches Minenfeld - vielleicht bessere genetische Grundausstattung, mal auf die Höhenlage, mal auf die Heranführung ans Laufen von Kindesbeinen an, mal auf die Trainingsmethodik, mal auf bestimmte Aspekte der Ernährung und letztlich auf eine Mischung aus all dem zurückgeführt.

Und jetzt soll das auf einmal alles nur noch durch Doping erfolgen?

Ich streite nicht ab, dass gedopt wird. Ich bin mir sogar sicher, dass gedopt wird und noch viel mehr, als wir wissen. Aber selbst in einer Welt ohne Doping gäbe es Nationen, die erfolgreicher wären als andere, und das aus verschiedensten Gründen.

Das Beispiel Niederlande und Eisschnelllaufen ist doch perfekt: Vielleicht wird auch dort gedopt. Aber wenn ein Land die mit Abstand besten Trainingsmöglichkeiten, die mit Abstand meisten Nachwuchsathleten, die mit Abstand fähigsten Trainer und und und hat, dann würde ich als gutgläubiger Mensch die Erfolge erstmal darauf zurückführen wollen.

Im echten Leben gilt eine Unschuldsvermutung. Warum sollte sie im Sport nicht gelten? Ohne Beweise keine Anklage, und das dauernde Mahnen und Zweifeln ist nich nur den vielleicht ja doch mitlaufenden ehrlichen Athleten gegenüber ungerecht, es verdirbt obendrein jeden Spaß.

Um nicht missverstanden zu werden: Ich verabscheue Doping und bin für härtere oder zumindest andersartige Strafen. Aber ich bin auch gegen pauschale Vorverurteilungen und Sportkultur-Pessimismus.

1430
Die Unschuldsvermutung ist eine wichtige juristische Errungenschaft. Sie impliziert jedoch nicht, dass jemand allgemein gutgläubig für unschuldig gehalten werden muss, sondern dient dem "in dubio pro reo", was das Urteil vor Gericht angeht. Es geht v.a. auch um die Haltung des Richters im Verfahren. Nicht das Urteil schon zu fällen, obwohl der Prozess noch am Laufen ist.

Es gibt auch den "dringenden Tatverdacht" und dieser beisst sich nicht mit der o.g. Unschuldsvermutung.
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Für einen "dringenden Tatverdacht" genügt in der Öffentlichkeit mittlerweile aber einfach nur eine gute Leistung. Jemand läuft schnell, gewinnt womöglich: Dopingverdacht. Wenn dann noch Menschen aus einen anderen Land in großer Zahl schneller sind: Hundertfacher Dopingverdacht.

Bei uns in der Gegend hat ein eritreischer Flüchtling letztens bei einem Volkslauf die gesamte regionale Elite in Grund und Boden gelaufen. Hatte der bei der Flucht sein Doping-Köfferchen dabei oder gibt es vielleicht doch andere Gründe für diese Leistungsfähigkeit?

1432
Großes Talent?

Das gibt es jedoch sicherlich hier bei uns oder in den USA genauso wie in Kenia/Eritrea.

Ich wünsche mir, dass der dringende Tatverdacht, der gegenüber dem Dopingermöglichungssystem in manchen Ländern besteht, endlich zu den Folgen führt, die zu Aufklärung und Schließung der Lücken im Dopingkontrollsystem führen.

V.a., dass der IAAF sich endlich seiner Verantwortung stellt.

Fromme Wünsche, ich weiss.
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runningdodo hat geschrieben:Die Unschuldsvermutung ist eine wichtige juristische Errungenschaft. Sie impliziert jedoch nicht, dass jemand allgemein gutgläubig für unschuldig gehalten werden muss, sondern dient dem "in dubio pro reo", was das Urteil vor Gericht angeht. Es geht v.a. auch um die Haltung des Richters im Verfahren. Nicht das Urteil schon zu fällen, obwohl der Prozess noch am Laufen ist.

Es gibt auch den "dringenden Tatverdacht" und dieser beisst sich nicht mit der o.g. Unschuldsvermutung.
Nein, die Unschuldsvermutung bzw. das "in dubio pro reo" impliziert eben genau dies:
Solange die Schuld nicht bewiesen ist, gilt jemand als unschuldig.
Es geht nicht darum, dass der Richter das Prozessende nicht abwartet. Es geht darum, dass ein Schuldspruch nur erfolgt, wenn die Schuld bewiesen werden kann.

Im Gegensatz dazu steht ein Forum: Da gilt einer als schuldig, wenn nur mal eben jemand vermutet, er könnte schuldig sein.
19. April 2015: Zürich Marathon

1434
Dass seitens des Weltverbands ganz anders mit der Sache umgegangen werden muss, ist klar.

Was ich z.B. nicht verstehe: Es starten ja etliche bereits wegen eines Doping-Vergehens mal gesperrt gewesene Athleten. O.K., eine zweite Chance mag man noch irgendwie rechtfertigen können. Aber warum gehört es dann nicht zur Strafe für das Erstvergehen, dass diese Athleten ab dann auf deren eigene Kosten (im Sinne einer Geldstrafe) von da an lückenlos und gerne auch dreimal so oft wie die anderen getestet werden?

Ich glaube, es ist nicht gewollt. Das große Geld fließt, wenn Bolt gegen Gatlin läuft und das weit unter 10 s. Wobei Bolt so ein Fall ist. Ich persönlich halte die Wahrscheinlichkeit, dass er dopt, für nahe 100%. Allerdings äußere ich das hier als Privatmann und ohne meinungsbildende Funktion. Hätte ich diese, würde ich schweigen, bis mir handfeste Hinweise vorliegen. Nur dass er schnell ist, kann ja nicht reichen. Dann könnte man sich diese Wettkämpfe sparen.

1435
PescheMAX hat geschrieben:Nein, die Unschuldsvermutung bzw. das "in dubio pro reo" impliziert eben genau dies:
Solange die Schuld nicht bewiesen ist, gilt jemand als unschuldig.
Es geht nicht darum, dass der Richter das Prozessende nicht abwartet. Es geht darum, dass ein Schuldspruch nur erfolgt, wenn die Schuld bewiesen werden kann.

Im Gegensatz dazu steht ein Forum: Da gilt einer als schuldig, wenn nur mal eben jemand vermutet, er könnte schuldig sein.
Falsch.

Der Staatsanwalt darf sagen: Ich halte XY für schuldig und zwar aus den und den Gründen. Und ich darf das auch.

Aber Gründe muss man schon anführen. Von Pauschalverdächtigungen halte ich auch nichts, denn sie killen auch den fairen Sport, verdächtigen nur aufgrund guter Leistung, was jegliche Antidopingbemühungen konterkariert.
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crsieben hat geschrieben:Für einen "dringenden Tatverdacht" genügt in der Öffentlichkeit mittlerweile aber einfach nur eine gute Leistung. Jemand läuft schnell, gewinnt womöglich: Dopingverdacht.
crsieben hat geschrieben: Wobei Bolt so ein Fall ist. Ich persönlich halte die Wahrscheinlichkeit, dass er dopt, für nahe 100%. Allerdings äußere ich das hier als Privatmann und ohne meinungsbildende Funktion. Hätte ich diese, würde ich schweigen, bis mir handfeste Hinweise vorliegen. Nur dass er schnell ist, kann ja nicht reichen. Dann könnte man sich diese Wettkämpfe sparen.
Klingt mir danach, als hättest du hier auch einen "dringenden Tatverdacht", nur weil jemand gewinnt.
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Some say there's no magic formula. I say there is. It's just that the magic is different for everyone. Keith Dowling

1437
Klingt mir danach, als hättest du hier auch einen "dringenden Tatverdacht", nur weil jemand gewinnt.
Nein, nicht nur weil jemand gewinnt. Weil jemand beispielsweise eine ganze Saison lang katastrophale Leistungen bringt und auf einmal dermaßen explodiert, dass er Weltmeister wird. Und das in einem Feld, in dem kaum einer dabei war, der nicht schon mal erwischt worden ist.

Es ist eine Gratwanderung: Wo beginnt eine Vorverurteilung nur wegen Leistung und wo endet grenzenlose Naivität?

Ich wünsch mir nichts mehr bei dieser WM als dass Bolt sauber ist, und ich würde jeden, der mit Generalverdächtigungen um sich wirft, zurückweisen. Aber ich weiß auch über Wahrscheinlichkeiten Bescheid. Und deshalb über die Wahrscheinlichkeit, dass ein Sprinter aus einem Karibikstaat dauerhaft dopingfrei in der Weltspitze und dann noch vor dieser her läuft. Reine Empirie, reine Erfahrungswerte.

Zwischen "Der ist doch eh gedopt." und "Ich weiß, dass gegen ihn nichts vorliegt, trotzdem fürchte ich aus Erfahrung, dass da noch was kommt." liegen doch Welten.

1438
crsieben hat geschrieben:
Zwischen "Der ist doch eh gedopt." und "Ich weiß, dass gegen ihn nichts vorliegt, trotzdem fürchte ich aus Erfahrung, dass da noch was kommt." liegen doch Welten.
Einverstanden, da gehe ich mit.

Grüße,
3fach
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Some say there's no magic formula. I say there is. It's just that the magic is different for everyone. Keith Dowling

1439
PescheMAX hat geschrieben:Nein, die Unschuldsvermutung bzw. das "in dubio pro reo" impliziert eben genau dies:
Solange die Schuld nicht bewiesen ist, gilt jemand als unschuldig.
Es geht nicht darum, dass der Richter das Prozessende nicht abwartet. Es geht darum, dass ein Schuldspruch nur erfolgt, wenn die Schuld bewiesen werden kann.


Im Gegensatz dazu steht ein Forum: Da gilt einer als schuldig, wenn nur mal eben jemand vermutet, er könnte schuldig sein.
runningdodo hat geschrieben:Falsch.


Der Staatsanwalt darf sagen: Ich halte XY für schuldig und zwar aus den und den Gründen. Und ich darf das auch.

Falsch. Du verwechselst hier die Beschuldigung mit der Schuld.


Du darfst sagen, dass du jemanden für schuldig hälst, d.h. du darfst ihn beschuldigen. Genauso wie du behaupten darfst, der Mond sein aus Käse gemacht. Das ist in beiden Fällen einfach mal eine Behauptung, und sonst gar nichts. Das hat noch nichts damit zu tun, ob der Beschuldigte auch tatsächlich schuldig ist bzw hat nichts damit zu tun, ob der Mond tatsächlich aus Käse gemacht ist. Und in beiden Fällen hat das nichts mit der Unschuldsvermutung bzw mit "in dubio pro reo" zu tun.
Die Unschuldsvermutung kommt erst ins Spiel, wenn du deine Aussagen öffentlich machst. Dann machst du dich ggf strafbar, wenn du Leuten irgendwelche Straftaten unterstellst. Denn du darfst nicht einfach so unschuldige Menschen als Verbrecher bezeichnen.
Und wer gilt dabei als unschuldiger und wer als unschuldiger Mensch? Wegen der Unschuldsvermutung gelten nur diejenigen als schuldig, denen ihre Schuld vor Gericht bewiesen wurde.
Der springende Punkt bei der Unschuldsvermutung ist der, dass es nicht an einem Beschuldigten liegt, seine Unschuld zu beweisen. Sondern es müsste seine Schuld bewiesen werden.
19. April 2015: Zürich Marathon

1440
Nachdem hier anscheinend immer dann keine Empörungswelle schwappt, wenn man pauschal den Fußball des organisierten Dopings verdächtigt, will ich mal noch ein paar Gedanken dazu loswerden:

Man stelle sich vor, bei einem großen Nationenturnier (sprich WM oder EM) dopt eine Mannschaft planmäßig. Wie lange dauert es wohl, bis die Proben untersucht wurden? Wie soll dann beispielsweise in den K.O.-Runden verfahren werden, wenn beispielsweise im Viertelfinale von der siegreichen Mannschaft gedopt wurde und zum Zeitpunkt der positiven A-Probe die unterlegene Mannschaft bereits abgereist oder gar das Halbfinale bereits gespielt ist? Wie wäre es, wenn im Finale der Pokal vor einer Milliarde TV-Zuschauern überreicht wurde und der Sieg im Konfettiregen gefeiert wurde? Bekommt dann der unterlegene Zweite ein paar Wochen später auf einer Pressekonferenz den Pokal überreicht, weil der Sieger disqualifiziert wurde? Wie lange würde wohl vor Sportgerichten etc. über die Disqualifikation verhandelt? Wie fänden das wohl die Sponsoren? Und wie wäre es, wenn nur ein einzelner Spieler (es werden ja eh immer nur zwei oder drei zur Probe gebeten) des Dopings überführt werden kann?

Nein, ein solches Turnier darf keinen Skandal entfachen und deshalb wird es dort auch nie in relevantem Ausmaß positive Dopingproben geben. Eher beschränkt man sich darauf, bei einem Juniorenturnier mal einen Kiffer rauszuschmeißen, weil auch THC eine verbotene Substanz ist...

Bei olympischen Spielen oder einer Leichtathletik-WM ist das etwas entschärft, tatsächlich gibt es dort soviele Sieger, dass man auch einzelne nachträglich disqualifizieren kann. Aber auch hier gibt es natürlich große Interessen, gerade keine Dopingfälle aufzudecken. Diese Interessen stehen aber meistens im Wettstreit miteinander, nämlich die der einzelnen wettstreitenden "Sportnationen". Deshalb wäre es nicht verwunderlich, wenn einzelne nationale Dopingagenturen eher unterstützendes Dopingmanagement betrieben. Das aus Kenia kolportierte Verhalten ist da ja fast noch positiv aufzufassen, weil vermutlich lediglich ein Fall von gewöhnlicher Korruption einzelner Funktionäre.

1441
Zak_McKracken hat geschrieben:weil auch THC eine verbotene Substanz ist...
Also klar ist das verboten. Aber steht das echt auch auf Dopinglisten? Ich mein - wer verspricht sich davon Leistungssteigerung? :confused:

1442
mvm hat geschrieben:Also klar ist das verboten. Aber steht das echt auch auf Dopinglisten? Ich mein - wer verspricht sich davon Leistungssteigerung? :confused:
Ich habs ja auch versucht, klappt aber irgendwie nicht mit der Leistungssteigerung. :D
JONNY :winken:

1443
mvm hat geschrieben:Also klar ist das verboten. Aber steht das echt auch auf Dopinglisten? Ich mein - wer verspricht sich davon Leistungssteigerung? :confused:
Solche Sperrungen hat es im Fußball wirklich gegeben! Und auch dieser Argentinier, Caniggia, wurde positiv auf Kokain getestet und gesperrt. Ich habe davon nicht so viel Ahnung, hätte aber Kokain auch nicht als leistungssteigernd eingestuft.

1444
Zak_McKracken hat geschrieben:Solche Sperrungen hat es im Fußball wirklich gegeben! Und auch dieser Argentinier, Caniggia, wurde positiv auf Kokain getestet und gesperrt. Ich habe davon nicht so viel Ahnung, hätte aber Kokain auch nicht als leistungssteigernd eingestuft.
Also Kokain ist wohl nach Koffein DAS klassische Putschmittel (und wesentlich wirkungsvoller als letzteres), gibt's schon viel länger als die ganzen Amphetamine. Bei THC geht's vermutlich um die betäubende/schmerzlindernde Wirkung (nur meine Meinung, ich hab da keinen Einblick in die Details)
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1445
Ah, ok. Ich bin da wirklich vollkommen ahnungslos. Was Kokain angeht, habe ich mich nur an eine Schilderung von einem Auftritt John Belushi erinnert, wo er wohl wegen des Drogeneinflusses zum Entsetzen der anderen Schauspieler im Zeitlupentempo auf die Bühne gekommen ist. Aber Belushi hat ja nicht nur Kokain, sondern viel anderes Zeug und alles wild gemischt konsumiert.

1448
M.E.D. hat geschrieben:Also Kurz gesagt: "Du wirst also langsamer, aber es ist dir egal." :hihi:
Das wäre ziemlich genau das, was ich erwarten würde. Bin grad auf der Suche nach ner Sportart, bei der das helfen könnte :confused:

1449
mvm hat geschrieben:Das wäre ziemlich genau das, was ich erwarten würde. Bin grad auf der Suche nach ner Sportart, bei der das helfen könnte :confused:
Tai Chi wär da ein Kandidat
19. April 2015: Zürich Marathon

1450
mvm hat geschrieben:Das wäre ziemlich genau das, was ich erwarten würde. Bin grad auf der Suche nach ner Sportart, bei der das helfen könnte :confused:
In dem Beitrag wird auf einen bekifften Snowboarder verwiesen ... erhöhte Risikobereitschaft eben (gleichzeitig aber dummerweise erhöhte Risiken - man kann eben nicht alles haben). :D
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