birkie hat geschrieben:Ich bin jetz etwas verwirrt.
Hallo Claudia,
kann ich gut verstehen. Das (und eben auch MEIN) Problem bei Antworten auf Fragen hier im Forum ist immer, dass es unmöglich ist sinnvolles Training mit wenigen Sätzen zu beschreiben. Ich verwende schon etliche Sätze, aber das sind natürlich immer noch zu wenige, um rundherum alles Nötige anzusprechen. Es ist verkürzt, vereinfacht, vieles bleibt ungesagt.
Ich rede von Training. Ich spreche nicht davon, dass Menschen gerne rausgehen - ein paarmal die Woche - laufen, mehr oder weniger immer dasselbe, sich wohlfühlen, gesund bleiben und glücklich sind. Nebenbei: Vollkommen in Ordnung!!! Das ist nach der Definition jedoch kein Training. Training strebt nach Verbesserung.
Ein wichtiger Gesichtspunkt ist die Periodisierung des Trainings. Grundsätzlich
1. Hinführung zum spezifischen Trainingsplan
2. spezifischer Trainingsplan (z.B. für einen HM oder M)
3. Regeneration
Dabei kann die "Hinführung" in mehrere Perioden unterteilt sein. Welche Periode wann zu trainieren ist hängt zunächst vom Zeitpunkt ab, wann der Lauf für den ich mich vorbereite stattfindet. Mal angenommen ich möchte am 15. April einen Marathon laufen. Dann heißt das, dass ich ungefähr Ende Februar mit dem 12-wöchigen, spezifischen M-Trainingsplan beginne. Den kann ich selbstverständlich auf die dann - wodurch auch immer - erreichte Form aufbauen. Ein Testlauf über 10 km gibt Aufschluss, was geht. Wenn aber jemand zum Beispiel seine Bestzeit aus dem Vorjahr toppen möchte, dann sollte er dem eigentlichen M-Trainingsplan eine Vorbereitung von ungefähr 8 - 10 Wochen vorschalten, die er der Entwicklung der Grundschnelligkeit (Verbesserung der "relativen maximalen Sauerstoffaufnahmefähigkeit", rel VO2max) widmet. Seine aerobe Ausdauer ist entwickelt und wird in einem Sauerstofflauf, der nie 20 km überschreiten muss, erhalten. Wenn die nicht entwickelt ist, dann ist er ohnehin nicht marathonreif. Wer vor dem eigentlichen M-TP lange Läufe trainiert ermüdet seinen Körper frühzeitig und versäumt überdies die Chance an seiner Grundschnelligkeit zu arbeiten, was während des abschließenden 10 - 12 Wochen M-Trainings wegen der vielen langen Läufe (und der daraus resultierenden Dauermüdigkeit) nicht mehr in dieser Intensität geht.
Wenn aber nun jemand Ende Februar sein M-Training beginnen "muss" und noch 8 - 10 Wochen Vorbereitung vorschalten will, dann beginnt er damit spätestens nach Silvester. Notgedrungen also im tiefsten Winter. Das ist selbstverständlich nicht leicht und sicher mehrfach auch nicht gesund. In einem anderen Thread habe ich darauf hingewiesen, dass man unter 0°C bei Tempotraining ein erhöhtes Krankheitsrisiko eingeht. Es wäre daher durchaus sinnvoller die persönliche Bestleistung im Herbst anzuvisieren, weil dann diese "Übungen" in der warmen (aber dann leider vielleicht zu warmen) Jahreszeit liegen. Wer's im Winter angeht, muss eben einen verträglichen Weg finden. Tage mit Temperaturen über 0°C ausnutzen, Trainings verschieben, usw. Es wird selten so sein, dass man alle Trainings wie vorgesehen absolvieren kann. Zur Zeit sowieso nicht mit dem vielen Schnee.
Erhebt sich die Frage - am Beispiel des Mannes der am 15.4. Marathon laufen will - was der vor Silvester tut! In der Zeit regeneriert er. Oder überwintert. Regeneration, um sich z.B. vom letzten Herbstmarathon zu erholen ( 4- 6 Wochen). Wer nur überwintert, sich von nichts erholen muss, der versucht so zu trainieren, dass er seine Herbstform ins neue Jahr rettet. Das ist jetzt wieder ein anderes Thema: Um das zu schaffen, muss ich eben keineswegs so hart trainieren wie im Herbst. Ein reduziertes Programm, reicht dazu. Die dadurch erlittene Einbuße ist nicht schlimm, weil rasch wieder ausgeglichen, wenn man die Belastung dann erhöht.
Jetzt habe ich wieder viele Sätze geschrieben aber seltbstverständlich verkürzt, vereinfacht und vieles verschwiegen. Geht nicht anders. Eine Gesamtdartstellung sinnvollen, effektiven Trainings steht halt auf 100 oder noch mehr Seiten in guten Laufbüchern. Im Forum muss man bei der Antwort Kompromisse machen.
Ich möchte es nicht versäumen darauf hinzuweisen, dass auch auf unserer
Laufseite (fast) alle diese Dinge erläutert werden. Die Sache mit der Periodisierung z.B. in der Serie "Ein Weg zum Marathon". Niemand muss sich daran stören, dass es dort um Marathontraining geht. Denn Training zum HM und auch zu einem 10 km-Lauf unterscheidet sich dem Prinzip nach nicht oder nur wenig vom M-Training.
Ich hoffe ich konnte ein bisschen entwirren und nicht noch mehr verwirren
Alles Gute in 2011
Gruß Udo