Sommerregen hat geschrieben:Eine sehr interessante, wenn auch teilweise nicht sehr zusammenhängende Diskussion, finde ich!
Ich finde die Diskussion hier auch hochinteressant, auch und gerade weil sich hier sehr verschiedene Themen bunt vermischen. Also
1. Karin ist rund und läuft, das finden doch auf den vergangenen vier Seiten - falls ich nicht was glatt überlesen haben sollte - alle völlig okay. Dass sie selber dafür irgendwelchen Applaus verlangen würde, dafür gibt der Artikel keinerlei Hinweise.
2. hätten wir das Thema "Welche/r Läufer/in mit welcher Figur kriegt die meisten dämlichen Sprüche zu hören und wie geht man damit um? Ist man nun besonders tapfer, wenn man als Dicke/r oder als Dünne/r, eher langsam oder eher schnell läuft?".
3. Unsportliches Verhalten bei der Startaufstellung (eins meiner
persönlichen Lieblingsthemen ).
4. ein besonders ergiebiges Thema: die Zielgruppenorientierung von Runnersworld. Die bietet halt jede Menge Anlass zum Lästern vor allem für langjährige ambitionierte Sportler. Klar, wir sind als Zielgruppe für die wichtigen Werbekunden einfach nicht interessant genug, also wozu sollte man uns als Leser gewinnen wollen? Wer z.B. in den 1960er oder 70er Jahren das Licht der Welt erblickt hat und im Zuge der Trimm-dich-fit-Welle schon als Kind von den Eltern im LAV angemeldet wurde, der wirft konsumtechnisch nun mal eine Menge Probleme auf. Wir können uns eben noch gut erinnern, dass man in Laufschuhen ohne High Sophisticated Shock Absorber Systems auch schnell laufen konnte (und die Schuhe obendrein deutlich länger hielten). Wir sind noch gewohnt, auch ohne GPS wieder nach Hause zu finden und haben insgesamt die lästige Neigung, vor jeder Anschaffung zu fragen: Taugt das was? Brauche ich das? Wir lassen uns zwar durchaus überzeugen von wirklich sinnvollen Sachen (Beispiel Funktionsfasern - die weiß zu würdigen, wer sich noch an die Auswahl zwischen Baumwolle und atmungs
inaktivem Polyester erinnert
).
Mit der blinden Konsumfreude von jahrzehntelang geübten Couchkartoffeln, die plötzlich in sportlicher Hinsicht eine Art religiöse Erweckung erfahren haben, können wir aber natürlich nicht mithalten. Als Hersteller, ergo Anzeigenkunde, somit auch als Redaktion eines Joggingmagazins wüsste ich folglich auch, auf wen ich peilen würde. Das Problem der frischgebackenen Ex-Couchkartoffeln ist allerdings eine gewisse Rückfallneigung, und dann sind sie als Kunde futsch (schlimmer noch: verkaufen ihre fast neuwertige Ausrüstung bei Ebay und versauen mein Geschäft damit noch weiter). Also muss ich sie unbedingt bei der Stange halten. Das mache ich am besten durch zahlreiche motivierende Artikel, in denen ich ganz viele fröhliche, total normale - heißt übersetzt: langsam laufende - Leute vorstelle, die irgendwann den Sprung aus dem Fernsehsessel gewagt haben und immer noch total happy darüber sind:
Sommerregen hat geschrieben:Und ja, ich finde es toll, wenn RW auch über solche Läuferinnen berichtet, einfach aus dem Grund, dass sie vielleicht für viele Menschen eine größere Motivation darstellt,
Diese werden gern scharf abgegrenzt von den Immer-schon-Sportlern,
Sommerregen hat geschrieben:als jemand, der sofort von sich aus super athletisch ist und für den ein 10K Lauf vergleichbar mit einem kleinen Spaziergang ist.
wobei bei den vorgestellten
Frauen auch besonderer Wert drauf gelegt wird, dass sie betonen, nur aus reiner Freude zu laufen, und mit der ganzen bösen Konkurrenzkämpferei überhaupt nichts am Hut zu haben. Natürlich, die Zielgruppe für die
Women's Runs muss besonders gepflegt werden. Wir haben uns halt alle ganz doll lieb und unterstützen uns immer ganz lieb gegenseitig, und Ambition ist was was ganz doll böses, vor allem dieses Immer-Gewinnen-Wollen, igittipfui!
Dass man da als ambitionierter Sportler gelegentlich ein wenig genervt reagiert, liegt doch auf der Hand, oder?