Moin,
soooo, nun aber
Airportrace… was wusste ich großartig darüber?
Eigentlich so gut wie nix – außer, dass meine beiden Freunde aus Hamburg schon diverse Male dort mitgelaufen sind und dass Michi sich bei einem Rennen einen Ermüdungsbruch zugezogen hatte.
Außerdem erinnerte ich mich dunkel, dass mein Freund Ralf berichtete, zu seiner aktiven Läufer-Zeit dort auch schon mitgelaufen zu sein.
Dann fing ich 2012 an, mich im Netz zu erkundigen und fand, dass es eine durchaus lohnende Veranstaltung sei.
Es sollte nach zwei 10ern jetzt ruhig mal die nächst größere Nummer folgen und mit 10 Meilen (!) fand ich das dann mal die angemessene Steigerung.
Außerdem sollte 2013 das mittlerweile 30te Jubiläum des Laufs sein und das fand ich ebenfalls passend.
Weil das AirportRace zum Hella-Laufcup gehört findet es gleich das Wochenende nach dem internationalen 10Km Alsterlauf statt und war mir für 2012 somit zu kurzfristig.
Für 2013 hatte ich es mir aber fest auf dem Kalender notiert.
Im November schaute ich dann auf die Seite und sah, dass schon 20 Starter gemeldet waren.
Wer es nicht kennt, kann ja mal nach dem „Rätsel der Zahl 23“ googeln – jedenfalls schaute ich am folgenden Morgen erneut auf die Seite und es waren 22 Anmeldungen – und nun rate mal welche Startnummer ich mir gesichert habe
da es meine erste Teilnahme hier sein sollte habe ich mir auch gleich das Finisher-Shirt geordert.
DAS war damit also alles in trockenen Tüchern.
Nach dem Nachtlauf hatte ich ein 4tel Jahr Zeit zur Vorbereitung und nutzte das in erster Linie um meine Distanzen sukzessive auszubauen.
Außerdem hatte ich mir fest vorgenommen, nicht wieder meinen speziellen Trick anzuwenden und viel zu schnell loszulaufen um nach einem Drittel der Distanz festzustellen, dass ich das Tempo niemals werde halten können wenn ich lebend im Ziel ankommen will - und ebenfalls im Gegensatz zu den beiden gemeinsamen 10ern wollte ich mir auch nicht wieder von Michi zum Schluss 2 Minuten aufbrummen lassen.
Für diesmal hatte ich mir überlegt, ihm einfach wie ein Schatten zu folgen – bis 10m vorm Ziel, dann sollte er meine Sohlen sehen
Außerdem wollte ich den Tipp von Susi beherzigen und keine Laufuhr mitnehmen
Wie jetzt keine Laufuhr?
Nee, ich wollte einfach nach Gefühl laufen und mir nicht jeden Kilometer die Zeit anzeigen lassen um den folgenden halben Kilometer im Kopf nachzurechnen ob es dann was wird mit der anvisierten guten Zeit.
Vorgenommen hatte ich mir auf alle Fälle unter 90min, das MUSSTE einfach klappen – sollte es unter 85min gehen wäre das schon ziemlich cool, denn immerhin bin ich vorher keine so langen WK gelaufen. Und sollte es irgendwo in Richtung 80min gehen, wäre das für meine Ansprüche und Verhältnisse schon sensationell.
In der Woche vorm AirportRace bin ich Montag/Dienstag zwei kürzere Strecken von knapp 8Km im 5.30er Schnitt mittelschnell gelaufen, am Donnerstag dann nochmal 15Km ebenfalls im 5.30er Tempo – jetzt konnte ja nix mehr schief gehen.
Der Tag rückte näher und am Freitag vor dem Rennen fuhr ich in die City um meine Unterlagen abzuholen.
Bei der Ausgabe wurde ich dann mit Blick auf meine zweistellige Startnummer gefragt, ob ich Profi-Läufer sei – vielleicht war es auch nicht ernst gemeint... natürlich verneinte ich und sagte, dass ich eben sehr früh dran gewesen sei.
Am Tag vor dem Rennen regnete es in Strömen, von daher fiel ein letztes klitzekleines Läufchen zur Auflockerung im wahrsten Sinne ins Wasser.
Dafür wurde ich so langsam nervös… nicht, dass ich unsicher war ob ich die 10 Meilen schaffen würde, nein es war wieder dieses angenehme Kribbeln, die Vorfreude auf den Lauf und das Erlebnis, mit Freuden zusammen diesen Wettkampf zu bestreiten – Adrenalin eben
Abends gab es das mittlerweile standardmäßige „Kraftfutter“ Spaghetti mit Lachs-Sahne-Sauce – Glauben versetzt bekanntlich Berge.
Die Nacht zum Sonntag hatte ich nicht grad gut geschlafen, war mehrere Male aufgewacht aus Angst zu verpennen
Trotzdem ging es mir gut am Sonntagmorgen, ich frühstückte die obligate kleine Schüssel Müsli, den Sahnejoghurt und ein Stück Obst und los ging es.
Susi und Michi hatten Besuch von einem laufbekannten Pärchen aus Luxemburg, die auch am AirportRace teilnehmen wollten.
Er ist Lauftrainer und hatte Michi vorher geraten, in Hinsicht auf den zwei Wochen später stattfindenden Berlin-Marathon auf alle Fälle mit Uhr zu laufen um definierte Pulsbereiche einhalten zu können.
Nun mal sehn was das mit meiner angepeilten Zeit werden würde, denn meine Laufuhr lag warm und trocken zu Hause und das Handy habe ich nur zum Tracken am Arm.
Da beim Veranstaltungsgelände kaum Aussicht auf einen Parkplatz besteht hatte ich mein Rad in den Kofferraum geladen und gegen halb10 sind wir zu fünft losgeradelt.
Das Wetter entwickelte sich entgegen der Prognosen, war zwar windig aber trocken und etwa 15°C.
Erste Überraschung gleich als wir ankamen: ein organisierter Fahrradparkplatz erwartete uns! Also nix Räder irgendwo zusammenschließen und hoffen, dass sie noch stehen wenn wir wiederkommen, sondern jedes Rad mit separatem nummeriertem Platz an einer Stange am Sattel aufgehängt – vorbildlich!
Es war 10Uhr, also Zeit für die Banane.
Die erste Runde Dixie ließ ich noch aus
Nachdem wir unsere Klamotten abgeben hatten und eiiigentlich warmlaufen dran war spürte ich dann aber doch so einen leichten Drang… jetzt dauerte es natürlich viel länger und so kam ich erst eine knappe 4tel Stunde vor dem Start und kaum warmgelaufen in der Startaufstellung an.
Aber wo war Michi??
Da stand ich jetzt im Startblock bei der Zielzeit 90min, sah keinen meiner Begleiter und hatte keine Laufuhr am Arm… äääähhh, sollte hier grad was ganz ganz anders werden als bis geradeeben noch geplant?
Ich rief ihn an – und er drückte mich weg !?
Dann kam eine SMS, er könne grad nicht sprechen weil: er vor der Dixie-Schlange am Start stehe...
Kurz danach klingelte mein Handy und Michi riet mir, auf alle Fälle weiter nach vorn zu drängeln, er wolle auch nachkommen.
Kurz vor Start standen wir dann wieder zusammen – nun konnte es ja wirklich mal losgehen
Die ersten beiden Kilometer fand ich recht gemütlich, aber Michi war mein Pacer und ich hatte eh keine Kontrolle übers Tempo
außer dass es sich gut anfühlte und wir viel nebenher geklönt haben
Die ersten Kilometer lief Michi im vorgegebenen Pulsbereich, was einem Tempo von knapp unter 5min entsprach.
Nach 3einhalb Kilometern waren wir am „unteren“ Ende der SüdWest/NordOst Start/Landebahn vorbei und nun ging es eine Runde durchs Parkhaus an den Terminals! Das Parkhaus dort ist so aufgebaut, dass man in Wendeln die einzelnen Parkebenen erreicht und wir liefen ganz unten rein, eine Wendel in die erste Ebene und dann wieder raus, über eine Brücke und weiter auf einem asphaltierten Radweg parallel zur Zubringerstrasse.
Ab Kilometer 5 war eine Temposteigerung geplant und wir überholten und überholten… und klönten und klönten… zwischenzeitlich kamen wir auch durch sehr enge Passagen der Strecke, hier finden sich sowohl planierter Radweg als auch kurze Waldstückchen.
An diesen engen Stellen wurde es schwieriger mit dem Überholen, aber wir liefen weiterhin mit keinem Meter Abstand zueinander, überholten auch mal zeitgleich links und rechts und nutzten dabei mehr als einmal Rasenflächen neben dem eigentlichen Weg und hielten und so gut es ging an die Ideallinie – Kerbs gibt es auf Laufstrecken allerdings nicht
wir liefen jetzt immer zwischen 4:45 und 5:00
Nach ~ der Hälfte der Distanz ging es noch eine Wendel linksrum um danach in den Fußgängerbereich des Kronstiegtunnel einzubiegen. Dieser Tunnel ist eine Unterführung unter dem „oberen“ Ende der SüdOst/NordWest Start/Landebahn und am Eingang hing ein Plakat >>Run to the beat<<
Am Ausgang hatte man von privater Seite recht große und potente Lautsprecher aufgebaut und beschallte den Tunnel in entsprechender Lautstärke. Geiiil, jetzt also auch nioch eine Runde moshen – und wer schon mal etwas von „Transmission-Line“ Lautsprechern gehört hat kann sich vorstellen, gegen was für Bässe wir gegen an laufen mussten
Bei 10Km war der nächste Wechsel in den nächsthöheren Pulsbereich fällig, bei Km12 nahmen wir einen Becher Wasser, von dem ich aber nur einen Schluck getrunken habe und ab Km12 klönten wir dann kaum noch
unser Tempo lag zu der Zeit zwischen 4:30 und 4:45.
Dann überholten wir ein Pärchen, die bis dato ebenfalls recht zackig durchs Feld gepflügt waren und immer so gut 20-25m vor uns liefen. Ihr etwas angeknitterter Kommentar zu ihrem Mitläufer war nur „na man trifft sich immer zweimal“
Es wurde noch ein paar Mal richtig eng, aber das mit dem Überholen hatte ich mittlerweile auch raus und so gelang es mir immer noch, Michi nicht entwischen zu lassen.
Bei Km14 schließlich sagte er zu mir „na dann hau mal ab“ – tat ich dann auch, wusste aber ja nicht, dass es bis Km15 stetig bergan ging…
Dann endlich kam ein Schild >> noch 600m<< - okai, das sollte zu schaffen sein.
Seeehr viel später das nächste Schild >>noch 400m<< - boar ey, das zieht sich jetzt aber… >>noch 200m<< und dann ging es auch schon ins Stadion auf die Ziellinie.
Von Michi nix zu sehen
ich hatte mich allerdings nicht umgeschaut, winkte dafür noch zwei Freunden, die zum Anfeuern im Zielbereich standen und mir was von „du g***** Sau“ zubrüllten
Noch 20m bis zum Ziel – und dann dachte ich, ich stehe… Michi zischte in einem unglaublichen Tempo an mir vorbei und war (an der Nettozeit gemessen) geschlagene 5sec vor mir im Ziel
Hinterm Ziel klatschten wir uns ab, Michi grinste von einem Ohr bis zum anderen und ich zeigte ihm freundschaftlich den Mittelfinger
Die Uhr am Zielbogen zeigte unvorstellbare 1h17min – boar ey, DAS hatte ich nun nicht erwartet!
Kurz nach dem Ziel gab es die Medaille, die zum Jubiläum recht aufwändig gefertigt ist und eine 30 mit ind er Form hat – top!
Wir verabredeten uns an der Bierbude, das heißt es gab auch eine mit „richtigem“ Bier für die Nicht-Läufer – für die war auch durch Grill und Live-Musik gesorgt, alles in allem war eher Volksfest-Stimmung im Stadion
Jetzt erst mal die Hella-Stände abgeklappert, etliche Apfelstückchen gegessen und das erste Krombacher alkfreie Radler.
Später habe ich dann „man trifft sich immer zweimal“ noch gesehen
Da war dann auch Susi im Ziel, wir trafen die beiden Freunde, die mich so nett angefeuert hatten und gingen die Kleiderbeutel abholen – Michi kam uns schon umgezogen entgegen.
Irgendwann kamen auch die beiden Luxemburger, die nicht auf Zeit gelaufen waren sondern einfach Lust auf die tolle Veranstaltung hatten.
Wir blieben noch eine gute Stunde, dann wurde das Wetter doch etwas ungemütlich und wir entschieden uns für den Heimweg.
Die 5Km mit dem Fahrrad taten den Beinen überraschend gut!
Bei einem abschließenden Cappuccino stimmte ich sofort zu, beim Airportrace ein weiteres Mal anzutreten.
Fahrradunterbringung, Aufbewahrung der Kleiderbeutel und Verpflegung an der Strecke sowie im Ziel waren m.E. echt vorbildlich!
Und die Strecke selber ist… einfach geiiiil!
Zahlen: knapp 3300 Teilnehmer und knapp 3000 Finisher, davon 681 Frauen und 1780 Männer, 169 Kinder beim Mini-AirportRace über 400m und 350 Kinder beim Mini-AirportRace über 1 Meile.
Siegerzeit bei den Frauen 1:02:15 – Teilnehmerin in der W30
Siegerzeit bei den Männern 55:22 – Teilnehmer in der M35
Meine Nettozeit war 1:16:15, Gesamtrang 369 netto und dabei 79ter in der AK M45, die mit 385 Teilnehmern das größte Starterfeld bildete.
Fazit: meine beiden Freunde aus Hamburg haben im Laufcamp von Andreas Butz auf Malle empfohlen bekommen, OHNE Uhr den WK zu laufen – bei Susi endete das mit einer PB beim abschließenden Halbmarathon!
Ich werde das nächste Rennen, in dem ich mit Michi zusammen laufe, auf alle Fälle wieder ohne Uhr und als sein Schatten bestreiten, denn das Ergebnis gibt mir absolut Recht.
Und: Laufen ist geil