Wenn man viel Zeit hat (z. B. Urlaub zuhause), kann man schon mal auf verrückte, bescheuerte Ideen kommen. Noch schlimmer ist es dann allerdings, wenn man so eine Idee auch noch umsetzt ... entgegen
jeglicher Vernunft
! Mit den Gedankenspielen hat es direkt nach dem 24h Lauf angefangen, man könnte ja mal ... warum auch nicht. Ok kein Training dafür, zwei Wochen Regeneration nach dem 24h Lauf sind ja nun auch nicht so dolle, aber ein paar schnellere M WK im Frühjahr inkl. Rennsteig stehen dann doch zu Buche. In Hinblick auf den Berlin M auch nicht so optimal und übermorgen muss ich wieder arbeiten, die Verletzungsgefahr ist definitiv auch gegeben. Also die ganze Woche genau in den Körper gehört (Knie, ASehnen, Orthopädie insgesamt) und den Wetterbericht gecheckt ... sah gut aus, erst am Nachmittag leichte Regenschauer. Also sass ich dann gestern Nachmittag im Auto und es ging 250 km nach Fröttstädt, nun konnte mich nix mehr abbringen, Hotel hatte ich auch gleich noch gebucht. Da bereits feststand, dass es nächstes Jahr nichts mit dem thüringenUltra wird, hat es der ganzen Sache noch mal einen extra Kick gegeben.
Und so stand ich gestern Nachmittag dann vorm Startbogen
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Im Hotel in Gotha eingecheckt, am Abend zum Griechen und nach einer deftigen Vorspeise gab es noch Spaghetti mit Hack, nix ging mehr. Geschlafen habe ich nur 2h (Essen + Aufregung?) und nach weiteren 2h Rumdreherei hat auch schon der Wecker geklingelt, 2 Uhr am Morgen. Also Bad, Vorbereitung, alles zusammen gepackt und schon gings nach Fröttstädt. Krass was dort um 3 Uhr los war, egal, hab einen guten Parkplatz bekommen. Zeitchip abholen, es gab eine Ansage vom Veranstalter und schon gings 4 Uhr los ... angemeldet als 100 km Einzelläufer durch den Thüringer Wald. Bescheuerte Idee, ja ...
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Die ersten Kilometer gingen durch kleine Orte, kleinere Straßen, Fußwege, alles sehr entspannt, das Feld zog sich langsam auseinander. Kaum ging es in den Wald, fingen schon die Hügel an, die ganzen Waldwege waren auch Waldwege, nicht so schön zurechtgemacht wie beim Rennsteig. Es ging auch ab und an über kleine Wege durch den Wald und Wiesen. Schon anhand der Pace / Geschwindigkeit bei den ersten Hügeln war mir klar, dass es heute nicht so "locker" wird wie beim Rennsteig, war mir aber egal, Zeit war unwichtig und die Ausgangslage eine andere.
Auf den Wegen und Wäldern waren rote Lampen aufgestellt, auch die sonstigen Markierungen (gelbe U Markierungen, Bändchen an den Bäumen) waren super, verlaufen eigentlich nicht möglich. Auch die die gesamte Organisation des Laufes, von den Parkeinweisern, den Leuten vor Ort und den VP Ständen war sehr gut
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Meine sehr dünne Windjacke hatte ich bereits wieder ausgezogen, es war windig und auch den Weg konnte man trotz Wolken ganz gut sehen. Einige hatten Helmlampen, heute unnötiger Ballast. Es lief so vor sich hin, hoch und runter und bei Km 30 kamen erste Gedanken zum Thema "Was haste dir da eigentlich angetan!?!"
. Es war wie Gedankenübertragung ... keine 500 m später zog Dauerregen auf. Ok bissl Regen ... aber nix war mit bissl Regen, teilweise waren richtig üble Schauer mit dabei, man war in kürzester Zeit komplett durch. Dazu kam noch kalter, starker Wind auf, insgesamt waren es heute 35 km im Dauerregen
. Ich war sowas von bedient, also Jacke wieder an und Mütze auf. Zähne zusammenbeißen war angesagt, hab ab und an über Abbruch nachgedacht, aber nicht mit mir
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Der erste Lichtblick kam bei Km 50, raus aus dem Wald, ein Getränkestand und der Regen hörte plötzlich komplett auf. Dazu kamen noch 5 km Asphalt (kleiner Waldweg), leicht bergab, ein Traum für die Füße und den Kopf. Dazu wurde es langsam wärmer, gute Laune kam wieder auf, auch wenn die Füße sich schon ordentlich meldeten. Bei Km 54 ein größerer Punkt für die Teamläufer / Staffelläufer. Im Anschluß ging es wieder lang berauf über Waldwege und wie sollte es auch anders sein ... der Regen war augenblicklich wieder da. Als ob das heute abgesprochen war, wie ärgere ich alle Teilnehmer / Zuschauer am meisten. Dementsprechend sahen die ganzen Weg dann auch aus, Pfützenhopping war angesagt, der Schlamm hielt sich glücklicherweise in Grenzen.
Erst bei KM 70 verzog sich der Regen und die Sonne kam sogar ab und an mal kurz raus, ab da war dann auch hauptsächlich Rückenwind, ein versöhnlicher Wetterabschluss
. Von den min/km Zeiten ging es immer weiter bergab, die Füße haben geschmerzt, es ging einfach nicht mehr schneller. Dazu kamen auch wieder jede Menge Hügel, kleinere Scheuerstellen machten sich bemerkbar, kein Wunder wenn alles komplett nass ist. Km 75 wurde endlich erreicht, noch mal ein Viertel der Strecke ...
Egal beißen, Tempo irgenwie halten, von einem VP Stand zum nächsten hangeln. Auf den letzten 15 km wurde es richtig übel, es tat alles weh und wurde immer schlimmer. Hier war dann klar ersichtlich, dass entsprechendes Training zu so einem Lauf gefehlt hat, nützt ja nun aber nix ... weiter beißen.
Bei Km 95 gab es noch mal einen größeren Musikstand mit Bier, "nur noch" 5 km! Und die zogen sich wie Gummi, hab es trotzdem irgendwie geschafft, bis zum Ziel keine Gehpausen einzulegen (bei steileren Bergan Passagen immer, Kraft sparen).
Der Zieleinlauf, die Besucher an der Strecke waren leider kaum vorhanden, lag sicher auch am Wetter. Immerhin gab es auch hier wieder eine goldene Medaille, überreicht durch ein sehr junges Mädel. Die Essenscoupons eingelöst, dann nach ein paar Minuten sitzend zum Auto gehumpelt (
Aua!) und nach einer sehr langen heißen Dusche liege ich nun im Hotel Bett, dass verlasse ich heute auch garantiert nicht mehr. Immerhin habe ich diesmal vorgesorgt, hier gibts keine Hotel Bauernplatten als Abendbrot Snack
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Daten laut Uhr: 99,90 km / 11:36:xx / 6:58 / +2.585 HM / Ø71% HFmax / 123.034 Schritte
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Ansonsten habe ich heute jeden Verpflegungsstand mitgenommen. Tee, Iso, Cola und auf den letzten Kilometern auch Bier, kulinarisch hauptsächlich sehr leckere Schnittchen (Käse, Fett, Leberwurst). Orthopädisch haben sich sämtliche Stellen der letzten Zeit mal kurz am Anfang des Laufes gemeldet, danach kam gar nix mehr, super
. Mal schauen wie es morgen aussieht, hoffe am Montag muss ich nicht zur Arbeit humpeln
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Euch ein schönes Wochenende und einen erholsamen Urlaub an die, die es betrifft
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