Jogghein hat geschrieben:Wir etwas älteren können nicht mehr so schnell Regenerieren wie die jungen Wilden.Ab einem gewissen Alter sollte man nicht mehr nach Leistungsverbesserungen sondern nach Leistungserhalt sein Training einrichten.Damit das Ende Lebenszeit-Max.erst sehr spät erreicht wird sollte man das immer im Auge behalten.
Hallo,
mag ich so nicht stehenlassen, weil es den Eindruck erweckt ältere Läufer müssten sich von leistungsorientiertem Laufsport verabschieden. Selbstverständlich schwindet mit steigendem Lebensalter die Fähigkeit des Organismus sich zu regenerieren (das erlebe ich beinahe täglich). Allerdings - und dies ist die wichtigste Erkenntnis, die ich aus massenhaft Lektüre gewonnen habe und auch an mir selbst immer wieder beobachte - ist "Regenerationsfähigkeit" ein Teil der Ausdauer, also genau so trainierbar wie die Fähigkeit eine bestimmte Strecke immer schneller zu laufen. Dies gilt absolut, also unabhängig vom Alter. Die Regenerationsfähigkeit eines 70jährigen ist im ihm noch zur Verfügung stehenden Variationsbereich genauso trainierbar, wie diejenige eines jungen Läufers. Aber das ist nicht mal das Wichtigste für ältere Menschen. Immense, ja sogar "DIE" Bedeutung schlechthin, kommt der Tatsache zu, dass das Training der Fähigkeit sich zu erholen, zu regenerieren, den älteren Menschen schützt. Die im Körper zur Regeneration, auch zur Reparatur kleiner durch den Sport verursachter Defekte, ablaufenden Prozesse bewahren den Körper zwar nicht vor dem schleichenden Abbau, zögern diesen jedoch hinaus. Je besser trainiert jemand ist, je besser er regenerieren kann, umso einfacher fällt ihm auch das übrige Leben, umso weniger anfechtbar ist seine Konstitution gegen Gebrechen, Krankheiten und Verletzungen, umso mehr wird der Alterungsprozess hinaus gezögert.
In diesem Sinne sollte man immer nach Verbesserung der eigenen Leistungsfähigkeit im jeweils noch möglichen, vom Lebensalter bestimmten Rahmen streben. Und es ist einfach falsch, dass ältere Läufer das nicht mehr können, oder dass man ihnen davon abraten sollte.
Da ich immer wieder mit orthopädischen Zipperlein kämpfe, insbesondere im Bereich der Wirbelsäule, legte ich bei einem darauf bezogenen Besuch meines Sportarztes diesem mit einer Frage folgenden Satz in den Mund: "Also wäre es doch besser, wenn ich weniger leistungsorientiert, weniger ehrgeizig trainieren würde, dann hätte ich weniger orthopädische Beschwerden!?". Seine Antwort lautete: "Sie können und sollen durchaus leistungsorientiert trainieren. Wenn sie weniger tun, werden die Probleme nicht weniger, eher mehr. Als älterer Läufer muss man nur umso mehr den Grundsatz beherzigen nicht mit dem Kopf durch die Wand zu wollen. Wenn der Körper also an einem Tag absolut nicht mitmacht, dann kürzer treten oder abbrechen".
Was vielfach übersehen wird, ist, dass man mit zunehmendem Alter mehr Gewicht auf Krafterhalt (Krafttraining) legen sollte - insbesondere auch als Läufer. Man muss also dem Training der Ausdauer zunehmend auch das Training von Kraft und Kraftausdauer (durchaus auch der Beweglichkeit) zur Seite stellen.
Die Zahl der noch in fortgeschrittenem Alter, >55, >60, 65 oder gar 70 Jahre ambitioniert laufenden Sportler ist groß. Da braucht man nur die Meldelisten bei Wettkämpfen ansehen. Was dabei auch auffällt ist, dass je länger eine Wettkampfdistanz ist, umso höher der Altersdurchschnitt ausfälllt. Und das hat sicher nicht nur damit zu tun, dass man als junger Mensch "keinen Bock" auf Längstdistanzen hat. Es hat vor allem auch damit zu tun, dass man als älterer Menschen zwar nicht mehr so schnell laufen kann, dass man Tempotraining nicht mehr so gut verträgt (sich auch nicht mehr so leicht mit Tempo "geißeln" kann - ich jedenfalls) wie in jüngeren Jahren. Aber weit (lange) zu laufen ist für ältere Läufer kein Problem, WENN sie dafür konditioniert sind, sich diese Fähigkeit über Jahre, mit einem gesunden Trainingsaufbau angeeignet haben.
Ich kann mir vorstellen, dass deine Sätze nicht so gemeint waren, wie sie vielleicht klingen. Ich möchte aber jedes Missverständnis vermeiden. Denn sollte es jemand missverstehen, könnte er vielleicht denken, dass man mit über 50 gar nicht erst anfangen braucht mit dem Laufen, wenn man's bisher noch nie gemacht hat. Und dass - nur als Beispiel - einen Halb- oder gar einen Marathon zu laufen in diesem Alter völlige Utopie wäre. Alles falsch. Jeder gesunde Senior (und auch viele chronisch kranke oder geschädigte unter Anleitung ihres Arztes) kann nutzbringend mit dem Laufen beginnen und - sofern er es richtig macht und sein Körper noch ausreichend robust ist - dauerhaft dieses Hobby ausüben, auch auf längeren Distanzen (wenn er das will, muss man ja nicht wollen).
Gruß Udo