Na Friemel, doch bei den Temperaturen durchgezogen?
Rennsteiglauf SM 2018
Ankunft in Eisenach, einchecken im Hotel, Abholung der Startunterlagen und bei top Wetter gleich ab zur Kloßparty, auf dem historischen Marktplatz, war schon gegen 19 Uhr. Nach dem leckeren Gulasch mit Klößen und Live Band gab es noch zwei leckere Thüringer Bratwürste und ein dunkles Köstritzer, Carboloading!
Papp satt ging es dann wieder ins Hotel und zumindest fast wie geplant „zeitig“ ins Bett, hätte ich mir allerdings sparen können. Die Nacht war schlafend nur 2-3 h kurz, der Rest eine lange Quälerei mit hin und her drehen plus schwitzen, furchtbar.
Um 4 Uhr wurde ich durch den Wecker endlich erlöst und 4:05 Uhr saß ich bereits auf dem Bett. In der einen Hand einen „delikaten“ 220g Apfel / Streusel Kuchen vom Discounter (1,19€) und in der anderen Hand ein „leichtes Sport Getränk“. Ein Viertel vom Kuchen habe ich geschafft, dann überwog immer mehr der Brechreiz und ich habe es lieber gelassen weiter zu essen.
Ekelhaft süß und geschmacklos der Kuchen, hab da nur auf trockenem Teig rumgekaut und es ist mir immer wieder ein Rätsel, wie man in so ein 0,75 Schorle artiges Getränk 18 Stück Würfelzucker packen kann … Egal, ich hatte was gegessen und auch viel getrunken, muss reichen und sollte gut verdaulich sein. Um es vorweg zu nehmen, hat super funktioniert.
Rennsteig Frühstück wurde auch im Hotel ab 4:30 Uhr angeboten, war mir aber zu spät.
Nach dem „Frühstück“ folgte die üblich Prozedur, wie immer bei langen WK. Hygiene, duschen, abkleben, einschmieren (Sonnenschutz, Creme), Laufsachen anziehen, dabei vergeht schon mal locker ne Stunde. Es wird alles mehrfach überprüft, nur nichts vergessen und dieses Mal war es wieder perfekt, keine einzige Scheuerstelle nach dem Lauf.
Da es warm werden sollte, hatte ich mich für sehr luftige, leichte Laufsachen entschieden, auf den Laufrucksack habe ich verzichtet, also auch kein Handy, Jacke etc. Vom Hotel zum Marktplatz waren es nur 250 m und wie schon geschrieben, konnte ich Phenix dort leider nicht entdecken. Die Zeit verging trotzdem wie im Flug und kurze Zeit später ging es um 6 Uhr los, Temperaturen so um die 12-13 Grad.
Hatte mich relativ weit vorn eingeordnet, dachte ich jedenfalls und lag wie letztes Jahr damit daneben.
Die ersten paar hundert Meter durch die Stadt waren eng und überholen kaum möglich, relativ langsames Tempo und kaum aus der Stadt raus, ging es schon den ersten Hügel hoch und über schmale Wiesenpfade rein in den Wald. Die nächsten Km war es mit dem Überholen nicht viel besser, hatte mich letztendlich damit abgefunden, waren ja noch genug Km.
Beunruhigt war ich wegen dem Puls, der von Anfang an relativ „hoch“ war. Firmenlauf, kurze Nacht, Aufregung … oder der Mix von Allem. Letztendlich war es aber ok, er blieb viele Km in der Höhe und ich fand es nicht anstrengend. Der Muskelkater vom Firmenlauf 3 Tage zuvor war nur noch wenig zu spüren und es war so wie erhofft, bei dem Lauf waren andere Muskelgruppen um einiges mehr beansprucht, somit hat es letztendlich nur eine geringe Rolle gespielt.
Bei Km 7,4 ging es dann auf den Rennsteig, nun war genug Platz und ein Laufen im eigenen Tempo problemlos möglich. Die ersten VP gab es bei mir nur Wasser und dieses wurde im Laufen getrunken, eigentlich sinn frei, wenn man sich gegen Ende locker mal 30-60 Sek. dafür Zeit lässt.
Nun langsam hatte sich das Tempo mit den anderen Läufern-Innen rund rum angepasst. Die Hügel hoch habe ich überholt, die Hügel runter wurde ich wieder überholt, so ging das eine längere Zeit lang. Wollte wegen dem Knie keinerlei Risiko eingehen und bin immer mit angezogener Handbremse wieder runter, bei steileren Passagen immer nur im Trippelschritt. Das heißt aber nicht, dass es wirklich langsam war, halt nur langsamer als die Anderen. Dass waren am Anfang oft Zeiten zwischen 4:20-4:30, später dann um die 4:45.
Die Hügel an sich waren auch die nächsten Km nicht wirklich ein Problem, lief gut und die Sonne kam langsam raus, dazu erwachte noch der grüne Wald rings rum, geniale Sache! An den VP gab es so wie letztes Jahr bei mir nun ein Wechsel, aus dem Wasser wurde zum Großteil nun nur noch Tee und Cola. Richtig gut fand ich auch einige Streckenposten am Anfang, so wie letztes Jahr ältere Herren mit langem, weißen Vollbart, Jägermütze und Tracht, die einen mit „Guten Morgen“ begrüßt haben, herrlich, passt 100% zu so einem Lauf.
Es lief so dahin, die HM Marke wurde bei ~1:53 h überschritten und kurze Zeit später, ungefähr bei Km ~23, kamen die ersten beiden, steileren Anstiege. Hatte noch so überlegt, kann man ja hoch laufen, warum bin ich hier letztes Jahr gegangen … Die Auflösung kam ~1 Km später, schlechtes Erinnerungsvermögen, denn da kam der erste wirklich richtige Anstieg. Ein Wald Pfad mit ordentlich Steigung, hochlaufen theoretisch möglich, praktisch zumindest für mich Energieverschwendung, außerdem fing es langsam an schwerer zu werden, also Kräfte sparen.
Vor mir war eine kleine, auch gehende Gruppe, wo ein älterer Herr ungefähr meinte: „Tja, vor 20 Jahren bin ich hier noch hochgelaufen … aber heute … mit 64, ist das nicht mehr ganz so einfach."
Er ist mir danach davon gelaufen, konnte nicht mithalten, geile Sache und riesen große Bewunderung!
Der Große Inselsberg kam kurze Zeit später, endlich ganz oben. Danach ging es wieder bergab, eine Holztreppe runter und dann wurde es richtig fies. Eine kleine, längere Asphaltstraße durch den Wald mit riesen Gefälle, sehr schwierig zu laufen, bei Regen, mit meinen Schuhen, eigentlich nur noch rutschend runter zu kommen. Extrem Trippelschritte waren angesagt, vor mir hat es auch fast einen Läufer hingelegt, hat ordentlich Zeit gekostet.
Die nächsten Km gibt es nicht viel zu berichten, es ging größtenteils bergab, auch mal längere Zeit Asphalt.
Bei Km 37,2 war dann „Halbzeit“ und ein größerer VP mit diversen Köstlichkeiten, samt Ansager. Letztes Jahr gab es hier eine Kapelle, dieses Jahr kann ich mich nicht an Musik erinnern. Auf die Blaubeersuppe habe ich dieses Jahr verzichtet, gab ja leckeren Kuchen am Morgen
, also nur schnell nen Tee und eine Cola, danach gleich weiter wieder den nächsten Hügel hoch. Letztes Jahr war ich bereits hier fix und foxi und musste den Hügel hoch gehen, dieses Mal war es um einiges besser, das gab Hoffnung.
Die M Marke ging mit ~3:50h weg und danach kamen wieder fiese Anstiege, hatte ich so gar nicht mehr in Erinnerung. Diese haben mir richtig den Zahn gezogen, ging da nur noch gehend hoch. Der höchste Anstieg war laut Uhr bei Km 43, mit 100Hm auf einem Km. Mittlerweile war es auch richtig warm geworden, man läuft zwar hauptsächlich im schattigen Wald, aber auf den freien Flächen hat die Sonne (21-22 Grad im Schatten) ordentlich reingehauen.
Nun fing auch langsam das Einsammeln an … also ich wurde eingesammelt.
Wurde nun mehrfach überholt, diejenigen haben sich den Lauf richtig eingeteilt, dafür fehlt mir halt schlicht die Erfahrung. Hatte nun eh andere Probleme, es fing an muskulär in den Beinen weh zu tun. Selbst die Hügel wieder runter war nur mit angezogener Handbremse möglich, es „ging einfach nicht mehr schneller“.
Bei Km 54 dann endlich der Grenzadler und noch mal richtig Stimmung. Theoretisch die letzte Möglichkeit auszusteigen, aber auch hier sah es letztes Jahr schlimmer aus. Es gab Käse, Wurst, Schleim, Obst etc. … nein, der Kuchen hält nach wie vor gut!
Also nur was getrunken, danach mal kurz in den Wald und wieder ging es Hügel hoch … gehend, versteht sich. Da wurde ich dann auch von 3 jungen Damen laufend überholt, die Hügel hoch, ebenso krass bei der Km Zahl.
Mir gingen zu dem Zeitpunkt da eher wieder so Gedanken durch den Kopf, warum tust du dir dieses
wieder freiwillig an.
Es ging nun wieder schön hoch und runter, mir tat mittlerweile alles weh. Die Beine, Baumuskulatur, Hüfte etc. , dazu noch eine flache Atmung. An einige Km kann ich mich nicht mehr erinnern, war nur noch mit mir selbst beschäftigt. Zumindest gab es an den Ständen nun Bier
, was anderes habe ich bis zum Ziel auch nicht mehr getrunken, war herrlich kalt, ein Genuss.
Bei Km 64 war dann auch der Grund für die 400m längere Strecke zum Vorjahr zu sehen, ein aufgeschütteter Weg mit Steilkurve, also nicht mehr über die grüne Bergwiese, so wie letztes Jahr. Gut so! Ein letztes Bier und es ging fast nur noch bergab, „nur“ noch 10 Km.
6 Km vorm Ziel ist es dann passiert, eine Erklärung habe ich immer noch nicht dafür gefunden, nur Vermutungen. Mein Körper hat mir den Mittelfinger gezeigt: „Schluss jetzt du Spinner!“ und ins Notfallprogramm geschaltet.
Bedeutet, der Puls ist mit einem Mal vom Normalzustand in den dunkelroten Bereich gestiegen, die letzten Km war ich so um den Bereich von 200! unterwegs. Konnte es an der Hauptschlagader spüren und auch vom Herzen her. War schon erschrocken, hatte ich so noch nie erlebt. Direkt nach dem Anstieg kam der letzte Hügel der Strecke, also hoch gehen, Puls runter bringen … hat nicht funktioniert. Der Puls ging nur sehr langsam runter und bergab war er sofort wieder auf 200. Tja, was nun, langsam machen bringt nicht wirklich was und so kurz vorm Ziel … Also einfach weiterlaufen und ganz genau in den Körper reinhorchen, bei Ausfallerscheinungen hätte ich sofort aufgehört und einen Herzfehler habe ich definitiv nicht, da wäre ich schon längst umgefallen.
Also weiter, kann nicht beschreiben wie brutal das war, bei so einem Puls „max. Tempo“ zu laufen, muss man erlebt haben. Schneller als 5:40 auf gerader Strecke war nicht drin, nur die Hügel runter ging es noch etwas "flotter".
Die letzten Km zogen sich wie Gummi, immerhin waren nun viele Wanderer auf der Strecke die angefeuert haben, das hat gut abgelenkt. Wurde nun noch öfters überholt, egal, nur noch ins Ziel schaffen, die Zeit sah auch richtig gut aus, hatte ich nie so erwartet. Endlich die Ziel Gerade, Anfeuerung von allen Seiten, genial war es … und dann endlich über die Ziellinie… geschafft! Medaille abgeholt, 2 Getränke und hingesetzt. Von den Beinen her ging es mir um einiges besser als letztes Jahr, immerhin.
Ein paar Sekunden später setzt sich ein "älterer Herr" neben mich:
- „Und auch geschafft?“
- Was denn?
- „Die 7h.“
- Nein, war aber auch nicht mein Ziel.
- „Habe es nun im 3. und aller letzten Anlauf endlich geschafft! (dickes Lächeln im Gesicht) Nun kann ich es ruhiger angehen.
"
Der nette Herr war M55 (6:54), die nächste geile Sache, ich liebe Ultras und habe riesen großen Respekt vor solchen Leistungen! Wir haben uns noch kurz unterhalten und er ist dann wieder los.
Habe mir noch das inkludierte Bier geholt und bin gleich zum Bus, der dann kurz vor 14 Uhr auch kam. Hat dann allerdings noch mal gute 45 Minuten gedauert, bis es in Richtung Eisenach losging.
Die Gespräche der anderen Gruppen im Bus waren interessant, da ging es auch um minutenlange, schon mal erlebte Blockaden / Blackouts wo gar nichts mehr ging, da war ich mit dem hohen Puls ja noch gut bedient.
Laut Uhr: 73,81 km / 7:03:xx / +1.919Hm / Ø77% HFmax. / neue max. HF 213??? (vor dem Lauf 206).
Angemeldet bin ich bereits für nächstes Jahr, war ein super Wochenende!