Ich als alter Anti-Speziesist habe da eine Entwicklung durchlaufen:
- lange Zeit pseudovegetarisch gelebt (mit Fisch und Käse, jaja) weil ich nicht wollte dass Tiere für mein Essen sterben - uninformierter gehts nicht
- dann wieder zum Allesfresser mutiert ... lag wohl hauptsächlich daran dass Wiener Würstchen ein Leibgericht von mir sind und es wirklich schwer war zu verzichten
- dann der Bruch: nicht vegetarisch, sondern VEGAN ist die Lösung - dieses Mal hatte ich mich informiert und war gewillt durchzuhalten weil ich daran glaubte das Richtige zu tun. Also Käse vom Speiseplan gestrichen, Haferflocken nur noch mit Sojamilch etc. Als Student ging das ganz schön ins Geld. Habe dann von relativ minderwertigen Nahrungsmitteln gelebt, die eben bezahlbar waren. War nicht so das Wahre.
- in etwa zeitgleich ist die erste Katze bei mir eingezogen. Weil ich für meine Tiere gut sorgen will, hab ich mich also gleich mal mit der Futterlehre beschäftigt. Um ehrlich zu sein wollte ich beweisen dass man Katzen auch vegan ernähren kann. Ich war ein totaler Hippie und wollte dass alle Frieden haben und glücklich sind und keiner den anderen frisst und so! Also auch die Futtertiere. Bei der Recherche kam allerdings heraus dass Katzen vegan zu ernähren absolute Tierquälerei wäre. Katzen sind Karnivoren, und auf Futtertiere angewiesen. Ich beschäftigte mich mit Billinghurst und habe relativ lange meine Katzen gebarft, und bin dann später aus Gründen der Bequemlichkeit auf getreidefreies Premiumfutter umgestiegen. Ich habe gelernt: Karnivoren benötigen Knochen, Muskelfleisch, Innereien und Blut. Nicht Soja. Man mag es nicht mögen, aber es ist nunmal so. Die Welt ist nicht ein Fantasiegebilde.
- Konsequenz war dann natürlich sich einmal mit der Ernährung der Primaten zu beschäftigen. Und das ist höchst interessant. Ihre Ernährung ist zum Großteil pflanzen- bzw. früchtebasiert. Aber es wird Beute gerissen. Fleisch zu essen bringt ihnen anscheinend sowohl soziale als auch biologische Vorteile (Entwicklung des Gehirns etc.) Allerdings auch ganz wichtig: Fleisch ist hier maximal die Beilage, nicht das Hauptgericht.
Inzwischen habe ich für mich akzeptiert dass Fressen und Gefressen Werden zur Natur gehört. Das geht ja schon bei den Bakterien los ... und so sehr man sich auch wünschen mag, sich nicht auf Kosten anderer zu ernähren, es ist einfach nicht realisierbar oder natürlich. Ich habe mich als omnivor akzeptiert und esse wieder Fleisch. Am liebsten Rind (werden von einem Tier recht viele satt
). Allerdings heisst das nicht dass mein Kühlschrank voller Wurst ist und es ohne Fleisch keine Mahlzeiten gibt; Fleisch gibts bei mir max. ca. 1-2 Mal die Woche (da zählt Fisch auch dazu). Dadurch dass ich so wenig Fleisch esse, kann ich mehr auf die Qualität schauen; ich kaufe kein Billigfleisch in großen Mengen sondern achte darauf dass es nicht aus Massentierhaltung (soweit man den Etiketten glauben darf) stammt. Geflügel gibts daher nur noch extrem selten. Schweinefleisch ebenso. Aber macht ja nichts, ich muss nicht dauernd Fleisch haben. Ich schätze das was ich habe, und genieße es weil ich akzeptiert habe dass es zu meiner natürlichen Ernährung dazugehört. Massentierhaltung ist aber nicht natürlich und gehört boykottiert.
Ein guter Grundsatz für mich ist: Iss nichts was du nicht auch selbst schlachten würdest. Man muss sich einfach mehr mit seinen Nahrungsmitteln auseinandersetzen.
"Es ist besser, mit drei Sprüngen zum Ziel zu kommen, als sich mit einem das Bein zu brechen."