Es ging mir nicht um unwissenschaftliche Alternativen (wobei qualitative empirische Forschung durchaus mit dem Sammeln und Auswerten von Erfahrungsberichten zu tun haben kann).laufegern hat geschrieben: Man muss sich ja auch Fragen, was denn Alternativen dazu wären: Hörensagen/Subjektive Erfahrungsberichte?
Mach Trial and Error mal nicht schlechter als es ist: Es kommt auf die Fragestellung an. Mir ist erst gestern eine Aufgabe präsentiert worden, bei der nur einer von 27 Seminarteilnehmern alle 5 möglichen Lösungen gefunden hatte - durch Trial and Error. Andere sind systematischer herangegangen, haben aber nicht alle Lösungen gefunden ... hätte es unendlich viele Lösungen gegeben, wäre die Herangehensweise mit dem Probieren natürlich nicht erfolgreich gewesen.laufegern hat geschrieben: Alles selber ausprobieren im Trial and Error?
Dafür ist ein Leben einfach zu kurz.
Es gibt aber gerade im Laufsport Themen, bei denen die Forschung nicht so weit ist, dass man auf Trial and Error verzichten kann. Laufschuhe sind imo z. b. so ein Thema, und da gibt es am Markt zwar viele, aber nicht unendlich viele Lösungen. Da kann man imo auf Trial and Error nicht ganz verzichten
Beim Dauerlauftempo gibt es Strategen, die meinen, man müsse dass aus den Ergebnissen einer LD ableiten. Da bin ich sehr skeptisch und denke, dass die Theorie, die dem zu Grunde liegt, unterkomplex ist, also zu weit entfernt von der Realität. Da gibt es imo einen Tempo- oder Intensitätsbereich, den man erstmal gelten lassen muss, und man kann in diesem Bereich eigentlich nur subjektiv und retrospektiv ermitteln, ob das Tempo zu schnell war.
Zuverlässige vorhersagen kann man nur bei Extremen machen .... wer jeden Tag 5km im 5km-Wettkampftempo laufen will wird wohl scheitern.
Das ist vielleicht unbefriedigend, aber die individuellen Unterschiede sind eben sehr groß.
Ein Trainer, der sich nur nach den wissenschaftlichen Erkenntnissen richtet und nix ausprobiert, wird in vielen Fällen scheitern. Die Wissenschaft interessiert, gerade bei quantitativer Empirie, in erster Linie das was in der Mitte passiert. Mit den 5% an beiden Rändern wird sich weit weniger intensiv beschäftigt. Als Trainer im Leistungssport ist man oft gerade an den 2 % an einem der Ränder interessiert ...
Ja, die Frau Koboldin hat mich hier gut verstanden ... genau auf diese Dinge wollte ich hinaus.kobold hat geschrieben:Das würde DerC. vermutlich nicht bestreiten.
Wichtig ist halt, sich immer dessen bewusst zu bleiben, dass Wissenschaftler mit ihren Theorien und Modellen eben nur eine näherungsweise Beschreibung bestehender Verhältnisse und eine - mehr oder weniger - unvollkommene Prognose künftiger Verhältnisse erzeugen.
Das ist erstens schwer zu akzeptieren und oft auch frustrierend, sowohl für Wissenschaftler selbst als auch für Laien - wir alle hätten gern ein "Ja" oder "Nein" als Antwort auf eine scheinbar einfache Frage - und nicht ein "Es kommt drauf an ...", gefolgt von einer Liste mit 10 Randbedingungen und einer Angabe über die (meist sehr hohe) verbleibende Prognose-Ungenauigkeit.
Gruß
C.