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Pronationsstütze ja oder nein?

Pronationsstütze ja oder nein?

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Hallo zusammen,

die Laufschuhverkäufer haben es nun geschafft, mich völlig zu verunsichern:

Habe meine Läuferkarriere nach Videoanalyse vor vier Jahren mit Schuhen mit Pronationsstütze begonnen. Bin damit aber nicht klar gekommen und hatte regelmäßig Schmerzen.

Auf Rat der Leiterin meines Anfängerlaufkurses habe ich einfach mal Neutralschuhe - Modell weiß ich leider nicht mehr - ausprobiert, da das wegknicken nach innen ihrer Meinung nach nur sehr schwach sei. Machte anfangs zwar auch Probleme, wurde aber mit zunehmenden Training besser. Bin jetzt überschlägig geschätzt gute 2.500 Kilometer in Schuhen ohne Stütze gelaufen.

Aktuell laufe ich die Modelle Brooks Ghost 3 und Adidas Supernova Glide 3 im Wechsel bei insgesamt 25 bis 40 Kilometer die Woche. Beide nach Empfehlung inkl Videoaufnahme in einem Geschäft gekauft, das nun leider geschlossen hat. Nach besonders schnellen Einheiten oder Einheiten über 90 Minuten habe ich auch mal wieder Schmerzen an der Sprunggelenks- bzw. Schienbeininnenseite. Sind aber nach allerspätestens zwei Tagen wieder weg. Die Schuhe sind auf der Innenseite auch nach mehreren Hundert Kilometern nicht deutlich stärker abgelaufen.

War am Wochenende nun aber erstmals zum Sportgeschäft vor Ort. Dort sollte ich barfuß vorm Verkäufer ein paar Mal auf und ab laufen, mehr nicht. Daraufhin hat er mir zu gestützten Schuhen geraten, da ich beim barfußlaufen deutlich nach innen wegknicken solle. Habe dann zwei Paare anprobiert, in denen ich mich aber unwohl gefühlt habe. In Neutralschuhen solle ich aber keinesfalls laufen, das könne er gar nicht verantworten. Zur Anprobe wollte er mir auch keine geben. Wollt mir daher noch eine zweite Meinung holen, da ich ja bisher immer mit Neutalschuhe gut gelaufen bin und mir dieses auch zweimal empfohlen wurde. Außerdem war der Verkäufer sehr knapp und unfreundlich. Der Laden sieht mich nicht wieder.

Bin dann noch etwas weiter zu einem auf Laufsport spezialisierten Laden gefahren und habe nochmal meinen Laufstil mit Kamera aufnehmen lassen. Der Verkäufer kam zum selben Ergebnis. Beim Barfußlaufen war bei beiden Füßen ein nach innen wegknicken zu beobachten.

Habe dann einige Schuhe sowohl mit als auch ohne Stütze ausprobiert, da der Verkäufer meinte, da ich bisher weitesgehend schmerzfrei gelaufen sei, wolle er sich meinen Laufstil nochmal mit Schuhen ansehen. Und siehe da: Habe mich in einem Neutralschuh von Nike am wohlsten gefühlt, aber auch mit Schuh knicke ich noch ganz leicht nach innen weg. Aber auch für mich sichtbar: Deutlich weniger als barfuß. Bei Schuhen mit Stütze war das nach innen wegknicken weg, aber wohl habe ich mich nicht gefühlt. Eine Empfehlung wollte mir der Verkäufer nicht geben, da das wegknicken mit Schuhen nur noch ganz leicht sei. Seine hinzugezogene Kollegin hat mir ebenfalls keinen anderen Rat gegeben als: Eigentlich würde sie mir Schuhe mit Stütze empfehlen, aber da ich bisher immer ohne gelaufen sei, ginge das auch. Könnte dann aber eventuell in eingen Monaten oder Jahren zu Problemen führen, wenn ich immer in den falschen Schuhen laufen würde. Wirklich hilfreich fand ich diese Aussage nicht, bin erstmal wieder nach Hause.

Was mache ich denn nun: Einfach auf mein Gefühl hören und weiter Neutralschuhe laufen, oder auf den Rat der Verkäufer hören, und wieder zurück zu einem Paar mit Stütze in denen ich mich im Laden unwohl gefühlt habe? Finde es falsch, mir Schuhe zu kaufen, in denen ich mir unwohl fühle und tendiere somit eigentlich zum Neutralschuh, aber bei mir im Kopf schwiert immer noch folgende Frage: Kann es wirklich langfristig schaden, wenn ich ohne Stütze laufe, obwohl ich damit bisher abgesehen von sehr langen oder schnellen Einheiten keine Probleme hatte? Habe eigentlich vor, noch lange zu laufen und will mir nichts kaputt machen.

Zu was würdet ihr raten?

Gruß
Callandor

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callandor hat geschrieben:Kann es wirklich langfristig schaden, wenn ich ohne Stütze laufe, obwohl ich damit bisher abgesehen von sehr langen oder schnellen Einheiten keine Probleme hatte? Habe eigentlich vor, noch lange zu laufen und will mir nichts kaputt machen.
Haben die Verkäufer ausschließlich den Fuß angeschaut oder zufällig auch noch Knie und Becken (und damit die komplette Beinachse)?

Eine Empfehlung kann man schwierig aussprechen. Aus der Erfahrung raus: es gibt einige Menschen da draußen, die sich auf Dauer bei ungünstigem Schuhwerk (in Bezug auf ihre Beinachse) was kaputt gemacht haben. Es gibt aber auch genug Menschen, bei denen das gut gegangen ist.

Da du neutrale Schuhe gelaufen bist und weitestgehend schmerzfrei warst, würde ich dir weiterhin die Neutralen empfehlen, gleichzeitig aber athletisches Training für die Fußmuskulatur nahelegen. Denn: wenn die Pronationsstütze bei dir was bewirkt (darüber wird gestritten, ob es so ist oder nicht. Die Praxis zeigt beides!), dann ist es passiv. Das beste was du machen kannst, ist aber aktiv an der Muskulatur zu arbeiten. Dann wirst du vermutlich auch keine Probleme bekommen (zumindest nicht wegen ungünstiger Schuhe). Allerdings ist das wie gesagt eine vorsichtige Empfehlung, weil ich deine Beinachse nicht kenne und so keine Rückschlüsse ziehen kann. Im Laden ist es wichtig nicht nur auf den Fuß zu schauen, sondern auf die gesamte Achse. Viele Verkäufer beschränken sich da sehr auf die Stellung der Ferse/des Fersenbeins und machen daran alles fest. Der Teil ist aber nur einer von vielen!
"Often it does not matter so much what we choose, but that we do choose." (Alan Cohen)

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Hallo,

vielen Dank für die schnellen Antworten.

@rono: Lese hier schon regelmäßig mit, und hatte mir auch schon einige Beiträge zu diesen Thema durchgelesen, den von dir genannten Thread hatte ich aber tatsächlich übersehen. Werde beim nächsten Mal lieber noch ein zweites Mal hinsehen. Eine klare Tendenz konnt ich aus den verschiedenen Themen nicht rauslesen, da gehen die Meinung wohl weit auseinander. Also dachte ich mir, wieso nicht noch einen Beitrag eröffnen, in dem ich meine ganz persönliche Situation schildere. War das falsch? Über andere Themen gibt es ja auch diverse Beiträge.

@martin h: bei mir wurde nur noch geschaut, ob ich x oder o-beine habe. Beides nicht der Fall. Fußmuskulatur Training habe ich bisher nur sporadisch gemacht. Werde den Tip befolgen.

Gruß
Callandor

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@callandor,

ich kann dir nur von mir berichten.


ich habe vor jahren auch noch schuhe mit pronationstütze und sogar einlagen gehabt.

bin dann an 3 superfähige sportorthopäden und chiropraktiger rangekommen die echt was los haben und u.a auch im handball unsere top vereine thw kiel und sg handewitt betreuen und auch mit anderen top sportlern zusammenarbeiten, also wirklich leute vom sportfach und selber aktive sportler.

die drei haben mir schon sehr schnell zu verstehen gegeben, nach eingängigen untersuchungen, das ich den ganzen quatsch mit unterstüzung für die füße etc. vergessen soll und den körper es machen lassen sollte.

so ungefähr nach dem motto, dein ganzer körperapparat ist seit zig jahren so wie er ist und hat sich mit allem drauf eingestellt und sollte nun nicht durch künstliche versetzungen, sprich "hilfen" vergewaltigt werden....

ihr plan war es sich innerhalb von einem jahr damit rauszuschleichen und gleichzeitig eng, d.h alle paar monate mich immer wieder neu einschieben zu lassen, wg. beckenschiefstand einhergehend mit massage und dafür extra selbst zu erledingende sportlichen übungen.
in der zeit lief ich ab und an noch mit bewegungseinschränkern ala asics gel kayano und siedelte dann u.a über zu mizumo wave new balance baddelay etc,

das war vor paar jahren.

nun laufe ich mit neutralschuhen, mitläufer die mich nicht kennen, jaulen auf wg. dem knickfuß den ich beim laufen wohl habe, aber das und die tatsache das ich nun keine muskulären beschwerden mehr habe bzw. igs syndrom, zeigen mir das es die richtige endscheidung war.

auch die dämpfung der schuhe wurde immer geringer, und einhergend damit ein verbessertes körperlaufgefühl und kpl. beschwerdefrei mit neuen sportlichen verbesserungen in sämtlichen bereichen.

es mag nat. von fall zu fall unterschiedlich sein, aber es klang einfach einleuchtend und es hat super hingehauen.

d.h höre auf dein körpergefühl und laß deine muskulatur es doch so machen wie sie meint und zwänge nicht deinen bewegungsablauf hin zu fest vorgegebende formen.

aber wie gesagt, es muß nicht bei jeden so gut hinhauen wie es im einzelfall bei mir geklappt hat, es soll dir nur aufzeigen, es kann auch ohne alles sehr gut hinhauen.

grüße

chris
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na dann wollen wir mal....:D

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christoph70 hat geschrieben:die drei haben mir schon sehr schnell zu verstehen gegeben, nach eingängigen untersuchungen, das ich den ganzen quatsch mit unterstüzung für die füße etc. vergessen soll und den körper es machen lassen sollte.
Klar sagen die das...die verdienen ja nur Geld, wenn sie Kundschaft haben. :teufel: Und die kommt nur, wenn sie auf alles Hilfreiche verzichtet und Schmerzen hat. Passive Stützen (Hier ist nur von Pronationsstützen zu reden. Denn richtige orthopädische Sporteinlagen haben - wenn überhaupt - nur eine minimalen passive Funktion und wirken sonst aktiv!) KÖNNEN Probleme beseitigen. Da macht jeder seine eigenen Erfahrungen. Ich finde die Aussage der Orthopäden ehrlich gesagt ziemlich ignorant oder sie haben wirklich nur ihr Klientel im Hinterkopf (so gut sie auch sein mögen). Wie erklären sie dann degenerative Erkrankungen am Knochen-/Knorpelapparat? Klar durch fehlende Muskelkraft. Krafttraining/Aufbautraining sollte therapeutisch oder auch in der gesunden Sportpraxis an erster Stelle stehen. Tut es aber nicht, genau deshalb gibt es ja "externe Hilfen" a la Stützen, Einlagen und Orthesen. Deren Aussage nach lassen sie den Körper - weil er sich darauf eingestellt hat - so wie er ist und damit langsam kaputt gehen. Und die, die das so machen, erkennen ihre Erkrankung erst im Laufe der Zeit. Dann gibt es degenerative Skoliose der Wirbelsäule, dann gibt es Arthrosen im Knie und und und.

Deren Aussage kann also nur darauf beruhen, dass sie davon ausgehen, dass man entsprechendes Kräftigungstraining macht. Bei ihrem überaus sportlichen Klientel (Top-Mannschaften) können sie das auch. Bei "Normalsterblichen" können sie das nicht. Das moderate Sportprogramm, was jeder machen sollte, verlangsamt die altersbedingte Degeneration von Strukturen im Körper. Nur weiß ein Großteil der Menschheit gar nicht, was im Körper alles passiert und kann dementsprechend auch nichts dafür oder dagegen tun. Das Bewusstsein kommt erst, wenn ein ORTHOPÄDE eine Diagnose gestellt hat. Und er ist letztlich derjenige, der im Akutfall Einlagen und Orthesen "verschreibt" und wenn er fachlich gut ist, darauf aufmerksam macht, dass moderater Sport gut tut.

@callandor: Darf ich fragen, was die "Analyse" der Beinachse bei dir ergeben hat? Eventuell ein leichtes O-Bein, wie bei vielen Männern?
"Often it does not matter so much what we choose, but that we do choose." (Alan Cohen)

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callandor hat geschrieben:Also dachte ich mir, wieso nicht noch einen Beitrag eröffnen, in dem ich meine ganz persönliche Situation schildere. War das falsch?


Nein, ist schon ok. Aber der von mir genannte Thread ist halt noch ziemlich frisch und zeigt die ganze Bandbreite der Meinungen zu den Pronationsstützen.

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martin_h hat geschrieben: Deren Aussage kann also nur darauf beruhen, dass sie davon ausgehen, dass man entsprechendes Kräftigungstraining macht. Bei ihrem überaus sportlichen Klientel (Top-Mannschaften) können sie das auch.
hi martin,

ich schrieb ja INDIVIDUELL von meiner erfahrung.
auch schrieb ich das die docs sich viel zeit nahmen und auch meine gesamten umfänge die ich so abfackel etc. mit ins kalkül zogen.

da ich nun mal im schnitt auf 10-12 stunden sport komme, ab frühjahr bis frühherbst sogar teilweise an 20 stunden rankomme, sei es rad, laufen, schwimmen oder derzeit viel kraft/stabitraining war es im umkehrschluss ebend genau diese überlegung die zu dieser aussage der ärtzen wohl führte.

ich kann auch nur von mir berichten, das ich absolut belastungsfrei meinen sport seit jahren auf hohen umfangsniveau fahren kann und es mir dabei blendend geht, im gegensatz zu den vor jahren noch zwangsgeführten hilfestellungen die mir meinen rücken/waden etc. teilweise sehr schmerzen ließen.

der beckenschiefstand der vor einiger zeit noch ne rolle spielte ist ebend auch durch entsprechende kräftigung und dehnübungen absolut im grünen bereich und der muskuläre tonus ganheitlich im einklang.

daher möchte ich den "vorwurf" den du generell den ärzten unterbreitest nicht so im raum stehen lassen, da ich wie gesagt astrein für meine geschichte damit fahre.

wobei du nat. recht hast wenn die docs, es pauschal jeden so angedeihen würden, also auch nen opa oder einen unsportlichen.
zumal bin ich mit 41 jahren nicht mehr im wachstum :D

grüße

chris
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na dann wollen wir mal....:D

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christoph70 hat geschrieben:daher möchte ich den "vorwurf" den du generell den ärzten unterbreitest nicht so im raum stehen lassen...
Entschuldige! Für mich kam das im Text so rüber, als würden sie das so pauschal sagen ("den ganzen quatsch"). Richte meine Entschuldigung auch bitte den Ärzten aus. :zwinker2:
"Often it does not matter so much what we choose, but that we do choose." (Alan Cohen)

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Hallo zusammen,

habe mich nun entschieden, auf mein Gefühl zu hören und habe mir wieder Schuhe ohne Stütze gekauft. Der erste Lauf hat gut geklappt.

Gruß
Callandor
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