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Hexenstieg - Non Stop im Winter

Hexenstieg - Non Stop im Winter

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Hexenstieg 2012
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Am 06.01. machten sich die eiligen Drei Wanderer auf um den Hexenstieg Non-Stop zu begehen. Hexenstieg? Das hatten wir doch bereits, oder? Ja. Stimmt. Letztes Jahr in hohem Schnee und mit schmerzender Hüfte war die Wanderung leider nach 32km zu Ende. Dieses Jahr sollte alles anders werden.
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Ekke, Sven und ich waren das Dreigestirn, welches in diesem Fall keinem Stern sondern einer weißen Hexe auf grünem Grund folgen wollten. Start war wieder in Osterrode. Irgendwer meinte dies sei die richtige Richtung des Hexenstiegs. Na eigentlich auch egal. Lang ist er von Beiden Seiten.
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Um 13:45 begann das regelmäßige, abwechselnde Voreinandersetzen der Füße. Zunächst fühlt sich so eine Strecke immer wieder leicht an. Die Schritte leicht und das Gemüt auf Wolke Sieben. Denn es geht endlich los.
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Und Glück hatten wir auch. Nach Sturm in den vergangenen Tagen schien die Sonne. Wind war keiner mehr. Schnee lag auch noch nicht. So machten wir gute Fortschritte und erreichten das Mangelhalber Tor. Im Jahr zuvor begann hier der Tiefschnee und ich legte den Grundstein für meine kaputte Hüfte durch den eierigen Gang im Schnee. Diesmal fand sich zwar auch Schnee, aber die wenigen Zentimeter führten nicht zu einem veränderten Gangbild und so konnten wir zügig weiter gehen.
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Durch den etwas früheren Start und das flotte Tempo erreichten wir die ersten Ausläufer des Harzer Wasserregals noch im Hellen. Am Bärenbrucher Teich wurden die ersten Energieriegel genascht und Fotos vom platten Wasser gemacht. Immer noch war es windstill.
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Einmal noch ging es über einen kleinen Bergrücken und dann folgten wir stur horizontal dem Harzerwasserregal für einige km. Nur um erneut eine kleine Kuppe und ein Waldstück zu passieren. Dann der Dammgraben. Diesem blieben wir treu bis nach Altenau und dem einstieg in die Steile Wand.

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Zwischendurch allerdings mussten wir Svens erste Blase versorgen. Nervig das das schon so früh anfing.
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Die Steile Wand hatten wir vom letzten Jahr noch in schlechter Erinnerung. 60-70cm Tiefschnee, Schnee- und Windbruch ohne Ende. Wir haben hier Zeit und Kraft verloren, so dass ich zumindest danach keinen Meter mehr gehen konnte. Diesmal fand sich ein sehr gut gespurter Weg. Vermutlich hat uns die Sonne hier geholfen. Bei dem schönen Wetter waren vor uns schon einige durch die Steile Wand gestiefelt und hatten uns so gute Bedingungen hinterlassen. Querliegende Bäume hatten wir nicht mal eine handvoll. Auch das hat uns also nicht wirklich bremsen können.
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Torfhaus brachte eine kurze Rast. Eine sehr kurze. Den Anhalten wurde sofort mit zittern belohnt. Ein bisschen schwitzt man halt und in der mittlerweile kalten Nacht darf man dann nicht mehr Stillsitzen.
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Weiter also. Über den Götheweg Richtung Brocken. Die Schritte wurden langsam müder. Am Eckersprung gab es erneut eine kurze Pause. Kleidungstechnisch mussten wir jetzt auch aufrüsten. Mit zunehmender Höhe kam Wind und Schneefall auf. Es war bitter kalt – zumindest fühlte es sich so an.
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Der Aufstieg über die verschneiten Panzerplatten zur Brockenbahn brachte den Kreislauf noch mal auf Trab. Leider auch den Schweiß ins fließen. Sobald es oben wieder flacher wurde kam die Kälte. Der Wind war jetzt stramm und es wurde mit jedem Höhenmeter windiger. Oben auf dem Brocken war es schlicht Arktisch. Wir haben uns in die Schutzhütte verzogen und ein wenig gegessen. Für das obligatorische Gipfelbild mussten wir die Hütte verlassen. Und nicht nur das. Auch die Handschuhe mussten ausgezogen werden. Nur kurz. Nur für ein Foto. Aber das reichte. Weg war das Gefühl. Keine Wärme. Die Hand war fest. Zumindest gefühlt. Viele Minuten dauerte es bis die kurz entblößte Hand wieder ein normales Verhalten an den Tag legte.
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Wir gingen zügig vom Gipfel weg. Wußten wir doch, dass es unten wieder lebensfreundlichere Bedingungen geben würde. Irgendwo auf der Brockenstraße kam uns dann eine Gruppe Jugendlicher entgegen. Ohne Gepäck. Mit Jeans. Sie wollten nach oben. Na herzlichen Glückwunsch. Gern wüsste ich, ob Sie oben angekommen sind und wie lange Sie es ausgehalten haben.
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Wir bogen bei Höhe 900 auf den Glashüttenweg ab. Leider waren hier nicht so viele Wanderer vor uns gewesen. Hier lag der Schnee hoch und wir hatten die Chance unsere eigenen Spuren zu hinterlassen. Das drückte auf das Tempo. Immer gucken ob das vorhandene Fußloch passt oder man besser ein neues macht kostet im Licht der Stirnlampe schon Zeit. Oft bin ich auf diesem Stück umgeknickt, weil fester und loser Schnee dicht beieinander lagen.

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Dieser eigentlich kurze Abschnitt bis Drei Ahnen Hohne wirkte am Ende recht lang. Vielleicht auch, weil uns dort eine heiße Suppe und ein wärmendes Feuer erwarteten und man sich diesen Ort sehnlichst herbei wünschte in der Kälte der Nacht. Die Suppe und das Feuer waren einfach himmlisch. Danke dafür noch mal an Ekkes Eltern. Schon verrückt, andere Verrückte um 3 Uhr morgens zu bekochen. Aber hilfreich und sehr gern gesehen!
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Nach kurzer Rast sollte es weitergehen. Aber der Aufbruch fiel natürlich nicht leicht. Zu gemütlich war die Rast. Aber unser Ziel war Thale.
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Über Königshütte, danach entlang des Stausees, auf breiten Forstwegen zogen wir gen Rübeland. Ich wusste noch vom Hexenstieg Lauf, dass uns noch ein netter Anstieg zu den Abraumhalden der Bergwerke bevor stand. In unserer Verfassung war das auch kein Spaß. Und naß war es. Aber eigentlich auch egal. Die Füße sendeten eh schon auf allen Wellenlängen nur noch Schmerzen. Da würde Nässe jetzt auch nichts mehr verschlimmern können.
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Nach Rübeland haben wir uns dann auch einmal verhoppelt und noch ein paar Meter mehr als notwendig unter die offenen Füße genommen.
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Dann ging es auf schmalen Pfaden entlang der Bode Richtung Wendefurth Staumauer. Auch wenn es schmerzte so war hier doch der Weg abwechslungsreich und so konnte man die Strecke genießen. Auf dem Staudamm dachten wir einmal kurz wir würden vielleicht die 24std noch schaffen. Aber das war ein Kalkulationsfehler. Einer von denen, die sich einschleichen, wenn das Hirn bereits seit längerem meint nicht mehr mitspielen zu wollen, weil der Körper Dinge tut, die das Hirn ihm eigentlich verboten hatte.
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Egal. 24 ist auch nur eine Zahl. Und wir würden nun eben länger brauchen. Immerhin – so unsere Irrglaube – ging es ja von nun an nur noch bergab. Das sollte doch noch machbar sein.
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Also weiter. Altenbrack war das nächste Ziel. Wer auch immer den Hexenstieg an dieser Stelle geplant hat muss ein Sadist sondergleichen gewesen sein. Man kommt hier recht erschöpft an. Man würde sich über Abwechslung, interessante Streckenführung, tanzende Hexen oder sonst was freuen. Aber nichts davon trifft zu. Ein breiter Weg. Gerade. Links die Bode. Platt. Ewig das gleiche. Mittlerweile garniert mit Nieselregen. Für mich das fürchterlichste Stück Weg an diesem Tag. Die Moral bei mir sank auf einen absoluten Tiefpunkt.
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Dann endlich die Bodeschlucht. Gesperrt von November bis April. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Die eiligen – äh hier eher die schleichenden – Drei Wanderer, allerdings hatten kein Porzellan dabei und so konnten wir weiter. Zunächst auch hier nicht wirklich spektakulär entwickelte sich der Weg dann doch zu einer spannenden Strecke.
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Traurig nur, dass die Vermutung es gehe nur noch bergab sich als Trugschluß erwies. Hoch und runter ging. Lange bergan Strecken. Gefühlt lange jedenfalls. Und böse bergab Passagen. Bergab ist nichts was total müde Beine so richtig mögen. Na egal. War ja nicht mehr weit.
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Dann der Abstieg zur Teufelsbrücke. Mit Stufen. Bis hier ging es meiner Hüfte noch so lala. Aber dieser Abstieg war nichts mehr für die Hüfte. Es schoss ein schöner Schmerz hinein und ab da war ich vom Schleichmodus in den „wenn man genau hinsieht, sieht man, dass er sich noch bewegt“ Modus gewechselt.
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Sven und Ekke zogen so auf den letzten km davon. Am Ende der Schlucht befindet sich ein Restaurant. Mit Kiosk. Mit offenem Kiosk. Ich hatte Geld. Der Kiosk hatte Saft und Riegel. Wir wurden Handelseinig und ich genoss einen Tomatensaft und einen Schokoriegel. Himmlisch. Sven und Ekke waren nun weit weg. Egal.
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Ein Schild mit „Umleitung“ zwang mich auf die andere Seite der Bode. Die Seite wo der Weg zum Bahnhof von Thale über einen kleinen Hügel ging. Ha, damit war ich auch nicht mehr zu bremsen. Langsam aber stetig näherte ich mich dem Bahnhof. Dieser befindet sich allerdings derzeit im Umbau, so dass das Ende Foto nicht vor dem traditionellen Fahrkarten Automaten sondern an dem offiziellen Start/Ende Schild des Hexenstieges aufgenommen wurde.
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Fazit: Ein langer Weg. Im Winter nicht ohne Tücken. Auch wenn ich Schlafsack und Notbiwaksack nicht gebraucht habe, ich war froh sie zu jeder Zeit in meiner Nähe gehabt zu haben. Ein bisschen mehr Schnee, ein bisschen mehr Wind und schnell hätte man irgendwo abbrechen müssen. So aber sind wir alle heil und Stolz angekommen. Ein schönes Gefühl. Wieder ein Strich mehr auf der Liste der verrückten Dinge die man „schon immer mal machen wollte“
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Wahrscheinlich sind 100km eine natürliche Grenze für Menschen die nicht trainieren

Immer hinten mit dabei!
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Wow, beeindruckend! Ich wohne ja in der Nähe und habe den Hexenstieg noch nie unter den Füßen gehabt.
Altenbrak und Treseburg (vor allem die Bode in Treseburg) sind bei Tageslicht irre schön und romantisch. Die breite Bode, die sich durch die Wiesen schlängelt läd im Frühjahr/Sommer zum Picknick ein...
Mach das mal bei schönem Wetter!!!

LG
Marion
http://www.hundephysioharz.de

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Am besten (und ausserdem äusserst zutreffend) fand ich das hier:
Einer von denen, die sich einschleichen, wenn das Hirn bereits seit längerem meint nicht mehr mitspielen zu wollen, weil der Körper Dinge tut, die das Hirn ihm eigentlich verboten hatte.
Ich habs ja schon anderswo geschrieben: Wahnsinnsleistung. Ihr seid ja komplett verrückt, bei derartigen Wetterbedingungen überhaupt auf den Brocken aufzubrechen. Aber ich neige mein Haupt in Ehrfurcht: Das ist eine ganz tolle Leistung, die ihr da hingekriegt habt.
Jetzt musst du ja gar nicht mehr trainieren bis Juli :zwinker5:

Beste Grüsse und gute und rasche Regeneration

Marianne

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Nun hab ich den Bericht also auch noch gefunden und hab im wahrsten Sinne des Wortes mitgezittert!

Mir erschließt sich immer noch nicht, warum man diese Unternehmung im tiefsten Winter machen muss, aber ich freue mich sehr für dich, dass es dieses Jahr geklappt hat! Inzwischen solltest du dich ja auch wieder erholt haben - und ich hoffe, dass wir dieses Jahr noch mehr von dir lesen können :)

LG,
Babs

P.S. Wow - mein 1000. Beitrag!
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