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Natural Running Schuhe - negative Effekte

Natural Running Schuhe - negative Effekte

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Hallo zusammen,

seit einiger Zeit gibt es ja die sog. Natural Running Schuhe, also Schuhe mit einer sehr geringen Sprengung. Von den Herstellern und den Händlern werden diese Schuhe bekanntlich gepriesen als die Neuerfindung des Rads.

Was man aber so gut wie nie findet, sind die gesundheitlichen Auswirkungen, die vielleicht nicht so positiv sind. Denn wenn alles so super und so toll ist, warum läuft die Menschheit nicht schon seit ewigen Zeiten mit "Natural Running Schuhen"???

Hat da vielleicht jemand von Euch Erfahrungen gesammelt?

Konkret habe ich nämlich den Verdacht, dass ich mir mit meinen neuen Laufschuhen eine ziemlich blöde Fussknochenverletzung eingefangen habe. Ich habe zwar vor ein paar Monaten keine reinen Natural Running Schuhe gekauft, aber immerhin solche mit einer Sprengung von nur 8 mm und einer relativ geringen Dämpfung. Die laufen sich auf kurzen Strecken (< 10 km) auch wirklich super, aber irgendwie habe ich den Verdacht, dass der von Dämpfung verwöhnte Fuss, den neuen "Luxus" irgendwie nicht zu würdigen weiß.

Danke und viele Grüße
Francesco

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Prinzipiell finde ich die Idee hinter natural Running nicht verkehrt. 'Back to the roots' heißt es ja so schön. Die Sache ist nur, dass nicht jeder Körper die Umstellung auf den vermeintlichen barfußähnlichen Lauf gleich gut verkraftet. Man muss eben berücksichtigen, dass wir fast unser gesamtes Leben in ( mehr oder weniger ) gestützen und gedämpften Schuhen gegangen bzw. gelaufen sind.
Die natural running Schuhe stellen eine andere Anforderung an der Bewegungsapperat als die regulären Schuhe, zumal du ja sehr wahrscheinlich mehr auf Asphalt laufen wirst als auf Wiese, die widerrum ne dämpfende Eigenschaft besitzt.
Weiterhin ist bei vielen ( nicht bei allen natürlich) einiges an Muskulatur verkümmert, die eigentlich die Stöße abfangen sollte, damit diese nicht direkt auf die Gelenke und Knochen durchschlagen.

Und halte eins immer im Hinterkopf: Früher sind die Leute zwar Barfuß gelaufen und hatten 'keinerlei' Probleme dabei, allerdings gibts da kaum medizinische Begutachtungen zu und die Leute hatten eine wesentlich geringere Lebenserwartung als heutzutage, was auch ein Faktor ist der bei "Bis ins Alter keine Probleme mit den Gelenken bei Barfußlauf" mit reinspielt.

Ich überlege mir selber irgendwann mal solche Schuhe zu kaufen, die werde ich aber eine ganze Zeit lang nicht zum Laufen, sondern zum normalen Gehen anziehen bevor ich anfange damit auf Asphalt zu Laufen!

VG
Alex

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Francesco77 hat geschrieben:
Denn wenn alles so super und so toll ist, warum läuft die Menschheit nicht schon seit ewigen Zeiten mit "Natural Running Schuhen"???
Lief sie ja !

Vor 20 Jahren gab es nix Anderes. Diese Dämpfungsmonster kamen erst in den letzten Jahren auf den Markt.

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Schieben wir nicht alles auf die Laufschuhe...unsere Alltagsschuhe sind mindestens genauso schlecht aufgebaut. Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster: einer der ersten Fehler, den (unsere) Eltern begehen und damit (negativ) das Gangbild beeinflussen, ist, uns Schuhe an die Füße zu ziehen...

Gesundheitliche Auswirkungen? Dafür gibts das "neue" Rad zu kurz. Studien zu den FiveFingers zB gibts mittlerweile ein paar. Die sind auch schon länger auf dem Markt. Ich denke Studien zu den aktuellen natural running-Modellen werden mit der Zeit folgen.

Bei zu Beginn vorsichtiger Handhabung mit den Schuhen und entsprechend zusätzlichem Training(!) bin ich aber der Meinung, dass sie irgendwann jeder, der sich mit der Thematik wirklich auseinandersetzt, wieder laufen kann. Ein Angebot zur Gewöhnung an diese Schuhe gibt es ja zur Genüge. Von 10mm Sprengung bis runter zu 0 mm bekommt man alles um auch Zwischenschritte einbauen zu können. Einigen Menschen ist die anfängliche Gefahr der Schuhe nicht bewusst, andere haben Angst sowas zu laufen...

Was bei der ganzen Thematik aus meiner Sicht auch noch mit reinspielt (das habe ich auch schon öfter mal gebracht): wir haben einen ganz klaren Gesellschaftswandel. Früher sind andere Menschen gelaufen, als sie es heute tun. Heute laufen (glücklicherweise) auch Menschen, die nicht so optimale Voraussetzungen mitbringen, das war vor 30 Jahren noch nicht der Fall. Wir sind von Bewegungsarmut bestimmt (was wieder etwas besser wird). Bewegungsarmut verkümmert sämtliche Strukturen im Körper. Die Läufer bringen mehr Körpermasse mit, aber weniger Muskulatur. So jemanden in einen natural running-Schuh zu stellen, kann (ohne Vorbereitung oder Begleitung) fatal sein. Das ganze Thema Gesellschaftswandel hängt nicht nur mit unserem Essverhalten zusammen, sondern auch mit der globalen Technisierung, natürlich der schnelllebigen Zeit und dem damit verbunden gesellschaftlichen Leistungsdruck.

In ein paar Jahren wissen wir mehr, was die Schuh- und Krankheits-/Verletzungsentwicklung angeht.
"Often it does not matter so much what we choose, but that we do choose." (Alan Cohen)

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martin_h hat geschrieben: Gesundheitliche Auswirkungen? Dafür gibts das "neue" Rad zu kurz.
Das ist mit Abstand der beste Satz zu dem ganzen natural & barefoot dingsbums!

Es wäre nicht das erste mal, dass der "neueste Hit" irgendwann zu einem Rohrkrepierer wird!
martin_h hat geschrieben: In ein paar Jahren wissen wir mehr, was die Schuh- und Krankheits-/Verletzungsentwicklung angeht.
...und bis dahin machen wir Studien am lebenden Objekt :uah: :uah: :uah:


gruss hennes

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Jeder läuft doch anders. Ich persönlich kann mit den gedämpften Teilen nicht so wirklich gut .....
Es hängt individuell davon ab, mit welchem Schuh man sich am besten fühlt. Wenn ein leichter Schuh
für Francesco nix taugt, dann ist das halt so.
DIe Hersteller wollen verkaufen und etwas Neues lässt sich in der Regel gut verkaufen ;)

VG

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Ich habe mir mit den Dingern 2 herrliche Wadenzerrungen eingefangen.
Naja....vom "Monster" gleich darauf war wohl ein wenig übertrieben.

Habe jetzt erstmal das gestützte weggelassen und taste mich langsam ran, fühle mich momentan aber in gut gedämpften Neutralschuhen sehr wohl.
Bild
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Ich komme prima mit den Dingern klar. Sowohl mit dem Free als auch mit dem Brooks Pure Connect (obergeil). Ich habe keinerlei Probleme mehr damit und bin sogar mittlerweile die Fersenseuche ganz los.

Heute bin ich sogar in Spikes auf der Bahn gerannt weil ich die Connect vergessen hatte und nur Textilien im Sportbeutel. Gott sei dank hab ich die Spikes immer im Auto. Aber JETZT merke ich meine Waden ... :hihi:

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DanielaN hat geschrieben:Brooks Pure Connect (obergeil)
Die werden ja mit jedem Beitrag geiler :D
"Often it does not matter so much what we choose, but that we do choose." (Alan Cohen)

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Francesco77 hat geschrieben: Was man aber so gut wie nie findet, sind die gesundheitlichen Auswirkungen, die vielleicht nicht so positiv sind. Denn wenn alles so super und so toll ist, warum läuft die Menschheit nicht schon seit ewigen Zeiten mit "Natural Running Schuhen"???
Marketing!
Francesco77 hat geschrieben: Konkret habe ich nämlich den Verdacht, dass ich mir mit meinen neuen Laufschuhen eine ziemlich blöde Fussknochenverletzung eingefangen habe. Ich habe zwar vor ein paar Monaten keine reinen Natural Running Schuhe gekauft, aber immerhin solche mit einer Sprengung von nur 8 mm und einer relativ geringen Dämpfung.
Auch wenn ich selber Mittelfußläufer bin, wenn man problemfrei läuft, gibt es eigentlich keinen Grund umzustellen. Wenn man auch im Alltag flach flexible Schuhe trägt, kann es vereinfacht werden. Chucks beispielsweise haben 0mm Sprengung. Und klar, schlägt man volle pulle mit der Ferse auf, dann würde ich nicht unbedingt in super flachen Schuhen laufen.
Meine aktuellen Laufschuhe für Mittelfußläufer geeignet

Mein Lauf-Tagebuch

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martin_h hat geschrieben:Schieben wir nicht alles auf die Laufschuhe...unsere Alltagsschuhe sind mindestens genauso schlecht aufgebaut.
Der erste Teil des Satze ist imo der wichtigere. Und man kann ihn sogar noch allgemeiner Fassen:

Schieben wir nicht alles auf die Schuhe!

Leider denken viele Läufer so. Sie folgen damit natürlich einer Logik, die unsere fortschrittsgläubige Konsumgesellschaft vorgibt: Einfach ein Produkt gegen ein angeblich besseres austauschen, das wird es schon richten.

Man könnte es ja auch mit besserem Training versuchen. Aber dieser Weg ist vielen wohl zu steinig.
martin_h hat geschrieben: Bei zu Beginn vorsichtiger Handhabung mit den Schuhen und entsprechend zusätzlichem Training(!) bin ich aber der Meinung, dass sie irgendwann jeder, der sich mit der Thematik wirklich auseinandersetzt, wieder laufen kann. Ein Angebot zur Gewöhnung an diese Schuhe gibt es ja zur Genüge.
Braucht man zusätzliches Training und Angebote? Oder eigentlich sowieso nur gutes Training (das immer zum Ziel hat, Schwächen soweit wie sinnvoll auszugleichen und normalerweise NIE aus „nur langsam laufen“ besteht) und gesunden Menschenverstand?
martin_h hat geschrieben: In ein paar Jahren wissen wir mehr, was die Schuh- und Krankheits-/Verletzungsentwicklung angeht.
Der Wunsch ist wohl der Vater dieses Gedanken. Aber dein Wort in der Wissenschaftler Ohr - vor allem in das der guten und seriösen.

Du hast ein wichtiges Wort erwähnt: Gewöhnung. Wer versteht, was Gewöhnung (Adaption) bedeutet, der wird sich auch an den Großteil der am Markt erhältlichen Schuhe gewöhnen können, welche genau ist meist überhaupt nicht wichtig, in ein paar Jahren wird die nächste Sau durchs Dorf getrieben.

Dazu braucht es nur seriöses Training, etwas Geduld und gesunden Menschenverstand. Wer zu diesen drei Elementen keinen Zugang hat, kann ja weiter entweder den Heilsversprechen der Laufschuhhersteller oder denen der Barfußfetischsten und "natural running"-Fanboys glauben. :teufel:

Gruß
C.

"If a man coaches himself, then he has only himself to blame when he is beaten."
- Sir Roger Bannister

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schlussläufer hat geschrieben:Jeder läuft doch anders. Ich persönlich kann mit den gedämpften Teilen nicht so wirklich gut .....
Es hängt individuell davon ab, mit welchem Schuh man sich am besten fühlt. Wenn ein leichter Schuh
für Francesco nix taugt, dann ist das halt so.
DIe Hersteller wollen verkaufen und etwas Neues lässt sich in der Regel gut verkaufen ;)

VG
Hallo Schlussläufer,

das Problem ist ja gerade, dass ich mit den Teilen bereits den ganzen Sommer durch gelaufen bin (ca. 1000 km), und damit wirklich super zurecht gekommen bin, d.h. keinerlei Probleme, Beschwerden oder Verletzungen. Nur hat die Belastung durch die reduzierte Dämpfung offenbar eher auf Dauer zur Verletzung geführt :frown:

Da ich fast nur auf Asphalt oder Schotter laufe, bin ich jetzt im Nachhinein schlauer geworden, dass solche Schuhe für mich einfach mit Vorsicht zu genießen sind. Ich werde sie also zukünftig nur noch für kurze Strecken, die ich weitestgehend auf dem Vorderfuss laufen kann, benutzen.
Und für Wiese oder Wald habe ich entsprechende Trailschuhe (Speedcross 2 und XA PRO 3D)... da brauche ich sie eigentlich auch nicht.

Jetzt hoffe ich nur, dass es spätestens bis zum Frühjahr wieder mit dem Laufen überhaupt funktioniert. Bis dahin muss ich mir halt andere "Beschäftigungen" suchen :confused:

VG

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Fußballschuhe sind noch mal anders - mit denen läuft man trotzdem ziemlich viel wenn man Training und Spiele zusammen zählt.

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Francesco77 hat geschrieben:Nur hat die Belastung durch die reduzierte Dämpfung offenbar eher auf Dauer zur Verletzung geführt :frown:
Wenn Du von "Fußknochenverletzung" schreibst, dann meinst Du vermutlich einen Ermüdungsbruch ("Marschfraktur"). Diese Art von Verletzung geht auf Materialermüdung des Knochens zurück. Schäden dieses Typs entwickeln sich immer über längere Belastungszeiten - das ist bei technischen Materialien nicht anders: Eine Marburger Kirchenglocke bekam nach ca. 500 Jahren gleichförmiger Belastung einen Sprung.

Gruß
Martin
Die Laufschule Marburg
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Video-Anleitung zur Selbsthilfe bei Überpronationsproblemen

"Barfuß - das ist ehrlich!" (Zuschauer eines Straßenlaufs in Marburg, während ihn eine Barfußläuferin passiert)

Persönliche Bestzeiten

5.000 m (Bahn) in 21:39 (barfuß) - Bahnlauf des ASC Breidenbach, 6.9.2013
10.000 m (Bahn) in 45:14 (barfuß) - Kreismeisterschaften in Eschenburg-Eibelshausen, 09.10.2015
10 km (Straße) in 46:16 (barfuß) - 31. Marburger Ahrens-Stadtlauf, 29.9.2013
HM in 1:41:53 (barfuß) - 16. Schottener Stauseelauf, 5.10.2013

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DerC hat geschrieben:Braucht man zusätzliches Training und Angebote? Oder eigentlich sowieso nur gutes Training (das immer zum Ziel hat, Schwächen soweit wie sinnvoll auszugleichen und normalerweise NIE aus „nur langsam laufen“ besteht) und gesunden Menschenverstand?
Ja, da hast du recht. Das war unglücklich formuliert von mir. Wenn ich meinem Kundenkreis sage "gutes Training", gucken die mich an und fragen "Training? Ich will doch nur schmerzfrei joggen, mach mal was". Und dann fällt bei mir das Wort zusätzlich zum Joggen, vielleicht mal bei Bedarf/bestimmten Problematiken dehnen und noch wichtiger kräftigen. Für diese Menschen ist das "zusätzlich", weil diese Menschen gar nicht wissen, was Training eigentlich heißt :P

Der, der damit was anfangen kann, der braucht auch kein "zusätzliches Training". Differenzieren wir vielleicht so.
"Often it does not matter so much what we choose, but that we do choose." (Alan Cohen)

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Ich bekomme in den Free tierischen Muskelkater, laufe die daher nur bis max. 10 Km. Und dabei haben die durchaus noch eine Dämpfung und eine Sprengung. Die Five fingers mag ich mir da gar nicht vorstellen, vielleicht wäre bei einer sehr kurzen Distanz interessant. ich sehe auch keinen Grund von den Asics 11xx und 21xx wegzugehen wenn man wie ich damit sehr gut klarkommt. dann lieber noch etwas moderateres dazu wie die Mizuno Schuhe. Grüße Jürgen
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