leyv hat geschrieben:Es geht ja auch nicht darum, ob man eine tolle Leistung erbracht hat und einen Marathon durchgelaufen ist oder nicht. Es geht darum, alleine und abgeschlagen ins Ziel zu Laufen, während schon die Absperrungen und Werbungen langsam abgebaut werden und die Zuschauer schon lange im Festzelt sitzen.
DAS ist aus meiner Sicht ein ganz wichtiger Punkt. Ich kann mir (rational) tausendmal sagen, dass es eine tolle Leistung ist, überhaupt einen 10er, HM oder M zu schaffen.
Aber in der Situation selbst fühlt es sich einfach nicht toll an! Man braucht ein dickes Fell, um das Ganze durchzustehen - je kleiner die Veranstaltung, desto schlimmer.
Hinzu kommen organisatorische "Besonderheiten", mit denen auch nicht immer leicht umzugehen ist. Ein paar Beispiele:
- Der einzige WK, den ich je abgebrochen habe, war ein hügeliger Zehner. Ich dachte als Laufanfängerin damals, ein Fastnachtslauf in Verkleidung sei ein Spaßlauf - tatsächlich rasten aber alle los wie die Blöden und ich war komplett abgehängt, obwohl ich am Limit lief. Hinter mir waren nur noch zwei als Hexen verkleidete Besenfrauen - im Rückblick total witzig, aber ich hab es damals als ziemlich demütigend empfunden.
- Bei einem Hitze-HM war ich kurz vor dem Aussteigen - wenn man (wohlgemerkt deutlich innerhalb des vorgegebenen Zeitlimits) dehydriert an den letzten Getränkestand kommt und nichts mehr kriegt, weil die Kisten schon weggeräumt sind, ist das kein Spaß mehr.
- Beim letzten Trierer Silvesterlauf kam der Zeitplan dadurch ins Wanken, dass im 5 km Volkslauf der Frauen einige Teilnehmerinnen weit abgeschlagen im 9:00er Schnitt unterwegs waren. Natürlich ist das "ihr gutes Recht", wenn der Veranstalter kein Zeitlimit vorgibt. Aber wenn ich in deren Situation gewesen wäre - als einzige noch unterwegs und dabei "den Betrieb aufhaltend" - hätte ich nicht die Motivation aufgebracht, den Lauf zu Ende zu bringen.
- Und Zuschauer, die sich über die letzten LäuferInnen im Feld lustig machen oder abwertende Bemerkungen fallen lassen, habe ich auch mehr als einmal erlebt.
Dass solche Dinge passieren
können, sollte man sich klar machen, wenn man sich überlegt, an einem Lauf teilzunehmen, bei dem man voraussichtlich (ganz) hinten landet. Man muss so etwas einfach "abkönnen" - und sich die vielen guten Gründe bewusst machen, die es gibt, "trotzdem" mitzulaufen. Auch im hinteren Feld
kann es nämlich Spaß machen!
kobold