Turbito hat geschrieben:@DerC: Du hast meine Beweggründe wirklich gut verstanden, warum ich mir nicht einen Trainingsplan vornehme und den stur ablaufe, ob den nun der Steffny oder Daniels oder sonstwer geschrieben hat. Ich kann gar keinen Trainingsplan auf Dauer befolgen, zumindest nicht bevor ich mich beruflich zur Ruhe setzen kann. Ich bin darauf angewiesen, die Prinzipien zu verstehen und eigene Lösungen daraus abzuleiten, deshalb ist dieser Thread für mich auch so hilfreich wie noch keiner zuvor. Nach deinem Ansatz würde ich, soweit ich das verstehe, aber im Rahmen meiner Möglichkeiten und Zielsetzungen prinzipiell richtig trainieren, also keine vermeidbaren groben Trainingsfehler machen, nur wäre in erster Linie eine Erhöhung des Umfangs hilfreich, sofern der möglich ist und auch vertragen wird. Dadurch käme automatisch mehr GA1-Anteil ins Spiel, alles andere wäre zu riskant. Unabhängig davon könnte man auch noch etwas an den qualitativen Einheiten optimieren.
Ja. Umfangserhöhung geht am leichtesten durch mind. eine zusätzlich Einheit, und wenn es nur 30min sind. Das summiert sich dann über die Wochen. Bei 5 Stunden Training sind 30min mehr eine Steigerung um 10%! Natürlich kann man auch einfach bei allen Einheiten was drauf packen, aber dann ist der Umfang eben nicht so schön über die Woche verteilt.
Und wenn du mal eine Woche mehr Zeit hast, ruhig nur für diese Woche versuchen, etwas mehr zu laufen. Für eine Woche kann man den Umfang auch mal etwas stärker erhöhen, das ist meist kein Problem. Dann hast du wieder einen Reiz, den du sonst nicht hast.
Es gibt einen guten Satz, den D-Bus glaube mal in seiner Signatur hatte: "If you do what you did, you will get what you got" oder so ähnlich. Wenn man immer dasselbe macht, kommt eben auch dasselbe raus.
Der Körper passt dich an die Belastung an, und derselbe Reiz wirkt mit der Zeit immer weniger. Also muss immer Progression im Training sein. Nicht immer die gleichen 1000er laufen. Es ist nicht so wichtig, ob es jetzt am Ende 1200er, 1500er oder 1600er werden, aber eben nicht immer dasselbe.
Dasselbe gilt für den TDL. Wenn du im Training 8k in 5'20 läufst, gibt es mindestens 3 Möglichkeiten zu Progression, also wie man diese Einheit weiterentwickeln kann
- Kürzer und schneller: also z. B. 6-7k in 5'15
- Länger im selben Tempo: 9k in 5'20
- Noch länger, dafür etwas langsamer: z. b, 11k in 5'25 (Die Zeiten sind Pi mal Daumen)
Viele Versuchen als nächstes die 8k schneller. Das kann aber auch zum Rennen gegen die Trainingszeiten führen, und das racen haben wir lieber für den WK auf.
Turbito hat geschrieben:
Wenn man aber vorher schon weiß, daß man nur 10 km und keinen Marathon laufen will, geht es evtl. auch ohne eine so breite GA-Basis, ohne optimierten FSW usw. Natürlich ist eine solide GA-Basis etwas positives und auch auf 10 km hilfreich, aber die erfordert gewisse Mindestumfänge, für die man die Zeit haben und die man auch vom Bewegungsapparat vertragen muß.
Für Topzeiten werden im 10km Training häufig >= 180k/Woche gelaufen und im Marathontraining dann auch nicht so viel mehr. Natürlich nützt der Umfang auch im 10k Training. Es ist einfach eine Frage der Kapazität, die man hat.
Auch die Tempoeinheiten sind gut für die Ausdauer. Da gibt es eben die sehr alte falsche Idee, dass Tempoeinheiten und speziell Intervalltraining direkt der Ausdauer schaden würden. Leuten wie H. Steffny traue ich zu, dass die sowas immer noch glauben.
Diese Idee kommt u. a. daher: Wenn man wegen der Tempoeinheiten den Umfang über längere Zeit reduzieren muss, dann leidet irgendwann die Ausdauer. Also angenommen man läuft in der allgemeinen Vorbereitung 100km die Woche und reduziert dann auf 50k, macht aber mehr Tempotraining. Dann darf dies Phase mit dem reduzierten Umfang natürlich nicht beliebig lang sein. Im Modernen Training wird der Umfang immer wieder moduliert, dass heisst, es werden zwischen WK auch wieder Phasen (gerne Trainingslager) mit hohem Umfang eingebaut.
Das ist aber eher ein Ding aus der (semi-)professionellen Laufszene. Wenn man das ganze Jahr eh nur Zeit für 5h/Training Woche hat, wird man den Umfang gar nicht so stark modulieren können, wie wenn man als Profi jede Woche 20h für den Sport investieren kann (20h läuft kaum einer, aber mit Laufen+Crosstraining + Krafftraining + PHysio kommen einige da sicher hin.)
Wenn dein Umfang also nicht stark unter den Tempoeinheiten leidet, sind sie gut für deine Ausdauer.
Man kann sehr viel aus dem Training von Spitzenläufern lernen - denn es geht letztenendes für viele Hobbyläufer um dasselbe: Ihre eigenen Grenzen zu finden. Wir sollten aber immer genau hinschauen, was unter welchen Bedingungen möglich und sinnvoll ist. Die GA1-Anteile im Training von Spitzenläufern sind z.B. nichts, was man einfach übernehmen kann, ebenso die Umfänge. Tempoeinheiten kann man dagegen durchaus mit Abstrichen übertragen, wobei man da auch sehr vorsichtig sein muss, wegen der extrem unterschiedlichen Geschwindigkeiten und Umfängen.
Leider gehen viel so vor: Sie streichen das Programm eines sehr guten Läufers einfach so weit zusammen, bis es Otto Normal bewältigen kann. Das wird dann häufig nix, weil die Balance zwischen Umfang und Intensität nicht mehr stimmt.
Gruß
C