Ich hau mal wieder was Generelles raus, weil mir diese Vorstellung, dass Laufen und damit verbundene Verletzungen Luxusprobleme seien und nicht sein müssten und deshalb nicht von der Krankenkasse übernommen werden sollten, immer noch in den Ohren klingelt:
Laufen bedeutet Stress für den Körper (Stress ausnahmsweise mal neutral gemeint). Der Bewegungsapparat wird also belastet. Dabei kann es, wenn nicht 100% richtig ausgeübt, zu Verletzungen kommen. Entweder ziemlich schnell oder nach Jahren. Passiert. Wenn man alles richtig macht, passiert das nicht. Wer nach jahrelangem Rumsitzen und -buckeln anfängt mit dem Laufen, wird schnell positive Veränderungen an seinem Körper feststellen. Dadurch steigt die Motivation, mehr zu laufen. Daraufhin können Verletzungen auftreten, weil man seinem Körper zu viel zumutet. Und jetzt soll man diesen Menschen die Übernahme ihrer Kosten verweigern, weil diese es übertrieben haben?? Und sie stattdessen in ätzende Kurse stecken, damit sie gescheit barfuß laufen lernen, damit sowas nicht mehr passiert und damit sie nie wieder übermotiviert losjuckeln? Mal vorausgesetzt, dass das der ultimative Heilsbringer-Laufstil ist (von denen gab es ja schon einige). Mal abgesehen von den Problemen bei der praktischen Umsetzung dieser absolut sportfeindlichen Idiotie ("Wo haben sie sich diese Verletzung denn geholt?" - "Äh, hm, naja jedenfalls NICHT beim Laufen!" "Aber ihr kaputtes Knie ist eine typische Läuferluxusverletzung, so steht das hier im Katalog, die deckt ihre Krankenkasse nicht ab." "Ach scheiße.. Einmal Spaß an ner Sache gehabt, wird sie einem wieder vermiest. Hätte ich doch nur niemals angefangen."), was ist das überhaupt für eine Vorstellung, dass Menschen, die Fehler begehen in der Ausübung ihres prinzipiell extrem begrüßenswerten Vorhabens, etwas für sich zu tun, dafür auch noch faktisch bestraft werden sollen?
Diese merkwürdige Idee (vielleicht habe ich sie auch falsch verstanden
, ich kann mir nicht wirklich vorstellen, dass sowas tatsächlich als sinnvoll erachtet wird) setzt doch an der untersten Ebene an. Wie viele Millionen Menschen gibt es, denen ihr Körper egal ist und die irgendwann Diabetes bekommen, nen Schlaganfall erleiden etc. und dann richtig Kosten verursachen. Denen verweigert man ja auch nicht die Übernahme der Kosten - absolut zu recht natürlich. Im Leben passieren zwangsläufig früher oder später Dinge, die dem Körper schaden (Sterblichkeit und so - irgendwann triffts auch den Barfußläufer). Wenn man anfängt zu kategorisieren in Luxusverletzung und Nichtluxusverletzung erlaubt man irgendwelchen Idiologen, die fanatisch ihre Überzeugung als einzig richtigen Lebens- oder Laufstil anpreisen, darüber zu bestimmen, was gut und schlecht ist. Was bezahlt wird und was nicht. Und was wird dadurch eingeschränkt? Richtig, die Freiheit der Menschen (okay, das war der letzte Pfeil im Köcher, na gut, einen hab ich noch).
Es gehört doch zum allgemeinen Lebensrisiko aller Menschen, dass sie sich bei dem was sie tun, was tun. Das alles komplett vermeiden zu wollen und Arten der unsachgemäßen Fortbewegung nicht mehr als wünschenswert zu deklarieren und daraus resultierende (wenn das denn beweisbar ist - noch ein interessanter Punkt) Verletzungen nicht mehr übernehmen zu wollen, scheint mir jedoch genau in den aktuellen Zeitgeist zu passen ("Oh Gott, das ist schädlich/gefährlich/ungesund! Vater Staat, nimm mir das Denken ab und schreibe mir vor, was zu tun ist, selbst kann und will ich das nicht entscheiden und ich bin überzeugt davon, dass man über Verbote/Gebote/finanziellen Druck den korrekten Lebensstil und damit ein gutes/"richtiges" Leben und Denken in allen Menschen erzeugt.") Das wäre jetzt aber wirklich am Thema vorbei geschrieben...