SANTANA1980 hat geschrieben:Oh mein Gott zehn kg in einem Jahr? Jetzt bekomme ich doch Angst mit meinem gebrochenen Fuß!!!
Ich möchte dich nicht erschrecken, aber ich habe es mal geschafft, innerhalb einem Monat 10 Kilo zuzulegen! Für die nächsten 5 Kilo habe ich deutlich länger gebraucht, aber um von dem Übergewicht wieder runterzukommen, habe ich noch sehr viel länger gebraucht!
Zum Thema Marathon in fünf Monaten: Ach herrje! Vergiss es!
Ich habe mittlerweile wieder Normalgewicht (bezogen auf meine Körpergröße) und laufe wieder seit einem Jahr konsequent. Mein erster Wettkampf nach dem Neustart war ein Halbmarathon. Einfach, weil ich wusste, dass ich diese Distanz früher schon in brauchbaren Zeiten gelaufen bin und nach einem halben Jahr Training mit Spitzenwochen im März/April auch in jedem Fall mental schaffen kann. Körperlich war es nicht die Superkatastrophe, aber einen Marathon hätte ich zu der Zeit definitiv nicht geschafft.
Mittlerweile laufe ich in gemütlichem Zuckeltempo meine 30er und fühle mich gut dabei. So wie früher. Da bin ich die 30er auch lieber gelaufen als die 20er.
Ich sage nicht, dass ein Übergewichtiger es NICHT schaffen kann einen Marathon zu laufen. Aber ich bin der Ansicht, dass die Belastungen eines Marathons (und vor allem die Hinführung dorthin durch das Training) gerade unter derartigen körperlichen Voraussetzungen alles für den Körper (insbesondere Bänder und Gelenke), aber garantiert nicht gesund. Selbst wenn es dein Ziel sein sollte, einfach nur anzukommen!
Wenn die Devise für dich lautet "Hauptsache ankommen" und dir ein Marathon so wichtig ist dann solltest du dir ehrlich folgende Frage beantworten: Kannst du ein Tempo von 7min/km bzw. 8:30min/km über eine länger Zeit halten? Und damit meine ich nicht, nur eine Stunde, sondern 5 Stunden (mit 7min/km) oder sogar 6 Stunden (mit 8:30min/km)!
Du musst in diesem Punkt ehrlich zu dir sein. Ansonsten ruinierst du deinen Körper! Der durchschnittliche Hobby-Marathoni läuft die Volldistanz in einem halben "Arbeitstag", während Vollprofis für die gleiche Strecke eine Zeit an den Tag legen, bei der Hobby-Athleten gerade mal Bergfest feiern (bzw. beim Halbmarathon ins Ziel kommen). In deinem Fall wärst du allerdings praktisch einen kompletten Tag unterwegs. Laufen! Praktisch ohne Pause! Jede Minute Pause verlängert das Leiden bzw. erfordert ein höheres Tempo pro Kilometer beim Laufen um dennoch vor dem Besenwagen ins Ziel zu kommen!
Sind vielleicht drastische Worte. Aber meine Ausbilder standen früher auf dem Standpunkt, Schweiß und Tränen in der Ausbildung ersparen Blut im Einsatz. Übertragen auf das Marathon-Training: Jeder gelaufene Kilometer und jede gelaufene Stunde im Training vor dem Marathon erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass du während des Marathons keinen körperlichen und/oder mentalen Totalausfall erleidest! Die Konsequenz daraus wäre, dass du entweder für eine längere Zeit nicht laufen kannst oder nie wieder laufen willst. Beides wäre unschön. Beides wünsche ich dir in keinem Fall.
Und wie andere hier schon schrieben: Umfänge langsam steigern! Gerade für Laufanfänger wichtig. Anfangs war ich bei 30 bis 40 km in der Woche, mittlerweile bin ich bei rund 80 km in der Woche und in Spitzenzeiten auch mal bei 120. Es gibt Stimmen, die sagen, dass die Distanz, die man in einer Woche insgesamt läuft, dass man die auch in einem Wettkampf an einem Stück zu laufen in der Lage ist. Bezogen auf den Marathon: Unter 40 Wochenkilometer brauchst du dieser These nach gar nicht an den Start gehen. Alles andere wäre Quälerei. Mehr Zeit und Kilometer im Trainig machen es leichter a) überhaupt ins Ziel zu kommen und b) vielleicht auch noch deutlich unter vier Stunden zu bleiben. Je nach Talent und körperlichen Voraussetzungen.
Einschlägige Trainingsliteratur sieht einen langen Lauf pro Woche vor, der 25 bis 30% der Wochenkilometer betragen sollte. Wenn du "nur" 40 km in der Woche läufst, auf drei Einheiten verteilt, dann müsste der lange Lauf sowas in der Größenordnung von 15 bis 20 km haben, damit er sich von den anderen beiden Laufeinheiten in seiner Länge noch deutlich unterscheidet. Bei 20 km für einen Langen Lauf hast du aber gerade mal einen Halbmarathon sicher in der Tasche (wenn du die Distanz sicher beherrschst, gleich in welcher Zeit). Bei einem Marathon fängt das "große Leiden" aber bei den meisten Marathonis erst ab Kilometer 30 bis 35 an! Im Training läuft man für gewöhnlich nicht die volle Wettkampfdistanz und schon gar nicht in der angstrebten Wettkampfzeit. Aber wie soll dein Körper lernen, mit dem "Mann mit dem Hammer" umzugehen, wenn du auch im Training nie an diese Belastungsgrenze auch nur näherungsweise herangekommen bist?
Bei den Umfangssteigerungen, die du in fünf Monaten erreichen kannst, sehe ich das nicht. Wie Chilie schon schrieb: Kurz vor dem Wettkampf den ersten Langen Lauf mit 26km und keine Zeit vor dem Training den Wochenumfang wieder zu reduzieren. Das funktioniert nicht! Es sollten schon so fünf bis 7 Lange Läufe (idealerweise mit 2,5 bis 3 Stunden Dauer oder 30 bis 35 km Umfang) in den letzten 10 bis 12 Wochen vor dem Wettkampf sein. Und knapp eine Woche vor dem Marathon das Pensum reduzieren, damit du ausgeruht in den Wettkampf gehst.
Ja, es gibt Trainingspläne für Wettkampfform in 10 bis 12 Wochen. Aber die setzen voraus, dass du bereits a) Wettkampferfahrung hast (um einen darauf basierend passend Trainingsplan aussuchen zu können) und b) dass du bereits in den Monaten/Jahren zuvor bereits eine Grundkondition aufgebaut hast und c) von mindestens gewöhnlicher körperlicher Konstitution bist (und Übergewicht mag zwar auch in Deutschland mittlerweile zum alltäglichen Straßenbild gehören, ist aber sicher nicht die gewöhnliche Konstitution, die ein Athlet haben sollte, der eine extreme Belastung wie einen Marathon angehen will).
Sollten dich all die guten Ratschläge hier im Forum von deinem Vorhaben im Mai trotz allem einen Marathon zu laufen, so wünsche ich dir viel Glück, dass dein Körper sowohl das Training als auch den Wettkampf gesund übersteht!