So Jungs, hier der versprochene Bericht:
Am Samstag Mittag gings bei mir zu Hause los Richtung Frankfurt, da die Teilnehmer bereits bis 19 Uhr am Vortag einchecken mussten. Die Fahrt bis Frankfurt ging erstaunlich flott und in Frankfurt selbst nur ein kleiner Stau, sodass ich zügig meine Startunterlagen am Börsenplatz abholen konnte. Es war zwar auch eine Triathlon-Expo vor Ort, aber da ich eh schon viel zu viel in letzter Zeit für Triathlon ausgegeben habe und nicht mit einem 2. Fahrrad im Kofferraum enden wollte, bin ich dann zielstrebig dran vorbei und erstmal Richtung Langener Waldsee zum Checkin gefahren. Dort standen schon die ersten Autos im Stau und ich musste im aller letzten Loch aufm Parkplatz parken. Habe dann aber recht zügig die Wechselzone gefunden und mein Rad nach gefühlten 100 km endlich an der richtigen Position abstellen können. Da is mir dann auch gleich aufgefallen, dass wohl einige Leute nicht so die hellsten Birnen in Sachen Mathe und Zahlen sind. Nur so kann ich es mir erklären, dass die Fahrräder teilweise ohne Sinn und Verstand einfach in die Ständer gehängt wurden. Mit logischer Zahlenfolge hatte das nichts zu tun.
Naja wichtig ist ja, dass man sein Rad später wieder findet. Vom Schwimmausstieg bis zum Radstart sind es übrigens genau 676m gewesen.
Der eine oder andere hat sich in seinen Rennradschuhen auch schön auf dem Weg abgelegt sonntags, weil er ein wenig "löchrig" war. Da lob ich mir meine MTB-Schuhe
Als ich am Auto gemerkt habe, dass ich die Flasche noch net gefüllt hatte, musste ich dann nochmal zurück. Dabei ist mir zufällig Sebastian Kienle über den Weg gelaufen. Scheint ein sehr sympathischer Kerl zu sein, aber hab ihn leider net angesprochen. Wollte ihm auch kein hohles Gespräch von wegen "na was machst du denn hier?" drücken
Er war sicher froh drüber ;)
Nachdem die Radflasche gefüllt war, ich über so manches Rad mit 4-5 aufgeklebten Gels gestaunt habe, bin ich dann wieder zurück zum Auto. Gefühlt habe ich mich zu dem Zeitpunkt, als ob ich den Triathlon schon hinter mir hätte, weils mehr als 30 Grad waren und die Sonne unerbittlich geballert hat.
Dann bin ich erstmal einkaufen, da ich seit Mittags nichts mehr gegessen hatte. Zuerst wollte ich mir (vorbildlich) Nudeln machen, habe mich spontan aber zu einer Pizza, 500g Gries mit Himbeersoße und ner kleinen Tüte Tortilla Chips entschieden. Das war dann Carbo-Loading mal anders
Danach gings dann in die Wohnung meiner Schwester, die mir freundlicherweise selbige fürs Wochenende überlassen hat, während sie bei ihrem Freund genächtigt hat. Als ich dann gefühlte 200 Pflanzen mit Wasser versorgt hatte, habe ich mich meinem Gaumenschmaus gewidmet und den Starterbeutel durchwühlt, aber - wie so oft - war eigentlich nur Mist drin.
Irgendwann gegen halb 12 bin ich dann eingeschlafen und um kurz vor 6 hat auch schon der Wecker geklingelt. So früh steh ich nicht mal für die Arbeit auf
Da die Sachen alle gepackt waren, gings nur noch ins Bad, dann in den Einteiler und ab zum See. Da ich sehr zeitig da war (bin erst um 8:30 Uhr gestartet), hatte ich viel Zeit mir nochmal die Wechselzone und den Ausgang anzuschauen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich mich dann auch entschieden mit Kompressions-Tubes zu starten, bis dann irgendeiner meinte, dass man bei Neoverbot die Unterschenkel nicht "bedecken darf". Nun gut ... noch nie was davon gehört, aber eine Disqualifikation wegen den Dingern wollte ich dann doch nicht riskieren und ein Verantwortlicher war auf die Schnelle nicht mehr zu finden. Da der Afterrace-Beutel schon weg war, hab ich den Radbeutel nochmal ausgekramt und sie dazu gestopft.
Dann fiel mir ein, dass ich seit gestern Abend nicht mehr auf der Toilette war, aber gut gegessen hatte ... um 8:15 Uhr kam dann der Druck in der Darmregion, der mich zu den Dixies brachte ... lange Schlange ... Schweissperlen auf der Stirn ... "ob das noch was wird". Gedanklich habe ich mich schon darauf eingestellt von den Klos zum Wasser zu hechten, aber es kam alles anders ... nach 3-4 Minuten war ich schon an der Reihe, um im Klo festzustellen, dass das Klopapier alle ist. "Anfängerfehler" dachte ich nur ... nächstes mal Tempos einstecken. Unverrichteter Dinge gings dann wieder raus und bin mit einem äusserst mulmigen Gefühl zum Schwimmstart. Da ich sehr gut darin bin, während des Wettkampfs Sachen auszublenden, sollte es auch für den Rest des Wettkampfs Gott sei Dank kein Problem mehr darstellen.
Pünktlich um 8:30 Uhr ging es dann los. Ich war in Gruppe 2 der Männer mit 200 oder 300 Leuten. Auch wenn mich die schlimmsten Befürchtungen in Sachen Neoverbot vorher verrückt gemacht hatten, kam ich schnell in einen guten Rythmus. Das einzige Problem, mit dem ich zu kämpfen hatte, war meine Schwimmmaske, die leider irgendwann undicht wurde. Musste 3 mal "anhalten" und Wasser raus machen und auch gegen Ende war wieder Wasser drin, aber wollte dann keine Zeit mehr verlieren. Als ich dann aus dem Wasser gestiegen bin, zeigte meine Uhr ~35:48, im Kraichgau mit Neo ~34:02, das war ok und ich hatte mit 38 Minuten oder im schlimmsten Fall sogar mit 40+ gerechnet. Mit ein bisschen gestärktem Selbstbewusstsein gings dann zum umziehen und ab auf die Radstrecke. Dort lief es von Anfang an richtig gut.
Ich habe kontinuierlich auf der gesamten Radstrecke Leute eingesammelt und deutlich gemerkt, wie groß der Vorteil in Aeroposition ist. Meine Uhr lief zu diesem Zeitpunkt nur noch fürs Protokoll. Ich widmete ihr nur noch selten einen Blick. Zuerst ging es dann Richtung Frankfurt über eine gesperrte Bundesstrasse. In Frankfurt selbst waren dann nochmal 2 Runden zu fahren, die teilweise am Main entlang führten. Da ich sehr fokussiert war, habe ich davon aber wenig mitbekommen. Ich lieferte mir auch immer wieder Duelle mit 3-4 anderen Radfahrern, die mich überholten und dann Tempo rausnahmen, ich in Aeroposition und wieder dran vorbei. 5 Minuten später bissel "entspannen" aufm Oberlenker und dann haben se mich wieder eingeholt. So ging das Spielchen bis zum Ziel und ist wohl einer der Gründe, warum es so erstaunlich gut lief. Die Radstrecke habe ich nach ca. 1:17h beendet mit einem 34,6km/h Schnitt (44,5 km Strecke). Zu diesem Zeitpunkt habe ich darauf allerdings nicht geachtet und es demnach auch noch nicht realisiert. In der Wechselzone dann flott in die Laufschuhe und mich gegen das Band für mein ITBS entschieden (sollte sich noch als Fehler herausstellen). Dann ging es auf die Laufstrecke, auf der ich mich die ersten 3 km an einen dranhängen konnte, der aber deutlich zu schnell lief und ich dann bei km 3 abreissen lassen musste. Habe zwischendurch immer mal geschaut, wie schnell ich aktuell laufe, aber zwischen den Hochhäusern zeigte die Uhr zwischen 3:00 Pace und 7:00 Pace alles mögliche an, sodass ich rein nach Gefühl gelaufen bin. Auch das hat sich als sehr gut erwiesen, sodass ich noch unter 51 Minuten für die 10 km gebraucht habe. Fix und fertig lief ich dann ins Ziel ein und keine 5 Sekunden später lief ein Vereinskollege hinter mir ein. Was für ein Zufall ...
Erst, nachdem ich über die Ziellinie gelaufen bin, habe ich auf die Uhr geschaut, die 2:51h anzeigte ... ich konnte es kaum glauben. Hinterher kam eine 2:50:57 raus.
Ich war völlig überwältigt und konnte es nicht glauben. Ein Wettkampf, vor dem ich vorher nicht nervös war, mir kein wirkliches Zeitziel gesetzt habe und einfach mal "drauflos" gestartet bin, erwies sich als bester Wettkampf der Saison. Da die anschliessende Beutelabholung samt Fahrrad und der Rücktransport genauso super organisiert waren, wie der Rest, steht für mich dieses Jahr schon fest, dass ich auch 2014 in Frankfurt an den Start gehen werde.
Diesen Wettkampf kann ich wirklich nur jedem empfehlen.