Es gibt da ja auch jede Menge überschneidungen. Bei den durchdachteren und längeren Marathonvorbereitungen ist ja normalerweise eine ganze Phase drin, in der das Unterdistanztraining stark betont wird. Das ist bei Daniels so und bei vielen anderen auch. In der spezifischen Phase geht es dann mehr um Formerhaltung im Unterdistanzbereich.Chri.S hat geschrieben:Und nochmal: wie würde denn so ein Training aussehen? Also Umfang im Vergleich zur Marathonvorbereitung, was für Tempoeinheiten? Ich kenne zu Genüge Marathonpläne, auch Pläne für 10k und HM, aber ich kann mir darunter ehrlich wenig vorstellen. Wie sieht Mittelstreckentraining aus, wenn ich eigentlich Marathon als Hauptziel habe?
Wenn man jetzt eine halbes Jahr komplett den kürzeren Strecken widmet und darauf den Marathon folgen lässt, verfolgt man eigentlich ein ähnliches Konzept, nur dass eben alles auf ein ganzes jahr gestreckt wird. Erst die Unterdistanzsaison, dann die Marathonsaison. Man kann es auch umgekehrt sehen, je nachdem, wo man den Startpunkt setzt: Erst der Marathon, dann auf der Grundlage das Tempo für die kürzeren Sachen.
Dann gibt es auch noch die dritte Möglichkeit: Eine Marathonvorbereitung mit starker Unterdistanzbetonung während der gesamten Vorbereitung, es wird also parallel an einer Verbesserung der Unterdistanzen und an der Umsetzung gearbeitet. Das ist imo gerade für Läufer, die noch viel (Unterdistanz-)Potenzial haben und nicht am Umfangslimit laufen wollen oder können, auch ein interessanter Weg.
Alle Wege haben ihre Vor- und Nachteile. Man muss sich selbst bzw. den Läufer als Läufertyp sehr gut einordnen können, um den passenden Weg zu finden.
Zur Analyse ist es imo sehr hilfreich, wenn man eine sehr breite Palette von Distanzen ausprobiert hat. Am besten Im WK, mindestens im Timetrial. Man kann sonst die Schwachstellen und Stärken nicht so leicht finden, weil ein kleiner Ausschnitt oft trügt. Auch das Potenzial über diverse Strecken lässt sich mit mehr Infos besser abschätzen
Ein kleines Beispiel aus meinem Portfolio: Betrachtet man nur meine Straßenbestzeiten über 10km und HM, so könnte man eine sehr guten Ausdauer vermuten und eine Top-Umsetzung 10k-Marathon prognostizieren.
De Facto bin ich aber über 400 bis 1000m am stärksten. Und nicht die Umsetzung 10km-Hm ist so gut, sondern die 10er Zeit so schwach - ich mag die 10k nicht und bin noch nie in Topform einen 10er gelaufen, bei dem ich alles zusammengebracht habe.
Wenn man genau hinsieht, ist die große Kluft zwischen der 1000er und 3000er PB ... spricht eher für einen Ausdauermangel.
Wer gar nicht weiß, was er in dem Bereich laufen kann, kann eine solche Lücke gar nicht feststellen.
Ein Element, das typisch für Mittelstreckentraining ist, kann man nahezu in jedes Training sinnvoll einbauen: Wiederholungsläufe. Da kann man sehr klein anfangen (z. B. 6*100m) und dann von Sprintausdauertraining bis Intervalltraining sehr viele Varianten daraus entwickeln.
gruß
C