Es gibt sicher nicht wirklich viele Argumente, die im direkten Vergleich mit dem Fahrrad für den Roller sprechen, da der Roller scheinbar (!) nur wenige Vorteile bietet, die man objektiv belegen kann.
Oft wird als Vorteil gegenüber dem Fahrrad der fehlende Sattel genannt, aber dies wird jemandem, der keine Sitzbeschwerden auf dem Rad kennt und der noch nie Roller gefahren ist, gar nicht wie ein Vorteil erscheinen. Wer nicht weiß, wie Rollerfahren sich anfühlt -und damit ist nicht die Fahrt zur nächsten Ecke und zurück gemeint- dem wird man nur schwer die Faszination dieses Sportes vermitteln können, denn es gibt zunächst mal nicht wenige, die sich etwas albern vorkommen, wenn sie als Erwachsener ein "Kinderspielzeug" bewegen sollen.
Für sehr viele Freizeitsportler spielt eben der "Coolness-Factor" auch eine entscheidende Rolle und hierbei kommt es nunmal maßgeblich darauf an "was die Anderen" denken. Es ist fast wie mit der Mode -getragen wird, was "in" ist, egal wie scheußlich es aussieht. Viel zu oft wird der Tretroller auch als Trainingsgerät für "sportlich Vorgeschädigte" oder körperlich Versehrte beworben. Eine Zielgruppe, der man sich als völlig gesunder Freizeitsportler eher nicht zugehörig fühlen möchte.
Generell dürfte Werbung für den Roller wohl am ehesten funktionieren, indem man die positiven Aspekte konsequenter hervorhebt. Einen Vergleich mit dem Fahrrad würde ich allenfalls insoweit machen, als daß ich als einzige Gemeinsamkeit die 2 Räder ansprechen würde und den Roller dann nur noch als das einzigartige Trainingsgerät beschreiben würde, das er nunmal ist.
Ich würde den Roller ganz weit vom Fahrrad "wegschieben" und einen direkten Vergleich gar nicht mehr zulassen, sondern seine Eigenständigkeit betonen!
Den Nicht-Sportler interessiert sicherlich, daß der Roller ein sehr sicheres Begleitfahrzeug für Hunde oder kleine Kinder (z.B. mit Kinderfahrrad) ist, das sehr schnelles Eingreifen in Gefahrensituationen ermöglicht, ohne sich selbst einem erhöhten Verletzungsrisiko auszusetzen.
Den Sportler interessiert vor allen Dingen, welche Muskelgruppen trainiert werden und ob eher Kraft, Ausdauer oder Kraftausdauer trainiert werden. Hier liegt der Roller doch ganz weit vorne, wenn man ihn mit anderen Outdoorsportarten vergleicht. Ich würde sagen, daß nur das Rudern (habe ich auch jahrelang vereinsmäßig in meiner Jugend betrieben) eine vergleichbare körperliche Beanspruchung bieten kann.
Sieht Tretrollerfahren komisch aus? Vielleicht. ABER: wie sieht denn zum Beispiel Nordic Walking aus? Nordic Walker kaufen sich lustige Metallstangen für teilweise richtig viel Geld und natürlich spezielle Schuhe (als ob die nötig wären...) und geben ganz schnell Beträge aus, für die man sich auch schon einen guten Roller leisten könnte.
Auch das einzigartige Empfinden des Dahingleitens, das so sonst wohl kein anderes Sportgerät bietet und das nahezu esotherische Gefühle erzeugen kann, sollte nicht unerwähnt bleiben. Die Neugier muß geweckt werden, selbst diese Erfahrung zu machen.
Als das größte Problem sehe ich persönlich, daß viele Rollerfahrer scheinbar Minderwertigkeitskomplexe gegenüber Radfahrern entwickeln, was dazu führt, zwanghaft beweisen zu müssen, daß man ebenbürtig ist. Das ist man aber gar nicht und wird es auch nie sein, denn Roller sind bereits überlegen, es sei denn man hält sich mit Banalitäten, wie dem Speed in der Ebene auf.
Wirklich, es muß aufhören, daß immer wieder versucht wird, das Fahrrad in seiner Paradedisziplin einholen oder gar übertrumpfen zu wollen, denn es wird niemals gelingen. Daher finde ich auch die Bestrebungen, in typischen Radfahrwettbewerben mit dem Roller anzutreten (Tour de France *kopfschüttel*), um irgendetwas zu beweisen eher schädlich für das Image des Tretrollers, der somit immer mehr ein "Möchtegernaberkannnicht-Image" erhält.
Radfahren und Rollerfahren schließen sich ja auch nicht gegenseitig aus. Ich "darf" also getrost weiterhin Fahrrad fahren, selbst wenn ich einen Roller in der Garage habe
Der Tretroller ist kein Fahrrad, Punkt!