Der Schweizer hat geschrieben:Vielleicht spricht dich ja ein anderer Marathon in der Schweiz mehr an als Zürich.... wir haben einige ganz tolle Laufveranstaltungen, die sind jedoch meistens in den Bergen, dort wo die Sonne scheint und das Bier nur halb so teuer ist
aber ich glaub das muss ich dir ja nicht sagen, wenn ich richtig gelesen habe war das dein 103 Marathon, oder? Welches war denn dein "schönster" City Marathon, ich bin noch auf der Suche nach einem City Marathon Highlight für 2014
Hallo Schweizer,
ich bin sicher, dass mich auch der Zürcher M. angesprochen hätte, wenn ... nun ja, das sagt ja alles mein Laufbericht. Ich kann mich nur an ein Jahr erinnern, wo die Grauzone in meinem Kopf so ausgeprägt war wie dieses Jahr. Das war im Winter 2006 als ich auf meine schnellsten Marathons in Prag und Regensburg trainierte und auch bis Ende März an ein Betreten von Feld- und Waldwegen nicht zu denken war. Damals war es insofern leichter, als meine Marathon"karriere" erst 3,5 Jahr währte und ich mich noch nicht so häufig durch Winter gequält hatte. Aber das ist ja mein ganz persönliches Ding, mit dem die meisten anderen nicht - zumindest nicht so arg - zu dealen haben. Trotz den von mir kritisierten Sachverhalten, hätte ich einen "Sonnenmarathon" am Zürichsee definitiv genossen. Nur gehöre ich nicht zu den Menschen, denen ein schönes persönliches Erlebnis alles schönredet.
Ich bin ja auch schon in Biel gelaufen 2007 und dort war vieles deutlich entspannter. Was mich in Biel ein wenig angespitzt hat, war der Kult um diese Veranstaltung. Aber natürlich wird jeder Veranstalter bestrebt sein den zu erhalten, weil er ihm Teilnehmer sichert. Ausgesprochene Bergmarathons (mit technisch schwierigen Trails) sind nicht mein Ding. Für mich verliert eine Laufveranstaltung ihren Sinn, wenn es nicht möglich ist alle Abschnitte laufend zu bewältigen. Dahinter steckt keinerlei elitäres Naserümpfen, sondern vielmehr ein Empfinden, das von ganz innen kommt. Ich fühle mich nicht als Läufer, wenn ich gehen MUSS. Deshalb würde ich auch nie an einem Bewerb teilnehmen, bei dem ich von vorne herein schon weiß, dass ich es nicht packen kann. Ich habe mich 2008 nur auf den 24h-Lauf eingelassen, weil ich einigermaßen sicher war ausreichend trainiert zu haben, um tatsächlich 24 h am Stück zu laufen. Wenn ich das nicht könnte, welchen Sinn sollte dann eine solche Verantstaltung für MICH haben? Dann melde ich mich lieber für 100 km oder 12 h an. Liechtenstein stellt für mich hinsichtlich der Bergmarathons etwa die Grenze dar. Es geht dabei nicht um die Höhenmeter, sondern die Länge der Trails. Dort gibt es nur ein Stück von etwa 20 min, wo das Laufen extrem hart ist, weil es sich um einen Bergpfad handelt und man andere, die gehen umkurven muss. Dort bin ich gegangen. Aber nur, weil mich kalter Regen vorher so "fertig gemacht" hatte, dass mir definitiv die Kraft fehlte. Es war ein Marathon aus dem Training heraus, ohne Tapering, sonst hätte ich mich da auch noch laufend hoch "gewuchtet". Alles was "trailiger" ist, was dann womöglich zum Gehen zwingt, und sei es nur, weil alle gehen und man nicht vorbei kommt, interessiert mich nicht wirklich.
Ich werde selbstverständlich wieder in der Schweiz laufen, wenn mir ein Lauf ins Aufbaukonzept passt oder mein Saisonziel sein kann, so wie das 2007 Biel war. Und ich fürchte, meine Frau wird mich noch mal zu Zürich "zwingen" - irgendwann -, weil sie die Stadt - so teuer sie auch sein mag - gerne mal bei Sonnenschein erlebt hätte und nicht ständig frierend. Dazu kommt, dass sie im Gelände hinter der Saalsporthalle mit unserem Hund selbst gelaufen ist, dort auch Gassi ging und hunde-paradiesische Zustände vorfand (keiner der Hunde an der Leine, alle vertrugen sich).
Die Frage nach dem schönsten City Marathon ist unendlich schwer zu beantworten. Ich lief in Wien, Prag, Rom, Madrid, Monaco und an vielen anderen Orten. Und in jedem Fall war die Strecke mehr als nur eine Reise wert. Wien beeindruckt durch seinen Charme, Prag durch die Baudenkmäler, Rom durch über 2.000 Jahre Geschichte, Madrid durch seine Quirligkeit und den steten Wandel der Strecke, Monaco durch seine Exklusivität (die auch nicht gerade billig ist) und dass man drei Länder mit einem Marathon abhakt. Hatte ich sonst nur beim Bodenseemarathon. Lauf sie alle! Ohne Witz. Egal welchen wann. Lauf sie alle!
Nun habe ich deutsche Städte außen vor gelassen. Das hat seinen Grund. Viele deutsche Städte sind in großen Bezirken unansehnlich. Warum das so ist, weiß jeder mit ein wenig Geschichtsbewusstsein. Da gibt es Läufe, deren Strecken sind so unansehnlich, z.B. Mannheim, dass sich ein Besuch nur lohnt, wenn man einen Marathon an dem nämlichen Tag "braucht". Ich habe Mannheim zweimal gepackt, weil die Veranstaltung samtagsabends stattfindet und sich daher ideal mit einem zweiten Trainingsmarathon sonntags kombinieren lässt.
Wenn du dir einen Marathon in einer deutschen Stadt aussuchen möchtest, dann geht für mich kein Weg an Dresden vorbei. Aber man muss das Glück haben einen strahlend schönen Tag zu erwischen, wie ich vorletztes Jahr. Wenn man diesen Tag erwischt, dann wird man mit Aussichten belohnt, die ihresgleichen suchen, weltweit übrigens. Dresden wurde im Kern zum Glück weitgehend wieder aufgebaut. Witzigerweise läuft man auf zwei Runden eine nur teilweise abweichende Strecke. Aber die Ansichten der Dresdner Altstadt über die Elbe hinweg sind derart prachtvoll, dass man beim zweiten Durchlauf schon süchtig darauf wartet sie noch einmal sehen zu dürfen ... Schau dir einfach nur mal die Bilder in meinem Laufbericht auf unserer Seite an.
Danke dir fürs Lesen und die Rückmeldung
Gruß Udo