Banner

hannover Marathon - Meine Marathon Premiere

hannover Marathon - Meine Marathon Premiere

1
Schrill ist er , der Klingelton meines Weckers. 6 Uhr am Sonntag - das ist an sich schon kein Vergnügen. Das der Klingelton aber eine Nacht beendet, die mehr vom schlaflosen hin und her wälzen als von erholsamen Schlaf gezeichnet war, ärgert mich ein wenig. Egal, so eine Unruhe vorm Wettkampf ist mir ja nicht ganz fremd, also warum sollte es heute, vor dem ganz großem Ereignis, anders sein. Wird schon werden.

Ein Blick aus dem Fenster. Strahlend blauer Himmel, Sonnenschein. Schnell unter die Dusche, dann ans Frühstück. Weissbrot mit Quark und Honig. Da ich noch alleine am Frühstückstisch sitze, bleibt ein wenig Zeit, die Gedanken schweifen zu lassen. Nicht einmal zweieinhalb Jahre ist es her, das ich beim Hannoverschen Silvesterlauf meinen ersten Wettkampf bestritten habe. Einmal um den Maschsee, 5,8 KM - was war ich stolz, das ich das geschafft habe. Und vor allem, wie hat mich diese Atmosphäre gefangen genommen. Knapp 5 Monate später der erste Halbmarathon, ebenfalls in Hannover, 2 Stunden und 12 Minuten voller Gänsehaut bei brutal hohen Temperaturen. Letztes Jahr denn Berlin, der erste Halbmarathon unter der 2 Stunden Marke - bei deren erreichen ich mir vorgenommen hatte, einmal bei einem „richtigen“ Marathon an den Start zu gehen.

War ich mir anfangs nicht sicher, wo ich dieses Vorhaben realisieren wollte, sprach doch einiges für meine Heimat Hannover. Neben allen logistischen Vorzügen sowie der Tatsache, das die Strecke recht angenehm ist, hatte ich hier natürlich die Möglichkeit, zahlreiche Freunde an der Strecke zu postieren - wer hat das nicht gerne ? Letztlich wurde mir die Entscheidung denn abgenommen, als ich einen Startplatz bei einer Verlosung von Mika-Timing gewann. Hannover also.

Heute war es nun endlich soweit. Bereits am Freitag habe ich als Helfer am Gelände der Marathon-Messe reichlich der tollen Atmosphäre aufgesogen. Jetzt ging es darum, als Läufer hier einzutauchen. Wie oft hatte ich mir auf den langen Vorbereitungsläufen diesen Tag ausgemalt. Jetzt war er endlich da !

Mit einer 6 - köpfigen Famillieneskorte ging es zur U-Bahn. Natürlich war alles rappelvoll und voller Läufer. Am Start angekommen bemerkte ich denn doch einen Unterschied zum Halbmarathon. Da nicht so viele Läufer am Start waren, schaffte ich in 30 Minuten gleich 3 Gänge zum Dixie-Häuschen. Klasse, da hatte meine Nervosität doch freie Bahn :-)

Irgendwann stand ich denn, zusammen mit 2 Bekannten , in der Startaufstellung. Der ersehnte Startschuss fiel endlich. Auf dem Weg zur Startlinie hörte ich den Sprecher „ Auf diesen Tag habt ihr 6 Monate oder mehr hingearbeitet, jede Woche 50 bis 70 KM geschruppt...“ das erste Mal an diesem Tag spürte ich einen Klos im Hals...

Nach dem ersten KM hatten wir den Pacemaker mit dem 4:15 Ballon eingeholt. Ich hatte wirklich keine Vorstellung, welche Zeit ich laufen kann. Allerdings habe ich bei den langen Läufen bemerkt, das es mir unglaublich schwer fällt, nach 30 KM noch etwas zuzulegen. Also war die Taktik, dem 4:15 Pacer solange wie möglich zu folgen, und denn mal schauen, was so passiert. Mein Wunsch war es, dann möglichst mit dem Pacemaker für 4:30 weiterzulaufen und irgendwo in den 4:30er Zeiten ins Ziel zu kommen.

Nach 3 KM tat mir das linke Bein von oben bis unten weh. Nun gut, das Muskel und Knochen gleichzeitg weh tun, ist wohl eher dem Kopf zuzuschreiben - also einfach ignorieren. Bei KM 7 der erste Lacher...in der Kleingartensiedlung stand eine Frau mit einem Glas Bier in der Hand am Zaun, Zigarette in der anderen Hand und fragte den Läufertross „ Hat von euch jemand Feuer ?“ . Kurz gelacht, weiter ging es über Wege, deren Existenz mir bisher fremd war. An einer Ecke denn eine schöne Überrasching. Mein bester Freund stand mit dem Fahrrad dort und rief mir applaudierend ein „ Du schaffst das“ zu. Klasse !

Weiter ging es, wieder zurück auf dicht besiedeltes Stadtgebiet. Bei KM 10 die erste Zeitmessmatte. Hier war recht viel los, viele Menschen , Top-Stimmung. Allerdings lies mich der Läufer, der mir mit umgehängter Medaillie entgegen kam etwas zweifeln. Der kann doch jetzt noch nicht fertig sein ? Achso...hier war die Wechselzone für die Staffel...
Ich selbst lag bei 10 KM bei 59:18. Sah doch gut aus.

Weiter ging es, die ewig lange Hildesheimer Strasse hinauf. Bei KM 12 denn das nächste Mal ein Bekanntes Gesicht. Die nächste Freundin hatte den Weg an die Strecke gefunden. Kurz danach weitere Freunde mit Kamera und Videokamera am Strassenrand. Dazu wieder mein bester Freund, der sich offenbar vorgenommen hat, uns mit dem Fahrrad zu folgen. Ihr seid grossartig Leute !

Ein echtes Highlight gab es denn bei KM 15 am Aegi. Unendlich viele Menschen, dazu die enge der nächsten Wechselzone. Start und Ziel sind hier nur einen Steinwurf entfernt. Viele Menschen, die auf dem Weg zum Halbmarathon Start waren, machten hier kurz halt um uns anzufeuern. So machts Spass.

Dann weiter auf die Georgstrasse, vorbei an der Familie, die Frühstückend in einem Strassencafe sitzt. Kurzes Winken, weiter gehts in Richtung Bahnhof. Hinterm Bahnhof dann erstmals nicht links auf der gewohnten HM-Strecke, sondern rechts in den Stadtwald, die Eilenriede. Auf der Waldstrecke angekommen, verabschiedet sich unser Pacemaker mit dem Ballon kurz in die Büsche. Schade, ich hätte es auch gerne gesehen, wenn der Ballon oben aus einem Dixie-Häuschen rausgeschaut hätte :-)

Vorbei am Zoo , ging es . weiter durch den Wald, in meinen Heimatstadtteil. Zur Halbzeit lagen wir bei 2:05. So gut auch jetzt noch alles ging, so klar war mir mittlerweile auch, das ich dieses Tempo nicht bis zum ende mitgehen konnte. Bei KM 22 ging es wieder auf die gemeinsame Strecke mit den Halbmarathonis, allerdings waren die noch nicht in Sicht. Daher hatten wir eines der schönsten Teilstücke - an der Jakobistr. - noch für uns. Unglaublich, was für eine Stimmung dort herrschte. Laute Musik wummerte durch die Strassen. Der Verpflegungsstand wurde von meinen Vereinskameraden von Hannover 96 betrieben. Da schmeckte das Wasser doppelt gut. Hier tauchte ich auch erstmal mein Schwämmchen in die Wasserwanne und lies das kalte Wasser aus dem Schwamm über Kopf und Nacken laufen. Welche Wohltat.

Mittlerweile waren wir bei KM 25 (02:28). Mehr und mehr merkte ich, das die Kräfte weniger wurden. Ich wolltenoch bis KM 27 das Tempo beibehalten, dann pro KM eine Minute langsamer als bisher laufen - das solte denn zu irgendwas um 4:30 reichen. Theoretisch zumindest. Ersteinmal gabs aber wieder was zu winken. Es gab das nächste Treffen mit Famillie und Freunden, Großartig, wie ihr hier unterwegs seid um mich anzufeuern.

Dann bei KM 27 die nächste Erfrischungsstation mit Staffel-Wechselzone. ich gönnte mir eine kurze Gehpause. Welch eine Wohltat. Weiter ging es die Vahrenwalder Strasse rauf. Vor der Gaststätte meines Vertrauens musste ich schmunzeln. Wirtin und Stammgäste hatten Wort gehalten und saßen Frühstückend am Strassenrand. Schön euch zu sehen!

Bei KM 30 ( 3:02 ) dann wieder eine Wasserstation. Weil es hier gerade so schön ruhig ist, verschwinde ich kurz hinter einem Baum. So schwer die Beine jetzt auch waren, ich freute mich schon riesig auf die Nordstadt. Auch wenn der Weg dorthin mit einer Bahnunterführung inkl. Gefälle und Steigung versehen war, habe ich diesen Abschnitt bereits beim Halbmarathon lieben gelernt. Hier zeigen die Hannoveraner, das sie die Sizilianer Niedersachsens sind :-)

Vorher trafen sich erneut die halb- und die Marathonstrecke. Diesmal kamen uns auch reichlich Halbmarathonis entgegen, um gemeinsam mit uns abzubiegen. Als halbmarathonläufer habe ich es immer genossen, auf Läufer zu treffen, die viel fertiger als ich aussahen. datauf musste ich hete verzichten - aber wenigstens wusste ich nun, warum die anderen so fertig aussahen.
In der Nordstadt war es,wie ich es mir erhofft hatte : Stimmung pur. Auf dem Bürgersteig saßen die Leute grillend und feiernd, und feuerten uns an. Endlich kam wieder etwas leichtigkeit in die Beine. Gut angefeuert ging es die Nienburger Strasse entlang, die nicht nur recht lang ist, sondern die auch schon einen Blick in den Georgengarten gewährt - und einem dabei deutlich zeigt, das man gleich die ganze Strecke nebenan noch zweimal hin und her laufen muss.

Im Georgengarten angekommen, lernte ich jemanden kennen, von dem ich bisher viel gehört hatte. Der Mann mit dem Hammer. ich hatte viel von ihm gehört - was ich bisher nicht wusste, war, das er in jeder Hand einen Hammer hat und abwechselnd mit beiden auf die Läufer einschlägt.

Ich hatte das Gefühl, innerlich zu überhitzen, dazu haben sich sämtliche Kräfte verabschiedet. Gut das eine Verpflegungsstation vor mir war. Im Schrittempo erreichte ich die Wasserbecher und kippte mir mehrere über den Kopf. das tat gut...dazu spendierte ein netter Helfer ein Stück Schokolade - zumindest der Psyche hat es geholfen.

So langsam nahm ich wieder Tempo auf. Ein Läufer mit Orangefarbigen „Pace“ Shirt zog an mir vorbei. Der Pacemaker für 4:30. Und das, wo noch 7 KM vor mir lagen. Ich schloss mich ihm an. Irgendwo tauchte auch mein persönlicher Fanclub wieder auf. Eine Freundin lief einige Meter neben mir her und versuchte mich aufzubauen. es war offenbar deutlich zu sehen, wie ich zu kämpfen hatte. Bei KM 39 war auch der Georgengarten überstanden - und ich brauchte einen erneuten Boxenstop. Der Pacemaker zog davon, ich genoss eine Dusche aus der Wasserflasche, die mir ein hilfreicher Zuschauer reichte.

Ich musste an unseren heutigen Ministerpräsidenten denken, der vor 2 oder 3 Jahren bei KM 40 mit einem Kreislaufkollaps den Marathon vorzeitig beenden musste. Ziemlich blöder Zeitpunkt für sowas. Das sollte mir nicht passieren - also ging es äußerst gemächlich auf die letzten 3 KM. Am Strassenrand ein Plakat „Laufen macht Spass“. Gut das ihr mich daran erinnert. Vorbei ging es am Flohmarkt. eine Linkskurve, das Ziel war schon in Sichtweite. Dummerweise hieß es denn aber doch noch einmal abbiegen, auf den letzten Schlenker durch die Stadt. Am großen Erdinger-Bogen auf dem letzten KM der Schriftzug „Ihr seid alle Helden“ . Der Klos im Hals war wieder zurück. Mit jedem Meter mehr kehrte die Leichtigkeit zurück. Die letzte Kurve, und ich war auf der Zielgeraden. Jetzt bloss nicht zu schnell laufen, diesen Moment hatte ich mir so oft im Training vorgestellt, da wollte ich jeden Meter geniessen. Auch auf der Zielgeraden wurde ich von meinen Freunden ein letztes Mal angefeuert. Danke euch, das hat so dermaßen gutgetan. Auf der Ziellinie angekommen, warf ich die Arme in die Luft. Es war geschafft.

Die Uhr sagte mir, das ich es in 4 Stunden 33 geschafft habe - für mich eine tolle Zeit, und das trotz der Probleme auf den letzten Kilometern. Überglücklich liess ich mich in Richtung Verpflegungsgasse treiben, freute mich über die tolle Medaille und genoss das Weizen. Als ich denn meinen Schatz in die Arme schloss, war alles vorbei. Die Tränen liefen , aber das durften sie auch. Den ersten Marathon schafft man ja schließlich nicht so oft.

2
Gratulation für den ersten Marathon und den tollen Bericht. Ich kann sehr gut nachempfinden, wie du dich gefühlt hast, da ich vor zwei Wochen ebenfalls mein Marathondebüt gegeben habe. Und ich bin heute immer noch überwältigt!!
Geniess es und freue dich auf deinen nächsten Marathon!

Gruß Frank alias Rotsuender
Antworten

Zurück zu „Laufberichte“