.Zum Glück hatte ich so als letzte Amtshandlung vor dem Zubettgehen nochmals meine Emails gecheckt. Eigentlich sollte es am Fronleichnam in der Früh zeitig losgehen. Das Auto war voll bepackt und das Navi mit der Route gefüttert. Was nun? Trotzdem hinfahren und die Zeit anderweitig totschlagen? Mein Junior sollte mich ja begleiten und freute sich tierisch auf ne Herrenrunde. Jetzt lag er im Bett und träumte wohl schon seelig von DAS WUNDER VON BERN >>> Der Geist von Spiez und von Basejumpern die sich in Lauterbrunnen von der Felskante stürzen….Andererseits - es würde wohl einiges des geplanten Beiprogramms buchstäblich ins Wasser fallen. Also ans Telefon gehängt und kurz vor Mitternacht Telefonate mit Booking Agentur und Hotel geführt, weil die kostenlose Stornooption war genau vor einem Tag abgelaufen. Großzügigerweise haben beide auf ihren Anspruch verzichtet. Mit etwas verwirrten Gefühlen, ob das denn die richtige Entscheidung war, ging ich zu Bett.
Tags darauf war meine Enttäuschung schon halb verdaut, die meines verhinderten Begleiters dafür spürbar. Endlich wäre etwas Leben und Abwechslung in die verregneten Pfingstferien gekommen. Zumal es nun draußen sonnig und trocken ausschaute. Und die Webcam von der Spiezer Bucht den Eindruck vermittelte, dass meine einsame nächtliche Entscheidung sich nur an meinen Bedürfnissen orientiert hatte und seine Interessen dafür voreilig geopfert wurden. Zum Glück konnte der Feiertag erst mal spontan zu einem Feiertag werden. Meine Schwester lud uns kurzerhand zum Geburtstag ein. Das Entspannen der etwas verfahrenen Situation führte dazu, dass ich auf andere Gedanken kam. Naja, andere Gedanken stimmt nicht ganz. Denn woran denkt man(n) Tag und Nacht? Richtig. Ans Laufen. Und da war ja noch was, dass seither mit meinem Niesenlaufvergnügen kollidierte. Der Blackforest Trailrun, neuerdings unter Trail-Maniak firmierend. Maniak
, wie gemacht für mich der Name. Also ran wie Hektor. Doch was muss ich auf der Homepage lesen. Eine Nachmeldung vor Ort ist nur noch am Vortag möglich. Heidenei, jedes Mal so ein Hindernisrennen vor dem eigentlichen Start in Simonswald. 2012: http://forum.runnersworld.de/forum/lauf ... 012-a.html war’s eigentlich ausgebucht und dieses Jahr wollten die mein Startgeld am Renntag nicht mehr. Keine 24 Stunden nach der Hotelstornierung in Spiez haue ich mehrere Emails: an den Veranstalter, den örtlichen Organisator und die Rennleitung raus. Bisschen hyperaktiv, aber was tut man nicht alles um seinen „Entfrusterlauf“ machen zu dürfen. Koste es was es wolle. Denn zwischenzeitlich sind die Startgebühren von 55,- auf 70,-€ gestiegen. Egal, gegen das einatmen regengeschwängerter, überteuerter Schweizer Luft war das doch ein wahres Schnäppchen. Und wir Schwaben wissen wie man mit unnützen Geld ausgeben richtig sparen kann. Bei Zweifel oder Unverständnis für mein geschäftiges Treiben fragen Sie am besten meinen Arzt oder meine Frau. Beide werden ihnen bestätigen können, dass ihr Eindruck denn Sie von mir gewonnen haben, sie nicht täuscht. Im Gegensatz zu meinem Arzt oder meiner Frau sollten Sie mir höflicherweise die schonungslose Wahrheit meines sprunghaften Sinneswandel ersparen. Letztlich hat meine Frau gelernt mit meinen Trieben
umzugehen - mit meinen Umtrieben . Irgendwie klappt mal wieder alles - perfekt und reibungslos kann ja schließlich jeder
. Der Trail-Maniak 58 K Black-Forest TRAIL-MANIAK findet am Samstag den 01.06. in Simonswald statt. Mit mir. Vorher noch den Veranstalter Mario Schirmherr auf dem Handy angerufen und er kann mich beruhigen. "Das mit dem Samstag schreiben wir zwar rein aber tatsächlich kommen kurz vor knapp immer noch so ein paar Verrückte aus Stuttgart zu uns und wollen kurz vorm Start noch mitlaufen. 
Wär halt ganz nett wenn du bis 7:00 Uhr da wärst, dann wäre es nicht ganz so stressig für uns." Das Versprechen mit der Uhrzeit 
konnte ich leider nicht ganz halten, aber damit hatte Mario wohl auch nicht wirklich gerechnet. Dafür kennt er seine Pappenheimer zu gut. 
Obwohl echte Pappenheimer wären bei dem Wetter wohl aufgeweicht. Es geht über gut 59 km, auf Waldwegen und echten Trailpfaden. Dieses Jahr machen wir Blau. So ist die Nordostroute markiert die zu laufen ist, oder zwangsläufig auch eilends erwandert wird. Denn die Simonswälder sind bekannt für ihre Direttissimas durch zerklüftete steile Routen. Für diese Hochs und Tiefs habe ich heute erstmals schweres technisches Gerät dabei. In Form von faltbaren Spazierstöcken. Die heißen heutzutage natürlich „Black Diamond Z-Poles Distance“ und gehören zum guten Ton eines echten Trailultras. 
Dazu der Laufrucksack, zufälligerweise ein Produkt von einem der heutigen Sponsoren, garniert an einem 3-Lagen Gorejäckchen und die Welt dort draußen kann untergehen. Nach mir die Sintflut. So wie die Wetterprognose für den meteorologischen Sommeranfang. 
Um 4.15 Uhr also aufstehen und um 4:35 Uhr den Motor anwerfen um von Stuttgart aus in den Südschwarzwald nähe Freiburg zu düsen. Es regnet keinen Millimeter. Bis ich so die Ausläufer des Nordschwarzwalds passiere und im Verkehrsfunk den Unwetterwarnungen lausche. Es schüttet nun was es kann und bei der Weiterfahrt in den Süden wird es auf den Höhen richtig neblig. Na klasse. Dieses verlängerte Wochenende fing mit den drei Großbuchstaben S C H an und endet mit S C H. Aus Schnee und Schweiz wird Schmudelwetter und Schwarzwald. Sch... Idee, aber umdrehen wär jetzt auch blöd. Jetzt nehme ich halt das Bad in der Menge, derer so vermeintlich harten Hunde, die sich mit mir bei diesem Sauwetter den Tag vollends versauen wollen, indem sie stundenlang sinnlos durch die Gegend sauen, und sich dabei einsauen - nur um ihrem Schweinehund zu zeigen wer die Sau raus lässt.
Nee knappe halbe Stunde vorm Start. Also noch schnell hektisch im Sturzregen die wetterfeste Verpackung anlegen, den Trinkrucksack füllen (mit Wasser, das ich heute noch reichlich auch direkt vom Erzeuger genießen durfte
). Erstmals die Stöcke im Wettkampf testen, die Gamaschen vom Starterpaket an das High-Tech Salomon Schnürsystem anpfriemeln und deshalb das Briefing verschwitzen. Das kennen wir doch schon aus dem letzten Jahr. Wer sich verläuft soll einfach den Wegschildern folgen oder der Beschreibung die beim Einchecken überreicht wurden. Diesmal übrigens nicht so schön rosa und laminiert wie 2012, sondern als schnöder Papierfetzen. Den ich nach dem Lauf triefend aus dem Rucksack fischte. Da es jetzt noch eine Viertelstunde dauern wird suche ich mir wie so viele andere ein schützendes Plätzchen unter dem Vordach des Schulhauses. Nur einige unentwegte stehen schon vorne am Startbogen im strömenden Regen, bis sie dann doch einsehen das es gescheiter ist noch ein paar trockene Minuten unter den beiden Eventzelten zu verbringen. Horst, der mich heute schon erstaunt begrüßt hat mit den Worten: „Du bisch ja net g'scheit“ und Mauki müssten auch irgendwo sein. Leider kann ich Sie in dem Zusammengedränge grad nicht entdecken und seinen angenehmen Trockenplatz jetzt vorzeitig zu verlassen um nach ihnen zu suchen wär jetzt auch blöd. Ganz kurz vorm Start laufen alle langsam und gemächlich nach vorne. Nun entdecke ich die beiden doch noch. Viele Worte werden nicht mehr gewechselt, dann geht es los nach kurzer Aufmunterung durch "Hells Bells" Naja, hitzig wird’s mir dadurch heute nicht. November Rain würde vielleicht besser passen. Oder der olle Gassenhauer des komischen Holländers. Rudi Carrell
Wie gehabt laufen wir zunächst zum Wanderparkplatz Richtung Bach. Auf dem Wiesenweg gibt es den ersten Stau. Land unter. Noch kein Kilometer gelaufen und es lässt sich schon schwerkich vermeiden nicht frühzeitg Kellerfeuchte zu kriegen. Da ich nun doch auf die Goretextreter gesetzt habe möchte ich es möglichst so lange wie möglich vermeiden ein Fußbad in der wasserabweisenden Membran zu nehmen. Für das Sammeln von Wasser habe ich nämlich nicht die Schuhe vorgesehen, sondern den kleinen Trinkbecher denn ich mitführen muss um an den 6 Verpflegungspunkten Labsal zu empfangen. Nach überqueren der kleinen Bachbrücke machen wir nun einen Schwenk in südlicher Richtung, rein in den schwarzen Forst. Es geht aber nicht gleich saftig bergauf sondern auf eine Waldautobahn die nur gemächlich an Höhe gewinnt. Ich bin etwas unschlüssig mit dem Tempo. Noch wird vor mir zügig gelaufen, das Feld entzerrt sich so langsam und ich möchte möglichst in Sichtkontakt zu Vordermännern oder -frauen bleiben.
Die ersten Kilometer verlaufen zäh. Ich fühle mich irgendwie schlapp. Die Puste scheint mir heute zu fehlen und dazu sind noch die Beine müde. Die Strecke erinnert mich zudem an die drögen optischen Eindrücke meines letztjährigen Rennsteiglaufs. Noch keine 10 Kilometer unterwegs und schon ist irgendwie die Luft raus. An so ein frühes Tief kann ich mich gar nicht erinnern. Irgendwann ist immer das erste Mal. Das wird doch hoffentlich nicht als DNF-Debut in die Statistik eingehen. Gehen, das wär jetzt ne Option. Aber auf einem breiten unsteilen Waldweg jetzt schon wandern. Never. Also Zähne zusammenbeißen.
Und dann geht es auch endlich in die Wand. Gänsemarsch als „Stockente“. Die Schubhilfe schiebt auch meine Lebensgeister wieder an. Und die Vorfreude auf den ersten Downhill der bald folgen muss. Endlich Trails, so dreckig wie die Fantasie eines Matrosen der 6 Monate auf hoher See ist. Und mindestens genauso feucht. Die Trails meine ich.
Um nicht weiter auszuarten beschränke ich mich ab jetzt auf das wesentliche. Die Prüfung für Körper und Geist wurde bestanden. Und nach ca. 7 1/2 Std. Dauerregen im Vollwaschgang ist abends Extremcouching angesagt. Das Wetter war zwar bescheiden aber ich hatte trotzdem Spaß, bei knöchelhohen „Matsch-Bergab-Passagen“ oder auf Wegen die zu Sturzbächen wurden. Einer breiten reißenden Bachquerung, wo man keine Steine zum drauftreten benutzen konnte Also bei ordentlicher Strömung den Fuß köcheltief ins Bachbett stellen - was ich mich erst getraut hab als mir die Helfer gut zugeredet haben. Einen Gottseidank harmlosen Sturz wegen rutschiger Steine und einen geschrotteten Salomon Trailschuh. Bei dem die Schnürung gerissen ist, was ich erst wenige km vor Schluss am letzten VP feststellte. Von da an war ich immer in Sorge den losen Schuh noch bei einer schweren Trailpassage im Schlamm zu verlieren. Ab da also Gas raus genommen, aber Zeiten sind in Simonswald eh nebensächlich. Im Ziel erstmal 2 Erdinger alkoholfrei der Endverwertung zugeführt und nach der heißen Dusche noch Holle getroffen der am Parkplatz die Helden des heutigen Tages in Empfang nahm. Obwohl er heute alle toppte. War abends losgezogen den kompletten Zweitälersteig unter die Hufe zu nehmen, 108 km. Aufgrund des sauigeligen Wetters nach 75 km abgebrochen - und trotzdem - für mich unvorstellbar alleine durch die Nacht im Schwarzwald diese - vor allem mentale – Leistung zu erbringen.Als ich nach Hause fuhr kam sogar kurz die Sonne raus. Egal, der Blackforest Trailrun hat es mir aufgrund der Strecke (ok die letztjährige Route war noch schwieriger) echt angetan. Nun also schnell heim zum DFB-Pokalfinale und dann im Netz gesehen, dass es mir dieses Jahr zu Platz 3 in der AK gelangt hat. Leider habe ich die Kamera in dem Seuch kein einziges Mal ausgepackt, so dass ich jetzt auf die offiziellen Bilder des Fotografenteams hoffe.
Fazit: Die heurige Südostroute war von den Höhenmeter einiges ziviler (mein Garmin sagt mir 2200 hm zu 2700 hm, in 2012 auf der Nordwestroute) aber durch die absolut einmaligen teilweise grotesken Bedingungen mit den Wasserwegen und den Schlammlöchern einfach genial. Etwas schade finde ich, dass der Charakter von der letztjährigen heimeligen familiären Veranstaltung zum "Trail-Event" mutiert. Ehrlich gesagt bräuchte ich das Brimborium eigentlich nicht. Klar, die Verpflegung: Leckerlis in Form von Schoki, Schokokuchen, Hefezopf, Riegel.....war jetzt um einiges professioneller, so dass meine vorsorglich mitgeschleppten Riegel im Rucksack bleiben konnten. Und hoffentlich ist die nächste Auflage nicht für den 07.06.2014 eingeplant, weil da ist die das ausgefallene Treppengetreppel in der Schweiz. Sofern die Webcam keine Schwarz-Weiß Bilder liefert.
Grüssle Klaus
Und dann auf der "richtigen" Route und bei Traumwetter! Glückwunsch zum Finish nochmal und zum AK Platz 
*freu*
