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Der erste Marathon unter 3:00:00 h - die richtige Strategie während des Rennens

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Antracis hat geschrieben:Ich bezweifle ja, dass KH-Zufuhr im WK wirklich nur Placebo ist.
Ich auch, bzgl. eines 3h-Marathons bin ich mir da im Gegensatz zu Burny und dir nicht sicher, ob die KH-Zufuhr hilft oder nicht. So oder so wird es knapp, das zeigen auch die Modellrechnungen.

Auch beim 4h-Marathon ist das nicht klar, denn der wird ja mit weit niedriger Belastung (zB in % der HFmax) gelaufen, so dass von Anfang an viel Fett verbrannt wird.
DerC hat geschrieben:Noch was fragwürdiges: Ob die 8*1000 in 3'40 jetzt als Ziel sinnvoll sind nach 3'45 in der Vorwoche und keiner wirklich hinführenden Einheit zuvor?

Und ich sehr 3 Wochen hintereinander im selben Umfangsbereich als riskant an, wenn man noch nie zuvor länger in dem Bereich war.
Ich hatte weder die 1000er (simba wird die vermutlich eh schneller laufen) noch die 90 Wochenkm als ernsthaftes Problem gesehen. Immerhin gingen letztens ja 8x 800 in "2:46/2:46/2:44/2:46/2:48/ 2:49/2:47/2:52" innerhalb einer 85 km-Woche, und die bezeichnete simba als "typische Trainingswoche".

Wenn allerdings derzeit die 8x 1000 in 3:45 an der Grenze sein sollten, werden in der Folgewoche die 1000er allerdings wohl kaum in 3:40 laufen.
"If you want to become a better runner, you have to run more often. It is that easy." - Tom Fleming

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D-Bus hat geschrieben: Ich hatte weder die 1000er (simba wird die vermutlich eh schneller laufen) noch die 90 Wochenkm als ernsthaftes Problem gesehen. Immerhin gingen letztens ja 8x 800 in "2:46/2:46/2:44/2:46/2:48/ 2:49/2:47/2:52" innerhalb einer 85 km-Woche, und die bezeichnete simba als "typische Trainingswoche".

Wenn allerdings derzeit die 8x 1000 in 3:45 an der Grenze sein sollten, werden in der Folgewoche die 1000er allerdings wohl kaum in 3:40 laufen.
Ich sehe die 1000er auch nicht als Problem an. Hängt natürlich von Läufertyp ab, aber so 8x1000 in 10km-Tempo soll doch immer machbar sein. Und hier (8x800) scheint wirklich alles ohne Probleme machbar zu sein.

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Antracis hat geschrieben:Vollkommen richtig. Ich wollte damit nur Illustrieren, welche Bedeutung Traditionen haben, wenn ich meine Meinung mal in den Raum stelle, das KH bei Ausdauerleistungen nicht unbedeutend sind. Im "Läuferlager" wird oft weniger genommen, als physiologisch sinnvoll ist und bei den Triathleten geht der Ernährungsfetischissmus schon so weit, dass mehr eingenommen wird, als eigentlich aufgenommen werden kann.
Deine Beobachtungen kann ich so nicht bestätigen. Ich sehe leider im Lauflager viele, die sich im HM mehrere Gels reinziehen oder sogar am Start vom 10er mit übertrieben bestückten Versorgungsgürteln stehen. Also ist wird häufig mehr eingenommen, als sinnvoll wäre.

Mit den Traditionen hast du Recht, sie sind sehr unterschiedlich im Triathlon und im Laufsport.

Der Triathlon ist eben die Sportart, in der es viel mehr um Technik geht, und ist eben recht weit entfernt von dem ursprünglichen, einfachen Volkssport Laufen. Auch wenn Laufen ebenfalls immer mehr zur Mittelschichtssportart mit mehr Technik-Hilfe wird, so sind da eben noch viele Reste oder Inseln der urspünglichen Bewegung vorhanden. Da gibt es immer noch welche, die das blue collar running Ding durchziehen: 9to5 Job, vor und nach der Arbeit Laufen, Samstag oft Wettkampf, Sonntag lang. Just get the mileage in and keep it simple. In den 70er und 80ern gab es viel mehr von diesen Läufern, und dementsprechend schnell waren die Laufzeiten in der Breite hinter der Spitze.

Heute machen Anfänger ne Leistungsdiagnostik, kaufen sich für 300 Euro das neueste GPS Pulsmesser Teil, dazu in den ersten 8 Wochen 8 paar schuhe, 2 Gore Jacken und 5 verschiedene Stützstrümpfe, aber trainieren nach 3 Jahren immer noch nur 3-4 mal der Woche und hoffen, dass ein bischen Radeln und ein hochwissenschaftlicher Plan es jetzt raus reissen. :teufel:

Also die verschiedenen Traditionen sind von beiden Seiten gesehen interessant. Ich denke, dass viele Versuche gibt, Dinge vom Triathlon auf den reinen Laufsport zu übertragen, die so für viele Läufer eher nicht zielführend sind. Das geschieht möglicherweise gerade vor dem Hintergrund, dass deutsche Triathleten in den letzten Jahren wohl etwas erfolgreicher waren als deutsche Läufer - ob das am besseren Training liegt ist dabei nicht geklärt. aber Triathlon ist modern und erfolgreich also muss da ja was dran sein. :zwinker5:

Dabei werden dann gerne wichtige Unterschiede zwischen den Sportarten übersehen. Es komt dann z. B. sowas raus wie, man müsse nur drei mal in der Woche laufen, der Rest Crosstraining wäre optimal. Das mag gut für manche Triathleten sein und wenige verletzungsanfällige Läufer können in bestimmten Phasen von ähnlichen Konzepten profitieren, aber die Mehrheit muss natürlich viel mehr laufen, wenn sie das maximal Mögliche erreichen will.
Das heisst es gibt da durchaus einen schädlichen Einfluss, gegen den der Laufsport sich wehren sollte, wenn man das mal etwas zuspitzt. :teufel:

Es gibt auch sinnvolle Einflüsse, z. b. hat die Triathlonszene gerade am Anfang die "Minimal running" Sache gepusht und viele Triathlen achten mehr auf allgemeine Athletik (kommt natürlich auch durchs Schwimmen) etc.

Ich rate von der Fokussierung auf die KH-Aufnahme gerade relativen Anfängern aus mehreren Gründen ab:

1. Keep it simple. Iso- oder Bananen.Stand verpasst - kein Ding, wasser gibt es an jedem - keine Panik. Gels testen, im Training ausprobieren - alles überflüssig.
Stattdessen aufs wesentliche konzentrieren: Umfang, lange Läufe, spezifisches Tempotraining, Periodisierung.

2. Ein Marathon ist für viele ein lang vorbereitetes großes Projekt. Ein paar Sekunden langsamer nicht ganz optimaler KH-Versorgung darf der werden. Abbruch oder großer Zeitverlust wegen Magenbeschwerden oder Klobesuch ist auf alle Fälle zu vermeiden.

3. Für viele ist die Energieversorgung nicht das Problem, sondern die muskuläre Belastung. Bevor mal also überhaupt wegen Energiemangel langsamer werden könnte, kommt der "Muskel-Hammermann": Der haut mit dem Hammer so lange auf die Muskeln, bis man nur noch so langsam weiter kann, dass die Energieversorung gar nicht das Problem werden kann. Ursachen sind meist zu wenig oder falsches Training.

Der Hammermann, der angeblich wegen Energiemangel (aufgrund Mangel an FSW-Trainings oder zu wenig KH oder wasauchimmer) kommen sollte, wird gerne mit dem "Muskel-Hammermann" verwechselt, der leider viel unbekannter ist. Denn der FSW und die Ernährung, solches wird schon jahrelang mit pseudowissenschaftlichen Argumente gehyped - mal um veraltete Trainingskonzepte anzupreisen, mal um Gels oder Sportgertänke zu verkaufen.

Man kann die Technik-Seite und die Oldschool-keep it simple seite natürlich auch gut verbinden, das gelingt aber vielen nicht. Ein Trainer, der das gut schafft, ist imo Alberto Salazar. Da wird oldschool maßig viel und hart trainiert und die Gimmicks wie die AntiGravityTreadmill werden eingesetzt, um noch mehr trainiern zu können.

Gruß

C

"If a man coaches himself, then he has only himself to blame when he is beaten."
- Sir Roger Bannister

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D-Bus hat geschrieben: Ich hatte weder die 1000er (simba wird die vermutlich eh schneller laufen) noch die 90 Wochenkm als ernsthaftes Problem gesehen.
ok die 800er hatte ich nicht gegenwärtig. Dann sollte die 1000er klappen, aber gerade im Marathontraining wäre meine Progression normalerweise eine andere gewesen, da die 3'45 imo ausreichend sind. Also als nächstes wären 1200er oder 1500er gekommen.

Beim Umfang meinte ich etwas von typischerweise 60-80k gelesen zu haben bei Simba ... u. a. daher die Skepsis. Es ist ja nicht nur der Umfang sondern auch die Kombi mit saftigen Tempoeinheiten. Aber egal, wird schon gut gehen ...

Gruß

C

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- Sir Roger Bannister

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DerC hat geschrieben:Es ist ja nicht nur der Umfang sondern auch die Kombi mit saftigen Tempoeinheiten. Aber egal, wird schon gut gehen ...
Ja genau, so eine Ballerei wäre nix für mich, und schon mal gar nicht satte 12 Wochen vorm Marathon. Bzgl. der 1000er: vielleicht ist der Coach ja Daniels-Fan (VO2max-Optimierung bei Belastungen von 3 - 4 Minuten). Egal, ich geh jetzt 800er laufen (zu schwülwarm für 1200er).
"If you want to become a better runner, you have to run more often. It is that easy." - Tom Fleming

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Antracis hat geschrieben:Dennoch kann aus meiner Sicht die Empfehlung nur sein, da KH ein so wichtiger Faktor sind, dass man Zufuhr auf jeden Fall ausprobieren sollte und eigentlich erst nach mehreren Versuchen unter WK-Bedingungen zu dem Schluß kommen kann, dass im individuellen Fall doch nur sehr wenig oder gar nicht zugeführt werden sollte.
Hierauf wollte ich näher eingehen, erspare es mir aber, da ich es nicht besser darstellen könnte, als es in diesem Post beschrieben ist:
DerC hat geschrieben: 3. Für viele ist die Energieversorgung nicht das Problem, sondern die muskuläre Belastung. Bevor mal also überhaupt wegen Energiemangel langsamer werden könnte, kommt der "Muskel-Hammermann": Der haut mit dem Hammer so lange auf die Muskeln, bis man nur noch so langsam weiter kann, dass die Energieversorung gar nicht das Problem werden kann. Ursachen sind meist zu wenig oder falsches Training.
Das Problem ist, dass vielfach alles auf die Energieversorgung und dortige Engpässe geschoben wird. Wer den Marathon durchstehen will, kann aber meistens gar nicht so schnell laufen, wie die Energieversorgung es ermöglichen würde (ob mit oder ohne Zufuhr), sondern (nur) so schnell, wie das Gesamtsystem und hier natürlich besonders der muskuläre Anteil aushalten können.

Ich habe auch noch keine schlüssige Argumentation zum folgenden Faktum gehört: Wenn durch KH-Zufuhr während des Laufes ein höheres Tempo länger durchgehalten werden könnte (und das nicht nur einzelne Individuen beträfe, sondern statistisch relevant wäre), dann müssten die heutigen Leistungen besser sein als vor 15, 20 oder 30 Jahren, denn "damals" gab's das ja nicht. Insbesondere müssten mehr Läufer die 3 h-Grenze knacken, denn vorher (ohne Zufuhr) brachen sie ja ein oder waren gezwungen, langsamer zu laufen.

Der Witz ist nur, dass das genaue Gegenteil der Fall ist. Die Durchschnittszeiten sind deutlich schlechter und der Anteil der 3 h-Läufer signifikant gesunken. Nun wird das kein direkter Kausalzusammenhang sein, aber die einseitige Fokussierung auf Energieversorgung, die Scheinberuhigung ("Ich nehme meine Gels, also habe ich das Bestmögliche für den Erfolg getan.") sowie die Betonung weiterer Nebensächlichkeiten (Pulsfetischismus, Leistungsdiagnistik etc.) mag mit dazu beitragen, dass eben gerade NICHT das Optimum heraus geholt wird. Auf diese Weise entsteht bestenfalls ein Placebo-Effekt.
Antracis hat geschrieben: Aber wie gesagt, jeder ist frei zu tun und zu lassen, was er will und auch glauben, was er will :)
Da sind wir uns einig.
Wer z. B. meint, im Marathon 8 Gels zu benötigen, soll sie sich gerne zuführen. (Und wer mehr auf Schweinshaxe steht, darf auch die gerne verzehren, egal ob vor, während oder nach dem Lauf.)

Bernd
Das Remake
Infos zum Laufen und Vereinsgedöns gibt's auf www.sgnh.de

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burny hat geschrieben:Auf diese Weise entsteht bestenfalls ein Placebo-Effekt.
Andererseits soll man den Placebo-Effekt ja auch nicht kleinreden. Manche Probleme bekommt der Körper ja mit ein wenig positiver Anregung ganz gut selbst in den Griff. Der Gang zum Homöopathen z.B. zeitigt oft die gewünschte Wirkung und spart Kosten, jedenfalls sofern die Patienten diese selbst zu tragen haben.

Außerdem spricht inzwischen einiges dafür (schrieb ich oben wohl schon), daß schon das bloße Ausspülen des Mundes mit einem Isogetränk während des Wettkampfes leistungsfördernd wirkt. Da in diesem Fall die Kohlenhydrataufnahme gleich Null ist, wäre zu folgern, daß KH schon bei der oralen Aufnahme irgendwelche Rezeptoren aktivieren, die dem Gehirn einen hinreichenden KH-Vorrat melden, so daß ein eventueller Leistungsabfall unterbleibt. Aber dazu reicht, wie gesagt, das Spülen mit Isogetränk. Ein Gel ist dazu nicht nötig, dürfte aber denselben Effekt haben.

Daß beim Marathon so viel von der Energiekrise die Rede ist, kann auch damit zusammenhängen, daß sich Mißerfolge hinterher gut damit begründen lassen. Das erspart einem das Nachdenken darüber, ob man vielleicht anders, mehr oder überhaupt hätte trainieren sollen. Solche Erklärungen dürften seit dem Aufstieg des Marathons zu einem Volkssport mit der Aura des Mysterienhaften, bei dem alle gern zu den Eingeweihten gehören wollen, bzw. zu einem Abenteuer, das jede/r unbedingt mal erlebt haben muß, eine wichtige Rolle spielen.
Дуа кинум йах иди, ту пуц ца бофт тар ту-хез йатов̌!

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aghamemnun hat geschrieben:Andererseits soll man den Placebo-Effekt ja auch nicht kleinreden.
...
das bloße Ausspülen des Mundes mit einem Isogetränk während des Wettkampfes leistungsfördernd wirkt.
Der Ansatz gefällt mir! :daumen:

Wirkt das nur im Wettkampf oder geht das auch im Training?
Ich denke, vielleicht reicht es, wenn ich mein Lauf-shirt überstreife und so eine Intervalleinheit simuliere, oder ich schnüffle an meinen Trainingssschuhen und erspare mir den langen Lauf. Das zärtliche Streicheln des Schnürsenkels ersetzt die Endbeschleunigung. :D

Wir sollten uns zusammen tun und einen Ratgeber herausgeben: "Fit durch Forstellung" oder so. (Ja, ich weiß, der Pedant in dir will das zweite F nicht haben, aber so ist die Alliteration schöner.)

Bernd
Das Remake
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burny hat geschrieben:Wirkt das nur im Wettkampf oder geht das auch im Training?
Ich denke, vielleicht reicht es, wenn ich mein Lauf-shirt überstreife und so eine Intervalleinheit simuliere, oder ich schnüffle an meinen Trainingssschuhen und erspare mir den langen Lauf.
Nur daß keine Mißverständnisse aufkommen: Das war schon eine ernst gemeinte Zuschrift. Ganz neu ist die Studie auch nicht mehr und wird mittlerweile wohl auch schon durch weitere bestätigt.

Wobei - wenn man hiervon ausgeht:
carbohydrates DID have an effect on shorter races. So HK author, Asker Jeukendrup, and his colleagues began to question why—and what they found was remarkable: just rinsing the mouth with a carbohydrate solution had the same effect as drinking it. They now theorize that that the brain can sense carbohydrates in the mouth and prompt the body to react.
dann gilt eben möglicherweise auch der Umkehrschluß: Auch Kohlenhydrate, die während der Aktivität in den Magen-Darm-Trakt gelangen, wirken vorwiegend als Placebo, zumindest auf Distanzen bis zum Marathon.
Дуа кинум йах иди, ту пуц ца бофт тар ту-хез йатов̌!

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D-Bus hat geschrieben:Was mir gefällt:
- der große Tempobereich, von 2:45 - 5:50 min/km
- die Abwechslung bei der Länge der Läufe, von 6 km bis 31 km
- die Umfangssteigerung + Steigerung der langen Läufe
- die regelmäßigen Strides (und Lauf-ABC)
- das regelmäßige Crosstraining

Was ich für fragwürdig halte:
- bis zu 4x Tempo (Fahrtspiel/200er/Temposteigerungslauf/TDL) pro Woche im Marathontraining + mittellanger Lauf

Was ich für falsch (zu früh zu hart) halte:
- 18 km deutlich schneller als Ziel-MRT satte zwei Monate vorm Ziel-WK
Vielen Dank für die Kommentare. Der abgebildete 3 Wochen-Trainingszyklus ist natürlich nur ein Ausschnitt eines Ganzjahrestrainingsplans, Intervalltraining (10 x 200m, 10 x 400m, 8 x 800m, 400 - 800 - 1200 - 1600 - 1200 - 800 - 400m, etc) ist ein fester Bestandteil. Die meisten Trainingseinheiten in der 2. Saisonhälfte während der Marathonvorbereitung laufe ich im GA1-Tempo, das bei mir bis 4:40 (4:30) min/km reicht. Das Fahrtspiel laufe ich im ruhigen GA1-Tempo (5 min/km) mit eingeflochtenen Bergaufsprints. Auch der Temposteigerungslauf reicht nur bis zum Tempo 4:30 min/km. Tempoeinheiten sind für mich einerseits die Läufe im Marathonrenntempo (4:07 bis 4:12 min/km), andererseits das Intervalltraining, in der Marathonvorbereitung laufe ich demzufolge 2 Tempoeinheiten pro Woche. In der 1. Saisonhälfte habe ich bis zu 4 härtere Einheiten in der Woche absolviert, als es darum ging, die Unterdistanzen zu trainieren.

Natürlich vertraue ich meinem Trainer, denn jeder neue Trainingsreiz lieferte eine deutliche Leistungssteigerung, ich war immer auf den Punkt topfit und bin im Wettkampf häufig deutlich schneller gelaufen, als ursprünglich geplant.

Allerdings muß ich zugeben, dass sich das Training hart anfühlt und ich nach einem intensiven 3Wochen-Block eine deutlich weniger intensive Rekomwoche zur Erholung benötige.

Simba

[TABLE]
[TR]
[TD]Woche vom[/TD]
[TD]29.7-4.8.[/TD]
[TD="width: 59, bgcolor: #CCFFFF"]08:45[/TD]
[TD="width: 116, bgcolor: #CCFFFF"][/TD]
[TD="width: 306, bgcolor: #CCFFFF"]Regenerationswoche[/TD]
[TD="width: 80, bgcolor: #CCFFFF"]62,0 km[/TD]
[/TR]
[TR]
[TD]Mo[/TD]
[TD][/TD]
[TD][/TD]
[TD][/TD]
[TD][/TD]
[TD][/TD]
[/TR]
[TR]
[TD]Di[/TD]
[TD]ruhiger DL[/TD]
[TD]01:00[/TD]
[TD]niedrig[/TD]
[TD]einlaufen Technik, 6 STL, 30min ruhiger DL[/TD]
[TD]9,0 km[/TD]
[/TR]
[TR]
[TD]Mi[/TD]
[TD]GA 1 DL[/TD]
[TD]01:05[/TD]
[TD]niedrig[/TD]
[TD]GA 1 DL nach Puls auch hügeliges Gelände[/TD]
[TD]13,0 km[/TD]
[/TR]
[TR]
[TD]Do[/TD]
[TD]lockerer DL[/TD]
[TD]00:45[/TD]
[TD]niedrig[/TD]
[TD]5min langsam laufen, dann Temposteigerungslauf über 9km beginnend mit 5:05min/km pro km 5s schneller, letzter 4:25min/km, 5min ruhig auslaufen[/TD]
[TD]9,0 km[/TD]
[/TR]
[TR]
[TD]Fr[/TD]
[TD][/TD]
[TD][/TD]
[TD][/TD]
[TD][/TD]
[TD][/TD]
[/TR]
[TR]
[TD]Sa[/TD]
[TD][/TD]
[TD][/TD]
[TD][/TD]
[TD][/TD]
[TD][/TD]
[/TR]
[TR]
[TD]So[/TD]
[TD]langer DL[/TD]
[TD]02:30[/TD]
[TD]niedrig[/TD]
[TD]GA 1 DL 134-145 HF, Abschluss 3 STL[/TD]
[TD]31,0 km[/TD]
[/TR]
[/TABLE]

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Eine Energiekrise bei einer Ausdauerbelastung lässt sich ziemlich gut objektivieren, wenn der Blutzuckerspiegel unter 60mg/dl absinkt. Das ist mittels einfachen Stixen in die Fingerbeere machbar....auf dem Laufband, oder aber auch beim Marathon selber. Insofern glaube ich halt nicht, dass alles nur auf einer falschen Studie beruht, die alle nachplappern. Ich fürchte halt auch, dass man von einem Extrem ins andere fällt, wenn man jetzt den Fettstoffwechsel bzw. die Glykogenzufuhr zugunsten des Muskelversagens vollkommen auspielt. Aber was solls, um ins Lächerliche gezogen zu werden, ist mir meine Zeit zu schade, da trainiere ich lieber. :winken:

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Ich wusste doch, da war noch was. Aus den Berechnungen der zitierten Studie hat jemand (der Autor?) einen Kalkulator gebaut. Damit kann man ein wenig herumspielen. Dann spuckt der aus, welche Zeit man mit den "normalen" KH-Vorräten laufen kann und wie schnell man unter optimalen persönlichen Voraussetzungen und bei Auffüllung der Glykogenspeicher laufen könnte, so dass die KH-Vorräte ausreichen. (Die Logik dahinter ist klar: Je schneller, desto mehr KH-Anteil am Energieumsatz und daher um so eher die Distanz, wo die KH-Vorräte erschöpft sind.)

Ich habe mit dem Kalkulator ein wenig herum gespielt. Die entscheidende Größe ist die VO2max.
Beispiel:
VO2max = 55 (mL/kg/min): bestmögliche Zeit = 2:24:04 (bestmöglich bedeutet hier: KH-Vorräte reichen für Marathon bei optimalen KH-Speicherbedingungen)
VO2max = 50: bestmögliche Zeit = 2:38:28
VO2max = 44,1: bestmögliche Zeit = 2:59:40

Fazit: erst ein Läufer, der eine maximale Aufnahme von weniger als 44,1 mL Sauerstoff pro kg Körpergewicht und Minute hat, ist für einen 3 h-Stundenmarathon in jedem Fall auf zusätzliche Kohlenhydratzufuhr angewiesen.

Auch wenn man einige Relativierungen vornehmen muss
(VO2max ist nicht identisch mit VDOT, kann < oder > sein,
"optimale Bedingungen" heißt: hoher Anteil Beinmuskulatur an der Körpermasse sowie große Glykogenspeicher)
stützt das diese Feststellung:
DerC hat geschrieben: 3. Für viele ist die Energieversorgung nicht das Problem, sondern die muskuläre Belastung. Bevor mal also überhaupt wegen Energiemangel langsamer werden könnte, kommt der "Muskel-Hammermann":
Denn die aufgrund der aeroben Kapazität gegebene Limitierung der möglichen Endzeit ist deutlich größer als die energiebezogene. Man vergleiche die möglichen Endzeiten oben mit z. B. diesen Werten.
Antracis hat geschrieben:Die aktuelle Studienlage, die verlinkte Studie eingeschlossen, stützt gerade nicht die These, dass KH-Aufnahme während des Wettkampfes für einen 3-Stunden-Läufer reines Placebo ist und deshalb egal, ob man es nimmt oder nicht.
Nun, hier steht etwas anderes:
The present study demonstrates that glycogen storage capacity is only a performance-limiting factor in runners of low and moderate aerobic capacities, or with relatively small leg muscles.
Normalerweise läuft man nur dann unter 3 Stunden, wenn die aerobe Kapazität nicht gar so schlecht ist.

Bernd
Das Remake
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Simba1966 hat geschrieben:Natürlich vertraue ich meinem Trainer, denn jeder neue Trainingsreiz lieferte eine deutliche Leistungssteigerung,
Schön. Vermutlich ist für dich die 4:10-Pace auch nicht soo stressig, da du vom Intervalltraining her eher ein Kandidat für 2:49 als für 2:59 bist, insbesondere wenn deine Form jetzt noch weiter nach oben geht, und somit muss ich meine Bedenken relativieren.
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D-Bus hat geschrieben:Schön. Vermutlich ist für dich die 4:10-Pace auch nicht soo stressig, da du vom Intervalltraining her eher ein Kandidat für 2:49 als für 2:59 bist, insbesondere wenn deine Form jetzt noch weiter nach oben geht, und somit muss ich meine Bedenken relativieren.
Danke, im übrigen halte ich es mit Leviathan:

Let´s rock the MHK

Simba
:headbang:

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Antracis hat geschrieben:Ja, aus dem Zusammenhang gerissen schon.
Deine Zitate nicht?

Es geht aber nicht um Recht-haben-oder-nicht. Ich meine, wenn es heißt:
The present study demonstrates that ...


dass angezeigt wird, dass es eine wesentliche Erkenntnis der Untersuchung ist.

Und nebenbei: Die Rolle der beleidigten Leberwurst eignet sich nicht, eine argumentative Auseinandersetzung zu führen.

Bernd
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Antracis hat geschrieben:Ja, aus dem Zusammenhang gerissen schon.
Ich hätte das ähnlich interpretiert wie burny.

Ich hatte vor kurzem einen interessanten Bericht von Caroline Rauscher gesehen. Dort wird u.a. über Triathleten auf der olympischen Distanz gesprochen. Hier wird durchaus ein Vorteil für 1:45 Finisher gemacht. Persönlich habe ich bei 2:30er Marathons kein Energiedefizit verspürt. Ich glaube sogar, dass die Gefahr sich zu verschlucken, die Rhythmusstörung, etc. viel stärker ins Kontor fallen, als das Abkacken auf den letzten km.

Ich vermag allerdings nicht zu sagen, wo der break even tatsächlich ist. Von daher schliesse ich keinesfalls aus, dass es Vorteile gibt, wenn man sich ein paar KH einwirft. Wissenschaft hin - Wissenschaft her, einfach probieren und abwägen.

70
@Rolli: vielleicht ist das der richtige Thread, um Dein Marathon Training nochmal zu diskutieren.

Ich fand die Phasen relativ kurz. Die Zuspitzung gefällt mir sehr gut. Ich habe mich selbst gefragt, ob ich den Mumm hätte, soviel Volumen zum Ende rauszunehmen. Der Erfolg gibt Dir ja Recht.

Gehst Du i.d.R. schon mit "fetter" Grundlage in diese letzten Wochen?

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burny hat geschrieben: Und nebenbei: Die Rolle der beleidigten Leberwurst eignet sich nicht, eine argumentative Auseinandersetzung zu führen.

Bernd
Du hasst doch die Diskussion mit dem Hinweis auf die Weisheiten, die von Autor zu Autor nachgeplappert werden, von Beginn an in eine solch persönliche Richtung eingefärbt. Da steckt man die Fronten klar ab und macht deutlich, wie wenig man die Argumente des Anderen ernst nimmt.

Der Hinweis auf die veränderten Resultate im Teilnehmerfeld der Marathone ist zwar interessant, hat aber einfach zu viele Einflussfaktoren, als dass einer von uns beiden seine Zeit damit verschwenden sollte, damit seine Argumentation zu stützen. Genausowill ich mich gar nicht streiten, dass Muskelversagen und dessen Vorbeugen sehr wichtig ist, aber warum ich deshalb auf den Vorteil einer Glykogenzufuhr verzichten sollte, kapier ich nicht.

Ich hab etwas Überblick in dem Thema durchs Studium und berufliche Tätigkeit (Ich weiß, das befähigt nicht zum rechthaben...) und die von Dir vertretene Meinung stellt sich nach meiner Erinnerung in Ihrer Radikalität gegen die Mehrheit der Standardliteratur in Sachen Sportphysiologie. Und damit meine ich jetzt nicht Herrn Hottenrott und nicht nur deutschsprachige Autoren. Und das umzupusten, da reichen mir zwei Zitate aus einer Studie nicht für, und auch nicht der Kalkulator. Anderen hier reicht das offenbar und Mainstreammeinungen sind eh nicht populär in Foren.

Letztlich kann man natürlich sagen, wer läuft, hat recht. Du kannst immerhin offenbar Sub 2:50 ohne KH den M. laufen, ( Hast Dus mal mit Kh probiert ? Interessiert mich jetzt wirklich, obwohl natürlich unerheblich für die Debatte...) ich werds auch mit KH nie schaffen. :D Aber die Sub 3 versuche ich mal mit 2-3 Gelen. :wink:

Gruß
Sascha

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Antracis hat geschrieben:Der Hinweis auf die veränderten Resultate im Teilnehmerfeld der Marathone ist zwar interessant, hat aber einfach zu viele Einflussfaktoren, als dass einer von uns beiden seine Zeit damit verschwenden sollte, damit seine Argumentation zu stützen. Genausowill ich mich gar nicht streiten, dass Muskelversagen und dessen Vorbeugen sehr wichtig ist, aber warum ich deshalb auf den Vorteil einer Glykogenzufuhr verzichten sollte, kapier ich nicht.

Letztlich kann man natürlich sagen, wer läuft, hat recht. Du kannst immerhin offenbar Sub 2:50 ohne KH den M. laufen, ( Hast Dus mal mit Kh probiert ? Interessiert mich jetzt wirklich, obwohl natürlich unerheblich für die Debatte...) ich werds auch mit KH nie schaffen. :D Aber die Sub 3 versuche ich mal mit 2-3 Gelen. :wink:
Mal eine ganz laienhafte Frage: Ist nicht jemand wie ich, der 1,90m groß ist und 80 kg wiegt, allein schon durch den höheren Energieumsatz im Vergleich zu einem Fliegengewicht mit 60 kg Körpergewicht, beim Marathon auf zusätzliche KH-Zufuhr angewiesen? Ich weiss aus eigener Erfahrung, wie brutal der Mann mit dem Hammer zuschlagen kann.

Aber sicherlich gibt es unterschiedliche Läufertypen.

Simba

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Als Tangente zur Kohlenhydratzufuhrdebatte -- es würde mich interessieren, ob auch die Kohlenhydrataufnahme unter hoher Belastung trainiert werden kann. Es können ja fast alle (leistungsbezogenen) Körperfunktionen durch geeignetes Training bis zu einem gewissen Grad optimiert werden.

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Antracis hat geschrieben: Der Hinweis auf die veränderten Resultate im Teilnehmerfeld der Marathone ist zwar interessant, hat aber einfach zu viele Einflussfaktoren, als dass einer von uns beiden seine Zeit damit verschwenden sollte, damit seine Argumentation zu stützen.
So schwierig finde ich das nicht. Es gibt imo zwei Hauptfaktoren für die Stärke der Läufer aus der guten alten Zeit:

1) Die bessere Grundkonditionierung der Läufer, die eben ohne Mamataxi, mit schlechterem ÖPNV und viel mehr Bewegung aufgewachsen sind.

2) Die höhere Trainingsbelastung der Läufer. (Warum das so war, dürfte nicht nur mit 1) zusammenhängen, sondern mit einer vielzahl von Faktoren, die erstmal aber nicht so wichtig sind)

Beides führt eben zu besseren Zeiten, auch durch weniger Energieverbrauch beim Laufen. Könnte durchaus dazu führen, dass weniger KH-Zufuhr nötig ist.

Man könnte auch noch anführen, dass mehr Läufer im Verein waren, von da schon gute Unterdistanzleistungen mitbrachten ... etc. Passt aber auch wieder zu dem Argument mit der aerob capacity.

So schlecht ist das Argument mit der "guten alten Läuferzeit" nicht.
Antracis hat geschrieben: Ich hab etwas Überblick in dem Thema durchs Studium und berufliche Tätigkeit (Ich weiß, das befähigt nicht zum rechthaben...) und die von Dir vertretene Meinung stellt sich nach meiner Erinnerung in Ihrer Radikalität gegen die Mehrheit der Standardliteratur in Sachen Sportphysiologie. Und damit meine ich jetzt nicht Herrn Hottenrott und nicht nur deutschsprachige Autoren. Und das umzupusten, da reichen mir zwei Zitate aus einer Studie nicht für, und auch nicht der Kalkulator. Anderen hier reicht das offenbar und Mainstreammeinungen sind eh nicht populär in Foren.
Ach mainstreammeinungen sind unglaublich populär, auch hier ... da wird wirklich immer und immer wieder dasselbe nachgeredet, damit meine ich jetzt nicht dich. Aber die meisten lesen ein bis zwei Bücher und sind dann davon überzeugt, dass sei die Wahrheit.

Vielleicht hast du dich im Studium auch mal mit Wissenschaftstheorie beschäftigt. Vielleicht hast du auch schonmal zurückgeschaut und die Hypes der Sportwissenschaft samt anschließender Relativierung gesehen. Vielleicht hats du schon einem untersucht, was hinter "Ich weiß, das ich nichts weiß" steckt. Wenn nicht, wäre das vielleicht ratsam.

Denn gerade in der Sportwissenschaft haben imo viele Probleme zuzugeben, was bei vielen Fragestellungen am nächsten an der Wahrheit ist: "Genau wissen wir es eigentlich nicht. Es könnte so sein, aber auch anders." Das ist auch verstädnlich, man muss ja sein eigenes Gehalt und den Forschungsetat rechtfertigen ...

Beispiel: Etliche halten an der Laktatschwellentheorie und entsprechenden Leistungsdiagnosen fest, als seien das der Weisheit letzter Schluss, ob wohl es seit Jahren massive - völlig berechtigte - Kritik gibt. Die Zahl der Leistungsdiagnosen, von denen ich allein hier im Forum lese, bei denen entweder die Ergebnisse oder deren Interpretationen extrem fragwürdig sind, steigt jedes Jahr weiter. Auch Mehrheitsmeinungen aus der Standardliteratur werden häufig später von weiterer Forschung falsifiziert oder zumindest stark relativiert, das ist der Lauf der Wissenschaft.

Für mich gibt es - einen leider populären besonders in Deutschland populären - pseudowissenschaftlichen Irrweg im Training. Man schaut zu sehr auf das, was man gerade im Labor messen kann, ob das jetzt lactat, vo2max oder was auch immer ist. Man schaut zu wenig auf die Interaktion zwischen verschiedenen Traininsgarten, auf die verschiedenen Läufertypen, auf die Psyche, auf das große Ganze.

Es gibt da eh einen großen Unterschied zwischen Trainer und Sportwissenschaftler. Mich als Trainer interessieren nur ganz wenige Athleten. Ich will nicht wissen, welches Training oder welche KH-Versorgung im Durchschnitt bei 100 Leuten einigermaßen wirkt, sondern, auf welches Training meine Athleten gut ansprechen und welche KH-Versorgung die brauchen.

Bei mir selbst ist es z. b. einfach so, ich habe nie einen Hungerast oder ein Hammermann-Problem sowas, so lange ich anständig esse. Lange Einheiten sind muskulär hart, solange ich noch nicht gut genug trainiert bin. Wenn ich aber dann so weit bin, das ich das muskulär verkrafte, ist auch die Energie kein Problem. Und der von burny zitierte Satz aus der Studie liefert da eine sehr gute Erklärung, die zu mir passt.

Es gibt da auch diesen Trend, zu einfache Zuschreibungen vorzunehmen, und in dem Zusammenhang sehe ich manchmal auch die Kohlehydratversorgung:

verletzt im bereich der untren Extremitäten - klar falsche Schuhe

Krämpfe im Marathon - klar, zu wenig Salz/Mineralien

Der Hammermann kommt - klar, zu wenig KH aufgenommen

Dann gibt es noch das Wetter und was alles für Gründe. Kann ja alles auch mal sein, doch so klar ist das oft nicht. Und es fällt doch auf, dass gerne vermieden wird, die Ursachen im Training bzw. in unrealistischen Zielen zu suchen.

Gruß

C

"If a man coaches himself, then he has only himself to blame when he is beaten."
- Sir Roger Bannister

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Antracis hat geschrieben:Letztlich kann man natürlich sagen, wer läuft, hat recht. Du kannst immerhin offenbar Sub 2:50 ohne KH den M. laufen, ( Hast Dus mal mit Kh probiert ? Interessiert mich jetzt wirklich, obwohl natürlich unerheblich für die Debatte...) ich werds auch mit KH nie schaffen. :D Aber die Sub 3 versuche ich mal mit 2-3 Gelen. :wink:
Moin Sascha,

jetzt wird´s kompliziert. Und damit ist nicht Dein (aus meiner Perspektive sinnvoller) Vorschlag an sich gemeint. Schwierig ist die Gewohnheit. Stell Dir vor du hättest mit einer Strategie sehr gute Erfahrung. Warum sollte man etwas ändern? Das gilt natürlich genauso für die KH-Sammler. Dann kommt noch dazu, dass der mögliche Nutzen ausgerechnet irgendwo in diesem Tempobereich den break even erreicht.

Aber wie gross ist der Nutzen tatsächlich? Ich mach mal eine hypothetische Schätzung: Angenommen Du läufst 35km im Schnitt 3:25/km. Dann kackst Du ab. bis km 40 3:35, dann 4:00. Der Verlust liegt bei 1,5 bis 2 Minuten. Wenn ich bedenke, dass auch die Gel User hinten raus etwas einbrechen, dann bleibt wahrscheinlich weniger als eine Minute. Dazu das Risiko des Nichtvertragens, des Verschluckens, des Rhythmuswechsels, etc.

Klar man kann das üben! Aber: realistisch musst Du das in den langen und schnellen Einheiten machen. Dann versemmelst Du Dir aber auch einen Teil des Trainingseffekts.

Ich will hier nur unterstreichen, was oben bereits gesagt wurde. Es gibt sicher grössere Hebel, an denen angesetzt werden kann.

Das Beispiel zeigt auch keinen Totaleinbruch (mieser Trainingszustand, krank, zu schnell angegangen). Dieser ist wahrscheinlich auch mit KH Aufnahme nicht zu verhindern.

Ich habe auch nicht das Gefühl, dass Deine Ausführungen und Begründungen als solche angezweifelt werden. Sie werden lediglich relativiert.

Gruss Heiko

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leviathan hat geschrieben:Das Beispiel zeigt auch keinen Totaleinbruch (mieser Trainingszustand, krank, zu schnell angegangen). Dieser ist wahrscheinlich auch mit KH Aufnahme nicht zu verhindern.
Den könnte ich nachliefern: Bei meinem letzten Marathon hat die 2. Hälfte geschlagene 11 Minuten länger gedauert als die erste. Ich habe die Sache hinterher gedreht, gewendet und von allen Seiten auseinanderenommen - ich finde schlichtweg nicht einen einzigen Anhaltspunkt dafür, daß es daran gelegen haben könnte, daß ich während des Laufs keine KH aufgenommen habe. Ich bin auf diverse andere Faktoren gekommen. Mieser (naja, ich sag mal: suboptimaler) Trainingszustand und zu schnell angegangen waren auch dabei. Aber die KH waren ganz bestimmt nicht schuld. Und dabei wäre diese Erklärung doch so einfach gewesen und hätte mir manch selbstkritische Grübelei erspart!
Дуа кинум йах иди, ту пуц ца бофт тар ту-хез йатов̌!

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leviathan hat geschrieben:@Rolli: vielleicht ist das der richtige Thread, um Dein Marathon Training nochmal zu diskutieren.

Ich fand die Phasen relativ kurz. Die Zuspitzung gefällt mir sehr gut. Ich habe mich selbst gefragt, ob ich den Mumm hätte, soviel Volumen zum Ende rauszunehmen. Der Erfolg gibt Dir ja Recht.

Gehst Du i.d.R. schon mit "fetter" Grundlage in diese letzten Wochen?
Ob ich mit längeren Phasen mehr Erfolge erzielen könne, kann man so nicht beantworten. Wie geschrieben, ich habe mir eine Aufgabe gestellt und nach 3 Wochen war sie erledigt, dann konnte ich weiter machen. In der ersten Phase war das die Umfangerhöhung, Verbesserung der Regenerationsfähigkeit und Gewöhnung an die lange Distanz.
Es hat sich auch immer so ergeben: Letzte LD bzw. MD-Wettkämpfe waren immer so bis Mitte Juli, danach 2 Wochen Saisonpause (OK... eine Woche, die zweite habe ich schon deutlich angezogen) und ab Anfang August Marathonvorbereitung. Anfang/Mitte Oktober der (Berliner) Marathon.

Was die Umfangreduktion angeht: Grundlage war gelegt, wozu sollte ich weiter die Kilometer schrubben? Da war mir wichtiger die Langen zuerst mit EB und danach immer schneller zu laufen und dafür brauchte ich Erholung. Erst Recht in der dritten Phase, wo Belastungsblocks geplant waren. Nach so einem Wochenende mit einem HM/10er WK am Samstag, 30/32km am Sonntag und einem IV am Montag brauche ich schon einen Tag vor und einen Tag danach, wo ich die Beine nur gepflegt hatte.

„Fette“ Grundlage? Die Jahres-Grundlage habe ich aus dem Winter gebracht und später, so ab März, war normaler WK-Saison, wo nur Grundlagenpflege mit ab und zu 20km locken/langsamen DL möglich war, wenn überhaupt. Es ist so, dass ich schon im Winter mit 2-3 gezielten Intervallen das Tempo anziehen und sehr gute Winterserie laufen konnte. Meine 10er, 15er und HM PB’s stammen übrigens voll aus dem Wintertraining. Ich passe mich sehr schnell an und erreiche sehr schnell die Hochform.

Ich weiß, dass so ein Training nicht für jeden ist, und ich würde keinem nur 8-9 Wochen Marathonvorbereitung empfehlen. Jedoch ein Training mit großen Volumen- und Tempovariationen.

Gruß
Rolli

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DerC hat geschrieben: verletzt im bereich der untren Extremitäten - klar falsche Schuhe

Krämpfe im Marathon - klar, zu wenig Salz/Mineralien

Der Hammermann kommt - klar, zu wenig KH aufgenommen
Die relativ große Wahrscheinlichkeit dass es so ist, erfordert, dass man das wenigstens berücksichtigen muss.

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Rolli hat geschrieben:Die relativ große Wahrscheinlichkeit dass es so ist, erfordert, dass man das wenigstens berücksichtigen muss.
Ja, alle Möglichkeiten prüfen. Aber diese Wahrscheinlichkeit wird häufig extrem überschätzt. Und das ist häufig eine Folge von Mangel an Information bzw. gezielter Meinungsmache.

Z. B. das mit den Schuhen... meinst du den Erklärungsversuch gab es vor 40 oder 50 Jahre auch so häufig? Als es sehr viel weniger Schuhmodelle gab? Eigentlich muss da ja ständig über falsche Schuhe gejammert worden sein, weil die damals ja so schlecht waren und noch nicht so tolle High-Tech-Wunderwerke wie heute. :confused:

Marketing spielt eine große Rolle, auch z. b. bei der Frage nach der Verpflegung im Sport. Sportgetränkehersteller haben trinken ohne Durst bzw auf Vorrat /"Sicherheit"beim Sport klar propagiert, weil sie so ihren Absatz steigern wollten (wahrscheinlich eine zeitlang auch konnten). Läufer sind mittlerweile eine Gruppe mit im Schnitt hoher Kaufkraft, da gilt es möglichst viel abzuschöpfen. Das Läufer keine Gels kaufen und nur Leitungswasser beim Laufen trinken, wäre ein Alptraum für die Hersteller.
Und nicht nur die: Greif z. B. verkauft eine Riesenpalette an NEMs. Der schwärmt auch gerne von den alten Zeiten, lässt aber gerne mal was aus, um sich das Geschäft nicht zu verderben. Ist schon ein Fuchs.

Triathleten sind natürlich noch viel besser als Kunden: Bei den Summen, die sie für Ausrüstung und Startgeld ausgeben müssen, sind die Getränke, Gels etc nur noch Peanuts.

Es ist halt leicht: Einfach neues Material kaufen, und dann wird es schon laufen. Einfach was einwerfen. Uups ... da reden dann einige schon von Doping-Mentalität. Ich natürlich nicht. :teufel:

Gruß

C

"If a man coaches himself, then he has only himself to blame when he is beaten."
- Sir Roger Bannister

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Antracis hat geschrieben:Hast Dus mal mit Kh probiert ?
Im Marathon nie!
Das war aber nicht das Ergebnis einer wohlüberlegten Abwägung, sondern hat sich so ergeben. Im nächsten Monat ist es genau 20 Jahre her, dass ich mit der Lauferei begonnen hab. Vor mehr als 18 Jahren lief ich den ersten Marathon. Zu der Zeit gab es manche Dinge wie Funktionsbekleidung, Isogetränke etc. auch schon, aber Essen beschränkte sich wenn überhaupt auf Bananen. Der "mainstream" damals lautete: viel und früh trinken, Essen nicht (Magenverträglichkeit). Also habe ich das auch so gemacht: nichts gegessen und viel getrunken. Erst später stellte ich fest, dass ich auch mit weniger Trinken gut hinkomme und nicht alle 2,5 km was brauche.

Da ich nie ein Energiedefizit hatte und bei meinen schnellen Marathons in der Regel mit einem Split von 1 - 2 Minuten hinkam, habe ich auch hinterher keine Veranlassung gesehen, etwas auszuprobieren, was ja auch Risiken bietet ("Never change a running system").

Wenn ich Einbrüche hatte, dann hatten die andere Ursachen:
Beim Jungfraumarathon hatte ich auf der Moräne keine Muskelkraft mehr und kam nur im Intervall stehenbleiben-gehen voran. Das dass definitiv ein muskuläres Problem und kein energetisches war, sah ich, als ich das letzte leichte Bergabstück regelrecht sprinten konnte (andere Muskulatur gefordert).
Als ich in Hamburg ein Jahr nach meiner Bestzeit in der zweiten Hälfte 5 min verlor, war das eine Kopfsache. Ich wollte eine gute Zeit laufen, aber im Schongang ("2 min langsamer als letztes Jahr reicht, dafür muss ich mich dann nicht quälen.") Das konnte nicht gutgehen.

Ein Energieproblem hatte ich bei meinem ersten Hunderter, bei dem ich zu spät und zu wenig gegessen hatte. Da hatte ich nach 70 und nach 90 km jeweils einen Hungerast. So etwas habe ich beim Marathon nie erlebt.

Du schreibst, dass meine Meinung radikal sei. Nun, wie DerC schrieb, in den letzten Jahren hat eine extreme Technisierung in der Lauferei stattgefunden. Ich hab's über die Jahre erlebt. Vieles davon ist gut und hilfreich: Man kann beliebige Strecken laufen und weiß per GPS-Uhr dennoch, wie viel und wie schnell es war, man meldet sich online an, hat abends die Ergebnisliste im Internet und druckt sich seine Urkunde aus. Früher habe ich oft wochenlang gewartet, bis ich meine offizielle Zeit und Platzierung wusste. Das ist praktisch, aber eben auch nur das: praktisch. Eine Leistungssteigerung erfolgt dadurch nicht. Ähnlich verhält es sich mit den Gels u. ä. Natürlich gibt es lange Wettkämpfe, bei denen die nützlich sein können, für manche möglicherweise auch im Marathon. Aber es hat sich bei sehr vielen eine angelesene Haltung heraus gebildet: Ohne x Gels geht das gar nicht. Die Fragen hier lauten oft nicht: Ob? Sondern: wie viele? wann? etc. (siehe diesen Thread: 8 Gels!)

Und der Höhepunkt ist, dass selbst bei popeligen 5 km-Läufen (!) Läufer mit Gürteln voll Geltüten plus Wasserflaschen in der Startreihe stehen. Da hält man dann schon mal dagegen, und manchmal auch leicht ungehalten. Ähnliches gilt für die Pulshysterie oder die Leistungsdiagnostiken, die beide mehr Verwirrung als Nutzen stiften. Wie gesagt, die Leistungen werden dadurch nicht besser.

Bernd
Das Remake
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Bin etwas erstaunt wie viele Läufer hier auf Nahrungsmittelaufnahme während dem Marathon setzen. Etwas Iso auf der zweiten Hälfte anstelle von Wasser ok, etwas Salz wohl auch ok, aber mehrere Gels oder Bananen? Sowas habe ich noch nie gehört. Zweifelhaft ist wieviel von den KH unter der Belastung wirklich aufgenommen und noch verwertet werden kann und wieviel einfach im Magen rumliegen bleibt bis die Ziellinie passiert ist. Je näher man an die Belastungsgrenze kommt desto schlechter ist die Aufnahme. Feste Nahrung in den letzten 15-30 Minuten wird nicht mehr verwertet (Vermutung). Und in früheren Phasen feste Nahrung muss man gewöhnt sein.
Scheint aber Läufer zu geben die es subjektiv für förderlich halten, vielleicht ist es ja tatsächlich auch so. Für andere ist es insgesamt eher nachteilig für das Ergebnis. Zuverlässige Aussagen/Vergleiche sind ohnehin nicht möglich.

Werde das mit der Nahrungsmittelaufnahme, z.b. halbe Banane, was ja auch im Rennen angeboten wird, mal bei einem langen Lauf testen. Wobei 1x testen fast zu wenig wäre. Und mehrmaliges testen entzieht dem langen Lauf seinen Sinn. Also vielleicht allein schon deshalb kontraproduktiv ?!

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Guter Vorsatz hat geschrieben: Zweifelhaft ist wieviel von den KH unter der Belastung wirklich aufgenommen und noch verwertet werden kann
Ist untersucht, schwankt aber zwischen einzelnen Individuen und Umgebungsumständen ganz erheblich und hängt natürlich vom Kohlenhydratmix/Zubereitung ab. zwischen 30-100g/h Kohlenhydrate scheinen die Extreme zu reichen, 30-50g/h sollten die meisten schaffen.
und wieviel einfach im Magen rumliegen bleibt bis die Ziellinie passiert ist. Je näher man an die Belastungsgrenze kommt desto schlechter ist die Aufnahme. Feste Nahrung in den letzten 15-30 Minuten wird nicht mehr verwertet (Vermutung). Und in früheren Phasen feste Nahrung muss man gewöhnt sein.
Flüssige Glukose kommt in ca. 7-10min im Blut an, aber schon ein anfangs eingenommener (extrem leichtverdaulicher!) Riegel kann sehr lange (> 1-2h) brauchen, wenn er nur grob zerkleinert im blutleeren Magen rumliegt. Bananen haben darüberhinaus das Problem, dass sie in den unteren Reifegraden hauptsächlich Stärke enthalten, die deutlich langsamer aufgenommen wird.
Scheint aber Läufer zu geben die es subjektiv für förderlich halten, vielleicht ist es ja tatsächlich auch so. Für andere ist es insgesamt eher nachteilig für das Ergebnis. Zuverlässige Aussagen/Vergleiche sind ohnehin nicht möglich.
Wenn ich einen langen Lauf ab 28km mit Endbeschleunigung mache, nehme ich vor der Beschleunigung ein Gel und merke einen deutlichen Unterschied. Placebo ? Ziemlich sicher.

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burny hat geschrieben:Im Marathon nie!
Z. B. Haile ging von einer 2:06 mit nur Wasser (und max 200 Wkm und Mittelfußlauf) zu einer 2:03 mit KH-Einnahme (und max. 240 Wkm und Fersenlauf). Schade nur, dass er mehr als eine Variable geändert hat.

Bzgl. KH im Marathon: da ist die 2012-Studie von Jeukendrup ganz nett (Med Sci Sports Exerc 44, 344 (2012)), wenn auch nicht besonders ausführlich. U.a. schreibt er da:
ABSTRACT
Purpose:
This study aimed to quantify and characterize energy, nutrient, and fluid intakes during endurance competitions and investigate associations with GI symptoms. Method: A total of 221 endurance athletes (male and female) were recruited from two Ironman triathlons (IM Hawaii and IM GER), a half-Ironman (IM 70.3), a MARATHON, a 100/150-km CYCLE race. Professional cyclists (PRO) were investigated during stage racing. A standardized postrace questionnaire quantified nutrient intake and assessed 12 GI symptoms on a scale from 0 (no problem) to 9 (worst it has ever been) in each competition.
...
Conclusions: The present study demonstrates that CHO intake rates vary greatly between events and individual athletes (6–136 g h-1). High CHO intake during exercise was related not only to increased scores for nausea and flatulence but also to better performance during IM races.
Da fehlt der Marathon in der kurzen Conclusion, aber im Text findet man:
"During both IM events and MARATHON, faster finish times were correlated (r = -0.55, r = -0.45, and r = -0.49, P < 0.01) with high CHO intake rates (Fig. 2). "

(Leider enthält die Figure 2 aber nur die Daten des "IM Hawaii" und des "IM GER".)
"If you want to become a better runner, you have to run more often. It is that easy." - Tom Fleming

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Antracis hat geschrieben:Wenn ich einen langen Lauf ab 28km mit Endbeschleunigung mache, nehme ich vor der Beschleunigung ein Gel und merke einen deutlichen Unterschied. Placebo ? Ziemlich sicher.
Ich habe auch vor bei den langen Läufen mit EB nachzutanken (auf Empfehlung von D-BUS/McMillan). Gibt es eigentlich jemanden der die KH erst so 1-2km nach Beginn der EB zuführt? Das würde dann die Wettkampfsituation noch besser simulieren, oder liege ich da falsch?

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Antracis hat geschrieben:Wenn ich einen langen Lauf ab 28km mit Endbeschleunigung mache, nehme ich vor der Beschleunigung ein Gel und merke einen deutlichen Unterschied. Placebo ? Ziemlich sicher.
Beim nächsten langen Lauf werde ich ebenfalls mal ein Gel einschieben, nimmst Du Gels auch beim Marathon und wenn ja, wie viele? 8 Stück scheinen mir jetzt nach den vielen Beiträgen zum Thema etwas übertrieben, besonders bei gut trainierten Läufern. Aber auch ich setze auf den Placebo-Effekt. Probleme mit Verträglichkeit, Rhytmuswechsel, Zeitverlust habe ich bisher eigentlich nicht gehabt, bei 2:40h-Läufern sieht das sicherlich anders aus.

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Simba1966 hat geschrieben:Beim nächsten langen Lauf werde ich ebenfalls mal ein Gel einschieben
Mir ist nicht klar, wozu die meisten Leute ihre Gels ausgerechnet beim langen Lauf einwerfen. Das ergibt doch nur dann einen Sinn, wenn darin längere Strecken im MRT enthalten sind (so ab 15 km aufwärts würde ich mal sagen). Zur Energieversorgung sind die Gels nicht nötig. Es kann also nur darum gehen, unter realistischen Bedingungen (d.h. nach einigen km Renntempo) zu klären, wie man sie so zu sich nimmt, daß das den Laufrhythmus möglichst wenig stört, und ob man die Gels gut verträgt. Dazu braucht es, wie gesagt, Realbedingungen und nicht einen vergleichsweise langsamen langen Lauf.
Дуа кинум йах иди, ту пуц ца бофт тар ту-хез йатов̌!

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D-Bus hat geschrieben: Bzgl. KH im Marathon: da ist die 2012-Studie von Jeukendrup ganz nett (Med Sci Sports Exerc 44, 344 (2012)), wenn auch nicht besonders ausführlich. U.a. schreibt er da:
...
"During both IM events and MARATHON, faster finish times were correlated (r = -0.55, r = -0.45, and r = -0.49, P < 0.01) with high CHO intake rates (Fig. 2). "
Holger, ich will ja kein Spielverderber sein, aber so ganz kann ich den Zusammenhang nicht erkennen.
Wenn ich die Zusammenfassung richtig verstehe, dann hat da jemand die Verträglichkeit von KH-Zufuhr während Wettkämpfen untersucht. Das Ergebnis ist, dass, wer viel KH einnahm, häufiger furzen und kotzen musste ("High CHO intake during exercise was related not only to increased scores for nausea and flatulence...").

Dazu hat er 5 Wettbewerbe herangezogen, wovon einer ein Marathon war. Das Ganze hat er mit einem Fragebogen nach dem Rennen ermittelt, und nur beim Radfahren wurde wohl auch während des Rennes etwas untersucht. Soweit, so gut. Dann heißt es, dass bei den Ironmen auch eine bessere Leistung herauskam. Selbst da kann das ja nur anhand der Antworten im Fragebogen erfolgt sein, also dass die Befragten nach einiger Einschätzung durch die Einnahme besser waren. Das ist wenig verwunderlich, denn in der Regel macht man ja etwas, von dem man sich eine Verbesserung verspricht. (Wer sagt schon hinterher: "Gebracht hat es nichts, aber ich musste ständig furzen und gekotzt hab ich auch."?)

Oder hab ich das falsch interpretiert? Gibt der Gesamtartikel mehr her?

Und der Verweis auf den guten Haile ist für mich auch nicht überzeugend. Von Rennen zu Rennen sind es zig andere Parameter, die geändert sind: andere Strecke, andere Bedingungen, andere persönliche Verfassung, persönliche Lernkurve etcetc. Da ist es im Nachhinein kaum möglich, einen einzelnen Faktor zu nennen, der nun die Steigerung ermöglicht hätte.

Bernd
Das Remake
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Immanuel, ich verstehe schon dass das witzig gemeint war, aber es ist mehr dahinter. Ganz allgemein würde ich vor einem Wettkampf eher nicht machen, was ich nicht auch vor dem Training tue. Und etwas mehr auf den Punkt gebracht, allzu viel Entspannung vor dem Rennen ist nicht vorteilhaft:

Science of Running: The key to running fast on race day: Muscle Tension

Ich habe diese Erfahrung in meiner Jugend (schon ein Weilchen her) selbst gemacht, als wir uns nach damaligem Stand des Wissens vor den (Mittelstrecken, Cross) Wettkämpfen immer besonders gut gedehnt haben. Als Resultat davon hab ich mich dann am Start of kraftlos und schlapp gefühlt. Jetzt ist mir klar warum.

Und außerdem, wenn dich die Körpergerüche so stören, dann läufst du wahrscheinlich nie in der Gruppe, auch nicht im Wettkampf? Das sind einfach Dinge, die sich nicht vermeiden lassen. Es ist ja nicht so dass man innerhalb von 12 Stunden (Vortag) von frisch geduscht auf meilenweit miefend geht.

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Bernd, vorab, ich teile deine Skepsis, aber fand die statistische Methode interessant.
burny hat geschrieben:Dann heißt es, dass bei den Ironmen auch eine bessere Leistung herauskam. Selbst da kann das ja nur anhand der Antworten im Fragebogen erfolgt sein, also dass die Befragten nach einiger Einschätzung durch die Einnahme besser waren.
Verglichen wurden die Befragten in diesen Rennen untereinander. Und da ergab es sich halt, dass im Mittel die Teilnehmer mit (höherer) KH-Einnahme schneller waren. Und so dolle aussagekräftig ist das aus verschiedenen Gründen nicht: erstens kann es für diese Beobachtung auch andere Ursachen* (Korrelation, nicht Kausalität) gegeben haben, und zweitens gab es da auch zig Ausnahmen. Ich häng hier mal die Statistik für Hawai dran, damit wir uns an der Verteilung ergötzen können. *Andere Ursachen: z. B. könnten die, die das Rennen ernster nehmen, (mehrheitlich) mehr KH einnehmen, und deswegen sich mehr anstrengen oder von Hause aus besser gewesen sein.
"If you want to become a better runner, you have to run more often. It is that easy." - Tom Fleming

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Simba1966 hat geschrieben: Probleme mit Verträglichkeit, Rhytmuswechsel, Zeitverlust habe ich bisher eigentlich nicht gehabt, bei 2:40h-Läufern sieht das sicherlich anders aus.
Warum?

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gatschhupfer hat geschrieben:allzu viel Entspannung vor dem Rennen ist nicht vorteilhaft
das stimmt. ein heißes wannenbad würde ich auch nicht unbedingt machen aber ein mindestmaß an körperhygiene im umgang mit anderen empfinde ich als selbstverständlichkeit.
gatschhupfer hat geschrieben:wenn dich die Körpergerüche so stören, dann läufst du wahrscheinlich nie in der Gruppe, auch nicht im Wettkampf? Das sind einfach Dinge, die sich nicht vermeiden lassen. Es ist ja nicht so dass man innerhalb von 12 Stunden (Vortag) von frisch geduscht auf meilenweit miefend geht.
frischer schweiß ist geruchlos, das ist kein problem aber ich bin während eines hm's mal mit einem läufer in einer gruppe gerannt, der fürchterlich nach altem schweiß stank. ich vermutete damals, dass er aus gründen des aberglaubens seinen wettkampfdress niemals wäscht, so unerträglich war der gestank :confused: . hinter ihm war es nicht auszuhalten - ich konnte nicht befreit atmen. solche rücksichtslosen entgleisungen hygienischer art können aus meiner sicht vermieden werden, wobei das vielleicht zu seiner strategie gehörte... der gestank liegt mir heute noch unangenehm in der nase, wobei ich zugebe, das jener nicht erreicht werden kann, wenn man nur die morgendliche dusche auslässt. ich habe darüber hinaus aber schon oft mit diversen gerüchen im startblock zu tun gehabt, die schlimmstensfalls die konzentration stören :zwinker5: .
Bild

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gatschhupfer hat geschrieben:allzu viel Entspannung vor dem Rennen ist nicht vorteilhaft
das stimmt. ein heißes wannenbad würde ich auch nicht unbedingt machen aber ein mindestmaß an körperhygiene im umgang mit anderen empfinde ich als selbstverständlichkeit.
gatschhupfer hat geschrieben:wenn dich die Körpergerüche so stören, dann läufst du wahrscheinlich nie in der Gruppe, auch nicht im Wettkampf? Das sind einfach Dinge, die sich nicht vermeiden lassen. Es ist ja nicht so dass man innerhalb von 12 Stunden (Vortag) von frisch geduscht auf meilenweit miefend geht.
frischer schweiß ist geruchlos, das ist kein problem aber ich bin während eines hm's mal mit einem läufer in einer gruppe gerannt, der fürchterlich nach altem schweiß stank. ich vermutete damals, dass er aus gründen des aberglaubens seinen wettkampfdress niemals wäscht, so unerträglich war der gestank :confused: . hinter ihm war es nicht auszuhalten - ich konnte nicht befreit atmen. solche rücksichtslosen entgleisungen hygienischer art können aus meiner sicht vermieden werden. der gestank liegt mir heute noch unangenehm in der nase, wobei ich zugebe, das jener nicht erreicht werden kann, wenn man nur die morgendliche dusche auslässt. ich habe darüber hinaus aber schon oft mit diversen gerüchen im startblock zu tun gehabt, die schlimmstensfalls die konzentration stören :zwinker5: .
Bild

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Simba1966 hat geschrieben:Ist reine Spekulation. Ein anderer Teilnehmer in diesem Forum hat ähnliches vermutet.
Du willst doch in Berlin laufen, oder? bei 2:40-Läufern ist der Zugang zu den Getränken frei, so dass man aus dem vollem Lauf zu den Bechern greifen kann ohne auf anderen Teilnehmer achten zu müssen. Klarer Vorteil.
Ich habe auch keine Belastungsunterschiede zwischen 2:55 (Nr. 1) und 2:39 (Nr. 8) bemerkt. Ich bin sogar die 2:55 mit höheren Puls gelaufen als 2:39.

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Rolli hat geschrieben:Du willst doch in Berlin laufen, oder? bei 2:40-Läufern ist der Zugang zu den Getränken frei, so dass man aus dem vollem Lauf zu den Bechern greifen kann ohne auf anderen Teilnehmer achten zu müssen. Klarer Vorteil.
Ich habe auch keine Belastungsunterschiede zwischen 2:55 (Nr. 1) und 2:39 (Nr. 8) bemerkt. Ich bin sogar die 2:55 mit höheren Puls gelaufen als 2:39.
Okay, wenn das so ist, dann möchte ich alter Sack den Marathon auch in 2:40h laufen. (Träumen muss erlaubt sein).

LG Simba

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Simba1966 hat geschrieben:Okay, wenn das so ist, dann möchte ich alter Sack den Marathon auch in 2:40h laufen. (Träumen muss erlaubt sein).

LG Simba
Was spricht dagegen? Du bist nur ein Jahr älter als ich.

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Rolli hat geschrieben:Du bist nur ein Jahr älter als ich.
Exakt, das ist jung, nicht alt, wie ich aus eigener Erfahrung weiß.
"If you want to become a better runner, you have to run more often. It is that easy." - Tom Fleming

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Hallo Bernd,
burny hat geschrieben:Im Marathon nie!...
...
Da ich nie ein Energiedefizit hatte und bei meinen schnellen Marathons in der Regel mit einem Split von 1 - 2 Minuten hinkam, habe ich auch hinterher keine Veranlassung gesehen, etwas auszuprobieren, was ja auch Risiken bietet ("Never change a running system").
Mich hats wie gesagt nur interessiert. Ich möchte Dich auch nicht belehren, falls der Eindruck entstanden sein sollte. Wenn ich meine WK-Ziele meistens erreichen würde oder gar einen AK-WR im Sack hätte, würde ich mich auch nicht gerade auf die Stellschrauben focussieren, die ich nicht im Verdacht habe bzw. von deren Konzept ich nicht überzeugt bin.

Dennoch wollte ich noch etwas anführen, um ggf. auf ein Missverständnis hinzuweisen: Ein Energiedefizit macht sich nicht ausschließlich als Hungerast bemerkbar. Das ist lediglich die Maximalform bei drastisch abgesacktem Blutzucker mit massiver Leistungseinbuße und Hochschnellen von Herz- und Atemfrequenz. Schon vorher gibt es aber Leistungseinbußen aufgrund von Energiemangel.

Das Thema ist wie gesagt experimentell gut untersucht, sowohl beim Laufen wie auch beim Radfahren. Da korreliert dann der Leistungsabfall, der sich auf Laufband wie auch Radergometer in Faktoren wie Schrittlängenverkürzung oder sinkender Wattzahl zeigt, gut mit dem sinkenden Blutzucker. Nach Kohlenhydrataufnahme stiegen sowohl Leistung wie auch BZ. Indirekt kann man über den Respiratorischen Quotienten auch messen, dass der Anteil der Kohlenhydrate an der Gesamtenergiebereitstellung sinkt bzw. wieder steigt.

Die Sportler berichteten beim Leistungsabfall von zunehmendem Müdigkeitsgefühl in der Arbeitsmuskulatur, was gemeinhin dahingehend interpretiert wird, dass in solchen Phasen der motorische Antrieb des Großhirns auf die Muskulatur abnimmt. Das Gehirn schützt sich quasi selbst vor drohender Unterzuckerung: Absinken des BZ bedeutet, dass das Leberglykogen weitestgehend gelehrt ist. Das Gehirn ist aber auf Kohlenhydrate aus dem Blut angewiesen, es hat keine andere Quelle. Die Arbeitsmuskulatur kann hingegen sowohl auf ihre eigenen Glykogenreserven, als auch auf den Blutzucker zugreifen. Insofern macht so eine hierarchische Regelung natürlich durchaus Sinn, das Gehirn schützt seinen lebenswichtigen Energiespeicher frühzeitig. Es kann nicht direkt auf die Glykogenspeicher in der Muskulatur für seine Eigenversorgung zugreifen.

Insofern kann ich nicht sagen, was in Deinem Beispiel wirklich das Problem war, halte aber neben dem Muskelversagen (dessen Bedeutung - und damit auch die Wichtigkeit seiner Berücksichtigung durch notwendige Intensitäten im Training - ich wirklich in keinster Weise schmälern möchte!) auch energetische Probleme in der betreffenden Arbeitsmuskulatur für möglich.
Beim Jungfraumarathon hatte ich auf der Moräne keine Muskelkraft mehr und kam nur im Intervall stehenbleiben-gehen voran. Das dass definitiv ein muskuläres Problem und kein energetisches war, sah ich, als ich das letzte leichte Bergabstück regelrecht sprinten konnte (andere Muskulatur gefordert).
Die Muskelfasern können wie gesagt (neben dem Blutzuckerspiegel) nur auf ihre eigenen Glykogenspeicher zurückgreifen. Angenommen nun, dass diese Anteile der Arbeitsmuskulatur, ebenso wie das Leberglykogen, durch lange Bergaufpassagen schon nahezu geleert waren. Dann bremst das Hirn die Muskelfasern aus. Das ist noch kein Hungerast, aber die Beine sind Müde, die Kraft fehlt.

Bergab nun, werden teilweise andere Faseranteile involviert, die ihr Glykogen noch haben. Damit wir der Blutzucker weniger angezapft und das Hirn muss dem (noch) keinen Riegel vorschieben. Aus meiner Sicht schlüssig, physiologisch abgesichert und durchaus ebenso wahrscheinlich, wie ein Muskelversagen. Vermutlich, wie meistens im Leben, spielt eine Mischung aus beidem eine Rolle.

Auch zu schnell angegangene Rennen mit spätem Einbruch haltem dem selben Erklärungsmodell dahingehend stand, dass man gerade anfangs, bei noch nicht gut eingeregeltem Stoffwechsel, überproportional viel Glykogen aus den Muskeln leert, dass dann später fühlt. Und dann knurrt einem noch nicht der Magen oder man kippt aus den Latschen, die Effekte zeigen sich schon früher und sind nicht unbedingt klar als nahrungsspezifisch zu erkennen. Ich glaube, das ist ein weit verbreiteter Irrtum.

Ich verstehe wie gesagt Deine Fassungslosigkeit angesichts der Auswüchse innerhalb des Laufsports, ich bin da etwas gelassener, weil halt auch etwas jünger und bei weitem noch nicht so lange dabei.

Aber ich denke halt so: Kohlenhydrate spielen eine Rolle. In der ersten Stunde braucht und sollte man auch eigentlich nichts nehmen auf Marathondistanzen, damit die optimale Einregelung des Kohlenhydrat- und Fettstoffwechsels nicht gestört wird. Viele Arbeiten kommen zu dem Ergebnis, dass schon 30g KH/h ausreichen, um energetische Probleme zu verhindern. Wären also für einen 3h-Marathon zwei bis maximal drei Gele. Das sollte für die allermeisten ohne Magenprobleme machbar sein und ich werde nicht verstehen, wieso ich drauf verzichten sollte, wenn ich mich auf meinen ersten Marathon vorbereite.

Aber das ist wohl auch Einstellungssache. Ich sehe auch mit Sorge eine HF-Hysterie mit vielen Fehlerquellen, dennoch ist das ein einfacher und aussagekräftiger physiologische Parameter, auf den ich nicht verzichten möchte.

Gruß
Sascha

100
Rolli hat geschrieben:Was spricht dagegen? Du bist nur ein Jahr älter als ich.
Aber ich bin noch keine 3 Jahre im Training, zu schwer (ohne Übergewicht), vielleicht nicht ganz so talentiert, aber die 2:50h in den nächsten 2 Jahren ist vielleicht drin.

Auf jeden Fall machst Du mir Mut, das auch alte Säcke der MHK davon laufen können.

Simba
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