Meisterdieb hat geschrieben:Zivilisation macht Trieb- und Affektunterdrückung notwendig.
Nein, menschliches Zusammenleben generell macht Trieb- und Affektunterdrückung notwendig, das hat mit sozialen Strukturen zu tun, nicht mit Zivilisation. Ist aber natürlich reizvoller, der armen Zivilisation mal wieder ein Problem andichten zu können, da kommt man so schön gesellschaftskritisch rüber.
Meisterdieb hat geschrieben:Ich gebe meinem Chef keine Ohrfeige aus Selbsterhaltungsgründen. Das Gefühl wird verinnerlicht. Alle Gefühle sind Taten, die ich nicht nach außen tragen kann.
Das ist jetzt eine nicht allzu logische Aneinanderreihung von Teilwahrheiten. Das Gefühl wird z.B. nicht zwangsweise verinnerlicht, sondern kann auch einfach ein Ventil finden, ich kann z.B. auch einfach gegen den Kopierer treten oder selbst einen "Untergebenen" triezen. Das ist in gewissen gesellschaftlichen Kreisen durchaus üblich, und die sind damit gemessen an den Maßstäben unserer Gesellschaft sogar sehr erfolgreich und angesehen (die typischen cholerischen Alpha-Männchen, die sicher nicht durch übermäßige Trieb- und Affektunterdrückung glänzen). Außerdem sind nur ein winziger Teil von Gefühlen "Taten, die ich nicht nach außen tragen kann" - ich nehme an, Du meinst mit "Gefühlen" hier vor allem Frust und Machtlosigkeit.
Meisterdieb hat geschrieben:Zum Abbau dieses Triebstaus empfieht nun die Kultur Bewegung. Und tatsächlich, das Medikament hilft. Nur die Krankheit wird nicht geheilt.
Tut sie das, die Kultur? Und dann auch noch ausgerechnet das allgemein als dröge angesehene Dauerlaufen zum Frustabbau? Wo doch kulturell in unserer Gesellschaft generell eher das Explosive, Künstlerische, Selbstdarstellerische als Ausdrucksmöglichkeit und als Triebventil angesehen wird und gerade eben nicht das Meditativ-Gleichförmige?