Bei der Suche nach September-Läufen als Vorbereitung für den München-M bin ich diesmal beim Fränkischen Schweiz-Marathon gelandet. Ins Auge gefasst hatte ich ihn schon länger, weil wir ohnehin oft zum Wandern, Radeln und Biertrinken in der F.S. auf Kurzurlaub sind - und dass die Veranstalter sub-3h-Läufern einen Gratis-Start spendieren, hat dann auch gut gepasst. (Dickes Dankeschön dafür übrigens, ist ja nicht selbstverständlich, speziell bei Verwendung des Champion-Chip fallen da doch einige Kosten an)
Anmeldung:
Theoretisch über Internet problemlos möglich, allerdings nur für Besitzer einer deutschen Bankverbindung. Als Österreicher war ich auf eine Anmeldung per eMail-Verkehr angewiesen, obwohl ich ja ohnehin keine Startgebühr zu zahlen hatte. Hier könnte man sich von Veranstalterseite vielleicht überlegen, entweder zusätzliche Zahlungsoptionen anzubieten, oder die Kontoverbindung zumindest als ersten Punkt der Online-Anmeldung einzubauen, damit man nicht (mehrfach weil man glaubt man hat was übersehen) alle Daten umsonst eintippselt.
Organisation:
Beim FS-Marathon ist nur der Start in Forchheim, alles andere spielt sich im friedlichen Ebermannstadt ab. Der Stadtplatz bildet am Samstag eine hübsche Kulisse für die Werbe- und Verkaufsstände; die Startnummernausgabe war sehr übersichtlich und schnell - nebenher werden die Bambini-Bewerbe abgehalten - sehr nett! Goodies gab's praktisch keine, dafür ist das Startgeld mit € 32,-- auch sehr moderat (Nachnenner: 45,--). Üblicherweise bevorzuge ich für Marathons reine M-Läufe, aber bei einer so geringen Teilnehmerzahl wie hier (nicht einmal 300) ist es wirklich positiv, dass sich auch Staffelläufer mit auf der Strecke befinden, auch wenn die letztlich natürlich ein anderes Tempo laufen. Positiv: Die Staffelläufer waren größtenteils auch auf der Rückseite mit dem "Team"-Zettel bestückt, so dass man die Mitläufer besser einschätzen konnte. Die Staffel besteht übrigens nicht aus 2xHM, sondern 16 + 26km - eine Eigenheit des FS-Marathon.
Die Strecke:
Mit dem Spätsommertermin und dem abschnittsweise leicht hügeligen Kurs sowie der geringen Teilnehmerzahl (über die volle Distanz) ist der FS-Marathon sicher kein Kandidat für persönliche Bestzeiten, bei guten Bedingungen aber auch keine ausgesprochen langsame Strecke wie die guten Zeiten diesmal gezeigt haben. Landschaftlich lässt die Strecke ohnehin wenig zu wünschen übrig, von der Bundesstraße aus hat man die markanten Punkte des unteren Wiesenttals - Walberla, Neideck und so weiter - gut im Blick. Das Zuschauerinteresse ist für so einen "ländlichen" Marathon erstaunlich und verteilt sich auch gut - immer wieder kommt man an anfeuernden Grüppchen und kleinen Straßenfesten vorbei. Ab km16 ist die Strecke hin-und-retour, man begegnet also beim Hineinlaufen den Führenden - sehr nett! Die Versorgung entlang der Strecke ist überdurchschnittlich dicht.
Start-/Zielgelände:
Den Shuttle-Service zwischen Ebermannstadt und Forchheim habe ich nicht in Anspruch genommen; letzte Abfahrt wäre um 08:00 gewesen was mir zu früh war, ich ließ mich von meiner Elisabeth um 08:30 direkt in Forchheim absetzen (Start um 09:00). Der Kleidertransport Fo-Ebs hat gut funktioniert, alles sehr übersichtlich. WCs waren in ausreichender Zahl vorhanden und sogar sehr sauber - keineswegs eine Selbstverständlichkeit. Danke! Der Startbereich als Ganzes war gut organisiert und es gab viel weniger Gedrängel als bei vergleichbaren Veranstaltungen - evtl. die gemütliche fränkische Art?
Der Zielbereich war ebenfalls gut organisiert; als einziges Manko möchte ich erwähnen, dass die Männer-Duschen (im Gymnasium) nicht nur elendig weit den Hang hinauf lagen, sondern auch kein warmes Wasser spendeten. Vielleicht könnten die Leute vom THW, die auch an der Strecke viele Posten hatten, für ein Duschzelt z.B. bei der Tankstelle sorgen?
Mein eigener Lauf:
Dies war mein erster "Trainings"-Marathon, sprich aus dem laufenden Training heraus ohne Tapering und als Vorbereitung 6 Wochen vor München gedacht. Der Plan war, die erste Hälfte gemütlich anzugehen (zwischen 1:35 und 1:37 für den HM) und die zweite Hälfte dann als Tempotraining unter 1:30 ins Ziel zu laufen, also eine Zielzeit um die 3:05. Nun laufe ich immer ohne Uhr, und irgendwie hat mich wohl die euphorische Stimmung der Kollegen mitgerissen - oder war es der angenehm kühle Morgen - oder noch der Restalkohol vom Vortag, wo mir 3 "Seidla" die 10-stündige Radtour versüsst haben? Oder das gute Gefühl, wieder einmal meine grellorangen Saucony-Racer an den Füßen zu haben, ohne Sockem wie üblich - jedenfalls ließen sich meine Beine nicht wirklich einbremsen, und als ich bei km4 einen Kollegen mit Uhr nach der Pace fragte, bestätigte sich das - 4:20er Pace, um einiges schneller als geplant. Egal, es hat ja seinen Grund warum ich ohne Uhr laufe - ein langsameres Tempo hätte mir zu diesem Zeitpunkt einfach keinen Spaß gemacht! Ich fand einen Mitläufer mit gutem Rhythmus (Nr.23, Daniel Braunreuther), mit dem ich mich für mehr als eine Stunde zusammentun konnte. Ca. bei km 13 begannen die 16km-Läufer ihre Spurts, wir hielten Tempo und kamen immer noch im 4:20er Pace bei der Wechselzone in Ebermannstadt durch. Ab hier ist die Strecke geteilt - rechts taleinwärts, links talauswärts - auf der Gegenspur kamen auch in hohem Tempo die früher gestarteten Skater und Handbiker ins Ziel.
Kurz hinter Ebermannstadt wartete meine Elisabeth, die mich dann punktweise begleitete und fotografierte (die Laufstrecke ist auch für Fahrräder gesperrt, aber der parallele Radweg frei). Immer noch blieb ich beim Daniel, die HM-Marke passierten wir bei 1:32:15 - definitiv schneller als geplant, aber was soll's, es machte richtig Spaß, auch wenn mittlerweile die Sonne immer stärker herauskam. Ab km22 versuchte ich dann doch noch etwas auf's Tempo zu drücken, setzte mich vom Daniel ab und begann langsam andere Läufer zu überholen (sehr groß war die Dichte trotz Staffel nicht). Bald kamen mir die Führenden im Doppelpack entgegen (der spätere Sieger Tamas Nagy, immerhin auf dem Weg zu 2:26:44, und Etkolo Ashenafi), danach noch ein paar Einzelkämpfer, und kurz vor der Wende bei km29 schließlich ein Dreierpack mit zwei Damen - die spätere Damen-Siegerin Kerstin Steg und ihr Begleiter vom LAC Fürth und eine weitere Dame, Judit Földingne Nagy. Das muss mir zusätzlich Beine gemacht haben , laut Durchgangszeiten bei der Wendematte war ich dort 43 Sekunden hinter den Damen, bei der km32-Tafel hatte ich aber die Gruppe schon ein- und gleich darauf überholt; vermutlich um die 3:55 Pace in diesem Bereich. Das konnte ich natürlich nicht lange halten; Frau Steg und ihr Begleiter erhöhten das Tempo und ich wurde parallel langsamer und musste die beiden ziehen lassen; Frau Nagy blieb aber bis ins Ziel ein paar Meter hinter mir. (Wäre jetzt auch keine Blamage gewesen wenn sie mich überholt hätte, die ist zwar ein paar Jahre älter als ich aber zu ihren besten Zeiten den Marathon schon unter 2:30 gelaufen und immer noch ungarische Rekordhalterin).
Jetzt kamen ein paar recht harte Kilometer ins Ziel - ich kam mir vor als ob ich auf der Strecke klebte, es wurde immer wärmer und die Beine immer schwerer. Die Tatsache, dass ich niemanden vor mir hatte, machte es auch nicht gerade leichter - mich wunderte nur, wie wenige Staffelläufer mich überholten. Gefühlsmäßig war ich da mit 4:40er Pace am Weg, und ich war richtig froh als ich an der 41er Marke vorbei war.
Ganz so schlimm kann es aber nicht gewesen sein - und die Müdigkeit wohl auch mehr mental - denn als dann 100m vor der Ziellinie so ein frecher Jungspund neben mir auftauchte - Markus Veth, Nr. 257 - da konnte ich noch einen schönen Sprint hinlegen und habe ihm bis ins Ziel noch ganze zwei Sekunden abgenommen! Und, Wunder über Wunder, es ist trotz aller Müdigkeit doch noch ein deutlich negativer Split geworden, mit netto 1:31:06 und in Summe 3:03:17. So ist zwar die geplante sub-1:30 für die 2. Hälfte ins Wasser gefallen, dafür war die Zielzeit besser als erwartet - also insgesamt sehe ich das doch positiv in Hinblick auf München. Und als Altersklassen-Dritter habe ich dann sogar noch einen kleinen Warengutschein gewonnen - Jubel!!! (Ist ja auch der erste Wettkampf, den ich als frischgebackener M45er bestritten habe!)
Fazit:
Trainingsplan-Fetischisten mag mein Versuch, einen "richtigen" Marathon ins Training zu integrieren, eine Gänsehaut über den Rücken jagen - aber für alle, die das etwas lockerer sehen, bieten sich der Termin und das stressfreie Ambiente ideal an als Vorbereitung für einen Marathon Mitte Oktober oder später. Und wer sich nicht über 42km verpulvern will, dem stehen mit 16 und vor allem 26km wunderbar flexible Unterdistanzen zur Verfügung. (Finde ich allgemein schade, dass die Distanzen zwischen 21 und 42km im Laufkalender sehr vernachlässigt werden - ab und zu hat man den Eindruck es gibt mehr Ultras als 30km-Läufe).
Und auch als Haupt-Marathon kann ich den FS-Marathon wirklich empfehlen - er ist vielleicht nicht so bestzeittauglich wie manch andere Strecke, aber wer sich ein bisschen mehr erwartet als nur eine schnelle Piste, der kommt hier sicherlich auf seine Kosten. Das ist eine Veranstaltung, die ein wenig von einem "großen" Marathon mit der familiären Atmosphäre eines Dorfrennens gekonnt verbindet, ein unaufgeregt (im besten Sinn) und trotzdem fast perfekt organisierter Volkslauf. Dicke Empfehlung!
Fränkische Schweiz 2013: Mein Debut in der M45 und gleich AK-Dritter!!!
1"Only that day dawns to which we are awake." - H.D.Thoreau
Meine Wettkämpfe in der km-Spiel Tabelle
Meine Lauf-Fotoalben (mit vielen Tiroler Laufstrecken)
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