Moin moin,
erst einmal meinen herzlichen Glückwunsch an alle Finisher und insbesondere an all diejenigen, die Ihre persönliche Bestzeit unterbieten konnten!
Hier mein kurzer Bericht zum Berlin Marathon:
Meine Anreise nach Berlin erfolgte bereits am Freitag, um ohne Stress die Startunterlagen auf der Messe abzuholen. Im Vergleich zum Vorjahr ging dies in diesem Jahr auch viel schneller vonstatten (hängt wohl auch mit der geringeren Teilnehmerzahl zusammen). Am Donnerstag vor der Abreise habe ich noch mitbekommen, dass der amerikanische Ultramaratonläufer Scott Jurek (u.a. zweimaliger Gewinner des Badwater Ultramarathons) zu einem Meet & Greet am Brooks-Stand zugegen sein wird, was ich mir nicht entgehen lassen wollte. Bevor das offizielle Interview mit ihm begann, habe ich noch ein kleines Pläuschchen mit ihm gehalten und mir sein Buch (Eat and Run) signieren lassen. Zu Scott lässt sich sagen, dass er ein unglaublich netter und sympathischer Mensch ist! Er lief übrigens am Sonntag auch den Marathon, jedoch ohne Zeitziel, sondern „just for fun“ um Berlin läuferisch zu „entdecken“. Sein Endzeit: 3:23:55, aber das nur am Rande
Jetzt zu meinem Lauf: Wie bereits vor ein paar Seiten geschrieben, bin ich mit dem Ziel in den Berlin Marathon gegangen, meine PB (3:07) zu verbessern. Mein Trainingsplan (Greif CD) war auf eine Marathonpace von 4:15/km (sub3) ausgelegt. Nachdem der Wecker bereits um 4:45 Uhr klingelte und um 5:45 Uhr ein kleines Frühstück aus Weißbrot/Croissants mit Honig im Hotel eingenommen wurde, ging es um kurz vor 7 Uhr mit der S-Bahn Richtung Berlin-Hbf. Am Startgebiet angekommen wurden erst mal meine Eltern und meine Freundin verabschiedet. Nach einem (sehr erleichternden) Toilettengang und einem kurzen Einlaufen ging es in den Startblock D.
Rund 1,5 Minuten nachdem die ersten Läufer gestartet sind, ging es auch für mich auf die Reise. Die ersten Kilometer verliefen ganz gut, auch wenn das Feld natürlich sehr voll war. Den Verpflegungsstand bei km 5 hab ich wie @ignatov verpasst, da mein Fokus ebenfalls auf einem 3h Pacemaker lag. Die Pace für die ersten 5 km lag bei 4:14 genau im Zeitplan. Um dem Gewusel um den 3 h Pacemaker ein wenig aus dem Weg zu gehen, entschloss ich mich jenen Pacemaker zu überholen und vorweg zulaufen. Das Tempo erwies sich dabei im Nachhinein jedoch als etwas zu schnell. Bis zur Halbmarathonmarke habe ich das Tempo stetig gesteigert, so dass ich mit einer 1:27:56 bei der HM-Marke durchlief (zum Vergleich: meine bisherige HM-Bestzeit aus dem Jahr 2013 lag bei 1:30:10).
Die Durchschnittspace für die ersten 21,1km lag also bei 4:10. Der Abschnitt bis km 25 lief mit 4:14 auch noch sehr zügig. Etwa bei km 27 hatte ich den ersten kleinen Hänger. Nach der Einnahme eines Gels (dem Einzigen) ging es mir gefühlt wieder etwas besser. Die nächsten Kilometer bis km 30 waren mit 4:19 schon etwas langsamer, aber immer noch im Soll. Bis km 35 sank die Pace auf 4:23. Dem schnellen Anfangstempo musste ich jetzt jedoch Tribut zollen und es wurde zum Kampf. Im Kopf habe ich mir immer wieder durchgerechnet, wie viele Sekunden ich noch vor meiner angestrebten Pace lag bzw. wie schnell die Pace auf den letzten Kilometern in etwa sein müsste, um noch eine Chance auf eine sub3 zu haben.
Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis der 3 h Pacemaker mich wieder schlucken würde. Etwa bei km 37- 38 vor dem Potsdamer Platz war es dann soweit: der Pacemaker zog vorbei und mit ihm eine Reihe anderer Läufer. Den Versuch dranzubleiben habe ich erst gar nicht unternommen, da meine Beine am Ende waren. Die sub3 konnte ich mir dieses Jahr also abschminken, aber die Chance auf eine neue PB war noch da. Ich redete mir immer wieder ein bloß nicht stehenzubleiben. Zudem hatte ich da ja noch ein weiteres Ziel: Qualifikation für den Boston Marathon 2016. Mit diesem Ziel vor Augen schleppte ich mich mehr, als das ich lief, die nicht enden wollende Leipziger Straße in Richtung Gendarmenmarkt hinauf. Jetzt war nur noch purer Kampf und Wille angesagt. Die Pace lag jetzt teilweise über 5:00. Als dann endlich die Abbiegung auf die Straße Unter den Linden folgte und man das Brandenburger Tor vor Augen hatte war mir klar, dass ich es schaffen kann. 200m vor dem Brandenburger Tor noch kurz mit meinem Vater abgeklatscht, ging es auf die letzten Meter. Der Zieleinlauf in Berlin ist schon etwas ganz besonderes. Das Brandenburger Tor, die Zuschauer – unbeschreiblich. Die Emotionen waren nur schwer zu unterdrücken.
Im Ziel angekommen, dann der Blick auf die Uhr: 3:01:54. Geil! Verdammt geil! Hammer! Über 5 Minuten unter meiner PB. Und die Quali für Boston 2013 damit (hoffentlich) auch so gut wie in der Tasche (für 2015 liegt der Cut bei 01:02 unter 3:05:00). Scheiß auf die sub3! Die hole ich mir beim nächsten Mal! Jetzt hieß es entspannen auf der Wiese vor dem Reichstag…was für ein geiles Gefühl! Den ordentlichen Muskelkater am Tag danach nimmt man da gern in Kauf, denn wie sagt man so schön: Der Schmerz geht, der Stolz bleibt!
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P.S.: Hier noch meine Marathon-Entwicklung:
1. Marathon: 3:40:33
2. Marathon: 3:32:45
3. Marathon: 3:07:00
4. Marathon: 3:01:54
5. Marathon: ?:??:??