Als Abschluss für mein Laufjahr 2013 (und einzigen tatsächlich ernsten Wettkampf, nach einer gesundheitlich verkorksten ersten Jahreshälfte) hatte ich mir den München-Marathon ausgesucht - nach Barcelona, Florenz usw. einmal was in der näheren Umgebung! Außerdem war hier 2005 mein erster sub-3h-Marathon, also gute Erinnerungen!
Hier mein Bericht zu einem der größten Läufe in Deutschland:
Anmeldung:
Über Internet, mit verschiedenen Bezahlmethoden. Frühbucher kriegen's etwas billiger, ich habe 65,-- € gezahlt. Ein recht deftiger Preis für einen Lauf mit wenigen Goodys im Bag in einer Stadt, die vor potenten Sponsoren nur so strotzt. Allerdings ist die Organisation auch Top, es gibt ausreichendst Dixis (nicht selbstverständlich bei so einem großen Lauf), lange übersichtliche Verpflegungsstellen, warme(!) Duschen, jede Menge Helfer z.B. bei Ausgabe und Beutelabgabe ... - also insgesamt nicht billig, aber man bekommt auch ein feines Rundherum geboten.
Angeboten wurden neben dem Marathon auch ein halber und ein 4-er-Staffelmarathon sowie ein 10km-Lauf.
Organisation:
Ich würde sagen, fast perfekt. Nummern und Beutel können bereits ab Freitag abgeholt werden, auch den ganzen Samstag über bis 19:00 und Sonntags vor dem Lauf. Als kleinen Kritikpunkt würde ich anmerken, dass die Event-Arena am Olympiagelände rein von der Fläche her praktisch am Platzen war (ich war Samstag gegen 15:00 dort); wir haben die Halle schnellstmöglich wieder verlassen - was etwas schade für die Aussteller ist. Vielleicht kann man sich da was überlegen - evtl. war man auch von den Teilnehmermengen überrascht!
Zur Zeitnehmung wird der Champion-Chip verwendet. Die Startnummer war von dezenter Größe und personalisiert, sehr angenehm. Wie schon erwähnt war das Rundherum an der Strecke fast schon luxuriös - die Dixis, die Verpflegung, die Absperrungen, das großzügige Startgelände und das tolle Zielgelände, die Bands ... sogar für die letzten km raus aus Schwabing hat man noch 2 kleine Bühnen installiert (das war 2005 noch ein sehr öder Streckenabschnitt) - danke!
Sehr gut organisiert finde ich auch die Trennung Marathon - Halbmarathon - 10km - Staffel. Hier in München fühlt man sich als Hobby-Marathonläufer richtig ernstgenommen; wenn ich das z.B. mit dem ähnlich großen Vienna City Marathon vergleiche, wo alles bunt durcheinanderläuft, dann war das in München ein echter Genuss! (Ich habe nichts gegen die anderen Disziplinen, aber eine zeitliche Trennung macht wirklich Sinn aus meiner Sicht).
Ebenfalls sehr gut finde ich das "local heroes"-Konzept - hier gibt es keine Startprämien oder Preisgelder, und dementsprechend findet man am Start auch wirklich fast nur Hobbyläufer - ein echter Volkslauf, wo wir Hobbyisten im Vordergrund stehen und nicht ein paar Stuntläufer! Danke sehr an alle im Organisationsteam und alle Helfer, eine wirklich gelungene Veranstaltung!
Die Strecke:
Ein (mehr oder weniger) Rundkurs durch München mit ein paar sehr verschiedenen Abschnitten. Das Profil ist nicht wirklich flach, aber es gibt auch kaum "steile" Abschnitte - sogar die Unterführungen sind alle recht sanft. Der Kurs hat auch wenige scharfe Kurven; man kann also durchgehend Tempo machen. Von den Attraktionen her hält man sich eher zurück - München ist in weiten Streckenteilen kein Sightseeing-Marathon, auch wenn man die eine oder andere Sehenswürdigkeit "mitnimmt". Anfangs gehts im dichten Feld durch Schwabing, dann folgt ein ca. 10km langer Abschnitt durch den englischen Garten - beim wunderschönen Herbstwetter wie diesmal echt toll, wie ein Landschaftslauf! Es folgen ca. 15 nicht sehr attraktive "Füllkilometer" bis es dann so ab km 30 in die Innenstadt zurück geht, wo der attraktivste Teil der Strecke (km 30 bis 38 beginnt). Leider ist hier der Straßenbelag am "schlechtesten" (aus Läufersicht), so dass man immer nur klurze Blicke an die Gebäude verschwenden kann. Dafür ist die Strecke hier dicht von Zuschauern gesäumt - ansonsten ist die Kulisse abgesehen von kleineren Hotspots recht dünn; die meisten Münchener haben wohl am Sonntag besseres zu tun als die Verkehrshindernisse anzufeuern
Der Zieleinlauf im Olympiastadion ist eine Besonderheit; wirklich ein tolles Gefühl - dafür nimmt man auch im Kauf, dass die letzten 4km des Kurses sehr wenig attraktiv sind. Irgendwie muss ma halt naus da.
Start-/Zielgelände:
Wie schon geschrieben tut sich München da wirklich hervor; alles ausreichend dimensioniert trotz Rekordteilnehmerzahl, und mit jeder Menge Helfern. So muss das ausschauen! Und nach den Kneipp-Erlebnissen in der Vorbereitung beim FS-Marathon und dem Innsbrucker Nightrun war ich diesmal von den Duschen sehr angetan - sooo viele! Und warmes Wasser! Das man sogar regeln kann! Waaaahnsinn! Der pure Luxus ...
Auch die Zielverpflegung hat's in sich, sowohl Auswahl als auch Menge sind super - wer wollte könnte sich hier kaputt futtern und trinken. Noch einmal ein dickes Dankeschön an die Veranstalter!
Mein eigener Lauf:
Das Tapering war aufgrund eines leichten Infekts in der Vorwoche nicht wie geplant verlaufen, aber heute fühlte ich mich trotzdem komplett gesund und topfit! Auch das Wetter versprach ideal zu werden - sehr kühl aber heiter nach Regen am Morgen.
Am Start wollte ich mich mit Chris und Stefan Wurdel vom Marathonforum treffen; Chris leider am Freitag erkrankt - aber der Stefan erkannte mich wohl an meinem grellorangen Outfit! Wir quatschten ein bisschen und dann knallte ziemlich unvermutet die Startsalve (ja, mir sein in Bayern - trotzdem ein Schreck; ein paar Leute erwähnten das Boston-Attentat).
km 0-5: Vom hinteren Bereich in Block A aus gingen wir den ersten km recht gemütlich an; die Strecke war ordentlich breit und es kam zu keinen echten Behinderungen. Der Stefan mochte gar nicht glauben, dass ich so langsam starte ("wir sind zu langsam, oder?"), aber so ab der 1km-Marke waren wir dann "auf Zug". Ca. ab km 3 ließ ich ihn dann langsam hinter mir, ich hatte einen sauberen Rhytmus gefunden und arbeitete wie gewohnt das Feld von hinten auf. (Km 0-5 in 21:03; Pace ca. 4.13 - wobei der 1.km ca. 4:45 war laut Stefan)
km 5-10: Voll in Schwung, wohl sogar etwas zu schnell - rein in den englischen Garten und ständig am Überholen - für diesen 5km-Abschnitt benötigte ich genau 20:01; also ein 4:00-Pace. Ja, definitiv zu schnell ... aber ich laufe ja immer ohne Uhr und der Rhythmus war gut.
km 10-20: Englischer Garten und ein paar Straßen dahinter. Die Bäume spendeten angenehmen Schatten. Kurz nach km 15 stand meine Elisabeth am Rand und reichte mir mein Trinkfläschchen. Immer noch war ich eifrig am Überholen, nur eine Dame kam von hinten und überholte ihrerseits mich; ich blieb dann bis ca. km 23 an ihr dran aber letztlich war sie mir zu schnell. Das war Katerina Kriegelova aus Tschechien auf ihrem Weg zum 5. Platz der Damenwertung. Zeit für den 10km-Abschnitt: genau 41:00; Pace 4:06.
km 20-30: Der langweiligste Streckenabschnitt vom Baulichen her. Zusätzlich war jetzt der Sonnenschutz praktisch weg, es wurde rasch wärmer. Den Halbmarathon passierte ich bei 1:26:33 netto - etwas zu schnell wiederum aber noch gut im Rhythmus. Kurz danach fand ich endlich einen Läufer, der ca. mein Tempo ging, während die Katerina vorne langsam davonzog; Innocente Puntel aus Innichen in Südtirol (zumindest arbeitet er dort als Carabinieri, wohnen tut er in Lienz, wo auch mein Vater herstammt). Mit dem tat ich mich dann bis ins Ziel zusammen, was wirklich eine Erleichterung war! Alleine Tempo zu machen ist nicht so ganz mein Ding ... km 20-30 in 40:59, also praktisch identische pace wie auf km 10-20, obwohl das der Teil der Strecke mit den meisten Steigungen ist.
km 30-40,2: Durch die Altstadt hat man viele Zuseher, und auch von den Bauwerken her ist das der attraktivste Streckenabschnitt - die Männchen der Rathausuhr führten aber gerade ihr Spiel auf, so dass die Kameras dort nicht auf mich gerichtet waren. Bei km 35 stand wieder Elisabeth mit einer Nuckelflasche, die ich nur halb trank und den Rest dem Innozenz gab - die Dinger sind so viel feiner als die Pappbecher! Kurz danach überholte ich Stefan Schönherr vom SV Schlickeralm; vor 3 Wochen war er mir beim Innsbrucker Nightrun Halbmarathon noch um 2 Minuten davongelaufen - jetzt waren wir schneller. Ich unterhielt mich kurz mit ihm, dann ging's weiter durch die Innenstadt. Die Beine wurden auf diesem Abschnitt schon ziemlich schwer; die nicht ganz ideale Vorbereitung machte sich bemerkbar! km 30-40,2 in nur mehr 42:53, Pace 4:12 - zäh, zäh!
km 40,2-42,2: Obwohl's zäh war, war ich dem Innozenz schon 5m davongelaufen, bis zum Stadion holte er mich aber wieder ein und auf den letzten 200m zog er mir sogar noch um einiges davon! Ich hatte mental aber auch schon ziemlich abgestellt; sicher wäre es ein bisschen schneller gegangen aber ich war einfach glücklich, nach der nicht so tollen Saison noch so einen schönen Marathon ins Ziel zu bringen! Diese letzten beiden km in 8:40, Pace 4:20 - also, viel weiter hätte dieser Marathon nicht gehen dürfen! Im Ziel standen 2:55:10 - netto waren das (weil wir ja ziemlich hinten im Block gestartet waren) 2:54:35, meine dritte sub-2:55 Zeit und neue PB. Der Innozenz war zwar vor mir durchs Ziel, ist aber netto 4 Plätze hinter mir klassiert aus diesem Grund. Der Split schaut nicht sehr gesund aus - 1:26:33 zu 1:28:02; wenn man allerdings die rasant steigenden Temperaturen berücksichtigt, war es alles in allem eh gar kein schlecht eingeteiltes Rennen; gerade die km 5 - 10 waren vermutlich einen Tick zu flott.
In Summe: 192. bei den Männern und 33. in meiner M45-Klasse; und: SECHSTBESTER ÖSTERREICHER! Yeah. In Florenz war ich zwar schon drittbester, aber da waren auch ungleich weniger am Start.
Im Zielauslauf traf ich dann noch Kerstin Steg, die als 6. Frau (und erste ihrer AK) drei Minuten vor mir ins Ziel gekommen war; schon beim FS-Marathon vor sechs Wochen war sie mir ab km32 uneinholbar davongezogen. Weiter hinten konnte ich dann noch ein paar Minuten mit dem Innozenz und dem Stefan Schönherr plaudern, während ich auf den anderen Stefan wartete; im dichter werdenden Getümmel müssen wir uns aber verfehlt haben - er kam mit netto 3:03:27 auch gut ins Ziel, 408. Platz von mehr als 5.200 klassierten Männern.
Fazit:
Eine empfehlenswerte Veranstaltung, die mir mit ihrer vorbildlichen Organisation und der Hobbyläufer-Philosophie wirklich gut gefallen hat! Die Strecke ist schnell, einzig der Sightseeing-Faktor und das Publikumsinteresse sind nicht so groß wie bei ähnlichen Veranstaltungen. Wobei mir die Strecke fast so gut gefallen hat wie die vom Vienna City-Marathon, um einen vergleichbaren Lauf zu nennen - der Abschnitt durch den englischen Garten ist auf jeden Fall hübscher als die langen Prater-Geraden
Aus persönlicher Sicht war mir die PB sehr wertvoll; ich leide ja seit letztem Winter an teilweise unguten Herzrhythmusstörungen (Extrasystolie) und zusätzlich war ich 2 Monate lang im Frühling mit einer wehen Achillessehne aus dem Rennen - nach diesen Tiefschlägen war diese Leistung echtes Balsam für meine sensible Seele. Danke daher auch noch einmal an meinen Kardiologen Norbert Schauer, der mich durchs Jahr durch aufgebaut und mir nach der Ergometrie am Dienstag noch einen schönen Lauf gewünscht hat - ja, schön ist er geworden!
München Marathon 2013 - Schöner Abschluss einer so-so Saison!
1"Only that day dawns to which we are awake." - H.D.Thoreau
Meine Wettkämpfe in der km-Spiel Tabelle
Meine Lauf-Fotoalben (mit vielen Tiroler Laufstrecken)
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