Unwucht hat geschrieben:Aber POL bedeutet ja nicht, so wenig wie möglich zu machen um sich noch zu verbessern, oder? Ich verstehe das eher als ordentlich hinlangen, aber nicht zu oft. Denke das können die meisten hier unterschreiben, auch wenn manchen schon mal im Training die Pferde durchgehen.
Genau. Mit Betonung auf "nicht zu oft".
Antracis hat geschrieben:Aber bezgl. Im Kreis diskutieren: Ich hab meine 90seitige Antwort jetzt auch wieder gelöscht und breche puristisch darauf runter, dass es auch um die Motivation geht, die man auch befriedigen muss und man, stark vereinfacht, die richtige Mischung aus herz- und kopfgesteuertem Training finden muss, die zu einem persönlich passt.
Das ist sowieso das Wichtigste.
Nur muss man da halt einfach immer brutal ehrlich zu sich selber sein bezüglich der Motivation, bestimmte Dinge zu tun oder nicht zu tun.
Ich habe mir für mich das Konzept von "Grund oder Ausrede?" ausgedacht. Im Prinzip frage ich mich einfach immer, ob die Begründung, die ich mir selber gebe, etwas zu tun (oder nicht zu tun) wirklich ein triftiger Grund oder vielleicht doch eher eine Ausrede ist. Das kann dann ums Training gehen, z.B: bin ich überzeugt davon, dass es mir wirklich trainingstechnisch etwas bringt, eine Einheit etwas schneller zu laufen als eigentlich geplant (-> Grund) oder habe ich einfach Lust, etwas schneller zu laufen, weil es sich in dem Augenblick vielleicht einfach besser anfühlen würde (-> Ausrede) - ist aber natürlich auch (und vor allem) im Alltag anwendbar: Abwasch später machen, weil es ja sein könnte, dass im Forum ein wichtiger neuer Beitrag steht, auf den ich antworten
muss (-> Ausrede) oder weil ich noch schnell einkaufen muss, da der Laden in 20 Minuten schließt (-> Grund).
Aber auch hier hängt es wie so oft davon ab, was die Motive - z.B. fürs Laufen - sind. Ist die Leistung in einem evtl. noch Monate entfernten Wettkampf wichtiger oder geht es vor allem darum, Spaß am Laufen zu haben? Und schließt sich das aus?
Diese Gedanken haben einen großen Einfluss darauf, was ich als Ausrede oder als Grund werte.
Antracis hat geschrieben:Schwierig wird das immer bei sich selbst trainierenden Amateur- Athleten ohne Trainer, also der Mehrheit. Nicht umsonst gibt es unzählige erfolgreiche Beispiele der Sportgeschichte, wo sich das aufteilt...also durchgeknallter Athlet und sehr rational-kühler Trainer.
Habe ich im oben empfohlenen Buch gelernt: oftmals
muss ein Athlet wohl sogar durchgeknallt, egoistisch und rücksichtslos sein, um es wirklich
ganz an die Weltspitze zu schaffen. Falls wer Netflix hat: in "Born Strong" sieht man das auch ganz gut, was alles dazu gehört, wirklich erfolgreich zu sein (in diesem Fall als "Strongman").
Antracis hat geschrieben:Um bezgl. der Motivation zu verdeutlichen, was ich meine: Wenn ich heute 6 x 1000m in 3:40 laufe, ist der große Drang da, das auch in 3:35 zu schaffen. Das motiviert mich ungemein, die Leistung freizusetzen und bringt mich, wenn ich es schaffe, einen Schritt nach vorne. Wichtig ist einfach, dass vermutet maximale rauszuholen. Da es definitiv aber frustrierend ist, verletzt gar keine 1000er laufen zu können oder nicht an die Startlinie eines WK zu kommen, kann ich das nicht immer riskieren und muss da Abtriche machen.
Bei Dir alcano kommt es für mich so rüber, dass Du Dich auch vor allem darüber motivieren kannst, dass wenn Du die 1000er auch die nächsten Male noch in 3:40 läufst, dass Dich mit der Zeit sowieso ziemlich sicher zur 3:35 und sogar noch weiter bringt, während es natürlich ein Risiko darstellt, das heute schon zu versuchen. Daraus ziehst Du dann die Motivation und Gelassenheit, darauf erstmal zu verzichten. So meine zugespitzte Vorstellung, gerne korrigierbar.
Kommt darauf an, was das Ziel einer Einheit ist. Wenn ich die aber in 3:40 laufen will, weil ich davon ausgehe, dass das z.B. mein aktuelles 5k-RT ist, werde ich schon versuchen, die in dem Tempo (und nicht schneller) zu laufen. Sonst könnte ich mir ja gleich 6x 1000m @ 3k-RT vornehmen, was dann eine andere Einheit mit einem leicht anderen Ziel wäre. Außer ich merke, dass ich mich komplett falsch eingeschätzt habe und mir die schnellen Abschnitt
viel zu leicht fallen. Dann korrigiere ich auch während einer Einheit. Das setzt aber natürlich voraus, dass man ganz genau weiß, warum man zu diesem Zeitpunkt genau diese Einheit läuft und was ihr Sinn und Zweck ist.
Ich laufe aber tatsächlich relativ oft Intervalleinheiten/Fahrtspiele nach Gefühl, ohne dass es mich
allzu groß kümmert, welches Tempo dabei rauskommt (auch wenn ich natürlich eine relativ genaue Vorstellung davon habe, in welchem Bereich es liegen sollte). Dabei nehme ich mir dann z.B. vor, so ungefähr 10k-Effort zu laufen. Die Kombination aus beidem hilft mir auch einfach, mein Tempo- und Körpergefühl zu verbessern und besser in mich hineinzuhorchen.
voxel hat geschrieben: Das erinnert mich an die Nike Schuhe. Du hast mir neulich schon ein klein wenig ein schlechtes Gewissen gemacht. Ich hab die 250 Euro Treter bestellt, anprobiert und mich nicht getraut die teueren Latschen zu benutzen und bin kurz davor sie wieder zurückzuschicken. Irgendwie unmoralisch mit 500 Mark Schuhen zu laufen.
, das war natürlich nicht meine Absicht. Aber falls es dir bei deiner Entscheidung hilft: die Haltbarkeit der Schuhe soll wohl ziemlich bescheiden sein. Hier hilft es meiner Meinung nach, sich zu fragen, womit man in Zukunft besser leben kann: Ausprobieren, Bestzeit laufen, nicht wissen obs an den Schuhen lag oder am Training (vielleicht ist das aber auch egal) und evtl. die Schuhe nach 2 Marathons entsorgen müssen wegen Haltbarkeit. Oder zurückschicken und nie erfahren, ob man nicht vielleicht doch mit den Schuhen noch 1,2 Minuten schneller hätte laufen können. Und wenn man sich entschieden hat nicht mehr zurückschauen und sich fragen, ob das jetzt die richtige Entscheidung war (der schwierigste Teil
).