Bericht vom München Marathon am 10.10.2021:
Schon Freitag bei der 3G - Akkreditierung und dem Erhalt des Laufbändchens und meines Lauftrikots konnte ich einen Blick auf die Tartanbahn des Olympiastadion von 1972 werfen und das Start- und Zieltor von oben aus der Vogelperspektive bestaunen. Umwerfend, da hatte ich schon richtig Gänsehaut:
Ich habe einen persönlichen Bezug zum Olympiapark, meine erste Wohnung war direkt am Olympiapark und wie oft saß ich auf dem Balkon und konnte das satte grün und das tolle Areal & die ganze offene Architektur bewundern.
Die ganze Tapering-Woche lief sehr gut und ich fühlte mich von einem Schnupfen abgesehen relativ gut und habe mich mit Pute, Hähnchenbrustfilet, Kartoffeln und schwarzen Reis entsprechend in die Carbo-Full-loading Zone begeben.
Sonntags war ich heiß wie Puma-Kacke um meinen Gefühlzustand mit Levi's Sohnemann's Worten zu sagen und gespannt auf den Lauf wie ein Flitzebogen. Um 8:00 Uhr Ankunft im Olypark und ich beobachte das Geschehen im Stadion. Erste Zuschauer waren schon da, Musik, Stadionsprecher und eine tolle energiegeladene Atmosphäre. Wie es der Zufall wollte, habe ich noch Matterno vom Forum getroffen und wir haben uns kurz über unsere Feelings & den Lauf unterhalten - auch über die Wunschzeiten, logisch, was wäre wenn ... große Vorfreude, beide sind wir im Block B eingeteilt. Klamottenabgabe supergut organisiert im Olystadion, klar, das Teil ist für Wettkämpfe in der Art ausgelegt und bestens ausgerüstet.
Um 8:45 Uhr stehe ich also an der B-Rampe zur Tartanbahn, wie von D-Bus empfohlen mit dem Lauftrikot und kurzen Hosen und das war goldrichtig. Gedanklich gehe ich meine Strategie durch: Versuche einen negativen split hinzubekommen, laufe nicht die ersten Kilometer an wie ein Idiot und breche nicht hintenraus ein. 4 Wochen zuvor bin ich in Altötting den HM in 1:28:40 h gerannt, superschnelle Strecke, allerdings viel zu schnell angelaufen mit den ersten beiden Kilometern jeweils unter 3:45 min, da habe ich mich dann hintenraus extrem quälen müssen und bin quasi ein wenig eingebrochen.
Impression HM Vorbereitung Altötting:
Also getz für Minga: Bleibe cool und fokussiert, junge, du hast gut trainiert, all okay, hau raus was geht, genieße den Lauf, den Tag, die Menschen, den Wettbewerb, die Zuschauer ...
Impressionen Olympiastadion München vor und während des Laufes:
Schon geht's runter auf die Tartanbahn zum Starttor
uuuuund "Ready to Rumble" mein zweiter Marathon startet - 10-9-8-...-1-Peng!
Der erste Kilometer:
Dichtes Gedränge beim Ausgang vom Olystadion und auf den ersten 500 m, danach gings auf eine asphaltierte Strasse des Olympiaparks und das Feld hat sich schnell gelichtet. Insofern ich relativ weit vorne gestartet bin mit einer Brutto-/Nettodifferenz von nur 13 Sekunden habe ich nun relativ freie Bahn. Stryd hatte ich mit der Uhr gekoppelt und dennoch stimmt was mit der Pace - Anzeige nicht, mist, wie in Altötting beim HM, hätte ich Stryd besser mal kalibriert denke ich. 1 km so in 4:26 min und ~ von 4:38 min wird angezeigt auf der Uhr. So what, ich fühle mich gut, cool bleiben und genauso weiterlaufen. Nach 3 bis 4 km laufe ich relativ rund und die ~-Pace auf der Uhr bleibt auf 4:38 min gefixt und der Abgleich Echtzeit mit den Strecken-Kilometern ergibt mit Kopfrechnen eine 4:28 min / km.
Kilometer 5:
Auf die bekannte Leopoldstrasse geht's in Schwabing Richtung Siegestor, Zuschauer jubeln, Endorphine und Dopamine schießen mir durch den Kopf und ich denke ich könnte Bäume ausreißen. Grandios, so macht Laufen Freude
- Zwischenzeit bei Kilometer 5: 22:28 min, passt.
Kilometer 5 bis 10:
Vorbei an den Altbauten in Schwabing Ost Richtung Chinesischer Turm unter vielen Zuschauern am Straßenrand und mit Freude in den grünen Englischen Garten bei Sonne einlaufen. Nach 7 bis 8 km ist der Lauf richtig meditativ geworden, runde Sache bisher. Homebase, mei ist das schön, die Sonne scheint und es ist schon merklich wärmer als beim Start.
Auf einmal sind laute Trommelgeräusche zu hören und eine sympathische Gruppe von trommelbegeisterten Menschen feuert die Marathonis an. An den Stationen greife ich jeweils zu Wasser, geht ziemlich fix, das Behältnis zusammengedrückt und getrunken, kein Zeitverlust.
Zwischenzeit 44:58 min bei 10 km, d. h. ziemich exakt bei 4:30 min pro Kilometer und noch immer gut im Plan.
Kilometer 11 bis 20:
Ich bin im Flow und der Englischen Garten lässt mich fast meditativ durch das Grün gleiten - nach 15 km zeigt die Uhr 1:07:53. Bei Kilometer 18 ist das Olympiastadion wieder in Hörweite, phantastisch die Geräuschkulisse zu spüren und ich die Vorfreude bei den HM-Leuten die parallel mit den Marathonis gestartet sind überträgt sich auf mich. 20 KM nun geschafft in 1:30:14.
Kilometer 21 bis 30:
Ich fühle mich ziemlich gut und freue mich auf die zweite Runde, ein Blick auf die Uhr und ich nehme mir vor, dass ich jetzt nach meiner Logik etwas schneller als die ~ 4:38 (der verfälschte Wert) laufen muss um den negativen Split hinzubekommen. HM-Zeit 1:35:03 und rein in die Schleife und runter auf die Leopold und Siegestor, diesmal mit noch mehr Sonne und vielen vielen Glücksgefühlen, großartig:
Ich unterhalte mich mit einem Läufer der mir berichtet, dass er mindestens Sub 3:10 h laufen möchte und wir vereinbaren, dass wir uns gegenseitig motivieren. Er fängt schon mal an und sagt, dass mein Laufstil richtig gut sei. Thanks!
Impression Siegestor:
Im Englischen Garten lasse ich sprichwörtlich einfach laufen und bin wieder im mediativen Geist und genieße den Lauf. An jeder Laufstation Wasser greifen und die Natur bewundern. Die Uhr zeigt ein ~ Pace von 4:37 min an, also denke ich, dass ich aktuell im negativen Split laufe, also auf 4:28 oder 4:29 min/km. Im Kopf irgendwas umrechnen tue ich schon lange nicht mehr, ich vertraue auf das Tempo und mache weiter. Erste Momente des Grübelns beginnen nun ab KM 28 hinsichtlich der 30 KM - Marke und dem Mann mit dem Hammer. Bedenken kommen auf wegen meiner fehlenden 30km+ Läufe in der Vorbereitung.
Kilometer 31-40:
KM 31.1 = 2:20:00 h und ich bin noch gut im Saft, mir scheint's als sei ich einen Sonnenkind und ich denke viel an meine Partner*in und unsere schönen Jahre bisher und wie dankbar ich für diese Beziehung und die schöne Zeit bin und generell ist das nun eine Phase des Lebensrückblicks und Draufschau. Besser als jede Therapie vermutlich, so ein Lebenszeitraffer-Ding hatte ich schon beim ersten Marathon in Ulm. Bei KM 33 oder 34 fällt dann mein Laufkumpane zurück und vom Mann mit dem Hammer zum Glück keine Spur. Nach 35 km bin ich mir ziemlich sicher, dass ich das Stadion erreichen werde und ich visualisiere das Olystadion und den Einlauf und große Vorfreude kommt in mir auf. Noch einmal vorbei an der Leopold und ein schneller Blick auf das Siegestor und schon in den Olympiapark.
Kilometer 41 bis 42.195:
Unbelievable das Gefühl, die Zuschauer, das Stadion - ich sprinte durch das Olympische Tor in das Stadion und sehe das Finisher-Tor, jubelnde Zuschauer und richtig geile Mucke. Ich haue die letzten Funken aus meinem Körper und sprinte die Tartanbahn Richtung Ziel.
Impression vom Zieleinlauf, ich sollte noch am "smiling" arbeiten, nun denne:
Abschließende Gedanken zum Lauf in München:
Da ist eine große Dankbarkeit und Freude in mir das ich diesen Lauf machen durfte und viel Unterstützung hatte. Inbesondere von meiner Partnerin, von Freunden, vom Forum hier. Ganz ganz große Klasse!
Den negativen Split konnte ich (leider) nicht hinlegen, 1:35:03 u. 1:35:57 =
3:11:00 Gesamtzeit. Ziel war Sub 3:15 h und das habe ich dann relativ klar unterboten. Insgeheim habe ich mir eine 3:08:00 erhofft, das hat nicht funktioniert, hätte hätte Fahrradkette.
Laufziele für die Zukunft:
Die Frage stellt sich mir natürlich, ich bin in Ulm vor 2 Jahren meinen ersten Marathon gelaufen ohne spezifisches Training und nun in München fast eine Minute pro Kilometer schneller. Allerdings hatte ich m. E. auch eine Sub 3:15 schon März 2020 für den Freiburg Marathon drauf (Training damals nach Hubert Beck Planer 3:15, wegen Corona wurde der Wettkampf abgesagt). Was ich stabilisieren und ausbauen konnte seitdem war das Lauftraining, die Laufeinheiten, mehr Laufkilometer und Erfahrung.
Stand Jetzt bin ich am Überlegen ob ich die Sub 3 angehe - und da ich grade im Urlaub bin kann ich da mal ziemlich gechillt drüber nachdenken, vielleicht kommt eine Erkenntnis - vielleicht auch nicht.
Nochmals Danke schön an alle hier & bis bald, Euer Sven