leviathan hat geschrieben:
Was ich damit sagen will... Anti setzt die Benchmark in Bezug auf Professionalität extrem hoch. Das geht mit deutlich weniger. Nur wirst Du dann auch nicht 90% oder 95% Deines Potentials abschöpfen, sondern eher 80%. Das könnte aber wiederum gut in Deine Lebenswirklichkeit passen. Ich würde es auf jeden Fall nicht durch den Blick auf die Trainingspläne und -umsetzungen von einigen Protagonisten hier im Faden entscheiden.
Die Wahrheit liegt ja meist in der Mitte. Deine und z.B. auch voxels eindrucksvolle Ergebnisse auf der LD sind ja alle mit vergleichsweise wenig Stunden erzielt worden (wobei voxel zum Beispiel im Jahr seiner LD meiner Erinnerung nach immerhin dabei auch 7000 Radkilometer abgespult hat!). Ihr seid aber beide auch im Laufsport mit verhältnismäßig wenig Stunden vorne dabei, insofern ist das vermutlich auch eher ein extrem.
Mein Ergebnis steht sicherlich in einer eher ungünstigen Verhältnis zum Trainingsumfang, bewerten kann man das aber sicher erst hinsichtlich der Effizienz in den nächsten Jahren. Ich bin mir sicher, dass ich noch deutlich schneller werden kann., ohne mehr oder härter zu trainieren.
Ich teile den Eindruck vieler Trainer, dass die meisten Sportler für eine Langdistanz schon 10-12h pro Woche benötigen für eine "sinnvolle" Vorbereitung. Sinnvoll meint, so vorbereitet an die Startlinie zu kommen, damit man nicht zwangsläufig gehen muss und trainingsmethodisch nicht allzuviele Verrenkungen machen muss. Und 10-12 Stunden meint den Schnitt über die vielleicht letzten 6 Monaten, d.h. da sind dann natürlich auch mal 15h pro Wochen angesagt.
Klingt jetzt viel, andererseits wenn man sich mal klarmacht: Man sollte schon in der direkten Vorbereitung mal 3-4h Rad fahren und einen langen Lauf von 2 bis 2,5h unterbringen. Dann sind wir schon bei 6h. Dann nochmal 2 x kürzer Radfahren und 1-2 mal Laufen und wenigstens einmal , besser zweimal, Schwimmen...das wird schon in 10-12 Stunden eng.
Insofern ist es sicher nicht verkehrt, sich klarzumachen, dass auch Mitteldistanz und olympische Distanz und sogar Sprint ein schöner Sport ist. Aber klar, ich finde LD auch am Geilsten!
Was natürlich hilfreich ist, wenn man wenig Zeit hat:
- Schon Kraulschwimmen können oder damit leben können, das man Angst vor dem Neoverbot hat und sich mit Blick aufs Zeitlimit durchkämpft und dann erst der WK richtig beginnt: Ein großes und zeitaufwändiges Problem weniger! Schwimmen signifikant zu verbessern braucht schon mindestens 3 Einheiten pro Woche, am besten auch mehr und über die Logistik brauche ich sicher nix zu erzählen, gerade wenn man nicht in einer Großstadt wohnt.
- Eine Affinität zum Rollentraining hilft ungemein, zeiteffizienter kann man gar nicht trainieren. Wenn man aber Rolle und/oder Zwift langweilig findet
und zeiteffizient trainieren will, wird es richtig schwer
- eine Läufervergangenheit mit gewisser Robustheit hilft ungemein, hier kann man zum Beispiel unauffällig auf Darth guggen.
Mein längster Lauf in der Vorbereitung war 2h:20min/28km und die höchsten Umfänge 60-70Wkm, im Schnitt eher 40-50. Und das geht noch mit weniger und kürzer. Ich bin mitterweile selbst davon überzeugt, dass ich nicht unbedingt mehr brauche, um unter 3h:30 in der LD zu laufen.
Allerdings muss man da auch so Läufe wie 90-120 Minuten quasi easy aus dem Ärmel schütteln können und nicht erst 2h als Fernziel am Horizont aufbauen. Das wird dann schwer, wenns überall Zieht und Knarzt oder einen zu stark fordert.
Abschließend nochmal als Beispiel für ein ambitioniertes aber jetzt nicht irgendwie außergewöhnliches Training in der Peakphase
2 x Schwimmen a 45 Min = 1,5h
1 x locker Laufen 45 min, 1 mal halblang mit Intervallen 75 min, einmal lang 2,5h = 4,5h
Rad einmal lang 4h, einmal halblang 2h, einmal kurz 1h = 7h
Stabi 30min
Gesamt: 13,5h
Gerade beim Radfahren und Schwimmen kommt jetzt für Anfahrt und Rüstzeiten ja auch noch einiges dazu. Ist also wirklich ein zeitraubender Sport.