voxel hat geschrieben:Steffen Deine Geschichte hört sich schon krass an. Ich geh davon aus, dass der Verdacht sich nicht bestätigt hat? Was hattest Du denn gehabt, wenn ich fragen darf?
Klar. Ich hatte das hier auch schon geschrieben, ist ja kein Geheimnis.
Das war 2013, da war ich heftig unterwegs im Training. Vorbereitung Marathon Frankfurt und Pfitzingerplan. Es standen VO2max-Intervalle an, die konnte ich noch halbwegs gut hinbekommen, Puls war schon ein wenig erhöht. Dann kam der Einbruch: von heute auf morgen dann fast 40 Fieber und das über einige Tage. Ich war völlig platt. Der Hausarzt hat mir Paracetamol verschrieben (da war es schon besser) und das Fieber ging runter. Das war irgendwie Mittwoch bis Dienstag oder so.
Donnerstag dann wieder trainiert, aber noch heftig groggy. Samstag meine ich auch wieder trainiert und Paces von 6:30 waren seeeeehr zäh. Aber durchgezogen.
Dann mit Sohn ins Kino und während der Vorstellung heftigen Schüttelfrost und zuhause wieder Fieber bei 40. Montag dann zum Hausarzt, nachdem ich gegoogelt hatte, was es bedeutet, wenn man in kurzen Abständen so hohes Fieber hat. Eine der Geschichten: Herzmuskelentzündung oder Herzklappenentzündung. Nachdem mich der Hausarzt wieder mit Paracetamol heimschicken wollte, habe ich gefragt, ob es denn auch eine Herzgeschichte sein kann. Zumal mein Papa genau sowas hatte: einige Wochen lang so eine Geschichte mit hohem Fieber dahingeschleppt. Dem Arzt gingen die Augen sperrangelweit auf und er hat erstmal ein EKG gemacht. Mein Puls war da in Ruhe schon bei >90 und auf dem Ergometer Katastrophe. Er hat dann empfohlen, dass ich entweder zum Kardiologen gehe oder direkt ins Krankenhaus um das abzuklären.
So: auf der Überweisung stand jetzt: "Verdacht auf Endokarditis".
Im Krankenhaus in der Notaufnahme angekommen, hatte ich schon die erste Infusion mit Antibiotikum am Arm. Erste Untersuchung mit Ultraschall aber schon gesagt bekommen, dass ich am nächsten Tag ein Schluckecho bekomme, also mit Schlauch in den Hals unter Betäubung das Herz nochmal genauer anschauen. Infusionen gingen weiter und ich war noch guter Dinge.
Bis mir dann gesagt wurde, dass ich mich auf mehrere Wochen Krankenhaus einstellen kann. Warum? Wenn der Verdacht auf so eine Geschichte im Raum steht wird sofort Antibiotikum Behandlung eingeleitet. Und die kann man nicht einfach abbrechen, die muss man durchziehen.
Schluckecho am nächsten Tag ergab nichts. Neuer Termin in einer Woche, aber ich immer noch im Krankenhaus natürlich.
Nach ein paar Tagen gingen die Entzündungswerte deutlich runter und mir ging es dann auch deutlich besser. Sprich: mich juckte es, rauszukommen.
Schluckecho 2 und 3 haben nichts mehr ergeben. Ich hab dann auf eigene Verantwortung und mit Antibiotika in Tablettenform das Krankenhaus verlassen nach drei Wochen. Musste dann noch einen weiteren Termin machen für Schluckecho und dann war auch gut. Problem ist halt: wenn Verdacht da ist, so 100% ausschließen will keiner und zieht lieber die Antibiotika Behandlung durch. Ist vorgeschriebener Prozess, wenn der Patient abkratzt gibt es Ärger für den Arzt, wenn er abgewichen ist.
Im Nachhinein sagte mir mein Hausarzt, dass für ihn alles nach Pfeifferschem Drüsenfieber aussah, man das aber nicht mehr nachweisen kann. Hatte ja so heftig Antibiotikum bekommen, das killt alles.
Und so war ich für mehr als sechs Wochen lang krankgeschrieben und davon drei Wochen im Krankenhaus.
Seither ist meine Frau bisschen allergisch was Krankheit und Sport angeht, kann ich nachvollziehen.