Luqius hat geschrieben:Die Philosophie dahinter ist wohl Geld zu verdienen, zumindest in erster Linie. Ich glaube nämlich nicht, dass sie der Menschheit was Gutes tun wollen, auch wenn das oft so dargestellt wird.
Genau so sehe ich das auch.
Luqius hat geschrieben:Der direkte Appell hingegen spricht den Menschen an und motiviert ihn über seine Grenzen zu gehen, da gebe ich dir Recht. Aber wenn einer jahrelang keinen Sport gemacht hat, ist alles was mit mehr als Treppensteigen zu tun hat schon an ein "über die Grenzen gehen", zumindest im schlechtesten Fall.
Ja, das hat aber mit der Diskussion nichts zu tun, dass ein permanentes Überfordern schädlich ist.
Luqius hat geschrieben:Das Limit eines Einzelnen ist ja auch ziemlich individuell und jeder merkt doch, egal was für ein Körperlegastheniker er ist, wo die Grenze ist. Ein "unerfahrener" wohl intensiver als ein "erfahrener" Übender. Ich denke das Problem ist, dass Du da nicht richtig differenzierst. Anfänger werden wohl kaum versuchen Bestzeiten zu erreichen, die denen der erfahreneren Athleten ebenbürtig sind, alleine schon deshalb, weil es konditionstechnisch nicht möglich ist.
Klaro differenziere ich. Ich sagte ja nicht, dass jeder immer über seine Grenzen geht, sondern dass bei der Ausrichtung des Programms und der dazugehörigen Sprücheklopferei ein über die Grenzen Hinausgehen belohnt wird und somit tendenziell (!) eher mal über die Grenze des Sinnvollen hinaus trainiert wird. Dass ein Unerfahrener mehr als ein Erfahrener merkt wo die Grenze ist, glaube ich nicht. Ein Unerfahrener erreicht die Grenze vielleicht schneller, aber ein ausgeprägtes Körpergefühl, wann er lieber mal ein Päuschen machen sollte oder langsamer machen sollte, hat er sicher nicht. Anfänger werden natürlich auch nicht Bestzeiten von der Pros angreifen... aber ihre eigenen. Darum geht es doch. Um das individuelle über sich Hinauswachsen, sich jedes Mal zu neuen individuellen Bestzeiten pushen. Insofern müsstest du wohl ein wenig mehr differenzieren.
Luqius hat geschrieben:Der Großteil der Leute, die ich aus einer Freeleticsgruppe hier kenne, macht das, weil selbst die härtesten Workouts im Bestfall nicht mehr als 45 Minuten dauern und man sich den Weg ins Fitneßstudio spart, sich gegenseitig "anfeuern" kann und das Training draussen nunmal wesentlich mehr Spaß macht, selbst bei miesem Wetter.
Ja, ich finde die Grundlagen des Trainings ja auch nicht schlecht, weil man eben überall trainieren kann, das Training recht effektiv ist (von allem wird ein bisschen trainiert) usw.
Luqius hat geschrieben:Wie gesagt, ich persönlich kenne hier in der Umgebung keinen einzigen Anfänger, der versucht die Sternchen-Übungen zu machen, Bestzeiten zu erreichen oder über sein Limit geht. Das Problem was du ansprichst, trifft eher auf diejenigen zu, die das Ganze länger machen, wobei es da wohl weniger ein Problem ist, weil ab einem gewissen Zeitpunkt die Übungen einfach korrekt ausgeführt werden, selbst wenn sie versuchen so schnell wie möglich zu sein. Zumindest sind das hier meine Beobachtungen. Für die Leute ist dann das Punkte-/Levelsystem.
Mag sein, dass du keinen kennst. Ich schon. Und Bestzeit bedeutet immer persönliche Bestzeit, nicht dass wir uns falsch verstehen. Ob eine korrekte Ausführung automatisch mit der Zeit kommt, wage ich mal schwer zu bezweifeln. Wenn man vor freeletics über Dysbalancen oder Haltungsschäden verfügt, werden diese nicht automatisch durch das Training ausradiert. Ich würde sagen, wenn sie nicht ab und an professionell überwacht werden, schleifen sich eher noch Fehler ein, der Mensch neigt nunmal zum Weg des geringsten Widerstands und damit zum Abfälschen. Ich halte es für unklug, nur noch freeletics zu machen und würde darüber hinaus immer Übungen für den Halteapparat empfehlen, denn nicht alle freeletics-Übungen sind unbedingt empfehlenswert, s. Situps, die schlangenartig ausgeführten Burpees, die bei mangelhaft ausgebildeter Muskulatur im unteren Rücken nicht so prall sind. Und vor allem die Kipping-Pullups, die Ausführung in deren Videos sollte man nur erfahrenen Crossfittern zutrauen, mir tun schon beim Angucken die Schultern und Ellenbogen weh. Die gefährdeten Muskelpartien/Gelenke werden im freeletics nicht ausreichend gestärkt, sondern nur immer wieder potenzielle gefährdend genutzt.
Luqius hat geschrieben:Ich habe im Bekanntenkreis jemanden, der das 15 Wochen Programm durchgezogen hat. Der Kerl hatte vorher seine 108 kg auf 1.78. Mittlerweile wiegt er 84 kg, sieht um einiges fitter aus, hat keine Gelenk/Rückenbeschwerden mehr und hat sich mental auch verändert was sein Selbstbewusstsein angeht. Zu Beginn des Trainings hat er das Rauchen hingeschmissen, trinkt keinen Alkohol mehr und ernährt sich um einiges bewusster, ohne dabei Kalorien zählen zu müssen. Ich denke, wenn man das Ganze klug genug angeht, sich jederzeit seiner Grenzen bewusst ist, ist es tatsächlich etwas das dauerhaft zu einem gesünderen Lebensstil verhelfen kann - auch wenn sich das jetzt etwas sektenartig anhört.
Ja, wenn man es klug angeht. Und nicht nur freeletics macht. Dann kann es langfristig ne gute Sache sein. Aber was willst du mir mit diesen Einzelbeispielen beweisen? Es geht ja nicht darum, die Geschichte vollends zu verteufeln, sondern Schwächen aufzuzeigen. Wenn man hier unbedarft und motiviert an die Sache rangeht, bekommt man mMn zu wenig Unterstützung seitens des Programms, um evtl. Schäden von vorn herein auszuschließen. Darum gehts mir. Man muss darauf hoffen, dass da ein kluger Kopf in der Gruppe ist, der einem ein bisschen was zu ergänzenden Übungen und Trainingsaufbau generell erzählt. Davon haben aber wenige wirklich Ahnung.
Luqius hat geschrieben:Ich verstehe Deine Meinung ja auch, aber im Endeffekt gehst du vom Worst Case aus und pauschalisiert zu sehr.
Nein. Anscheinend hast du es immer noch falsch verstanden. Pauschalisiert habe ich keineswegs. Ich weise auf Schwächen hin, habe aber nirgends behauptet, dass sich alle Leute zwangsläufig damit schädigen. Das passiert nur, wenn man stumpf nach dem Willen des Programms trainiert und benebelt durch die Parolen der Macher jedes Training wie ein Blöder überreizt. Ich habe noch keinen Spruch gelesen, der etwa heißt: "Lass das Levelsystem heute mal Levelsystem sein. Nutze deinen Verstand! Schnelligkeit ist nicht alles!" "Du musst dich nicht jeden Tag aufs Neue beweisen! Du bist auf dem richtigen Weg, mach heute bewusst eine Einheit, bei der du ausschließlich auf korrekte Ausführung und nicht auf die Zeit achtest, auch wenn du dann keine neue PB erreichst." "Technik geht vor! Nimm dir eine Auszeit, wenn du glaubst, eine saubere Ausführung ist nicht drin!" "Schmerz ist NICHT Schwäche, die den Körper verlässt, sondern vielleicht ein Symptom für falsche Ausführung!" "Frag' einen Menschen, der sich mit den Ausführungen auskennt, ob er dein Training mal überprüfen kann um dir deine Schwächen aufzuzeigen." Ist ja auch logisch: Sowas verkompliziert nur und wirkt nicht verkaufsfördernd. Angebracht und sinnvoll wäre es aber.