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Wettkampftempo für den Marathon trainieren

Wettkampftempo für den Marathon trainieren

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Liebe Community,

seit März diesen Jahres bereite ich mich, wie ich meine recht ambitioniert, auf meinen ersten Marathon vor, der nun am 12.10. in München angetreten werden soll. In dieser Zeit habe ich gewissermaßen verschiede Erfolgspunkte durchlaufen. :)

Zunächst begann ich die Strecke auszuweiten: erstmals über 21 km, 28 km, irgendwann dann die magische Grenze über 30 km und dann, vor einigen Monaten, die ersten Male 34 km - jene Strecke, die man noch einigermaßen sicher trainieren kann, ohne in die Gefahr hineinzulaufen, eine Verletzung davon zu tragen.
Nachdem ich das sichere Gefühle hatte, lange Strecke "beschwerdefrei" zurücklegen zu können, versuchte ich auch in der Geschwindigkeit eine Steigerung zu erwirken. Doch entgegen der Ausdehnung der Strecke machte mir die Erhöhung der Geschwindigkeit größere Probleme; denn während man locker und entspannt Stunde um Stunde in der Natur laufen kann, dabei das allmorgendliche Treiben bestaunt und erst die letzten Kilometer spürt, wie die Beine zunehmend müde werden, erschien mir eine hohe Geschwindigkeit, über einen längeren Zeitraum, als ganz besondere Anstrengung.

Wenn ich mich zurückerinnere, waren dies die anstrengendsten Läufe. Jene Läufe, während denen man den Laufsport verflucht, sich fragt, warum man sich sowas antun muss; jene Läufe, die irgendwann zur Qual werden und auf den letzten Metern den Willen derart bezwingen, dass man nichts, außer der bloßen Anstrengung wahrzunehmen imstande ist. Nie habe ich so sehr ans Aufgeben gedacht, wie z. B. die 25 km, die ich mit mehr als 10 km/h gelaufen bin.
In den letzten Wochen orientiere ich mich ein wenig an dem Plan von Steffny. Und in dem Plan (z. B. unter 4 Stunden) erscheint mir weder die Geschwindigkeit über ca. 10 km noch die lange Distanz (und die damit verbundene Pace) eine unüberwindbare Hürde darzustellen. Jedoch stelle ich regelmäßig fest, dass mir der lange Lauf allen Wind aus den Segeln nimmt: eine Pace von 6:30 ist möglich und mit Mühe und Not komme ich auch nach 35 km, körperlich erschöpft, aber mit einem Glücksgefühl, an meinem Ziel an. Im Training merke ich jedoch deutlich: die Grenze zwischen Strecke und Geschwindigkeit ist erreicht. Zwischen 21 km und Strecken über 30 km klafft scheinbar eine unüberwindbare Schlucht (die Schlucht des Fettstoffwechsels :zwinker5: ), die ich kaum überwinden kann. Über 21 km laufe ich mit ca. 11 km/h und komme mit einem treibenden Gefühl an. Über 35 km brauche ich Gels - zwar habe ich deren Zahl auf mittlerweile 3 reduziert - aber ich brauche sie. Ich habe meinen Rucksack dabei und laufe rein nach meinem Gefühl.

Nun wäre ich, dem Plan von Steffny nach, fast im Stande den Marathon unter 4 Stunden zu laufen. Dazu müsste ich aber riskieren, was ich nie trainiert habe: die lange Strecke ungewöhnlich schnell zu laufen (soll man ja auch nicht wegen der langen Regenerationszeiten und dem höheren Verletzungsrisiko). Aber liegt darin nicht die Gefahr begründet, den typischen Anfängerfehler zu machen, und beim Marathon zu schnell loszulaufen. Mein Stoffwechsel wurde so trainiert, mit genügend Kohlehydrate, seltenen Gels und einen guten Draht zum hauseigenen Fett, über lange Strecken sicher zu laufen. Wenn ich im Wettkampf jedoch in einem Tempo beginne, das oberhalb des im Trainings absolvierten liegt, verbrauche ich schneller die zur Verfügung stehenden Kohlehydrate und finde mich dann (so meine Befürchtung) womöglich bei Kilometer 25-30 in einer Phase, in der die Belastung ins Unermessliche steigt. Dann laufe ich aber nicht, wie im Training, über 30 km, die man notfalls noch erzwingen kann, sondern habe zum ersten Mal die volle Distanz vor mir.
Aus diesem Grund bin ich mir unsicher, wie ich den Marathon angehen soll. Immerhin treffen hier für mich (als Novize) zwei unkalkulierbare Faktoren aufeinander. Strecke und Geschwindigkeit.

Jedoch lese ich auch hier im Forum immer wieder von der klaren Unterscheidung zwischen Trainingstempo (z. B. für den LDL) und dem Wettkampftempo.

Natürlich denke ich mir auch: zum Marathon wird man an dem höchsten Punkt seiner Leistungsfähigkeit sein, durch Tapering regeneriert, ohne Rucksack unterwegs, höchst motiviert und von dem faszinierenden Erlebnis diesen Tages angetrieben.

Doch helfen die schönen Umstände des besonderen Tages hier weiter oder zwingt mich bei dieser Vorgehensweise nicht doch der Mann mit dem Hammer in die Knie?

Ich hoffe ihr könnt mir eure Erfahrung diesbezüglich mitteilen und mir vielleicht sogar diese Sorge nehmen.
Oder empfehlt ihr mir, den ersten Marathon erst einmal nach Gefühl zu laufen (wie bei den langen Läufen praktiziert) und eine bestimmte Zeit erst beim nächsten Marathon anzustreben?

Ich hoffe ihr könnt Euch noch in solche Sorgen reindenken. :D

Viele Grüße,
Siddhartha

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Ich glaube nicht, dass Du den Marathon in unter 4 Stunden laufen kannst. Hast du Wettkampfzeiten? Bisher stehst Du im HM offenbar bei etwa 2 Stunden, richtig?

Wenn Du noch konkrete Fragen hast, solltest Du versuchen, sie in weniger als 5 Zeilen zu formulieren.

Viel Erfolg!

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Da ich auch Ende Oktober meinen ersten Marathon laufen möchte verstehe ich Deine Gedankengänge nur zu gut. Doch ich befürchte genau das macht Marathonlaufen aus - Stecke und Geschwindigkeit sind ja bei jedem Lauf die wesentlichen Faktoren.
Einen Plan erfüllen zu können (besonders einen von Steffny) bedeutet aber noch lange nicht auch die Zielzeit zu erreichen, dass musste ich vor Jahren schon bei Steffnys sub 40 Plan erfahren.
Kannst oder willst Du nicht vielleicht vorher nochmal einen HM laufen? Das liegt bei mir nächsten Sa an und ich denke und hoffe aus dem Resultat einige Rückschlüsse auf eine angemessene Pace für die doppelte Strecke ziehen zu können. Klar wissen wir nicht was uns nach km 35 erwartet, aber das ist wohl der Novizenmalus.
Also mein Tipp, lauf ruhig aus dem vollen Training nen Halben und Du hast einen ganz guten Anhaltspunkt !?

Beste Grüße Z

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Siddhartha hat geschrieben:Liebe Community,


Wenn ich mich zurückerinnere, waren dies die anstrengendsten Läufe. Jene Läufe, während denen man den Laufsport verflucht, sich fragt, warum man sich sowas antun muss; jene Läufe, die irgendwann zur Qual werden und auf den letzten Metern den Willen derart bezwingen, dass man nichts, außer der bloßen Anstrengung wahrzunehmen imstande ist. Nie habe ich so sehr ans Aufgeben gedacht, wie z. B. die 25 km, die ich mit mehr als 10 km/h gelaufen bin.
(...)
Jedoch stelle ich regelmäßig fest, dass mir der lange Lauf allen Wind aus den Segeln nimmt: eine Pace von 6:30 ist möglich und mit Mühe und Not komme ich auch nach 35 km, körperlich erschöpft, aber mit einem Glücksgefühl, an meinem Ziel an. Im Training merke ich jedoch deutlich: die Grenze zwischen Strecke und Geschwindigkeit ist erreicht. Zwischen 21 km und Strecken über 30 km klafft scheinbar eine unüberwindbare Schlucht (die Schlucht des Fettstoffwechsels :zwinker5: ), die ich kaum überwinden kann. Über 21 km laufe ich mit ca. 11 km/h und komme mit einem treibenden Gefühl an. Über 35 km brauche ich Gels - zwar habe ich deren Zahl auf mittlerweile 3 reduziert - aber ich brauche sie. Ich habe meinen Rucksack dabei und laufe rein nach meinem Gefühl.
Oh - Du sprichst mir aus der Seele.
Ich selbst bin eine Marathon-Novizin in diesem Jahr (05.10.) und kämpfe gerade mit den selben Herausforderungen und Zweifeln.
Eine schnelle Läuferin war ich nie (HM in 02:10 im letzten Jahr), werde ich vermutlich auch nie, aber mein 1. Ziel den Marathon in 4:30 zu schaffen, habe ich an den Nagel gehängt.
Nun lautete mein erstes Ziel: Ankommen.
Mein Zweites: Definitiv innerhalb von 5 Stunden
Mein Drittes: Vielleicht in 4:45? :)
Das Ziel, meine Zeit zu bessern, habe ich auf das kommende Jahr "vertragt".
Für mich zählt jetzt erst mal, das erste große Erlebnis gesund und mit Freude zu erleben und zu überstehen :)

Viele Grüße
Julia (Die jetzt ihren letzten 35km-Lauf startet)
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