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Der Große Straßenlaufdiskussionthread

2951
0815boy hat geschrieben:
Reh, müsste sich über 5.000m noch um über 25 Sekunden steigern für die Olympia-Norm, wenn man sich allerdings ihren Leistungssprung über 1.500m diese Saison anschaut, geht da schon noch einiges.
In Nürnberg lief sie aber komplett alleine. Dazu war der Höhepunkt ja die Junioren-EM eine Woche vorher ...

2952
sbm80 hat geschrieben:Mockenhaupt will übrigens einen scharfen 5000er bei der DM laufen. Die klingt irgendwie verzweifelt
Ich halte es eher für eine Stärke, wenn man gleich drei Disziplinen hat, in denen man Olympia-Chancen hat. Im Gegensatz zu den Hahners, Heinig und Scherl ist sie nicht alleine auf den Marathon angewiesen.

2953
0815boy hat geschrieben:Ich halte es eher für eine Stärke, wenn man gleich drei Disziplinen hat, in denen man Olympia-Chancen hat. Im Gegensatz zu den Hahners, Heinig und Scherl ist sie nicht alleine auf den Marathon angewiesen.
Definiere Chance?

Im Marathon hätte sie nur durchlaufen müssen und nicht anhalten und jammern. A.Hahner hat das gemacht und ist jetzt dabei.

Bei 10000m ist sie deutlich von der Norm weg und dort gibt es halt nicht viele Chancen.

Und bei 5000m klingt es nach einer Verzweiflungsaktion.

Im Gegensatz zu Hahners und Scherl hat sie kein Ticket und wird vermutlich auch keines bekommen.

Es wirkt bei ihr alles planlos. Dazu ist sie von einem Klosterhalfen-BMI meilenweit entfernt. Am lustigsten sind die gestellten Fotos auf FB. Kein Vergleich mit der Realität.

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sbm80 hat geschrieben:Definiere Chance?
Realistische Wahrscheinlichkeit, die geforderte Quali-Zeit zu laufen. Diese ist sie in allen drei Disziplinen schon oft gelaufen.
sbm80 hat geschrieben: Im Marathon hätte sie nur durchlaufen müssen und nicht anhalten und jammern. A.Hahner hat das gemacht und ist jetzt dabei
Sie ist in Valencia durchgelaufen. Und als sie dort am Start war, waren die Spielregeln noch anders. Hellsehen ist vermutlich nicht ihre Stärke.
sbm80 hat geschrieben: Bei 10000m ist sie deutlich von der Norm weg und dort gibt es halt nicht viele Chancen.
Sie ist nicht weit von der Norm weg, wie die Bedingungen, untern denen sie in Celle eine entsprechende Zeit gelaufen ist, gezeigt haben.
sbm80 hat geschrieben: Dazu ist sie von einem Klosterhalfen-BMI meilenweit entfernt.
Man braucht einen Klosterhalfen BMI, um sich für Olympia zu qualifizieren? Dann würden wir nicht viele Läufer in Rio sehen bzw. wären die Starterfelder bei den vergangen Spielen um einiges kleiner gewesen.^^

2955
crsieben hat geschrieben:Aber es wird sie nicht stören, es ist auch so schon auf Verkaufsrang 1 im Bereich "Laufen und Joggen".
Wobei man als Autor mit so einem "Erstlingswerk" generell nicht besonders viel Geld macht, im Allgemeinen sogar eher wenig für den Aufwand.

Mich wunderts aber dass da kein Fori ne Rezension bieten kann. :zwinker2: Täte mich ehrlich interessieren...
sbm80 hat geschrieben:Dazu ist sie von einem Klosterhalfen-BMI meilenweit entfernt.
Wobei man da wohl auch streiten kann inwiefern der erstrebenswert ist und das nicht nur hinsichtlich der Verletzungsgefahr. Aber gut, ich steh nicht auf Ferndiagnosen...

2957
0815boy hat geschrieben:Realistische Wahrscheinlichkeit, die geforderte Quali-Zeit zu laufen. Diese ist sie in allen drei Disziplinen schon oft gelaufen.



Sie ist in Valencia durchgelaufen. Und als sie dort am Start war, waren die Spielregeln noch anders. Hellsehen ist vermutlich nicht ihre Stärke.



Sie ist nicht weit von der Norm weg, wie die Bedingungen, untern denen sie in Celle eine entsprechende Zeit gelaufen ist, gezeigt haben.



Man braucht einen Klosterhalfen BMI, um sich für Olympia zu qualifizieren? Dann würden wir nicht viele Läufer in Rio sehen bzw. wären die Starterfelder bei den vergangen Spielen um einiges kleiner gewesen.^^
Sie ist JG 1980 und die Zeiten sind schon ewig her.

Zu Valencia:
Tat ich aber nicht und bis Kilometer 31 verloren wir dann immer mehr die Sekunden. Prompt blieb ich stehen, drückte die Uhr ab und sagte zu Julian: „Komm, wir lassen es, wir schaffen es doch eh nicht mehr, lass uns lieber die Körner und Reserven für die Zukunft sparen!“ Julian war total überrascht und ich bin froh, dass er nicht mit mir stehen blieb. Er sagte: „Hey, wir können noch unter 2:30 bleiben!“ Ich so: „Echt?“,… Ich war irgendwie total neben der Spur, zumal wir in dem Moment ja auch Sekunden verloren. So richtig wusste Julian auch nicht, was wir durch diesen Stopp letztendlich verloren hatten, aber mehr als eine Minute war es auf jeden Fall.
Das war übrigens Stopp2 in Valencia. Der erste war die übliche Toiletten-Pause, die rund 30 sec (also die Norm) gekostet hat

A.Hahner ist halt trotz schlechter Zeit sportlich durchgelaufen.

Ich frage mich halt was manchmal im Kopf so vor sich geht. War ja bei den 10000m in GB dass gleiche. Langsamer angelaufen hätte es vllt gereicht.

Sie ist m.E. ein ganzes Stück von der Norm weg. Der Abstand von der Celle-Zeit zur Olympia-Norm wäre bei der Marathon-Distanz ca. 2 min ... Wer würde beim Marathon bei 2 min zur Norm von knapp reden?

Man braucht keinen Klosterhalfen-BMI. Aber er schadet nicht. Gerade bei einigen deutschen Frauen würde das eine oder andere kg sicher noch runtergehen. Und wenn man knapp eine Norm verpasst, dann darf man sich sicher fragen, ob man alles für sein Ziel getan hat.

2960
Infest hat geschrieben:Ein kritischer Kommentar der Hahners zum Thema Dopingkontrollen

Unschuldsvermutung? - Hahnertwins -- Anna Hahner -- Lisa Hahner -- hahnertwins.com
Finde ich aber echt interessant den Beitrag (hätt ich nicht gefunden, da ich nie auf deren website bin :P ) und ehrlich gesagt genauso wie bei dem Kommentar von Gabius durchaus verständlich die Sichtweise. Letztendlich wollen wohl auch Sportler ein Leben mit ein wenig Spontanität und Freiheit und faire Verhältnisse (und zwar weltweit). Andererseits ist halt der Dopingkampf wohl so wichtig wie schon lange nicht mehr, das Image der LA ist ja nicht gerade gut derzeit...

2961
Ich kann mich nur wiederholen. Mocki vorzuwerfen, durch ihre Boxenstopps die Olympia-Norm weggeschmissen zu haben ist gleichbedeutend mit dem Vorwurf, ihre hellseherischen Fähigkeit wären zu schlecht trainiert.

Und wenn du einerseits schreibst, ihre Verfassung sei meilenweit von der 10 k-Norm weg und andererseits es hätte mit besserer Renneinteilung in GB reichen können, wiedersprichst du dich selbst.

Zudem hast du in meinem Beitrag vermutlich das Wort Bedingungen übersehen, sonst würdest du bei der Umrechnung des Abstands zur Olympia-Norm nicht auf zwei Minuten kommen.

"Bedingungen:":
- Hitze und Wind
- zu schnell angelaufen (erst auf niedrige 32, dann auf 32:30)
- wochenlanger Trainingsrückstand durch Verletzung im Winter)

2962
4. Bedingung noch vergessen: alles alleine von vorne machen müssen ohne Pacemakerinnen oder Konkurrentinnen.

Berücksichtigt man diese 4 Faktoren, ist sie nicht all zu weit (auf keinen Fall zwei Marathon-Minuten) von den 32:15 weg.

2963
0815boy hat geschrieben:Ich kann mich nur wiederholen. Mocki vorzuwerfen, durch ihre Boxenstopps die Olympia-Norm weggeschmissen zu haben ist gleichbedeutend mit dem Vorwurf, ihre hellseherischen Fähigkeit wären zu schlecht trainiert.

Und wenn du einerseits schreibst, ihre Verfassung sei meilenweit von der 10 k-Norm weg und andererseits es hätte mit besserer Renneinteilung in GB reichen können, wiedersprichst du dich selbst.

Zudem hast du in meinem Beitrag vermutlich das Wort Bedingungen übersehen, sonst würdest du bei der Umrechnung des Abstands zur Olympia-Norm nicht auf zwei Minuten kommen.

"Bedingungen:":
- Hitze und Wind
- zu schnell angelaufen (erst auf niedrige 32, dann auf 32:30)
- wochenlanger Trainingsrückstand durch Verletzung im Winter)
Der Boxenstopp war schon im HH nötig. Sowas sollte man im Griff haben.

Und keine Lust mehr, da man 9 km vorm Ziel merkt, dass es zur 2:28h nicht reicht, das geht halt sportlich gesehen garnicht. Das hätte A.Hahner auch machen können, aber sie hat sich durchgekämpft.

Was hat Renneinteilung mit Form zu tun? Wenn ich 32:15 schaffen muss, dann geh ich halt nicht unnötigerweise auf 31:xx mit.

Und zum Thema Trainingsrückstand ==> Sie hat quasi jeden Tag 2x trainiert während der Verletzung. Komplett alles verloren wird sie schon nicht haben.

M.E. wirkt vieles halt planlos. Beim 5000er eine Woche vor GB sprach sie von Training und ist dann losgeballert. Jetzt soll es bspw. wieder der 5000er in Kassel richten. Dabei wollte sie Richtung EM eigentlich nochmal solide aufbauen. So wird es halt ein 5000er aus dem TL in St. Moritz kommend.

2965
Dieses Jahr ist echt sehr speziell, man merkt einfach, dass Rio naht. Die Leistungen sind enorm, bei den Läufen werden die DLV Athleten, die so stark wie seit Jahren nicht mehr sind, wohl trotzdem kaum Chancen auf Finaleinzüge haben. Manche Strecken werden derzeit besonders von einzelnen Personen dominiert. So z.B. geht bei den Männern über die 1500m kein Weg an Kiprop vorbei, und vielleicht sehen wir am 15.7. in Monaco einen neuen Weltrekord. Ayana gewinnt 5000m Rennen mit 20s Vorsprung, Kipyegon läuft enorm starke 1500m Rennen. Auf G.Dibaba müssen wir leider noch warten, sie wird leider übermorgen nicht den WR über die Meile angreifen.
Besonders speziell sind dieses Jahr die 800m bei den Frauen (?), hier zersägt Testo Carsten alles, und bei Abwesenheit erledigt das Franz.
Ich bin gespannt, was die nächsten Wochen bringen.

2966
DerMaschine hat geschrieben:Dieses Jahr ist echt sehr speziell, man merkt einfach, dass Rio naht. Die Leistungen sind enorm, bei den Läufen werden die DLV Athleten, die so stark wie seit Jahren nicht mehr sind,
M.E. täuscht der Eindruck ein wenig, da man immer von erreichter Rio-Norm liest. An Zeiten dürfte sich vieles im Vergleich zu letztem Jahr nicht getan haben.

2967
Zur EM-Norm über 5000m scheint es gereicht zu haben.
1. Kangogo Cornelius 93 KEN 13:12.54
2. Chumo Victor Kimatai 87 KEN 13:13.07
3. Ndiwa Remmy Limo 88 KEN 13:15.94
4. Kipkoech John 91 KEN 13:18.17
5. Kipsang Emmanuel 91 KEN 13:19.09
6. Sperlich Martin 91 GER 13:33.84
7. Crippa Yemanberhan 96 ITA 13:36.65
8. Nyzhnyk Mykola 95 UKR 13:42.84
9. Getahun Birhan 91 ETH 13:54.53
10. Ketema Mamo 94 ETH 13:57.66
11. Francis Ekidor Elain 94 KEN 14:23.03

2968
DerMaschine hat geschrieben:Dieses Jahr ist echt sehr speziell, man merkt einfach, dass Rio naht. Die Leistungen sind enorm, bei den Läufen werden die DLV Athleten, die so stark wie seit Jahren nicht mehr sind, wohl trotzdem kaum Chancen auf Finaleinzüge haben.
Ja, die Leistungen sind durch die Bank so stark wie lange nicht mehr und in manchen Disziplinen wie schon seit Jahrzehnten nicht mehr oder sogar wie noch nie. Angefangen von den 100 m mit dem aktuellen Deutschen Rekordmeister Julian Reus und der längsten Strecke dem Marathon mit Arne Gabius, ebenfalls aktueller Rekordhalter. Es sind in diesem Jahr auch gleich mehrere Großevents, angefangen mit dem kleinsten nächste Woche mit den Deutschen Meisterschaften in Kassel, dann Anfang Juli die Leichtathletik EM in Amsterdam / Niederlande und dem großen Finale mit den Olympischen Spielen, Anfang August in Rio de Janeiro / Brasilien. Ich kann nur sagen ich freu mich jetzt schon auf alle 3 Events.

2969
Andres hat geschrieben:Ja, die Leistungen sind durch die Bank so stark wie lange nicht mehr und in manchen Disziplinen wie schon seit Jahrzehnten nicht mehr oder sogar wie noch nie. Angefangen von den 100 m mit dem aktuellen Deutschen Rekordmeister Julian Reus und der längsten Strecke dem Marathon mit Arne Gabius, ebenfalls aktueller Rekordhalter. Es sind in diesem Jahr auch gleich mehrere Großevents, angefangen mit dem kleinsten nächste Woche mit den Deutschen Meisterschaften in Kassel, dann Anfang Juli die Leichtathletik EM in Amsterdam / Niederlande und dem großen Finale mit den Olympischen Spielen, Anfang August in Rio de Janeiro / Brasilien. Ich kann nur sagen ich freu mich jetzt schon auf alle 3 Events.
Reus lief den Rekord letztes Jahr und ist dieses Jahr knapp langsamer.

Gabius lief den Rekord auch 2015 und hat dieses Jahr überall enttäuscht.

Einfach mal die aktuellen Bestenlisten mit der aus 2015 vergleichen. Soviel besser ist das nicht. Das täuscht wegen den niedrigen Normen.

2970
sbm80 hat geschrieben:Reus lief den Rekord letztes Jahr und ist dieses Jahr knapp langsamer. Gabius lief den Rekord auch 2015 und hat dieses Jahr überall enttäuscht.
Das ist doch erst ein paar Monate her. Beides sind aktuelle Rekordhalter. Kenne keinen aus deutsche Sicht, der schneller ist.

2971
Andres hat geschrieben:Das ist doch erst ein paar Monate her. Beides sind aktuelle Rekordhalter. Kenne keinen aus deutsche Sicht, der schneller ist.
Nochmal: Es geht um die Aussage, dass alles dieses Jahr soviel besser ist. Und wer auf die Leistungen schaut, der findet kaum einen Unterschied zu 2015. Man liest halt jeden Tag Olympia-Norm erreicht. Und das liegt an den Touristen-Normen. Beim Marathon hätte sich bspw. nur Gabius qualifiziert. "Mocki kann alles" wäre in allen drei Disziplinen weit weg von der ursprünglichen Norm. Eine Sussmann bspw. lief keine Bestzeit am Montag in Prag für die Touristen-Norm.

2972
sbm80 hat geschrieben:... Touristen-Norm.
Vielleicht könntest du dich um eine sachliche Diskussion bemühen und solche Sprüche vermeiden? Dann wäre ich auch geneigt, mich mit deinen Argumenten zu beschäftigen. So finde ich deine Statements einfach nur unverschämt und respektlos gegenüber Leuten, die mit viel Einsatz sportliche Leistungen erbringen, von denen du nicht einmal träumen kannst.

2975
kobold hat geschrieben:Vielleicht könntest du dich um eine sachliche Diskussion bemühen und solche Sprüche vermeiden? Dann wäre ich auch geneigt, mich mit deinen Argumenten zu beschäftigen. So finde ich deine Statements einfach nur unverschämt und respektlos gegenüber Leuten, die mit viel Einsatz sportliche Leistungen erbringen, von denen du nicht einmal träumen kannst.
Die Normen wurden eben auf ein Niveau gesenkt, so, dass viele eben nur touristisch in Rio Spaß haben werden. Was erwartest du von 2:32-Anna-Hahner? Oder von Sussmann?

M.E. ist es eben typisch für unsere derzeitige Gesellschaft, dass man Anforderungen senkt und dann kurz später über die "tollen" Leistungen jubelt. Man hat die Normen so gelegt, dass viele mitkommen können und jetzt jubelt man über die vielen Normerfüller. Vergleicht man aber mal die derzeitige Bestenliste und die von 2015, so hat sich kaum was zum positiven getan.

2976
sbm80 hat geschrieben:Die Normen wurden eben auf ein Niveau gesenkt, so, dass viele eben nur touristisch in Rio Spaß haben werden. Was erwartest du von 2:32-Anna-Hahner? Oder von Sussmann?

M.E. ist es eben typisch für unsere derzeitige Gesellschaft, dass man Anforderungen senkt und dann kurz später über die "tollen" Leistungen jubelt. Man hat die Normen so gelegt, dass viele mitkommen können und jetzt jubelt man über die vielen Normerfüller. Vergleicht man aber mal die derzeitige Bestenliste und die von 2015, so hat sich kaum was zum positiven getan.
Ich glaube, du unterschätzt die kognitive Differenziertheit der meisten MitleserInnen und -schreiberInnen hier. Ich denke, jedem/jeder ist klar, dass mit einer 2:30 beim Frauen-M keine Medaille zu gewinnen ist etc. . Wenn "man" trotzdem über die Normerfüller jubelt, dann deshalb, weil (egal, ob man nun besonders nationalistisch eingestellt ist oder nicht) ein internationaler Sportwettkampf eben doch an Attraktivität gewinnt, wenn da jemand aus dem eigenen Land dabei ist, der/die versucht, das Beste zu geben.
Mit der Formulierung "Touristen" unterstellst du genau diesen SportlerInnen aber, es würde ihnen reichen dabei zu sein und sie würden sich auf ihr Freizeitprogramm statt auf den Wettkampf und auf das Erbringen von Leistung konzentrieren. Und diese unterschwellige Unterstellung mangelnder Einstellung bzw. Leistungsbereitschaft finde ich respektlos und unverschämt.

2977
Ich finde die Bezeichnung "Touristen-Norm" auch ziemlich daneben. Gerade in Zeiten, in denen ohnehin jeder Leichtathlet des Dopings verdächtig ist, ist es vielleicht ein gutes Zeichen des Verbands, den Fokus weg von absurden Anforderungen und eher in Richtung Sportsgeist zu lenken - mal davon abgesehen, dass die Leistungen immer noch absolut außergewöhnlich sind. Außerdem wurde ja bei der Diskussion um die Senkung der Marathon-Norm immer wieder das Argument vorgebracht, dass man mit mehr deutschen Teilnehmern auch eine gewisse Signalwirkung und Werbung für den Sport erreicht. Ich sehe da überhaupt kein Problem, wenn Athleten bei Olympia teilnehmen, die keine Medaillenchance haben.
Das Argument, diese Vorgehensweise sei typisch für unsere Gesellschaft, sehe ich übrigens ganz im Gegenteil. Es ist doch ein wichtiges Zeichen, nicht immer nur auf die Leistung (MEDAILLEN!!), die am Ende dabei heraus kommt, zu schielen, sondern den Sport als solches zu feiern. Und das geht am besten, wenn die besten Athleten des eigenen Landes teilnehmen und nicht frustriert zuhause vor dem Fernseher sitzen. Zumindest ein klein wenig weg vom klassischen höher, schneller, weiter, dabei aber nicht vergessen, dass die Normen trotzdem absolute Ausnahmeleistungen erfordern.

2978
Ich tu jetzt mal was, was mich selbst überrascht: Ich stimme sbm80 zumindest mal in Teilen zu.

Wo ich ihm nicht zustimme, ist der Tonfall, mit dem er hier über Sportler herzieht, bei denen ich zu 99% davon ausgehe, dass sie für ihren Sport sehr viel investieren, sehr viel auch verzichten, die also mit ganzem Herzen bei der Sache sind. Das glaube ich sogar - mit gewissen Abstrichen - den Hahners, die ich bekanntlich nicht mag.

Aber ich finde eben, dass man mit dem Begriff Olympia-Touristen nicht ganz falsch liegt, wenn man zu Wettkämpfen Teilnehmer mitnimmt, die unter keiner real vorstellbaren Definition Medaillenchancen haben. Es ist auch ein Begriff, den ich schon mehrfach von Sportfunktionären gehört habe, die ihn auf eben diese Teilnehmer ohne echte Endkampfchance (oder beim Fehlen eines Endkampfes: ohne Chance auf eine entsprechende Platzierung) angewendet haben.

Ich finde es gut, dass Deutschland seine Kontingente ausnutzt, für viele werden Sportarten schnell uninteressant, wenn dort keine Deutschen teilnehmen (was ich zwar nicht nachvollziehen kann, aber akzeptieren muss). Trotzdem darf doch gesagt werden, dass die Leistungen z.B. der Hahners nicht darauf hindeuten, dass sie dort im Normalfall irgendwas anderes als Mitläuferinnen sind. Und wenn man dann noch, wie eben diese Hahners, dieses "Wir fliegen nach RIO" so sehr kommuniziert, dann läuft man eben Gefahr, als Touristinnen abgestempelt zu werden. Sie schreiben ja auch nicht "Wir fahren zu den Olympischen Spielen". Wortklauberei, sicherlich, voreingenommen, ganz bestimmt, aber ein Kern Wahrheit steckt darin.

Ich habe größten Respekt vor den deutschen Teilnehmern, die allesamt für mich unvorstellbare Leistungen erbringen. Dass man aber vom alten Credo, nur Athleten mit echten Chancen mitzunehmen, abgewichen ist, dass gibt auch der Kritik von sbm80 eine gewisse Berechtigung, wenn auch vielleicht in etwas weniger harscher Form.

2979
kobold hat geschrieben:Ich glaube, du unterschätzt die kognitive Differenziertheit der meisten MitleserInnen und -schreiberInnen hier. Ich denke, jedem/jeder ist klar, dass mit einer 2:30 beim Frauen-M keine Medaille zu gewinnen ist etc. . Wenn "man" trotzdem über die Normerfüller jubelt, dann deshalb, weil (egal, ob man nun besonders nationalistisch eingestellt ist oder nicht) ein internationaler Sportwettkampf eben doch an Attraktivität gewinnt, wenn da jemand aus dem eigenen Land dabei ist, der/die versucht, das Beste zu geben.
Mit der Formulierung "Touristen" unterstellst du genau diesen SportlerInnen aber, es würde ihnen reichen dabei zu sein und sie würden sich auf ihr Freizeitprogramm statt auf den Wettkampf und auf das Erbringen von Leistung konzentrieren. Und diese unterschwellige Unterstellung mangelnder Einstellung bzw. Leistungsbereitschaft finde ich respektlos und unverschämt.
Du wirst von A. Hahner beim int. TV-Bild nichts sehen. Daher macht es keinen Unterschied, ob sie startet oder an den Strand liegt.

Und ich würde es nicht mangelnde Einstellung, sondern mangelndes Talent nennen.

Das schön an der LA ist doch, dass man sich (auch als Hobby-Läufer) mit der Weltspitze messen kann. Da es (im Gegensatz zum Fußball) eben Zeiten, Höhen und Weiten gibt. So fällt halt auch wie weit du weg bist.
Das Argument, diese Vorgehensweise sei typisch für unsere Gesellschaft, sehe ich übrigens ganz im Gegenteil. Es ist doch ein wichtiges Zeichen, nicht immer nur auf die Leistung (MEDAILLEN!!), die am Ende dabei heraus kommt, zu schielen, sondern den Sport als solches zu feiern.
Es werden bei Problemen immer die Anforderungen gesenkt. Mehr dumme Kinder, aber viel mehr Leute machen das Abitur und studieren. Viele fette Leute. Dann machen wir halt plus-size zu normal.

M.E. war es ein falsches Signal die Normen zu senken. Aber das Jubeln über die vielen Norm-Erfüller ist halt köstlich. V.a. wenn es wie bei den Hahners dann noch medial ausgeschlachtet wird.

2980
Wenn man nur die Nationen und Athleten mit Treppchenchancen zuläßt, werden die olympischen Spiele auch viel übersichtlicher und kürzer. Und billiger. Geiz ist geil!
"Ich habe es immer geliebt, zu laufen. Es war etwas was man einfach so machen konnte. Du konntest in jede Richtung laufen, schnell oder langsam, gegen den Wind ankämpfen wenn du wolltest, neue Umgebungen kennenlernen mit der Kraft deiner Füße und dem Mut deiner Lungen." (Jesse Owens)

Wichtiger Hinweis: https://joachim-zelter.de/wp-content/up ... /PDF.9.pdf

2981
@McAwsome:

Volltreffer.

Das IOC hat eine Norm vorgeben, zudem die Teilnehmerzahl auf 3 pro Nation begrenzt. Ich könnte es ja in technischen Sportarten mit engem Zeitfenster und großer Wetterabhängigkeit (Skispringen als Extrembeispiel) durchaus nachvollziehen, wenn hier aus Fairnessgründen gesagt wird, dass man nur jemanden mitnimmt, der auch echte Chancen hat, um den Leuten mit Chancen nicht den Wettbewerb zu verzerren.

Aber in einer Sportart mit üblicherweise >10.000 Teilnehmern????
Runalyze-Profil
Mein Lauftagebuch "Ausgerechnet ich laufe"
PBs: 10k: 44:27 (3/18), HM: 1:34:25 (4/23), M: 3:30:35 (04/19) Ultra: 72,3km in 7:28h (12/19), 110km in 24h (6/19)

2982
sbm80 hat geschrieben:Und keine Lust mehr, da man 9 km vorm Ziel merkt, dass es zur 2:28h nicht reicht, das geht halt sportlich gesehen garnicht. Das hätte A.Hahner auch machen können, aber sie hat sich durchgekämpft.
Es gibt Situationen, in denen ein Ausstieg (an den sie lediglich gedacht, ihn aber nicht vollzogen hat, sie hat gefinisht) nicht nur sportlich "geht", sondern sogar nötig ist. Dazu gehört neben dem Risiko einer ernsthaften Verletzung auch, wenn man merkt, dass man ein unbedingtes Ziel nicht mehr erreichen kann und man nur eine begrenzte Anzahl von Versuchen (wie du ja selbst oben geschrieben hast) zur Verfügung hat, um Körner und Regenerationsbedarf zu sparen. Der Valencia Marathon war sehr spät im Herbst, der Frühjahrs-Marathon hätte im Hinblick auf Olympia auch nicht zu spät sein dürfen, da hätte ich ihr sogar in dieser Situation den Ausstieg geraten. Deshalb war der Ausstieg in GB (nach der zu schnellen ersten Hälfte) auch die richtige Entscheidung.
sbm80 hat geschrieben: Was hat Renneinteilung mit Form zu tun? Wenn ich 32:15 schaffen muss, dann geh ich halt nicht unnötigerweise auf 31:xx mit.
Du hast oben geschrieben, sie sei sehr weit von der Olympia-Norm weg. Wenn Du ein bisschen was von laufen verstehst, gehe ich davon aus, dass du damit nicht die nackte Zahl, sondern ihre Form meinst. Und die 25 Sekunden von Celle relativieren sich bei genauerer Analyse der Bedingungen, woraus man schließen kann, dass ihr tatsächliches Leistungsvermögen über 10k nicht sehr weit von 32:15 min. weg ist.
sbm80 hat geschrieben: Und zum Thema Trainingsrückstand ==> Sie hat quasi jeden Tag 2x trainiert während der Verletzung. Komplett alles verloren wird sie schon nicht haben.
Du willst doch nicht ernsthaft behaupten, dass man während einer 5 wöchigen Laufpause durch Alternativ-Training seine Form erhalten kann? Natürlich ist das für die Wettkämpfe in Bad Liebenzell und Celle ein Handycap gewesen!
sbm80 hat geschrieben: M.E. wirkt vieles halt planlos. Beim 5000er eine Woche vor GB sprach sie von Training und ist dann losgeballert.
Sie hat nach dem Rennen in Herzogenaurach gesagt, dass sie nicht alles gegeben hat. Vielleicht war es mehr als ein Tempolauf, aber es war auch kein "losgeballert".

sbm80 hat geschrieben: Jetzt soll es bspw. wieder der 5000er in Kassel richten. Dabei wollte sie Richtung EM eigentlich nochmal solide aufbauen. So wird es halt ein 5000er aus dem TL in St. Moritz kommend.
Sie baut solide auf. Sie ist momentan im Trainingslager und bereitet sich zielgerichtet auf die EM vor. Dass man allerdings in der Vorbereitung auf einen 10.000m-Hauptwettkampf ein Aufbaurennen über 5.000m macht, sowas habe ich ja noch nie gehört. Die ist doch verrückt! Hahaha

2983
Erst wurde über zu harte Normen gemeckert und alle (damit meine ich nicht die Athleten, sondern die Fans) haben nach weicheren geschrien, jetzt spricht man von Olympia-Touristen. Manchen kann mans einfach nicht recht machen.

Und falls nur Athleten mit Medallien-Chancen bei Olympia teilnehmen würden, hätten wir pro Disziplin Starterfelder von 6 - 8 Teilnehmern. Dann könnte man sämliche Vorläufe, Halbfinals, Qualis usw. streichen.

2984
0815boy hat geschrieben:Erst wurde über zu harten Normen gemeckert und alle (damit meine ich nicht die Athleten, sondern die Fans) haben nach weicheren geschrien, jetzt spricht man von Olympia-Touristen. Manchen kann mans einfach nicht recht machen.
Na gut, das ist wohl eher der Tatsache geschuldet, dass die Meinungen eben weit auseinander gehen. So ist das nun mal.

2985
Gerade im Marathon stimmt es natürlich, dass fünf von sechs Deutschen hinter den ursprünglichen Vorgaben geblieben sind. Und natürlich wäre es angesichts der Vorleistungen von allen außer Gabius völlig unrealistisch, Top-Ten-Platzierungen zu erwarten.
Andererseits: Immerhin vier von sechs Athleten haben sich mit persönlicher Bestleistung für die Spiele qualifiziert, mehr kann man eigentlich nicht verlangen. Gerade die Bestleistungen von Pfeiffer und Scherl hätte es ohne Absenkung wohl nicht gegeben.

Zur "Touristen-Norm": Weiß jemand, wie viel der einzelne Athlet, der nach Rio fährt, den deutschen Steuerzahler kostet? Also ohne Gehälter oder Trainingslagerzuschüsse, sondern nur Flug, Unterbringung und Einkleidung (und was sonst so direkt mit Olympia zu tun hat - Sicherheit?). Ich würde vermuten, dass da ein niedriger vierstelliger Betrag zusammenkommt, oder anders formuliert: Peanuts.
Der (sehr schön zornige) Dopingkontrollen-Artikel auf der Hahner-Seite und genauso die Einlassungen von Arne Gabius zum gleichen Thema zeigen ebenfalls, dass der Tourismus-Begriff einfach unangebracht ist: Der normale Tourist muss sich nämlich nicht monatelang zu jeder Tages- und Nachtzeit beim Wasserlassen zusehen lassen, um den "Urlaub" antreten zu dürfen.

2986
0815boy hat geschrieben:Erst wurde über zu harten Normen gemeckert und alle (damit meine ich nicht die Athleten, sondern die Fans) haben nach weicheren geschrien, jetzt spricht man von Olympia-Touristen. Manchen kann mans einfach nicht recht machen.
Tja, da scheiden sich eben die Geister. Plumpe Stammtischparolen kommen mal von der einen und mal von der anderen Seite ...

Zu dem Punkt, nur Athleten mit "echten Chancen" mitzunehmen, hat bones in #2969 meine Meinung schon sehr treffend wiedergegeben. Immerhin gibt es ja internationale Normen, die gewisse Leistungsanforderungen festschreiben, und Höchstteilnahmezahlen pro Nation. Es ist also beileibe nicht so, dass jede/r mit zu den Olympischen Spielen darf, der/die laut "Ich will auch mit!" schreit.

Solange ich dann das Vertrauen habe und später den Eindruck gewinne, dass die Mitgenommenen in der Vorbereitung und beim Wettkampf in Rio "ihr Bestes geben", ist für mich alles ok. Enttäuscht wäre ich nur dann, wenn jemand im Wettkampf deutlich unter seinen Möglichkeiten bliebe und dabei auf mich so wirkte, als sei ihm das reine Dabeisein genug gewesen. Wenn jemand wg. mangelnder Einstellung, mangelnden Einsatzes oder sonstiger "Kopfblockaden", die mit besserer mentaler Vorbereitung vermeidbar gewesen wären (ich würde z.B. Mocki mal 'ne richtig gute Sportpsychologin wünschen!), seine Leistung nicht bringt, find ich das "ärgerlicher" - da grundsätzlich änderbar - als jemandem beim "Hinterherlaufen" zuzuschauen, der nicht so viel Talent mitbringt wie andere, sich aber reinhängt und u.U. sogar seine Bestzeit verbessern kann (ist im Marathon sicher unwahrscheinlicher als in Bahnlauf-Disziplinen, aber sicher auch nicht unmöglich).

2987
PaulPatella hat geschrieben: Der (sehr schön zornige) Dopingkontrollen-Artikel auf der Hahner-Seite und genauso die Einlassungen von Arne Gabius zum gleichen Thema zeigen ebenfalls, dass der Tourismus-Begriff einfach unangebracht ist: Der normale Tourist muss sich nämlich nicht monatelang zu jeder Tages- und Nachtzeit beim Wasserlassen zusehen lassen, um den "Urlaub" antreten zu dürfen.
+1

Die eigentlichen Olympia-Touristen sind für mich die Funktionäre, deren Einkleidung, First Class-Flug, Unterbringung in gediegenen Hotels und Tagegelder vermutlich pro Kopf mehr Geld verschlingen als das Budget eines einzelnen Athleten. Aber das ist jetzt auch Spekulation auf Stammtischniveau, solange ich keine belastbaren Zahlen kenne ...

2988
PaulPatella hat geschrieben:Der (sehr schön zornige) Dopingkontrollen-Artikel auf der Hahner-Seite
Allerdings würde mein Zorn da eher denjenigen Kollegen gelten, deren betrügerischer Charakter genau diese Kontrollen und genau diese Kontrolldichte erforderlich machen, als denjenigen, die für genau den sauberen Sport kämpfen, durch dessen Image und dessen Vermarktbarkeit ich mein Geld verdiene.

Es ist leicht, auf die Kontrolleure zu schimpfen. Auch grenzwertige Vergleiche werden da gerne gezogen.

Für mich ist so eine Brandschrift ein Stück weit unreif. Und auch der von mir ansonsten sehr geschätzte Arne Gabius hat da bei mir einiges an Sympathiepunkten eingebüßt. Was soll das, immer wieder zu betonen, Deutschland habe eines der engmaschigsten Netze, und dieses dann derart anzugreifen? Was will man da?

Wer mit etwas sein Geld verdient, der muss die Rahmenbedingungen akzeptieren. Kein Bergmann hat je Beschwerde geführt, mit anderen duschen zu müssen. Was soll dieses kindliche Hochziehen daran, wo die Kontrolleure und Kontrolleurinnen hinschauen müssen? Machen die das gerne oder ist das einfach eine Notwendigkeit? Machen die beiden beim Frauenarzt auch so ein Theater?

Die Dopingkontrollen sollen das letzte bisschen Glaubwürdigkeit erhalten, dass der Profi-Sport vielleicht noch hat. Ohne diese Glaubwürdigkeit gäb's kein Leben als Sport-Profi, gäb's keine Olympia-Teilnahme auf Kosten der Steuerzahler, gäb's all das nicht mehr.

Aus meiner Sicht hätten sich Hahners und Gabius das lieber sparen sollen.

2989
PaulPatella hat geschrieben:Gerade im Marathon stimmt es natürlich, dass fünf von sechs Deutschen hinter den ursprünglichen Vorgaben geblieben sind.
Vier. Gabius und Scherl nicht. Und L. Hahners Zeit war nur wenige Sekunden über der ursprünglichen Norm.
PaulPatella hat geschrieben:Immerhin vier von sechs Athleten haben sich mit persönlicher Bestleistung für die Spiele qualifiziert, mehr kann man eigentlich nicht verlangen. Gerade die Bestleistungen von Pfeiffer und Scherl hätte es ohne Absenkung wohl nicht gegeben.
Fünf. Alle außer A. Hahner.

2990
Pierre de Coubertin gründete 1894 das IOC und belebte die modernen Olympischen Spiele neu. 1908 beschrieb er das Ziel der Spiele in London so:

„Das Wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht zu gewinnen, sondern daran teilzunehmen.“

Das wurde später dann verkürzt zu dem Motto: Dabeisein ist alles! Wer jetzt rummäkelt, dass es Teilnehmer ohne reale Medaillen-Chance gibt, hat meiner Meinung nach den Geist der Olympischen Spiele nicht verstanden. :klugsch:
______________________________________

Es ist nicht entscheidend, woher man kommt, sondern wohin man geht.

2991
crsieben hat geschrieben:Wer mit etwas sein Geld verdient, der muss die Rahmenbedingungen akzeptieren. Kein Bergmann hat je Beschwerde geführt, mit anderen duschen zu müssen. Was soll dieses kindliche Hochziehen daran, wo die Kontrolleure und Kontrolleurinnen hinschauen müssen? Machen die das gerne oder ist das einfach eine Notwendigkeit? Machen die beiden beim Frauenarzt auch so ein Theater?
Ich glaube, du suchst dir deinen Urologen auch lieber selbst aus, als alle paar Tage mit einem völlig Fremden auf die Toilette zu gehen, der dir genau auf die Geschlechtsteile schaut?! Auch der Vergleich einer Doping-Kontrolle mit dem gemeinsamen Duschen von Arbeitskollegen (oder einem Saunagang) hinkt vollkommen - oder guckst du in der Sauna den Mitsaunierenden gezielt auf die Brüste oder den Penis? Und das angedeutete Mitleid mit den Kontrolleuren, die das womöglich auch nicht gern tun, klingt für mich wie ziemlicher Hohn.

Dopingkontrollen, wie sie derzeit gestaltet sind, sind aus meiner Sicht entwürdigend - und Sportler, die darauf mit zornigen Worten hinweisen, haben alles Recht der Welt zornig zu sein, und zwar nicht nur auf ihre betrügerischen Kollegen, die den Anlass für die Errichtung eines solchen Systems gegeben haben, als auch auf Kontrolleure, die dieses System ohne jegliches Fingerspitzengefühl handhaben.

2992
Glaub's oder glaub's nicht: Ich hätte mit diesen Kontrollen kein Problem. Ich definiere meine Würde auch nicht darüber, meinen Schwanz vor fremden Blicken zu schützen.

Darum geht es aber nur am Rande. Es geht darum, dass dieses System, das ja in Gänze und nicht nur in Details Gegenstand der Gabiusschen und Hahnerschen Brandreden und -schriften ist, nun einmal als Reaktion auf das Fehlverhalten von Sportlern entstanden ist. Niemand sagt, dass jedes Detail so richtig gehandhabt wird. Aber Kritik an Details der Durchführungen kann ich auch anders äußern. "Offene Briefe" jeder Form sind doch immer ein irgendwie schäbiges Mittel.

Kontrollen jeder Art sind nun einmal immer Eingriffe in die Privatsphäre. Das kann einen auch stören. Ich darf mir aber über die laut zeternden Menschen auch so meine Gedanken machen und meine Meinung bilden, sei es im Profi-Sport, sei es am Flughafen, sei es sonstwo.

2993
crsieben hat geschrieben:Allerdings würde mein Zorn da eher denjenigen Kollegen gelten, deren betrügerischer Charakter genau diese Kontrollen und genau diese Kontrolldichte erforderlich machen, als denjenigen, die für genau den sauberen Sport kämpfen, durch dessen Image und dessen Vermarktbarkeit ich mein Geld verdiene.

Es ist leicht, auf die Kontrolleure zu schimpfen. Auch grenzwertige Vergleiche werden da gerne gezogen.
...
Volle Zustimmung, genau wie zum Rest des Beitrags. Ich fand es nur wohltuend, auch einmal ein etwas kratzbürstiges Statement der Hahners zu lesen - zusätzlich ist es einfach gut geschrieben.

@0815boy: Danke für die Korrekturen. Bis 4 oder 5 zu zählen ist manchmal nicht so einfach :klatsch: .

2994
Ich muss sagen, dass ich sehr froh bin, nicht unter die NADA-Meldepflichten zu fallen (für jeden Tag muss man z.B. eine Stunde angeben, zu der man an einem bestimmten Ort erreichbar ist).

So eine Kontrolle um 0:35 Uhr mag zwar sehr, sehr blöd sein, sie hat aber ihren Grund:

Doping: Nada will Athleten nachts testen - SPIEGEL ONLINE

Und sorry, liebe Mädels. Die Unschuldvermutung gilt im Spitzensport nicht. Würde sie gelten, gäbe es keine Grundlage für jegliche Dopingtests.
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PBs: 10k: 44:27 (3/18), HM: 1:34:25 (4/23), M: 3:30:35 (04/19) Ultra: 72,3km in 7:28h (12/19), 110km in 24h (6/19)

2995
PaulPatella hat geschrieben:Ich fand es nur wohltuend, auch einmal ein etwas kratzbürstiges Statement der Hahners zu lesen - zusätzlich ist es einfach gut geschrieben.
Ja, das fand ich auch prinzipiell gut. Gerade weil es etwas ist, was wohl eher nicht vorher durch zig Filter gegangen ist.

Natürlich dürfen die beiden sich aufregen. Und natürlich darf ich das falsch finden. Aber es stimmt: In all dem enthaltenen Zorn wirkt das endlich mal menschlich. Die Grinsemaschine bleibt aus, dahinter werden echte Menschen sichtbar, das find ich gut, auch wenn ich inhaltlich nicht übereinstimme.

Ich hab auch mal in der Buchhandlung durch deren Buch geblättert: Nichts, was ich kaufen würde, aber auch nichts, was für jemanden, der am Laufen Freude hat, direkt wieder aus der Hand nehmen müsste. Wenn's den einen oder die andere fürs Laufen begeistert, dann ist's doch o.k.

2996
Es gibt ja verschiedene Aspekte an diesen Kontrollen, die man mal anschauen muss: Da ist einerseits die Notwendigkeit, ein möglichst engmaschiges Kontrollnetzwerk zu schaffen, um den dopenden Sportlern möglichst wenig Raum zu verschaffen. Andererseits ist da die konkrete zwischenmenschliche Komponente, die aus den Erzählungen stets so beschrieben wird, als würden die Sportler wie Verbrecher behandelt. Ersteres kann ich irgendwie noch nachvollziehen, auch wenn sich von Seiten der Dopingagenturen schon an gewisse Regeln gehalten werden muss. Zwei Tage vor dem wichtigen Wettkampf aus dem Schlaf gerissen zu werden, wo jeder Dorfathlet weiß, dass die vorletzte Nacht vor dem Marathon die wichtigere ist, wenn es ums Schlafen geht, ist einfach blöd und wirkt für mich wie pure Schikane.

Dass es den Kontrolleuren dann häufig auch an der Sozialkompetenz zu mangeln scheint, ist nicht verwunderlich, aber leider auch blöd. Und es ist schon verständlich, sich über diese Form der Sippenhaft zu beschweren, wenn man Monate im Voraus planen muss, wann man sich wo aufhält. Zumal klar ist, dass Sportler aus anderen Nationen nicht diese Methoden über sich ergehen lassen müssen. Da kann schon mal das Gefühl aufkommen, dass man veräppelt wird: Einmal vom System, das nicht weltweit einheitlich strukturiert ist und dadurch bedingt von anderen Athleten, die genau das ausnutzen und sich dadurch einen (weiteren) Vorteil verschaffen, indem sie dopen und nebenbei nicht andauernd aus dem für die Regeneration wichtigen Schlaf gerissen werden.

Dass die Rahmenbedingungen nunmal so sind und dass die Athleten diese akzeptieren sollen, ist ein Hinweis, der mir nicht wirklich gefällt. Athleten wie Gabius oder die Hahners machen ja alles mit. Dass es ihnen aber trotzdem missfällt und sie ihre Eindrücke auch deutlich schildern und Missstände anprangern, finde ich absolut berechtigt, wenn sie das Gefühl haben, dass da was schief läuft. Übrigens gab es ganz sicher auch Bergleute, die sich über das Gruppenduschen aufgeregt haben. Die hatten nur keine 50000 Facebook-Fans, denen sie es mitteilen konnten.
Und wer jetzt wie seine persönliche Schamgrenze definiert und sich in dieser verletzt sieht, ist ja eine höchst individuelle Geschichte, bei der ich nicht darüber urteilen möchte, was man sich jetzt noch gefallen lassen muss und was nicht.

Im Grunde ist es doch so: Diese ganze Antidopingmaschinerie dient vor allem der Abschreckung. Härtere, engmaschigere Kontrollen sollen dazu führen, dass die Doper sich nicht mehr trauen, zu dopen. Es ist also ein Gutteil auch Effekthascherei dabei (unter der die sauberen Athleten zwangsläufig mit leiden), weil man ja zu wissen scheint, dass die NADA/WADA den Dopern technisch immer hinterher läuft. Das kompensiert man damit, die Kontrollen noch strikter zu machen. Ich glaube aber nicht, dass diese Politik an der Dopingkultur etwas ändert, sondern höchstens cleverere Dopingmethoden herausfordert. Es ist ein Wettlauf, den man eh nicht gewinnen kann. Und der geht dann auch noch auf Kosten der Athleten.
Und zwar der, die dopen, die sind körperlich und psychisch geschädigt, und der, die nicht dopen, die werden durch entwürdigende Kontrollen in ihrer Lebensqualität und Handlungsfreiheit beschränkt.

Man müsste halt an der Kultur, die das Dopen bewirkt, etwas verändern. Wenn aber schon über das minimale Absenken irgendwelcher Olympianormen gemeckert wird und die Athleten dann als Touristen diffamiert werden, dann braucht man sich auch nicht zu wundern, wenn eben diese Athleten zu Substanzen greifen, um noch erfolgreicher zu sein, die letzten 1-2% Leistung rauszuholen, um nicht mehr als untalentierter oder trainingsfauler Schmarotzer zu gelten.

2998
PaulPatella hat geschrieben:Gerade im Marathon stimmt es natürlich, dass fünf von sechs Deutschen hinter den ursprünglichen Vorgaben geblieben sind. Und natürlich wäre es angesichts der Vorleistungen von allen außer Gabius völlig unrealistisch, Top-Ten-Platzierungen zu erwarten.
Andererseits: Immerhin vier von sechs Athleten haben sich mit persönlicher Bestleistung für die Spiele qualifiziert, mehr kann man eigentlich nicht verlangen. Gerade die Bestleistungen von Pfeiffer und Scherl hätte es ohne Absenkung wohl nicht gegeben.

Zur "Touristen-Norm": Weiß jemand, wie viel der einzelne Athlet, der nach Rio fährt, den deutschen Steuerzahler kostet? Also ohne Gehälter oder Trainingslagerzuschüsse, sondern nur Flug, Unterbringung und Einkleidung (und was sonst so direkt mit Olympia zu tun hat - Sicherheit?). Ich würde vermuten, dass da ein niedriger vierstelliger Betrag zusammenkommt, oder anders formuliert: Peanuts.
Der (sehr schön zornige) Dopingkontrollen-Artikel auf der Hahner-Seite und genauso die Einlassungen von Arne Gabius zum gleichen Thema zeigen ebenfalls, dass der Tourismus-Begriff einfach unangebracht ist: Der normale Tourist muss sich nämlich nicht monatelang zu jeder Tages- und Nachtzeit beim Wasserlassen zusehen lassen, um den "Urlaub" antreten zu dürfen.
Förderungen und Kaderzugehörigkeit hängen auch an int. Meisterschaften ... Also nur Flugticket ist nicht.

2999
LasseLaufen hat geschrieben:Ich bin schon der Meinung, dass das über der Grenze liegt was da passiert. Natürlich gibt es keine Unschuldsvermutung. Aber auch ein Sportler hat ein Recht auf ein Leben neben dem Sport.
Die Frage ist, was Du als Alternative siehst?

Solange Urin für viele Substanzen die einzige Kontrollmöglichkeit bietet, muss man verhindern, dass

- Fremder oder sauberer Eigenurin in die eigene Blase gefüllt wird (-> Sichtkontakt ab Erstkontakt nicht verlieren)
- Kein künstlicher Penis, o.ä. genutzt wird (-> Hose runter, Shirt hoch und genau zuschauen)

Leider alles schon vorgekommen. Ohne diese Maßnahmen muss man (leider) gar keine Urinkontrolle nehmen, weil diese sonst gar nichts aussagt. Und da ist es dann auch egal, wieviele saubere Tests es zuvor gab.

Genauso mit dem Meldepflichten. Ein paar Tage nicht erreichbar sein ist der Traum jedes Dopers.

Oder auch mit den Kontrollen direkt nach dem Wettkampf. Vorher wäre noch schlimmer.

Ich sehe defacto nur eine Alternative: Die Kontrollen komplett einstellen und Doping defacto freigeben.
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3000
Eine schwierige Frage natürlich.

Punkt 1: Deutschland hat in diesem Bereich, wie in vielen anderen Bereichen, internationale Vorgaben übererfüllt. Wenn man Per Günther Glauben schenkt (und ich wüsste nicht wieso er in diesem Punkt einfach etwas behaupten sollte), gibt es in den meisten anderen Ländern derart strickte Kontrollen eben nicht (er nennt Spanien & Frankreich). So lange nicht überall gleiche Standards tatsächlich vorherrschen, ist es absurd so ein Prozedere einigen Athlethen zuzumuten (die auch noch der Weltspitze hinterher laufen)...

Punkt 2: Ich bin kein Biologe oder Mediziner. Ich kann daher nicht beurteilen wie lange gewisse Substanzen nachweisbar sind oder nicht. Wenn ich aber Doper wäre, würde ich Folgendes machen: Mir äußerst kurz nachweisbare Substanzen einwerfen, kurz nachdem der Kontrolleur da war. Früh Morgens um 6 Uhr ist deren liebste Zeit? Perfekt... Wenn ein paar Stunden ausreichen, dass diese Substanzen nicht mehr nachweisbar sind, dann muss ich eben so lange nicht auf die Toilette (ist ja auch nachvollziehbar, schließlich war der Herr Kontrolleur ja gerade da...

Punkt 3: Wenn ich einen Sport nur ausüben kann, wenn ich meine komplette Privatsphäre offen lege, wäre das für mich persönlich das Ende jeder spitzensportlichen Ambition. Man gibt hier das Recht auf Privatsphäre auf, zu Gunsten eines sauberen Sportes. Das Recht auf Privatsphäre ist im Grundgesetz verankert, das Recht auf sauberen Sport auch? Hat denn schon ein Sportler gegen diese Methoden geklagt? Ich als Laie würde ihm sehr gute Chancen zurechnen. Denn das ist ganz einfach nicht verhältnismäßig. Was gab es für Diskussionen um diese Nacktscanner an Flughäfen? Dort geht es um Leib und Leben und nicht um ein paar Medallien oder Preisgelder. Nur beim Sport ist anscheinend alles erlaubt, was man der Gesellschaft an anderer Stelle niemals zumuten würde. Man stelle sich vor, man wird beim Juwelier vor Verlassen des Geschäftes gebeten doch bitte in einer Umkleide sich zu entkleiden und alle Körperöffnungen kontrollieren zu lassen. Was gäbe das für einen Aufschrei? Aber im Sport ist so etwas ok. Super! ES IST NUR SPORT!
PB:
10km 42:49
HM 1:35:15
M 3:17:30


Bild


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