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"Missbrauch" des Zug-Läufers

"Missbrauch" des Zug-Läufers

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Vorab: Das hier wird keine skandalträchtige Angelegenheit, trotz des Titels.

Am Freitag ist Halbmarathon in Dortmund. Ich plane eine Zeit von ~ 1:50:00, vielleicht ein, zwei Minuten schneller, vielleicht ein, zwei Minuten langsamer. Startblöcke gibt es keine, man soll sich gemäß seiner erwarteten Endzeit unter Zuhilfenahme der Zug-Läufer einsortieren. Es gibt einen für 1:45 (der ist mir zu schnell) und einen für 2:00 (der ist mir zu langsam).

Also irgendwo dazwischen.

Wäre es aus eurer Sicht im Sinne der Fairness in Ordnung, wenn ich knapp vor dem 1:45er-Ballon loslaufen würde, um mich am Anfang schnell "freilaufen" zu können? Die damit verbundene Pace von knapp unter 5:00 kann ich durchaus auf den ersten Kilometern gehen, ich würde da niemanden behindern. Mein Plan wäre es, am Anfang etwas schneller als im Schnitt zu laufen, und dann, wenn sich das Feld auseinandergezogen hat, auf mein Tempo (5:12er-Pace) zurückzufallen - und von dem am Anfang erlaufenen Puffer auf meine Wunschzeit zu zehren.

Läuferisch klappt das, einen Einbruch wegen zu schnellen Starts befürchte ich nicht. Die Frage ist, ob das nicht unfair ist, weil ich mich ja zu weit vorne einordne.

Das andere sich da wesentlich weniger Gedanken machen werden, weiß ich. Ich möchte mir aber Gedanken machen und würde, wenn mein Plan als unfair empfunden wird, auch weiter hinten starten.

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Unfair, wem gegenüner?

mal ganz davon ab, dass es am Phönixsee eh auch mit deiner Strategie verdammt eng zu gehen wird.
Ich würde lieber von vorne rein 2 langsame km einplanen (um nicht frustiert zu sein wenns da "zu langsam" zugeht) einplanen und erst am Ende nach den Steigungen gas geben.

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Vielleicht unfair der Idee des Zug-Läufers gegenüber. Na ja, vielleicht ein etwas abstraker Gedankengang.

Echt, ist das da so eng? Ich war vorletztes Wochenende da, da konnte man einen Teil der Strecke schon ablaufen, da wirkten einige Wege schon sehr eng, den Startbereich hab ich aber nicht besichtigt. Laut der Betreuer beim "Kick-Off-Lauf" verläuft sich das recht schnell, aber das mag ja Definitionssache sein.

Du meinst, ich sollte eher von einem Zeitverlust auf den ersten Kilometern ausgehen und einplanen, hinten raus aufzuholen?

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Ich würde es umgekehrt machen: Die ersten paar km vor dem 2h-Tempomacher herlaufen und dann allmählich Gas geben. Wenn Du das Tempo exakt hältst, kostet Dich das am Anfang pro km eine halbe Minute. Selbst damit würdest Du leben können. Aber wahrscheinlich wirst Du schneller loslaufen als geplant, und dann beträgt der Zeitverlust sogar deutlich weniger als 30s/km.
Дуа кинум йах иди, ту пуц ца бофт тар ту-хез йатов̌!

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freilaufend hat geschrieben:Vorab: skandalträchtige Angelegenheit, trotz des Titels.
[h=2]"Missbrauch" des Zug-Läufers[/h]Also irgendwo dazwischen.

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:peinlich: mach Fotos davon..
McFit ist wie Urlaub, 30 grad, alle schwitzen, keiner spricht Deutsch und überall liegen Handtücher.
Bild

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Hängt auch davon ab, was für ein Typ Läufer du bist.

Kannst du die letzten 2-3km beschleunigen, hältst du die Geschwindigkeit oder wirst du immer langsamer?

Grundsätzlich, auch wenn du da am Anfang Kraft hast für irgendwelche Experimente, so wird sie dir am Ende fehlen (vorausgesetzt die Zielzeit liegt in der Nähe deiner PB).

Sortier dich hinter dem 1:45-Zugläufer. Achte darauf so schnell wie möglich in deinem Rhythmus hineinzukommen + mach dir keine Gedanke um die anderen.
Du wirst wenn überhaupt nur unerheblich die anderen stören, ihr lauft ja gemeinsam in dem 1:50-Paket. :zwinker5:

Sammel Erfahrungen und mach dir Gedanken, was du das nächste Mal besser machen möchtest.

Viel Spaß und Erfolg :daumen:

:hallo:
Success is knowing that you did your best to become the best that you are capable of becoming (John Wooden)

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freilaufend hat geschrieben:Läuferisch klappt das, einen Einbruch wegen zu schnellen Starts befürchte ich nicht. Die Frage ist, ob das nicht unfair ist, weil ich mich ja zu weit vorne einordne.
Die Startblöcke sind ja hauptsächlich da, damit sich gerade am Anfang wenn es fast immer eng ist keiner in den Füßen steht (oder?). Und du läufst ja die Pace mit. Ich habe das auch schon gemacht (5:13 am Anfang um am Ende auf 5:25 im Schnitt zu landen) und ich hatte nicht den Eindruck da am Anfang mehr als allg. üblich jemanden behindert zu haben da ich ja eben die Pace gelaufen bin. Später ist das Feld ja i.d.R. so verteilt, dass es kein Problem mehr ist das Tempo rauszunehmen. Mir haben nur die Körner gefehlt um dann das geringere Tempo am Ende zu halten. Daher ging bei mir die Rechnung nicht ganz auf.

Gruß
Gid

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Ich komme noch immer nicht dahinter. Du willst um 1:50 laufen. Warum meinst du dann, vor dem 1:45er herlaufen zu müssen, der dir sonst aber zu schnell ist? Bleib doch dahinter - da ist auch noch Platz - und halte die Luftballons im Auge.

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Ich komme noch immer nicht dahinter.Du willst um 1:50 laufen. Warum meinst du dann,vor dem 1:45er herlaufen zu müssen, der dir sonst aber zu schnell ist?
Weil der Halbmarathon in Dortmund im Startbereich und auf den ersten Kilometern sehr eng ist und ich die Hoffnung habe, so dem allergrößten Gedränge (das ich hinter dem 1:45er-Ballon vermute) zu entgehen. Vor die Wahl gestellt, am Anfang für mich ein wenig zu schnell anzugehen oder aber durch eine zu volle Laufstrecke sofort viel Zeit zu verlieren, würde ich mich für die erstere Option entscheiden.

Um mehr geht's gar nicht :wink:

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Mal ganz unabhängig davon, ob deine Taktik, am Anfang schneller zu laufen, sinnvoll erscheint oder nicht..

Es geht hier ja um die Einordnung nach Pace.

Mit einer Pace sub 5:00 kommt man unter 1:45 raus. Also wäre die Einordnung, wenn er sub 5:00 startet, in dem Moment korrekt.
Wenn er zurückfällt.. Naja, ob man einbricht während des Rennens, kann ja niemand vorhersagen. Und wenn sich ein Läufer dann auch noch
Gedanken drüber macht, dass er die Pace auf jeden Fall halten kann, bis sich das Feld auseinander gezogen hat und er beim Zurückfallen drauf achtet, andere nicht zu behindern... Dann müsste auch Herr Kant zustimmen, dass das ok ist.

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Das sich Läufer/in falsch in die Startaufstellung stellen, ist keine Ausnahme.
Und wenn du spät am Start bist, bleibt dir oft nichts anderes übrig, als dich da hin zu stellen, wo noch Platz ist.
Profis sind berechenbar, die Amateure sind wirklich gefährlich. E.A. Murphy

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Wie einige Vorredner bereits angemerkt haben: was du auf den ersten Metern/Kilometer "verballerst" rächt sich hinterher doppelt. In der Kombination "ich reihe mich vor dem 1:45h Läufer ein, also muss ich Gas geben" plus das Mannläuftsowiesoimmerzuschnelllos-Syndrom erzeugt nur Stress und ist ein Risiko. Darum: In Sichtweite hinter dem Zugläufer einreihen und fertig. Kein Stress, gute Orientierung, und ggf. die Chance noch zu überholen

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Meine schönsten HMs waren bisher die, bei denen ich eher zu langsam losgelaufen bin (teilweise wegen Gedränge). Dagegen habe ich schon des öfteren während des Laufs mein zu schnelles Loslaufen verflucht - manchmal wegen zu viel Optimismus, manchmal wegen Laufpartner(in). Dein Plan, anfangs vor einer eigentlich für Dich deutlich zu schnellen Horde herzulaufen, scheint mir in diesem Sinne unausgereift, weil Du ein kleines Problem (Stau am Anfang, d.h. möglicherweise etwas zu langsames Loslaufen) gegen ein großes Problem (zu schnelles Loslaufen) eintauschst. Ich rate auch dringend davon ab, hektisch um andere Läufer herumzukurven. Mit Gelassenheit kommst Du weiter!

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freilaufend hat geschrieben:Es gibt einen für 1:45 (der ist mir zu schnell) und einen für 2:00 (der ist mir zu langsam).
Unsinn. Tsk tsk, im Berlin-Faden machst du einen auf ehrgeizig, und hier mauerst du... Mit deiner 46:28 auf 10 km ist 1:45 eher zu langsam als zu schnell. Trau dich was!
"If you want to become a better runner, you have to run more often. It is that easy." - Tom Fleming

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D-Bus hat geschrieben:Unsinn. Tsk tsk, im Berlin-Faden machst du einen auf ehrgeizig, und hier mauerst du... Mit deiner 46:28 auf 10 km ist 1:45 eher zu langsam als zu schnell. Trau dich was!
Ist ja sein erster HM. Von daher macht es ja schon Sinn die Zielzeit etwas nach hinten zu setzen. Im Grunde passt dazu aber seine Strategie. Je nachdem wie er sich nach 2/3 fühlt kann er auch noch mal Gas geben.

Gruß
Gid

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Erstmal danke euch allen für die Einschätzungen. Ich werde nachher berichten, wie ich's gemacht habe, und wie's gelaufen ist.

Zur recht moderaten Zielzeit: Zum einen ist es mein erster Halbmarathon, zum anderen war ich mitten in der Vorbereitung fast zwei Wochen krank. Die 1:45 ist das Ziel für meinen zweiten Halbmarathon, irgendwann im Frühjahr 2015.

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freilaufend hat geschrieben:Läuferisch klappt das, einen Einbruch wegen zu schnellen Starts befürchte ich nicht. Die Frage ist, ob das nicht unfair ist, weil ich mich ja zu weit vorne einordne.
Finde ich ja gut, dass du dir da Gedanken machst. Wenn du dich weiter vorne einordnest und das Tempo deine Umgebung läufst, dann gibts daran nichts auszusetzen. Wenn du später verlangsamst, so ist das deine Renntaktik (die zwar nicht die optimalste ist, aber darüber willste hier sicher nicht diskutieren) und dein Problem.

Gruss Tommi
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Mein Tagebuch: forum/threads/96079-Die-dicken-Waden-der-dicken-Wade

"Unser Denken bestimmt unsere Wahrnehmung und unser Verhalten. Wenn wir uns nur auf das konzentrieren, was uns missfällt, werden wir auch viel Schlechtes sehen, dementsprechend über die Welt denken und unser Verhalten danach ausrichten. Menschen, die sich auf das Schöne konzentrieren, sind folglich zweifelsfrei glücklicher."

Thorsten Havener

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Hi,

ich laufe auch in etwa dein Tempo auf die 10 km, und einen HM in zwischen 1:41 und 1:45. Aus meiner eigenen Erfahrung ist es aber nicht ratsam, vor einem Pacemaker herzulaufen. Wenn du dich an ihm orientieren willst (der Sinn des Pacemakers), dann musst du dich ständig umschauen, wie der Abstand zu ihm ist. In der Tat ist aber hinter dem Pacemaker das Gedrängel am dichtesten.

Mein Rat: Laufe 20 Meter hinter dem Pacemaker 1:45 und halte den Abstand. Nach der Hälfte der Strecke weißt du, wie du drauf bist. zieh dich dann ran und unterbiete die 1:45 (was du ja eigentlich gar nicht willst), oder lass dich langsam fallen.

Das hilft dir am meisten, du bist nicht im Gedrängel und stehst anderen auch nicht im Weg. Wenn du 1:50 oder schneller laufen willst, dann sortiere dich auch da ein. Das macht schon Sinn ......

Grüße,
Andreas

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D-Bus hat geschrieben:Unsinn. Tsk tsk, im Berlin-Faden machst du einen auf ehrgeizig, und hier mauerst du... Mit deiner 46:28 auf 10 km ist 1:45 eher zu langsam als zu schnell. Trau dich was!
sciliar hat geschrieben: Mein Rat: Laufe 20 Meter hinter dem Pacemaker 1:45 und halte den Abstand. Nach der Hälfte der Strecke weißt du, wie du drauf bist. zieh dich dann ran und unterbiete die 1:45 (was du ja eigentlich gar nicht willst), oder lass dich langsam fallen.
Sehe ich genau so! Reihe dich hinter dem 1:45 Pacemaker ein und überhole diesen dann auf den letzten KM oder eher :D , drin ist es auf jeden Fall.

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dicke_Wade hat geschrieben:Finde ich ja gut, dass du dir da Gedanken machst. Wenn du dich weiter vorne einordnest und das Tempo deine Umgebung läufst, dann gibts daran nichts auszusetzen. Wenn du später verlangsamst, so ist das deine Renntaktik (die zwar nicht die optimalste ist, aber darüber willste hier sicher nicht diskutieren) und dein Problem.

Gruss Tommi
Du sagst in etwa immer dasselbe wie ich, nur schaffst du das irgendwie immer kürzer und prägnanter. Gutes Trainingsbeispiel, wir Frauen quasseln ja auch immer zu lang rum, bis da was bei rauskommt.. herrje...

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Es kam dann doch alles ganz anders... 25 Grad waren es, und auf geschätzten 18 Kilometern der Strecke brannte die Sonne auf die Köpfe der Läufer. Da war für mich als eher weniger wärmeliebenden Läufer an die Einhaltung der vorher ausgearbeiteten Marschtabelle nicht wirklich zu denken.

Ich hab den Fehler gemacht, das bis km 12 noch zu versuchen, ab da ging dann nicht mehr viel. Leider gab es auch für mich, der deutlich in der vorderen Hälfte des Feldes lief, schon kein Isogetränk mehr, sonder nur noch Wasser (für viele nach mir noch nicht einmal mehr das...). Die letzten Kilometer waren eine Quälerei, am See war's noch mal besonders heiß, und ich musste das strategisch falsche zu schnelle Angehen ausbaden. Mein ursprüngliches Zeitziel von 1:50 hab ich um etwas mehr als 2 Minuten verfehlt, was ich bei diesen Bedingungen aber durchaus verschmerzen kann.

Bitter war, dass man sich dann im Ziel, immer noch in der prallen Sonne, noch lange anstellen musste für etwas zu trinken - während um einen herum den Leuten Infusionen gelegt wurden. Ich hab mir dann von meiner Begleitung Cola und Wasser vom Getränkestand für die Zuschauer holen lassen, zum schlanken Preis von insgesamt 6 Euro für beide Becher.

Folgendes gelernt:

- Bei Temperaturen in diesem Bereich und direkter Sonneneinstrahlung geht's nicht so schnell wie sonst.
- Ich nehm demnächst wieder meine Handflasche mit meinem Lieblings-Iso-Getränk mit.
- Der Halbmarathon am Phönixsee ist keine uneingeschränkt zu empfehlende Veranstaltung.

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freilaufend hat geschrieben: ich musste das strategisch falsche zu schnelle Angehen ausbaden.
Dann weisst Du es immerhin für das nächste Mal besser. Ich trinke übrigens unterwegs grundsätzlich nur noch Wasser - damit kann man wenig falsch machen und es ist im Fall des Verschluckens weniger problematisch.

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freilaufend hat geschrieben:Leider gab es auch für mich, der deutlich in der vorderen Hälfte des Feldes lief, schon kein Isogetränk mehr, sonder nur noch Wasser (für viele nach mir noch nicht einmal mehr das...).
[...]
Bitter war, dass man sich dann im Ziel, immer noch in der prallen Sonne, noch lange anstellen musste für etwas zu trinken - während um einen herum den Leuten Infusionen gelegt wurden.
ich würde dem Veranstalter bzgl. der Getränke auf jeden Fall ein Feedback geben. Ist bei dem relativ hohen Startgeld eigentlich eine Frechheit (man könnte auch sagen fahrlässige Körperverletzung)!
Da das erst die 3. Auflage war und auch die Streckenführung mMn noch Entwicklungspotential hat, ist man auch da vielleicht noch in der Lernphase.
was willste machen, nützt ja nichts

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Das würde ich auch machen, Feedback bzgl. Getränken machen. Ansonsten neuer Versiuch vielleicht noch bei einem HM im Herbst oder im Rahmen einer Winterlaufserie und das Ganze dann nochmal versuchen.
Ich selbst trinke auch immer nur Wasser, aus dem gleichen Grund wie mein Vorredner Nils :zwinker5: aber das muss natürlich auch jeder selbst wissen!
Alles Gute auf jeden Fall weiterhin.
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