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1. The End of the World Fireland Marathon - Ushuaia, Argentinien

1. The End of the World Fireland Marathon - Ushuaia, Argentinien

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Ein Lauf-, Reise- und Veranstaltungsbericht von einem Teilnehmer am 10-Kilometer-Lauf

“Ende der Welt” hört sich recht dramatisch an. Aber was hier im wahrsten Sinn des Wortes zu Ende geht, ist nur der Pan-American-Highway, der in Alaska beginnt und bis nach Ushuaia/Argentinien führt. Dennoch hat Ushuaia (57.000 Einwohner) etwas Außergewöhnliches. Sie ist die südlichste Stadt der Erde. Und diese Einmaligkeit hat den Laufreise-Veranstalter Nils Krekenbaum wohl dazu bewogen, ein Laufevent für seine Reisegruppe Patagonien/Feuerland 2014 (und für die folgenden Jahre) ins Leben zu rufen.

Es ist nicht der erste Straßenlauf, der am „Ende der Welt“ stattfindet. Bis 2008 wurde der Marathon Fin del Mundo in Ushuaia veranstaltet, der zum Schluss etwa 300 Teilnehmer zusammenbringen konnte. Die Marathonstrecke verlief vom Parque Nacional Tierra del Fuego mit einer Schleife am Airport zurück bis Ushuaia. Ein nicht unerheblicher Teil der Läufer hatte zuvor am Antarctica Marathon teilgenommen. Am 30. September 2014 fand nun der „1. The End of the World Fireland Marathon” unter dem Renndirektor Nils statt.

Noch am Vormittag war er mit seiner Gruppe per Schiff unterwegs, um sich Flora und Fauna auf den Inseln im Beagle-Kanal anzuschauen. Kaum im Hotel angekommen hat er sich gleich wieder auf den Weg gemacht, um den Streckenverlauf für die Marathon-, Halbmarathon- und 10-km-Läufer zu markieren. Als sich um 14:00 Uhr die Athleten hinter der Startlinie am Hotel Ushuaia versammelten, war er bereits in die Rolle des Starters geschlüpft, um die Ausdauersportler auf die Strecke zu schicken und auch gleich mitzulaufen.

Auf den ersten paar hundert Metern geht es drastisch bergab, bis die Sportler in die Straße abbiegen, die im rechten Winkel zur Uferpromenade führt. Der Parcours ist nicht abgesperrt und die Aktiven nutzen, wie sich die Situation ergibt, mal Straße, mal Fußweg. In Patagonien dominiert oft das Recht des Stärkeren auf der Straße und am Zebrastreifen. Einer Gruppe von Läufern gegenüber verhalten sich Autofahrer aber wesentlich rücksichtsvoller. Menschen am Straßenrand bleiben neugierig stehen, betrachten das seltsame Treiben, unterhalten sich angeregt über die Fremden und freundliche Worte (in spanisch) fliegen über die Straße.

Am Kanal angekommen biegt die Läuferschar rechts ab und nutzt nun die Uferpromenade. Der Beagle-Kanal ist eine natürliche Wasserstraße und verbindet den Atlantik mit dem Pazifik. Im Bereich von Ushuaia hat er mit ca. 15 Kilometern seine größte Breite. Entdeckt wurde er 1831 von dem Kapitän FitzRoy, der mit seinem Schiff Beagle im Auftrag der englischen Regierung unterwegs war. Mit an Bord auf der fünfjährigen Reise war Charles Darwin als unbezahlter Naturforscher.

Die Promenade ist fast menschenleer und die Sportler können entspannt laufen. Den Hafen im Rücken erblicken die Läufer den Schlepper St. Christopher in Ufernähe. Er liegt parallel zum Ufer auf einer Sandbank. Dort wurde er 1957 hingeschafft, nachdem er vergeblich bei der Bergung des deutschen Passagierschiffs Monte Cervantes geholfen hatte. Das Passagierschiff hatte 1.117 Passagiere und 255 Besatzungsmitglieder an Bord als es 1930 in der Nähe von Ushuaia versank.

Ungewöhnlich schön ist das Wetter, das die Athleten seit einer Woche begleitet. Es ist September und Frühling hier in „Fin del Mundo”. Das Läuferfeld hat sich schon ein wenig entzerrt, als die Akteure am Kreisel auf den Damm Luis Pedro Fique einbiegen. Hier ist allerhand los. Streikende fahren mit fahnengeschmückten PKW´s Stoßstange an Stoßstange in Richtung Flughafen. Neben Chile ist auch Argentinien ein streikfreudiges Land. Darüber kann man nun denken wie man will. Umweltschonender ist es auf jeden Fall, wenn Streikende marschieren, und nicht mit Pkw´s durch die Stadt juckeln. Als die Kolonne endlich vorbeigefahren ist, können sich die Läufer mehr auf sich und die Bucht von Ushuaia links und das Vogelschutzgebiet rechts konzentrieren.

Erste moderate Steigungen nach dem Damm sind nun zu bewältigen. Auf der linken Seite befindet sich der alte Flughafen, der heutzutage vom Aeroclub Ushuaia genutzt wird. Von hier aus kann man auch Rundflüge über die Stadt und die nahe Berg- und Gletscherwelt unternehmen. Zwischen Straße und Flughafenhalle steht eine prachtvolle DC 3 aus alten Tagen, als Flugzeuge noch rechteckige Fenster hatten.

Nils hat seine Markierungsarbeiten mit Sprühfarbe auf der Straße ordentlich ausgeführt. Die Athleten kommen nun bald zu der Stelle, an der sie rechts abbiegen und dreimal Ausgleichsrunden laufen müssen. Von der Capitán-Armando-Mutto-Straße (-54.818578,-68.312967) aus hat man einen wundervollen Blick auf Ushuaia mit den schneebedeckten Bergspitzen der Anden. Und der rege Meinungsaustausch in den sich gebildeten Kleingruppen kann nun dazu führen, dass man ganz schnell einen kleinen Abbiegepfeil übersieht. Der umsichtige Teilnehmer sollte nicht nur an dieser Stelle unbedingt Prioritäten setzen.

Konzentrierte Teilnehmer haben den Ausgleichsrunden-Kurs sofort erkannt. Danach machen sie sich auf den Weg in Richtung Ziel. An der Av. Prefectura Naval Argentina in Höhe des Hafens steht Nils mit seinem Verpflegungsstand. Hier biegen nun die 10er-Läufer zum Hotel/Ziel in Richtung der Berge ab. Marathon/Halbmarathon-Mitwirkende haben den Parcours mit Ausnahme des letzten Stücks „Bergetappe“ viermal/zweimal zu absolvieren.

Vom Verpflegungsstand aus nimmt die Steigung kontinuierlich zu. Die Beteiligten nutzen wechselweise Straße und Fußweg, weil an manchen Stellen der Bürgersteig in Treppen übergeht. Irgendwann ist dann endlich das Hotel Ushuaia/Ziel (-54.797957,-68.310446) zu sehen. Die letzten 100 Meter weisen die größte Steigung beim „The End of the World Marathon“ auf. An der Ziellinie steht Elke, die Assistentin von Nils, und notiert gewissenhaft die Leistung der Laufreiseteilnehmer. Dem Berichterstatter gefällt die abwechselungsreiche Strecke und der ungewöhnliche Ort dieses Laufs. Mit seiner Zeit ist er zufrieden – wie immer. Für ihn heißt die Devise: Dabei sein und ankommen.

Am nächsten Tag machen sich die unternehmungslustigen Abenteuer-Läufer auf den Weg nach Buenos Aires und sind vom Airport Ushuaia total überrascht. Der Flughafen wurde 1995 auf einer aufgeschütteten Insel im Beagle-Kanal erbaut. Von außen erweckt das Flughafengebäude eher den Eindruck einer aus Holz gebauten Skihütte mit Satteldach. Innen, durch die tragende Holzkonstruktion und Holzinnenverkleidung, den Eindruck einer großen Scheune. Alles ist aber gediegen ausgeführt und macht einen gemütlichen Eindruck. Auf der Airport-Ranking-Liste vom Focus steht der „Aeropuerto Internacional de Ushuaia Malvinas Argentinas“ auf Platz 5 der beliebtesten Flughäfen der Welt. Möglich, dass die meisten Passagiere nicht wissen, dass die Start- und Landebahn unmittelbar von einer Inselkante bis zur anderen reicht.

In der ersten Reisewoche hat Nils Krekenbaum mit seiner 22-köpfigen Sportlergruppe im Torres-del-Paine-Nationalpark am internationalen Patagonien-Marathon teilgenommen. Ein Lauf-, Reise- und Veranstaltungsbericht von diesem Ereignis in den chilenischen Anden wird in ein paar Wochen erscheinen.
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