Nachdem ich eine Nacht drüber geschlafen habe, möchte ich nun den Erftlauf aus meiner Perspektive erzählen:
Der Morgen war ein Morgen, wie er bei einem Rennen für mich typisch ist: Ich war einmal wieder tierisch aufgeregt! Wusste ich erst einmal wieder nicht, was ich auf dem Weg zum Lauf anziehen sollte, entschied ich mich für das Zwiebelprinzig, schlörrte Hamburg über Berlin an und ab gings zum Bus. Dieser bzw. seine Insassen holten mich aber sehr schnell wieder auf den Boden der Realität zurück: "Ey Alter, hoffentlich hat meine Mudda die Vorladung noch nicht gesehen, ey. Hab letztens so ne Alte geklatscht und die hat mich angezeigt!". Wie unverschämt von ihr!
Kaum am Ort des Geschehens angekommen, bin ich Lilly und Ulli auch schon in die Arme gelaufen. Schnell noch Startnummer eingesammelt, angetüddelt, umgezogen und dann gings auch schon zum Warmlaufen. Wobei das bei der gestrigen Kälte auch mehr als notwendig war, denn meine Oberschenkel passten sich ziemlich fix der Farbe meiner Laufhose an (blau). Handy hatte ich dabei, Taxigeld auch. In diesem Jahr war ich wirklich sehr gut vorbereitet
Einen Plan für das Rennen hatte ich nicht wirklich. Die einzige (interne) Vorgabe war: Eine 2 sollte am Anfang des Ergebnisses stehen. Ansonsten einfach losrennen und schauen was passiert. Und so rannte ich los...
Wie ich relativ schnell feststellte war das dann auch noch ziemlich schnell. Aber ich konnte das Tempo mitgehen, also warum auch nicht. Wie wir vor dem Rennen ja so schön feststellten: Wenn du bei km 3 nicht mehr kannst, dann sinds ja nur noch 2 und die schafft man immer irgendwie.
Beim km 1 Schild sah ich auf meine schnöde Stoppuhr: glatte 5 Minuten. Wie geht das denn bitte??? Drinchen, bremse dich vielleicht doch ein wenig, das hälste nicht durch! Nächster Blick bei km 2: glatte 10 Minuten. Hat ja prima geklappt mit dem Bremsen
Ich lief da schon eine Weile einem Typen hinterher, der seine Startnummer an einem Bauchgurt festgezottelt hatte. Und da war ein Bändel dran, dass rhythmisch gegen die Nummer daddelte, was mich - trotz meiner Musik - ziemlich wahnsinnig machte. Da musste ich dann noch einen drauf setzen, kurz anziehen um zu überholen und konnte dann wieder in meinen Trott fallen. Bei km 3 hatte ich irgendwas um die 16 Minuten konnte da aber nicht mehr lange drüber nachdenken, weil ich ab ca. km 3,5 mal wieder heftige Schmerzen im rechten Brustkorb bekam. Ich hatte mich wohl mal wieder (wie beim Kö-Lauf) veratmet. Diese Schmerzen sind jedes Mal widerlich und bringen mich fast zum Aufgeben. Dann stand auf der linken Seite auch noch ein Rettungswagen und ich dachte nur "Versuche nicht ganz so verschmerzt auszusehen, sonst ziehen die dich noch raus". Vor mir liefen 2 junge Herren, bei denen versuchte ich dran zu bleiben. Die fragten allerdings jeden (!) Streckenposten, wie weit wir denn jetzt seien. Hatten die vielleicht auch Angst, auf den 5 km verschütt zu gehen? Selsam...
Nach 1 km Tortur löste sich das Ganze dann wieder wie von Zauberhand und ich konnte auf den letzten 500 m noch einmal Gas geben. Wollte unbedingt wissen, wie es zeitlich aussieht, bin aber in keiner Sekunde darauf gekommen, einfach mal auf meine blöde Stoppuhr zu sehen!
Also einfach weiter gerannt und das Ziel gesucht, was für mich nicht auf Anhieb als dieses zu erkennen war.
Aber als ich dann die Zeit sah, hätte ich vor Freude schon heulen können! Ich stolperte bei 26:52 ins Ziel! Und suchte danach erst einmal nach Luft, denn die schien gänzlich weg zu sein. Kurzzeitig wurde mir auch noch übel, das war nicht so schick. Aber nachdem ich mich wieder einigermaßen gefangen hatte, kam Lilly schon ins Ziel und der Ulli gleich hinterher. War das eine Freude, jeder hatte sich selbst ein wenig überrascht!
Ein Becher Katzenstreu-Tee baute mich wieder ein wenig auf, die Krakauer schmeckte umso besser und Dank Lilly's Shuttleservice war ich rubbel-die-Katz wieder zu Hause!
Ein rundum gelungener Tag!!! Und nun? Erst einmal noch einen Tag Ruhe und dann mal schauen. Bäume werde ich in den letzten Wochen des Jahres nicht mehr ausreißen. Gemütlich voran, den Spaß nicht verlieren und laaaaangsaaaam die Distanz ausweiten.
Aber jetzt erst einmal ab in die Küche, Baguette backen, Tomaten-Feta-Salat schnippeln und den Sonntag genießen! Einen selbigen schönen wünsche ich euch
PS: Ich habe übrigens meine Altersklasse gewonnen!
Die Neusser Mädels sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren