Banner

Das Fünf-Beine-Lauf-Experiment beim Abschluss der Winterlaufserie Rodgau

Das Fünf-Beine-Lauf-Experiment beim Abschluss der Winterlaufserie Rodgau

1
Können fünf Beine gemeinsam einen Zehn-Kilometer-Lauf bewältigen? Diese Frage bildete den Ausgangspunkt für unseren Start beim letzten Lauf der Winterlaufserie der TGM SV Jügesheim. Ein Experiment mit ungewissem Ausgang.

Dem sechsjährigen Hound Nemo amputierten Ärzte im Oktober einen Hinterlauf, um nach langer Krankheitsgeschichte sein Leben zu retten. Seine sportliche Karriere im Schlittenhundesport endete etwa ein Jahr davor. Seine Lauflust und sein Lebenswille dagegen blieben ungebremst erhalten. So motivierte unser Dreibeiner mich dazu, meine unregelmäßigen Laufversuche in Trainingspläne umzuwandeln und gemeinsam intensiv Sport zu treiben. Immer in Absprache mit unserer behandelnden Tierärztin. Anfang Januar begonnen, entwickelten wir so viel Freude am Training, dass wir uns gut steigern konnten und die Streckenlänge stetig ausbauten. Am Fuße des Vogelsberges bieten sich so gut wie keine ebenen Trainingsmöglichkeiten, und so beendeten wir bei maximal acht Kilometern unsere gemeinsamen Trainingseinheiten, um den Hund, der mich als Läufer durch steten Zug im Laufgeschirr, tatkräftig unterstützt, nicht zu überfordern. Allerdings tobte er nach jeder Lauf-Einheit wie ein Wilder über Wiesen und Felder und wirkte nicht belastet. Mein läuferisches Ego sehnte die magische Zehn-Kilometer-Hürde herbei. Alleine lief ich sie zwei Mal, doch ohne meinen Gefährten fehlte die rechte Freude. Der flache Zehn-Kilometer-Rundkurs in Rodgau-Jügesheim versprach also die ideale Möglichkeit auszuprobieren ob Nemo diese Distanz schaffen kann.

Nach kurzer Rücksprache mit dem Verein wurden wir als Läufer-Hund-Gespann zum Start zugelassen, unter der Bedingung am Ende des Läuferfeldes zu starten und niemanden zu behindern.

Strahlend, blauer Himmel und viel Sonne, die die Landschaft in ein Wintermärchen verzauberte, empfingen uns in Rodgau. Beste Vorzeichen! Also den Hund aus dem Auto und ins Laufgeschirr gesteckt. Ein Fehler zu diesem frühen Zeitpunkt, denn die Zeit der Anmeldung, Startnummernvergabe und Gepäckverstauung tat Nemo durch Jaulen, Bellen und Fiepen lautstark kund dass er jetzt bitte sofort loslaufen möchte. Zur Entspannung durfte er vor dem Start nochmal frei über die Wiesen flitzen, und ich versuchte meine Nervosität zu reduzieren. Was wenn wir uns zu viel vorgenommen hatten? Würden wir wirklich niemanden behindern? Wie reagieren die Läufer auf den behinderten Hund? Leider kennen wir verletzende Äußerungen zur Genüge.

Dann ging es endlich los. Wir positionierten uns am Ende des Läuferfeldes. Für Nemo eine Beleidigung. Er wollte doch bitte ganz vorne laufen. Also drehte er sich um 180° und wählte die andere Richtung. Erst das sich entfernende Läuferfeld überzeugte ihn von der angegebenen Strecke. „Endlich laufen“ schien er zu denken und preschte los was die Pfoten hergaben. So hatte ich erst mal alle Hände voll zu tun zu bremsen und dem Hund Tempo zu nehmen, schließlich lag ein langer Weg vor uns. Eine Tatsache die mein „Zugpferd“ nicht interessierte. Immer am linken Wegrand laufend zogen wir an den ersten Läufern vorbei, die zum Glück nicht irritiert wirkten, als der Hund plötzlich gleichauf mit ihnen lief, und die zugehörige Läuferin erst zwei Meter dahinter kam.
Die Zuschauer an der ersten Kurve, die uns Sportlern applaudierten und uns anfeuerten verstand Nemo leider wieder als Aufforderung Fahrt aufzunehmen. Dieses Tempo würde ich auf keinen Fall über die ganze Streck durch halten und bremste mit viel Kraftaufwand konsequent runter. Die Strecke im lichtdurchfluteten Wald war wunderschön, völlig eben , damit leichtläufig, und so warf ich ab dem dritten Kilometer die Sorgen über Bord und genoss den Lauf mit Hund durch die herrliche Landschaft. Die anderen Läufer zogen ihre Spur und akzeptierten uns schweigend unter ihnen. Nemo lief unbeirrbar immer der Nase nach vorweg und ignorierte sie ebenfalls. Sogar dann, wenn knapp an ihm vorbei ausgespuckt, oder der sogenannte „Kutschergruß“ direkt neben ihm vollzogen wurde. Natürlich ohne jede Absicht.

Kurz vor Kilometer Fünf erreichten uns die ersten Zuschauerrufe „Unfair! Die wird ja gezogen!“, die uns auf dem Rest der Strecke immer wieder verfolgen sollten. Doch woher sollten diese Leute auch wissen dass es uns nicht um Sieg, Zeit oder Ergebnis ging.

Von diesem Zeitpunkt an gab ich dem Hund mehr und mehr die Möglichkeit das Tempo zu bestimmen. Denn dann glaubte ich rechtzeitig Erschöpfung an ihm ablesen zu können, was den sofortigen Abbruch des Laufes bedeutet hätte. Es kam anders. Meine Erschöpfung nahm zu, und Nemo beschleunigte langsam, aber stetig. Ein nettes Gespräch mit einem Läuferduo rettete mich über Kilometer Sieben und motivierte mich die Zähne zusammen zu beißen und mit dem Hund mitzuhalten. Je weiter wir dem Ziel entgegen liefen, desto schwieriger wurden die Überholsituationen, da nun anscheinend jeder Läufer für sich kämpfte und wir im großen Bogen außenherum sprinten mussten. Doch die Kilometermarkierungen halfen gut die Kraft einzuteilen. Meine zumindest, denn der Hund kannte keinen Schongang. Den letzten Kilometer ergab ich mich dann völlig dem Tempo des dreibeinigen Kraftpaketes, mobilisierte die allerletzten Kraftreserven, was letztendlich ja auch bedeutete schneller ins Ziel zu kommen. Ein Hund am Wegesrand knurrte bedrohlich in unseren Endspurt und ich befürchtete schon eine aufkommende Keilerei, aber Nemo reagierte gar nicht darauf. Bis ins Ziel lief er mit großer Lust und Freude und überraschte mich einmal mehr durch seinen Willen und seine Kraft. Angekommen erfuhren wir viel positive Resonanz und genossen die freundlichen Gespräche.

Die Teilnahme an diesem Lauf war eine wunderschöne Erfahrung. Wir danken der TGMSV Jügesheim dafür, dass sie uns dies ermöglichten. Das Experiment war rundum erfolgreich und wir hoffen an weiteren schönen Läufen im Rhein-Main-Gebiet teilnehmen zu können, wertungsfrei, aber in Gemeinschaft, denn so ist Sport am Schönsten, egal wie viele Beine beteiligt sind.

2
Danke für den schönen Laufbericht, ich fand es gestern auch sehr nett, vorm Start war es etwas frisch, aber beim laufen alles bestens. Die Anfeuerungsrufe "die wird ja gezogen" habe ich auch gehört, just bevor ihr mich überholt habt :-). Ich glaube das war aber eher nett gemeint, zumindestens kam das bei mir nach der Stimmlage so an.
Euch noch viele schöne gemeinsame Läufe,
beste Grüße
Dieter

3
Stimmt, es gab auch nette und freundliche Zurufe. Der ein oder andere fand es eben unfair. Ist es realistisch ja auch gewesen. Ohne Hund hätte ich 15 bis 20 Minuten mehr gebraucht.
Viel Erfolg beim HM in Frankfurt.
Vielleicht sehen wir uns ja beim ein oder anderen Lauf mal wieder.

Ein sehr schöner Bericht

4
Danke für den rührenden Bericht! Da sieht man mal wieder, wie wichtig bei der allgemeinen Reizüberflutung eine kluge Auswahl der Überschrift ist, denn fünf Beine kann es ja eigentlich nicht geben, das macht dann neugierig. Das Lesen hat sich gelohnt, so ein überlebensfreudiger Hund kann rundherum doch nur Freude bereiten, ein Lob an den Verein für die Starterlaubnis. Um sich und Nemo selten blöde Kommentare zu ersparen, sollte man vielleicht über eine eigene Startnummer für den Hund nachdenken, so dass jeder sofort sehen kann, der gehört auch offiziell dazu.
Grüße von der Baltischen See! Laufen/Wandern barfuß erleben - Zu Fuß - am besten barfuß - hält die Seele Schritt.
Je länger die Strecke, desto unbedeutender die Zeit, da allein die Streckenbewältigung zur eigenen Leistung wird.
:)
Bild
Bild

5
Doch woher sollten diese Leute auch wissen dass es uns nicht um Sieg, Zeit oder Ergebnis ging.
Es war ein Wettkampf, es ging um Sieg, Zeit oder Ergebnis.

Ich find es mehr als nur ein wenig befremdlich, eine derartige Veranstaltung einfach für sich mal eben umzudeuten.

Hunde, ob nun mit drei, vier oder fünf Beinen haben bei einem Wettkampf nichts verloren. Ich würde das als Läufer während des Laufs sicherlich nicht kommentieren, da bin ich zu sehr mit mir selbst beschäftigt, aber ich würde einen Wettkampf, bei dem auf die Einhaltung der Wettkampfregeln kein Wert gelegt wird, in Zukunft nach Rücksprache mit dem Veranstalter meiden.

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, mit Hund laufen zu gehen. Warum das bei einem Wettkampf sein muss, das erschließt sich mir nicht, und mag die Geschichte dazu ein noch so großes Rührstück sein.

6
runningOnHopjesvla hat geschrieben:E
Ich würde das als Läufer während des Laufs sicherlich nicht kommentieren, da bin ich zu sehr mit mir selbst beschäftigt, ...

Seit wann bist du so zurückhaltend? Hattest du nicht sonst einen Seitenschneider für die Kopfhörerkabel dabei?

Gruß
Markus

8
Es ging mit Sicherheit nicht für ALLE um Sieg,Zeit und Ergebnis, wie ich in den Gesprächen davor und danach erfahren habe. es gibt tatsächlich auch Läufer ohne Hund die aus Spaß am Laufen gestartet sind, weil es sich in Gemeinschaft netter läuft, und andere die es als Trainingslauf mitgenommen haben.

Die ambitionierten Sportler wurden von uns nicht behindert.

Die Veranstaltung wurde auch nicht eigenmächtig umgedeutet, sondern die ganze Aktion im Vorfeld mit dem Veranstalter abgeklärt. Ein Volkslauf ist ein Lauf fürs Volk, oder? Dazu zähle ich mich auch, obwohl du es wahrscheinlich anmaßend findest.

Hunde sind auf vielen Laufveranstaltung nicht nur geduldet, sondern sogar willkommen. Siehe den Blog bei Pfotenläufer- Als Hund unter Läufern
Canicross und Laufsport stellen keine Gegensätze dar, sofern die Sportler ein bisschen Toleranz und Offenheit an den Tag legen.

Die Wettkampfregeln wurden nicht tangiert, wir liefen außerhalb der Wertung.
Ob es den Veranstalter hart trifft wenn du ihm den Rücken kehrst weiß ich nicht, aber wenn es dir tiefe Befriedigung verschafft, jedem das Seine.

Und wenn du das "warum" nicht verstanden hast....dann werd ich mich jetzt nicht nochmal erklären.

9
Die tiefste Befriedigung würde es mir verschaffen, so einen stinkenden Köter einfach elendig verrecken zu sehen.

11
Ich wusste nicht, dass ich hier im Hundeliebhaber-Forum bin.

Hundebezogene Amelos, es gibt ja nichts, was es nicht gibt.

Mich erregt nur Hundematsch auf Landstraßen.

12
Hallo,

lass' dich nicht unterkriegen von negativen Kommentaren. Ich finde es schön, dass du deinem Hund noch eine Lebenschance gegeben hast und ich denke, du hast und wirst es nie bereuen, denn die Lebens- und Lauffreude von ihm ist ansteckend. Ich hätte mich von euch beiden ziehen lassen ... nur um sicher zu stellen, dass ich ihn im Ziel noch streicheln darf!!!! ;-))))
Bei meinen Wettkämpfen habe ich nie einen Hund gesehen, aber da waren genug andere, die ein Vorbeilaufen erschwert haben .. zu fünft nebeneinander laufen, einfach Ausscheren ... oder auf dem letzten Kilometer bei einem Marathon, als ich mit schweren Beinen dann einem Zuschauer ausweichen musste, der mir vor die Beine sprang, um seine Frau/Freundin anzufeuern .... (dafür habe ich sie noch überholt!!!) ... . Hab' weiterhin viel Spaß am Laufen mit deinem Hund!!! Und streichle ihn bitte ausgiebig von mir!!!!

Viele Grüße
Andrea

13
Zwischen:
runningOnHopjesvla hat geschrieben:Ich wusste nicht, dass ich hier im Hundeliebhaber-Forum bin..
und:
runningOnHopjesvla hat geschrieben:Die tiefste Befriedigung würde es mir verschaffen, so einen stinkenden Köter einfach elendig verrecken zu sehen.
ist meiner Meinung nach immer noch ein Riesenunterschied und da die TE außerhalb der Wertung lief
Unmoegliche hat geschrieben:Die Wettkampfregeln wurden nicht tangiert, wir liefen außerhalb der Wertung.
weiß ich ehrlich gesagt nicht wo dein Problem liegt.

14
runningOnHopjesvla hat geschrieben:Die tiefste Befriedigung würde es mir verschaffen, so einen stinkenden Köter einfach elendig verrecken zu sehen.
So ein Beitrag ist unter aller Sau. Dafür gehörst Du gesperrt!

15
Nicht ärgern lassen. Du hast alles richtig gemacht :)

Gruss Tommi
Bild


Bild


Mein Tagebuch: forum/threads/96079-Die-dicken-Waden-der-dicken-Wade

"Unser Denken bestimmt unsere Wahrnehmung und unser Verhalten. Wenn wir uns nur auf das konzentrieren, was uns missfällt, werden wir auch viel Schlechtes sehen, dementsprechend über die Welt denken und unser Verhalten danach ausrichten. Menschen, die sich auf das Schöne konzentrieren, sind folglich zweifelsfrei glücklicher."

Thorsten Havener

16
runningOnHopjesvla hat geschrieben:Was ich damit sagen will: Ich kenn dich nicht, und ich glaube, du mich auch nicht.
Soweit ja noch zutreffend ...

runningOnHopjesvla hat geschrieben:Die tiefste Befriedigung würde es mir verschaffen, so einen stinkenden Köter einfach elendig verrecken zu sehen.
... aber jetzt kennen wir dich alle, und zwar so gründlich, wie dich keiner kennen wollte. Jeder "stinkende Köter" - und erst recht jeder Hund, den ich kenne - hat mehr Recht, auf der Straße herumzulaufen, als du.

Ich habe in allen möglichen Foren schon unglaublich viel Mist gelesen, aber so etwas Armseliges ist mir noch nicht untergekommen.

LG Christoph

mein Blog: Die Rennkartoffel will's nochmal wissen.

17
bjoern2410 hat geschrieben:So ein Beitrag ist unter aller Sau. Dafür gehörst Du gesperrt!
Jau, ist er ja bereits seit Montag.

Bitte lasst euch bei dem Troll "runningOnHopjesvla" nicht so provozieren, das war doch seine Absicht.
Viele Grüße
Tim
Antworten

Zurück zu „Laufberichte“