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Für Cineasten

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Waldkater hat geschrieben:Oh Ethan!
Der Film lief damals bei uns im WDR 3 Fernsehen (mindestens schon 20 Jahre her).
Dann hab ich den vermutlich dort gesehen. Ich sah den nämlich als Jugendlicher (leider nicht von Beginn) im Fernsehen und wollte den unbedingt wieder sehen, aber der kam nirgends. Als meine damalige Freundin mich dann vor 10 Jahren oder so im Shopping-Center in der Kinderspielecke (DVD-Abteilung) absetzte, um in Ruhe shoppen zu können, bin ich zufällig drüber gestolpert.
Ein leider unterbewerteter Film (liegt wohl am Filmtitel)
Oh ja. Der Film ist damals in den USA leider einhellig bei Kritik und Publikum durchgefallen; in Europa nur beim Publikum. Mittlerweile rehabilitiert, aber nicht in dem Maße, wie ich es mir gewünschte hätte. Der Film ist aber wirklich nur schwer zugänglich und konnte auch nur von Cassavetes, dem unabhängigsten aller unabhängigen Filmemacher, realisiert werden. Hinzu kommt, dass die Handlung des Films eigentlich nur den Rahmen bildet, um Cassavetes Schaffen in Hollywood zu reflektieren. Zeitgenössische Kritiker haben das bemerkt und gerne als Abrechnung mit Hollywood abgetan, haben aber vernachlässigt oder gar nicht berücksichtigt, dass es in erster Linie auch ein Seelenstripties des Regisseurs ist, der mit sich härter ins Gericht geht als mit seinem Umfeld. Dabei begeht der Regisseur aber nicht den Fehler und drückt auf die Tränendrüse, sondern lässt den wunderbaren Ben Gazarra (in seiner besten Rolle!) als eine Art Alter Ego agieren, der in seinem eignen Film "unfreiwillig" komisch und völlig deplatziert wirkt.

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[TD="bgcolor: #EDEDFC"]Die Ermordung eines chinesischen Buchmachers (auch Mord an einem chinesischen Buchmacher)[/TD]
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Zur Handlung: diese ist schnell erzählt: Cosmo Vitelli (Gazarra) ist Nachtclubbesitzer und hat sich das Geld dafür bei einem Kredithai geliehen. Der Film beginnt damit, dass Cosmo die letzte Rate für seinen Club bezahlt und nun endlich schuldenfrei und (somit) unabhängig geworden ist. Als kurz darauf ein paar Gangster sein Strip-Lokal besuchen (und ihm viele Komplimente machen), bieten sie ihm an, demnächst ihren Club zu besuchen, um an einer Poker-Party teilzunehmen. Cosmo lässt sich darauf ein und verliert 23000 Dollar.

Weil er das Geld nicht hat, verlangen die Gangster stattdessen einen Mord von ihm. Das Opfer: ein chinesischer Buchmacher, wie es der Titel besagt. Cosmo geht darauf ein, der vermeintliche Buchmacher entpuppt sich jedoch als (ein) Gangster-Boss der chinesischen Mafia. (Der Titel des Films ist also schon gelogen: Man bekommt nicht das, was einem "versprochen" wurde, sondern stellt sich als etwas anderes heraus.) Cosmo Vitelli, eigentlich eher unscheinbar, tötet den Boss und fast seinen ganzen Clan absolut professionell - abgeklärt und mit stoischer Ruhe -, wird dabei jedoch selbst schwer (und tödlich?) verwundet und kehrt zu seinem Club zurück, als wenn nichts gewesen wäre, um die nächste (und letzte?) Ansage zu machen. Aus.

Interpretation: Wie schon angedeutet, refektiert der Film Cassavetes "unabhängiges" Schaffen in Hollywood. Für Cosmo (alias Gazarra alias Cassavetes) ist sein Strip-Club sein Ein und Alles. Stets betont Cosmo, dass er in seinem Club alles selbst macht (er macht die Ansagen, sucht die Tänzerinnen aus und so weiter und so fort) und somit auch für alles verantwortlich ist. Die Tänzerinnen sind für ihn seine Familie und er ist für sie wie ein Vater, auch wenn er was mit ihnen, zumindest mit einer, am Laufen hat. Cosmo selbst ist irgendwo zischen rührend und lachhaft anzusiedeln. Stets im weißen Jacket mit Ansteckblume macht er seine Ansagen in seinem billigen Strip-Schuppen, den er für etwas ganz Besonderes und "künstlerisches" hält. Es ist der Figur und der Verkörperung von Gazarra zu verdanken, dass das ganze nicht (nur) lachhaft wirkt: Cosmo leitet seinen Club rührend - mit (kindlicher) Liebe und Hingabe.

Aber er verkauft sich auch, obwohl er es nicht muss (!). Sein Club ist bezahlt und er lässt sich von "Großen" bezirzen und kommt in deren "Club". Er versucht in deren "Club" unabhängig zu bleiben, indem er seine ganze Gefolgschaft (hier: Tänzerinnen) mitbringt. Aber man will nur Cosmo und man sieht, wie seine Mädels gelangweilt rumsitzen, weil sie nicht gebraucht werden, was vorher schon allen - außer Cosmo - klar war.

Natürlich verliert Cosmo im Spiel der Großen und muss eine "Auftragsarbeit" annehmen, die sich als sehr als kniffelig rausstellt. So kniffelig, dass nicht mal seine Auftraggeben glauben, dass er das schaffen könnte. Aber der alte Korea-Veteran Cosmo weiß wie man spielt, äh, tötet. Abgeklärt und völlig emotionslos macht Cosmo, was man von ihm verlangt. Und zwar besser, als er es sollte. Nun will man Cosmo schnell wieder loswerden (im Film = töten). (Das ist eine mehr als eindeutige Anspielung auf die Arbeit als Schauspieler von Cassavetes, der, um seine eigenen Projekte zu finanzieren (also um unabhängig bleiben zu können) immer wieder Rollenangebote annahm und teils unvergessliche Leistungen bot [u.a. in Das Dreckige Dutzend und Rosmaries Baby]. Aber was er selbst davon hielt, beantwortet wohl der Film. ABER: Dass er im Morden besser ist als als Nachtclubbesitzer, ist schon ein bitterböses Selbsteingeständnis und sehr zynisch..)

Und die schönste Szene des Films bringt das alles nochmal wunderschön auf den Punkt: Nachdem Cosmo das besagte emotionslose Massaker begangen hat, verlässt er abgeklärt den Tatort, sieht auf seiner Flucht ein öffentliches Telefon am gegenüberliegenden Straßenrand und unterbricht seine Flucht, um in seinem Club anzurufen, wie es dort läuft. In meinen Augen eine der schönsten Szenen der Filmgeschichte.

Fazit: Wer bereit ist, sich auf einen absolut langsamen Film einzulassen, der sich allen Regeln des Genres widersetzt, wird um eine wunderbare Erfahrung reicher sein. Überwiegend mit der Handkamera und an Originalschauplätzen gedreht, ist der Film zudem ein beeindruckendes Zeitdokument von L.A. der 70er-Jahre. Und, ich wiederhole mich gerne: Ben Gazarra ist einfach unwiderstehlich. Und, um den Bogen zu den Coens zu schlagen: In The Big Lebowski darf Gazarra seine eigene Rolle selbst parodieren.
„Wenn man gut durch geöffnete Türen kommen will, muß man die Tatsache achten, daß sie einen festen Rahmen haben." (Robert Musil)

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Heute um 22:25 Uhr auf 3sat: Le Havre"Minimalistisches Kino aus dem hohen Norden: Alter Schuhputzer hilft einem jungen Flüchtling aus Afrika Der ehemalige Autor Marcel (André Wilms) zieht von Paris in die kleine französische Hafenstadt Le Havre. Sein Geld verdient er als Schuhputzer. Eines Tages kreuzen sich seine Wege mit denen des afrikanischen Jungen Idrissa (Blondin Miguel). Er beschließt, dem Flüchtling zu helfen. Doch die Polizei ist ihm auf den Fersen." (TV Movie)

Toller Film von dem wunderbaren Aki Kaurismäki. Und das Thema ist aktueller denn je.
„Wenn man gut durch geöffnete Türen kommen will, muß man die Tatsache achten, daß sie einen festen Rahmen haben." (Robert Musil)

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Meine Schwiegertochter in spe schreibt gerade an ihrer Masterarbeit, Thema: Die Entwicklung der Darstellung von Künstlicher Intelligenz im (Mainstream-) Film der letzten 50 Jahre, weil sich darin auch die Sorgen, Ängste und Wünsche der menschlichen Gesellschaft widerspiegeln,

Find' ich ein ganz interessantes Thema, bin gespannt, was bei rauskommt!
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Jetzt bald um 20:15 auf arte: Hitchcock-Truffaut

„Doku über Truffauts Gespräche mit Hitchcock und über dessen Filme.
1966 erschien "Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?" - das berühmteste Filmbuch der Welt. In den Universal Studios hatten die beiden Regisseure für acht Tage von 9 bis 18 Uhr über Hitchcocks Filme gesprochen. Es war zugleich ein erster Blick auf das reine Handwerk der Regie. Bis heute gehört ihr Buch zur Lektüre eines jeden Filmemachers. Martin Scorsese, David Fincher, Wes Anderson und andere Regisseure berichten über Hitchcocks Einfluss und beleuchten klug - illustriert von Filmausschnitten und erläutert durch die Tonbandaufnahmen von einst - dessen einzigartiges Werk.

Ein geniales Porträt: für Filmfans ein Fest!“ Quelle: tv spielfilm

Hört sich viel verheißend an. Truffauts Filme haben mir immer sehr gut gefallen! :daumen:
Success is knowing that you did your best to become the best that you are capable of becoming (John Wooden)

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Ich hab das Buch schon 5x oder so gelesen. Es ist einfach genial, und für jeden Film-Fan natürlich ein Muss! Gleich zu Beginn bringt der einzigartige Truffaut die Beziehung der Amerikaner und die der Franzosen (stellvertretend für die Europäer) zu Hitchcock auf den Punkt (sinngemäß, vielleicht wortwörtlich): "Die Amerikaner nennen ihn Hitch. Wir Franzosen nennen ihn Monsieur Hitchcock."

Hitchcock war zwar in Amerika erfolgreich, aber (als Auteur) "entdeckt" wurde er von den Franzosen. Ähnlich verhält es sich mit Howard Hawks.

Die Doku habe ich leider verpasst. Hoffentlich wird sie wiederholt oder ist in der Mediathek zu finden.
„Wenn man gut durch geöffnete Türen kommen will, muß man die Tatsache achten, daß sie einen festen Rahmen haben." (Robert Musil)

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Ethan hat geschrieben: Die Doku habe ich leider verpasst. Hoffentlich wird sie wiederholt oder ist in der Mediathek zu finden.
Wollte es eigentlich auch aufnehmen, hab aber leider nur Frenzy aufgenommen.

So leider viel zu lange hier nicht gemeldet, nur kurz was mir so einfällt:
Blood Simple habe ich schon vor längerer Zeit gesehen. Lief irgendwann spät im Fernsehen. Richtig guter Film. Hab neulich das Hörbuch von True Grit angefangen. Vielleicht schaue ich den Film nochmal wenn ich es durch habe.

Bei Le Havre kann ich mich an den Anfang gut erinnern ... ich vermute aber das ich ihn im TV und nicht fertig gesehen habe, weil danach die Erinnerung komplett weg ist und das ist bei mir eher selten. Aber ich zumindest bin nicht immer in der richtigen Stimmung für so einen Film ... deswegen muss ich mir sowas eigentlich im Kino ansehen, da gebe ich mir das dann auch bis zum mehr oder weniger bitteren Ende.

Im Urlaub neulich habe ich mir seit langem mal wieder "Der 3. Mann" angesehen. Muss ich mir nochmal auf englisch ansehen, interessiert mich sehr wie das da sprachlich gemacht ist. Nach all den Jahren immer noch sehr sehenswert.

Und letzte Woche Robocop im Fernsehen ... ein oft unterschätzter Film, ich hab ihn zum ersten mal komplett gesehen und fand ihn überraschend gut. Starship Troopers (noch ein wenig besser in meinen Augen) hatte ich schon mehrmals gesehen, hatte also durchaus gewisse Erwartungen, wobei da Fassungen im TV laufen, die arg fragwürdig beschnitten sind. Robocop war (abends auf dem ÖR) auch nicht extrem geschnitten hatte ich das Gefühl, dennoch muss der ungeschnittene DC auch irgendwann nochmal sein. Durch die Brutalität in beiden o. a. Filmen sind sie sicher nix für jeden ... ach ja Total Recall ja auch ein Verhoeven, immerhin einer der besseren Schwarzenegger Filme (wobei das in dem Fall nicht unbedingt an Arnie liegt.)

Im kino war ich lang nicht mehr ... Spectre werde ich mir wohl ansehen, habe aber keine allzu hohen Erwartungen ... Skyfall war für einen Bondfilm gut, aber auch nicht so etwas besonderes, hat mich gewundert, dass der von vielen so abgefeiert wurde.

Demnächst schreibe ich mal ausführlich was zu einem meiner Lieblingsfilme, vielleicht zu Sautets "Ein Herz im Winter"... oder zu einem recht unbekannten Film, den ich aus Versehen gesehen habe, weil zur falschen Zeit im Kino: "The Godess of 1967".

@Ethan wenn du den jetzt auch kennst ziehe ich mal wieder meinen Hut ...

Gruß

C

"If a man coaches himself, then he has only himself to blame when he is beaten."
- Sir Roger Bannister

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Hey C.
DerC hat geschrieben: Blood Simple habe ich schon vor längerer Zeit gesehen. Lief irgendwann spät im Fernsehen. Richtig guter Film.
+1

Und der Stil war schon beim Erstling unverkennbar: Sie nisten sich in ein Genre ein und stellen die Regeln auf den Kopf. Die Figuren sind nicht nur - wie bei den Coens üblich - heillos überfordert, sondern der Zuschauer ist ihnen auch weit voraus, weiß also mehr als sie. Und dazu natürlich der herrlich skurrile Humor. Ich lach mir jedes Mal einen Ast, wenn der eh schon gedemütigte und ewig mürrische Dan Hedaya wütend und - wie man es aus Filmen kennt - mit quietschenden Reifen davonbraust, das Pärchen ihm nachschaut, und er zu ihr dann ganz trocken sagt: "Ich würd gern sein Gesicht, wenn er erkennt, dass es eine Sackkasse ist." Und man hört wieder ein Quietschen und Dan H. fährt erneut an ihnen vorbei. :D Einfach göttlich.
Hab neulich das Hörbuch von True Grit angefangen. Vielleicht schaue ich den Film nochmal wenn ich es durch habe.
Das Buch steht mit ganz oben auf meiner to-read-Liste. Lies mal, du mochtest ja den Film, Kein Land für alte Männer. Es ist eins der besten Bücher, die ich jemals las. Vieles wurde 1:1 im Film übernommen. Ich lese gerade alles von Cormac Mccarthy so weg. Mann, ist der genial. Unglaublich.
Bei Le Havre kann ich mich an den Anfang gut erinnern ... ich vermute aber das ich ihn im TV und nicht fertig gesehen habe, weil danach die Erinnerung komplett weg ist und das ist bei mir eher selten. Aber ich zumindest bin nicht immer in der richtigen Stimmung für so einen Film ... deswegen muss ich mir sowas eigentlich im Kino ansehen, da gebe ich mir das dann auch bis zum mehr oder weniger bitteren Ende.
Solche Filme "darf" man nicht nebenbei oder müde gucken. Wie du sagst: da muss man in der richtigen Stimmung sein.
Im Urlaub neulich habe ich mir seit langem mal wieder "Der 3. Mann" angesehen. Muss ich mir nochmal auf englisch ansehen, interessiert mich sehr wie das da sprachlich gemacht ist. Nach all den Jahren immer noch sehr sehenswert.
Grandioser Film. Ich hab mal die Tour in Wien gemacht, die Drehorte besichtigt und so. Lohnt sich. Meiner damaligen Freundin gefiel es allerdings nciht. Hatten wir mit einer Donaukreuzfahrt verbunden.

Ist schon grandios, wie Orson Welles den Film mit seinem 5 Minuten Auftritt dominiert. Jederzeit allgegenwärtig, obwohl er, wie gesagt, nur 5 Minuten zu sehen ist. Und klar, die Musik.
Und letzte Woche Robocop im Fernsehen ... ein oft unterschätzter Film, ich hab ihn zum ersten mal komplett gesehen und fand ihn überraschend gut. Starship Troopers (noch ein wenig besser in meinen Augen) hatte ich schon mehrmals gesehen, hatte also durchaus gewisse Erwartungen, wobei da Fassungen im TV laufen, die arg fragwürdig beschnitten sind. Robocop war (abends auf dem ÖR) auch nicht extrem geschnitten hatte ich das Gefühl, dennoch muss der ungeschnittene DC auch irgendwann nochmal sein. Durch die Brutalität in beiden o. a. Filmen sind sie sicher nix für jeden ... ach ja Total Recall ja auch ein Verhoeven, immerhin einer der besseren Schwarzenegger Filme (wobei das in dem Fall nicht unbedingt an Arnie liegt.)
Ja. Robocop ist unterschätzt, aber nicht so ganz mein Fall. Total Recall ist gut, da er bewusst kitschig ist. Und die Story ist natürlich einfach gut, wie vieles von Phillip K. Dick. Und netter (im Sinne von sexy) Auftritt der noch jungen Sharon Stone. Das Remake war grottig und unnötig wie ein Kropf.
Im kino war ich lang nicht mehr ... Spectre werde ich mir wohl ansehen, habe aber keine allzu hohen Erwartungen ... Skyfall war für einen Bondfilm gut, aber auch nicht so etwas besonderes, hat mich gewundert, dass der von vielen so abgefeiert wurde.
Ich war in Spectre und war enttäuscht. Die wollen auf Krampf den "alten Zeitgeist" der Bond-Filme beschwören. Der Film war schon okay, aber eben nix dolles. Und die Rolle von C. Waltz gab einfach nicht genug her. Broccoli soll endlich mal die Eier haben und Tarantino einen Bond-Film drehen lassen, was er ja so gerne würe, aber bisher immer abgelehnt wurde.

Skyfall fand ich gut, aber auch nicht überragend. Die Rolle von meinem geliebten Javier Bardem (ich verfolge seine Karriere seit Anfang der 90er, als ich ihn in diesem bescheuerten Jamon Jamon-Film gesehen habe, mit der noch ganz jungen und heißen Penelope Cruz. Da onaniert Bardem nackt vor Stieren und rennt vor ihnen weg. Fand ich als Kind irgendwie krass.

Aber die Rolle, die er in Skyfall spielt, ist mir ein zu großer Joker-Abklatsch. Ich mochte Casino Royale, weil ich so ein Mads Mikkelsen Fan bin, und er hat das einfach gut gspielt. Das dänische Kino ist sowieso grandios, siehe Adams Äpfel etc.
Demnächst schreibe ich mal ausführlich was zu einem meiner Lieblingsfilme, vielleicht zu Sautets "Ein Herz im Winter"... oder zu einem recht unbekannten Film, den ich aus Versehen gesehen habe, weil zur falschen Zeit im Kino: "The Godess of 1967".
Mach mal. Ich finde es schade, dass der Faden hier so wenig angenommen wird. Ich schreib vielleicht was zu Point Black. Der Film ist nun nicht so dolle, aber Lee Marvin ist einfach der Größte. Und Jim Jarmusch ist zurecht ein großer Fan Lee Marvin und im Club der "Lee-Marvin-Doppelgänger". Wie Lee Marvin in dem Film geht, das ist einfach unbeschreiblich. Mehr Entschlossenheit geht nicht.
@Ethan wenn du den jetzt auch kennst ziehe ich mal wieder meinen Hut ...
Ist mir ja fast peinlich, aber ich habe den tatsächlich gesehen. Der lief vor 10 Jahren auf Arte oder so - mit Untertiteln. Ich fand den nicht schlecht, weiß aber auch nicht mehr alles. Sie hat das es gut gespielt, und der Film ist schon krass und v. a. extrem durchgestylt, allein die Farben. Aber was mir in besonders guter Erinnerung geblieben ist, sind die Aufnahmen der Autofahrten mit der "Göttin", denn: ich liebe es, wenn die Rückprojektion bewusst künstlich eingesetzt wird (was in diesem Film sehr extrem war), und nicht versucht wird, dies als realistisch darzustellen. Hitschcock hat es schon so gemacht. Und, natürlich, um ein bekanntes Bespiel zu nennen, Tarantino in Pulp Fiction in der Taxi-Szene.

Kurz noch, dann muss ich weiter schaffe: Ich mag Film und Kritiken generell gerne schauen, die von Frauen gedreht bzw. geschrieben wurden, weil sie einfach eine andere Sichtweise bzw. Herangehensweise als Männer haben. Ohne Leigh Brackett z. B., wären die Filme von Howard Hawks nicht die selben. Howard Hawks nimmt sowieso eine Ausnahmestellung ein. Was der für die Rolle der Frau (in Filmen) getan hat, und zu welcher Zeit(!), ist enorm. Und paradoxerweise als jemand, der in erster Linie für seine Männerfilme bekannt ist.

Vielleicht bringe ich später noch ein paar Beispiele.

VG,
Jan
„Wenn man gut durch geöffnete Türen kommen will, muß man die Tatsache achten, daß sie einen festen Rahmen haben." (Robert Musil)

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Ethan hat geschrieben:Hey C.
Und der Stil war schon beim Erstling unverkennbar: Sie nisten sich in ein Genre ein und stellen die Regeln auf den Kopf. Die Figuren sind nicht nur - wie bei den Coens üblich - heillos überfordert, sondern der Zuschauer ist ihnen auch weit voraus, weiß also mehr als sie. Und dazu natürlich der herrlich skurrile Humor.
Ja, sind super Ideen drin. Die Szene mit der Wand und der Hand und dem Messer fanf ich auch grandios ...

Irgendwie verbinde ich den Film mit Red Rock West, vielleicht nur wegen dem Road Movie Elementen oder kann es sein dass in beiden Filmen einer mit hellem Hut hinter einen Protagonisten her ist? Muss ich beides nochmal schauen
Ethan hat geschrieben: Das Buch steht mit ganz oben auf meiner to-read-Liste. Lies mal, du mochtest ja den Film, Kein Land für alte Männer. Es ist eins der besten Bücher, die ich jemals las. Vieles wurde 1:1 im Film übernommen. Ich lese gerade alles von Cormac Mccarthy so weg. Mann, ist der genial. Unglaublich.
McCarthy habe ich The Road gelesen. Seh gut, aber nix für Gute Laune. Den Film habe ich mir dann bewusst nicht gegeben, das Buch war hart genug.
Ethan hat geschrieben: Solche Filme "darf" man nicht nebenbei oder müde gucken. Wie du sagst: da muss man in der richtigen Stimmung sein.
Ja man darf auch nicht schon vorher schlecht drauf sein … ;) Das ist komisch, bei Musik habe ich da keine Probleme, da kann es düster bis desolat sein … Filme muss ich dann manchmal ausschalten.
Ethan hat geschrieben: Grandioser Film. Ich hab mal die Tour in Wien gemacht, die Drehorte besichtigt und so. Lohnt sich. Meiner damaligen Freundin gefiel es allerdings nciht. Hatten wir mit einer Donaukreuzfahrt verbunden.
Sollte ich glaube auch mal machen. Wien steht eh schon lange auf dem Programm … ich war da komischerweise noch nie. Aber nächstes Jahr steht (hoffentlich) eine große Überssereise an … da wird das nicht reinpassen.
Ethan hat geschrieben: Ja. Robocop ist unterschätzt, aber nicht so ganz mein Fall. Total Recall ist gut, da er bewusst kitschig ist. Und die Story ist natürlich einfach gut, wie vieles von Phillip K. Dick. Und netter (im Sinne von sexy) Auftritt der noch jungen Sharon Stone. Das Remake war grottig und unnötig wie ein Kropf.
Eigentlich dachte ich, das könnte was werden mit dem Remake … bessere Besetzung als Arnie sollte ja z. B. zu finden sein … habe aber nix gutes gehört, und dann auch nicht angeschaut, ebenso mit dem neuen Robocop. Und klar, Dick macht gute Stories … Robocop war wohl in gewisser weise auch eine Reaktion auf Blade Runner: Dort jagt der Mensch (?) Androiden, hier der Cyborg Menschen- (Natürlich ist Bladerunner der bessere Film) … Interessant ist, dass Verhoeven es schafft, dass etwas einfacher gestrickte die Filme als pures Actionspektakel begreifen und so sein Publikum vergrößert. Ich weiß gar nicht, ob ich das an sich gut finden soll, aber das muss man erstmal schaffen und u offensichtliche Messages nerven ja schnell.
Ethan hat geschrieben: Ich war in Spectre und war enttäuscht. Die wollen auf Krampf den "alten Zeitgeist" der Bond-Filme beschwören. Der Film war schon okay, aber eben nix dolles. Und die Rolle von C. Waltz gab einfach nicht genug her. Broccoli soll endlich mal die Eier haben und Tarantino einen Bond-Film drehen lassen, was er ja so gerne würe, aber bisher immer abgelehnt wurde.
Ein Bond von Tarantino wäre interessant … mit Craig? Mmm ...

Skyfall war in weiten Teilen einfach ein recht normaler düsterer harter Thriller … der wurde imo gerade dafür gefeiert, dass er Bond-untypisch war. Und wenn man jetzt zurück zu dem alten Bond will kann das wohl kaum funktionieren. Aber auf der anderen Seite steht Bond eben ursprünglich für was anderes, aber das muss ja nicht gleich bleiben.
Ethan hat geschrieben: (ich verfolge seine Karriere seit Anfang der 90er, als ich ihn in diesem bescheuerten Jamon Jamon-Film gesehen habe, mit der noch ganz jungen und heißen Penelope Cruz. Da onaniert Bardem nackt vor Stieren und rennt vor ihnen weg. Fand ich als Kind irgendwie krass.
Hahaha, den habe ich glaube auch gesehen, allerdings war mir nicht bewusst das Bardem mitspielt. Ist das der Typ, der Penelopes Brüste abknutscht und begeistert davon spricht, dass sie nach Kartoffeln und Zwiebeln schmeckten oder so ähnlich? Seltsamer Film mit diesen B-Softporno Anleihen. Javier Bardem ist mir glaube erst in No Country richtig aufgefallen. In „Vicky Christina Barcelona“ war er ja mal wieder mit Penelope am Start, fand ich aber insgesamt verzichtbar. (Woody Allen hat so krasse Qualitätsschwankungen … einen Film mit der Besetzung musste man nicht vergeigen, da waren Buch und Regie eher das Problem.)
Ethan hat geschrieben: Aber die Rolle, die er in Skyfall spielt, ist mir ein zu großer Joker-Abklatsch.
Habe ich jetzt nicht so empfunden. Aber die Rolle bietet nicht so viel, er bleibt da relativ blass, wofür Bardem selbst womöglich wenig kann.
Ethan hat geschrieben: Ich mochte Casino Royale, weil ich so ein Mads Mikkelsen Fan bin, und er hat das einfach gut gspielt. Das dänische Kino ist sowieso grandios, siehe Adams Äpfel etc.
Jaaa, Adams Äpfel. Hat mir auch sehr gefallen. So frisch, so witzig und dennoch ernst.
Ethan hat geschrieben: Mach mal. Ich finde es schade, dass der Faden hier so wenig angenommen wird. Ich schreib vielleicht was zu Point Black.
Kenne ich gar nicht. Marvin habe ich zumindest in „Der Mann, der Liberty Valance erschoß“ gesehen, vermutlich auch noch in 1-2 anderen Filmen, an die ich mich nicht mehr gut genug erinnern kann. Möglicherweise in Delta Force – ja ich hab ein Herz für Action Trash … wobei ich sowas nicht mehr so häufig schaue. Früher einfach aus lange weile … 22.15 oder später, irgendwo lief immer b oder c-Klasse Action. Heute habe ich seltener Langeweile ...
Ethan hat geschrieben: Ist mir ja fast peinlich, aber ich habe den tatsächlich gesehen. Der lief vor 10 Jahren auf Arte oder so - mit Untertiteln. Ich fand den nicht schlecht, weiß aber auch nicht mehr alles. Sie hat das es gut gespielt, und der Film ist schon krass und v. a. extrem durchgestylt, allein die Farben. Aber was mir in besonders guter Erinnerung geblieben ist, sind die Aufnahmen der Autofahrten mit der "Göttin", denn: ich liebe es, wenn die Rückprojektion bewusst künstlich eingesetzt wird (was in diesem Film sehr extrem war), und nicht versucht wird, dies als realistisch darzustellen.
Die Farben sind brutal, die haben mich auch beeindruckt. Der Film ist jetzt kein Meisterwerk, aber ein recht mutiges Ding und Roadmovies sind mir meist eh schon mal sympathisch. Ich hab den besonders abgespeichert, weil wir was anderes sehen wollten und dachten das wäre ein Vorfilm oder eine Werbung und dann ging es immer weiter… dann haben wir gemerkt wir sind im falschen Film. (Das ist peinlich – denn dieses Programmkino hat nur einen Saal!). Muss so 2002 gewesen sein.

Zu Frauen, Männern und Howard Hawks vielleicht später mal mehr … dass ich „To have and to have not“ liebe, weißt du ja schon …

Gruß

C

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- Sir Roger Bannister

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Ethan hat geschrieben:
Ich finde es schade, dass der Faden hier so wenig angenommen wird.
Ich würde mich kaum trauen, über die Filme, die mir gefallen, zu berichten. Actionfilme finde ich z.B stinköde; Autoverfolgungsjagden, Prügeleien, Schießereien, jede Menge Explosionen, nuttig aussehende Frauen - furchtbar. Science Fiction mag ich auch nicht.
Einer der dämlichsten Filme: Blade Runner. Wäre ich rausgegangen, wenn wir den nicht in einem Freiluftkino geguckt hätten, wo man ohne Auto nicht so gut weggekommen wäre.
Deshalb: mir ist das hier büschen zu speziell.
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harriersand hat geschrieben: Deshalb: mir ist das hier büschen zu speziell.
Ach, wir haben hier doch ein breites Spektrum von sehr speziell bis sehr Mainstream. Und viele der hier erwähnten Filme sind weder Action noch SF. Also trau dich ruhig. Aus Blade Runner rausgehen wollen kann ich zwar nicht nachvollziehen, aber wenn du kein Science Fiction magst ist das wohl der falsche Film ... meine Mutter z. B. lehnt grundsätzlich alles was Fantasy oder Science Fiction ist ab, so was gibt es offensichtlich. Mit Klassikern wie die hier erwähnten Howard Hawks Filmen oder "Der Dritte Mann" kann sie dagegen durchaus was anfangen denke ich ... und das hat ja mit SF nix zu tun und jede Menge Explosionen gibt es da auch nicht.

Gerade sehe ich, "Ich war eine männliche Kriegsbraut" ist ja auch von Hawks. Fand ich sehr amüsant ... und ist auch ein früher Beitrag zur Diskussion um Geschlechterrollen.

Gruß

C

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Meine zuletzt gesehenen Filme waren "B- Movie", "Taxi Teheran" und "Learning to drive". Bin jetzt aber zu müde, um noch viel dazu zu schreiben, nur so viel: haben mir gefallen, wollte nicht rausgehen. :zwinker5:
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harriersand hat geschrieben:Meine zuletzt gesehenen Filme waren "B- Movie", "Taxi Teheran" und "Learning to drive". Bin jetzt aber zu müde, um noch viel dazu zu schreiben, nur so viel: haben mir gefallen, wollte nicht rausgehen. :zwinker5:
Kenne ich alle drei noch nicht (Ethan kennt sie wahrscheinlich wieder alle :zwinker5: ) Taxi Teheran werde ich mir sicher noch mal ansehen, das hört sich sehr interessant an.
B-Movie ist dieser Berlin-Film, oder? Das ist für mich auch sehr interessant. Letzten Winter habe ich die sehens- und hörenswerte Nick Cave Doku 20000 Days on Earth gesehen. Cave hat ja auch eine Zeit lang in Berlin gelebt, davon ist auch Material in der Doku zu sehen. Blixa Bargeld spielt in beiden Filmen mit. Das muss eine heftige Zeit gewesen sein ...

Gruß

C

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harriersand hat geschrieben:Ich würde mich kaum trauen, über die Filme, die mir gefallen, zu berichten.
Warum nicht? Geschmäcker sind verschieden.
Actionfilme finde ich z.B stinköde; Autoverfolgungsjagden, Prügeleien, Schießereien, jede Menge Explosionen, nuttig aussehende Frauen - furchtbar.
Ich mag viele Actionfilme auch nicht, aber es gibt ein paar richtig gute. Nehmen wir z. B. Terminator 1 und 2. Oder Die Hard 1, der ist grandios. Rambo I / First Blood ist einer der unterschätztesten Filme überhaupt, was sicherlich (auch) an den unsäglichen Fortsetzungen liegt. Und Autoverfolgungsjagden sind heutzutage - wie Actionfilme überhaupt - einfach nur schlecht. Die Regisseure versuchen permanent mit vielen und hektischen Schnitten Tempo zu erzeugen. Diese werden dann in Kontrast zu "coolen" Zeitlupenaufnahmen gesetzt.

Bullit hingegen hat bis heute (neben The French Connection) die beste Verfolgungsjagd, da wurde nicht getrickst und nicht gesprochen. (Okay, dass er 6 x den grünen Käfer vom Stuntteam überholt und 13 Radkappen bei 4 Reifen verliert, muss man ihm nachsehen.) Terminator 2 hat auch eine sehr gute. Die mit Abstand interessantesten Verfolgungsjagden liefert Drive - ein genialer Film.

Der Regisseur von Drive ist von Scorsese beeinflusst, und er macht auch keinen Hehl daraus (aber besser gut geklaut als schlecht selbst erfunden). In Drive gibt es 3 Verfolgungsjagden, die alle unterschiedlich sind und die aktuelle Situation der Hauptfigur widerspiegeln. Das ist von Scorseses grandiosen Raging Bull übernommen, wo jeder Boxkampf das Innenleben der Hauptfigur widerspiegelt, weil diese nicht anders fähig ist sich zu artikulieren. Das wird schmerzhaft in einer der letzten Szenen sichtbar, wenn die von DeNiro gespielte Hauptfigur einsam in der Gefängniszelle gegen die Wand drischt ("warum, warum, warum"). Zurück zu Drive:

Dort wird in der ersten Verfolgungsjagd beispielsweise seine - zu diesem Zeitpunkt - Überlegenheit demonstriert. Völlig kalt (wie Bullit) trickst er seine Gegener aus. Und so weiter und sofort. Und nicht zufällig hält er das erste Mal mit seiner Freundin Händchen, wenn sie seine Hand berührt, wenn er "schaltet", also seinen "Knüppel" in der Hand hat ;-)

Nochmal zu den Actionfilmen:

Terminator 1: Natürlich ist der handwerklich perfekt gemacht, wie eigentliche alle Filme von James Cameron, und das ist eine Grundvoraussetzung, damit ein Actionfilm "funktioniert". Was T1 zu einem besonderen Film macht, ist, dass er das Genre auf das reduziert, was es ist. Hier wird die Geschichte mit so einer Geschwindigkeit erzählt, dass es einem dem Atem raubt. Die eh schon haarsträubende Geschichte über das bekannte Großvaterparadoxon wird nicht, wie sonst üblich, in den ruhigen Momenten zwischen den Actionszenen erzählt, sondern während der Verfolgungsjagdt (während sie vom Terminator beschossen werden), um nur ein Beispiel zu nennen. Und wie wir, ist die Hauptdarstellung ziemlich überfordert mit der ganzen Situation, um es milde auszudrücken. Dazu kommen natürlich die Anleihen, dass der Staat/das Gesetz einem nicht helfen kann, weil es die Situation verkennt. Es gibt dort einen lustigen Running Gag:

Die Polizei erklärt Sarah Connor permanent, dass sie in Sicherheit ist ("Sie sind an einem öffentlichen Ort. Mit anderen Worten: Sie sind in Sicherheit" / "Sie sind in einem Polizeirevier mit 30 Polizisten - ihnen kann gar nichts passieren" / "Der Typ hat sich alle Knochen gebrochen - von dem geht keine Gefahr mehr aus"), nur um dann vom scheinbar nicht aufzuhaltenen Terminator widerlegt zu werden.

Terminator 2 ist zwar ein bisschen selbstverliebt, hat dafür eine enorme Ironie, die einfach herrlich ist: "Du kannst doch nicht einfach Leute über den Haufen schießen!" - "Natürlcih kann ich das! Ich bin ein Terminator." usw.

Die Hard ist einfach top, weil er anders ist. Er macht da weiter, wo Indiana Jones anfing, und zwar mit einem verletzlichen Helden.

Während die Actionfilme in den 80ern einfach in einem perversen Männlichkeitskult ausgeartet sind (muskelbepackte "Helden" mit reaktionärer Moral, die in ihrer Rolle total aufgehen und irgendwelche "ganz bösen Typen" zur Strecke bringen), präsentiert uns Die Hard in der Rolle des John McClane einen neuen Typus an Helden: einen mit Schwächen, der eben nicht in dieser Rolle aufgeht, sondern gar nicht dort sein will, was er immer wieder betont. Und das wird schon am Anfang sichtbar: John McClane hat Flugangst. Dann kommt er an und ist mit der neuen Technik total überfordert. Seine Frau ist emanzipiert und beruflich erfolgreicher als er. Sie hat die Kinder und hat - wie er vor Ort feststellen muss - ihren Mädchennamen wieder angenommen. John McClane ist der Antiheld der Actionhelden.

Aber was genau so wichtig ist: Jeder Actionfilm steht und fällt mit seinem Bösenwicht. Und dieser Bad Guy ist legendär. Alan Rickman als Hans Gruber (in der O-Fassung zumindest). Man denkt zuerst, er ist Terrorist, aber es stellt sich ziemlich schnell heraus, dass er es einfach nur auf's Geld abgesehen hat. Man verpasst ihm also keinen idiotischen Hintergrund, warum er böse ist. Er ist einfach nur geldgeil. Und damit passt er hervorragend in die Ronald Reagen Ära der 80er Jahre mit ihren Wallstreet-Brokern.

Und auch hier kommt die Ironie nicht zu kurz. Das FBI wird nicht nur mit den beiden Agenten Johnson und Johnson karikiert, die Zwillige sein könnten, da sie immer einer Meinung sind, sondern - und das ist schon ein genialer Kniff - sie ermöglichen dem Bösen erst das Ziel zu erreichen, weil sie nach dem FBI-Handbuch arbeiten und - wie es in "Terroristen"-Einsätzen üblich ist - den Strom abschalten, und somit den Tresor öffnen.

Und noch ganz kurz: Die Hard ist zudem eine Anschauungsarbeit, wie man ein gutes und v. a. glaubwürdiges Drehbuch aufbaut: Wenn am Anfang Bruce Willis mit seiner Flugangst gezeigt wird, gibt ihm sein Sitznachbar den Tipp, seine Schuhe auszuziehen und die Zehen zu ballen. Wenn Bruce W. dann später im Tower überfordert ist, zieht er sich zurück und zieht wieder seine Schuhe aus (um die Zehen zu ballen). Das macht nicht nur ohne Worte seine Überforderung sichtbar, sondern erklärt auch glaubwürdig, warum er barfuß durchs Gebäude rennen muss, was sich die vermeintlichen Terroristen dann zunutze machen.

Darüberhinaus gibt es noch schöne und zahlreiche Anspielungen auf die Motivation des Helden: "Sie sind wohl einer von den Amerikanern, die zu viele John Wayne Filme geschaut haben." - "Ich stand eher auf Roy Rogers."

Später oder morgen vielleicht mehr. Dann gehe ich auch auf den in meinen Augen gar nicht "dämlichen" Blade Runner ein.
„Wenn man gut durch geöffnete Türen kommen will, muß man die Tatsache achten, daß sie einen festen Rahmen haben." (Robert Musil)

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Anlässlich der Premiere heute vor 40 Jahren von „Einer flog über das Kuckucksnest“ gab es einen knapp 15 minütigen Beitrag im Radio (Podcast).

Nichts was die Cracks hier ohnehin nicht wissen, aber trotzdem kommen da einige schöne Anekdoten vor. :nick:

:hallo:
Success is knowing that you did your best to become the best that you are capable of becoming (John Wooden)

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Close up
Das Kinomagazin
Erstausstrahlung

Bestsellerautor Frank Schätzing ("Der Schwarm") stellt in "Close up" im November seinen Lieblingsfilm "2001 - Odyssee im Weltraum" von Stanley Kubrick vor.

Kubrick setzte 1968 Maßstäbe mit dem Science-Fiction-Epos, das er mit dem Schriftsteller Arthur C. Clarke als Film und Roman entwickelte. Sein Einfluss reicht bis zu heutigen Filmen wie "Gravity", und das Thema "Künstliche Intelligenz" ist hochaktuell.
Heute abend um 0.05 Uhr auf 3sat, ist evtl. für die Kinofans interessant.
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Kommt zwar im Fernsehen, ist aber ein Kinofilm:

"Eins, zwei, drei" von Billy Wilder, morgen nachmittag auf Tele 5: TV-Programm - TELE 5

Der Film war ja anfangs absolut nicht erfolgreich, da er genau nach dem Mauerbau anlief, da waren die Ereignisse noch zuf risch, um der Situation etwas Lustiges abzugewinnen.
Mir gefällt der Film sehr, wie alle Billy Wilders! "Sitzen machen!!!" :D
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harriersand hat geschrieben: "Eins, zwei, drei" von Billy Wilder, morgen nachmittag auf Tele 5: TV-Programm - TELE 5

Der Film war ja anfangs absolut nicht erfolgreich, da er genau nach dem Mauerbau anlief, da waren die Ereignisse noch zuf risch, um der Situation etwas Lustiges abzugewinnen.
Mir gefällt der Film sehr, wie alle Billy Wilders! "Sitzen machen!!!" :D
Wirklich eine schöne Komödie ... für die Zeit meine ich ein sehr hohes Tempo. Den habe ich lang nicht mehr gesehen. Danke für den Hinweis, wird auf jeden Fall aufgenommen.

Gruß

C

"If a man coaches himself, then he has only himself to blame when he is beaten."
- Sir Roger Bannister

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Ich hab leider momentan total viel um die Ohren. Hoffe trotzdem, dass ich die Tage hier mal was zustande bekomme. Bis denn dann.

:winken:
„Wenn man gut durch geöffnete Türen kommen will, muß man die Tatsache achten, daß sie einen festen Rahmen haben." (Robert Musil)

George Kennedy R.I.P.

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Hallo

heute endlich mal wieder ein Post, diesmal um Respekt für George Kennedy zu dokumentieren. Grandios als Häftling in "Der Unbeugsame" - für den er den Oskar bekam. Paul Newman war als "Cool Hand Luke" (Engl. Originaltitel) ja auch nominiert. Die Szene in der Dragline (Kennedy) Luke verprügelt, werde ich wohl nie vergessen, ebenso wie wie viele andere aus dem Film. Insgesamt ein toller Film.

Falls einer mitkriegt dass der Film in den nächsten Tagen wiederholt wird, bitte hier posten. Must see.

An seine Rolle ich "Charade" (Auch sehenswert) kann ich mich leider nicht mehr gut erinnern,glaube da war er eine weniger wichtige Figur. aber auch aus "Der Flug des Phönix" ist Kennedy mir noch in guter Erinnerung. Hoffe irgendein Sender zeigt einen der Filme als Hommage, am liebsten "Der Unbeugsame". Niemand kann 50 Eier essen ...

Gruß

C

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- Sir Roger Bannister

75
Eigentlich schade, das man sich manchmal erst beim Ableben eines Künstlers an diesen erinnert.
Bei George Kennedy fallen mir noch folgende Filme ein.
Den Letzten beißen die Hunde (mit Clint Eastwood & Jeff Bridges)
Erdbeben (mit Charlton Heston, Ava Gardner, Lorne Green, Walter Matthau und Victoria Principal),
sowie einer mittelmäßigen Fortsetzung
der glorreichen 7.
Gruß Stefan

80
Lilireg hat geschrieben:in der arte Mediathek ist für mich immer was dabei! :)
Und nicht nur verklärte Nostalgie aus der der Zeit, als die Bilder gerade laufen lernten. :daumen:
Steif
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Ständig verschwinden Senioren spurlos im Internet, weil Sie "ALT" und "ENTFERNEN" gleichzeitig drücken.

81
Um nochmal bei den Mediatheken anzuknüpfen ... heute aus gegebenem Anlass - ich bewache heute einen Drucker und befülle ihn mit Daten und Material ...

Wenn man unterwegs kompfortabel und werbefrei sämtliche Mediatheken der Öffentlich-Rechtlichen browsen und ansehen, möchte, Lifestreams sehen und hören möchte, Podcasts nachhören möchte usw. usw. sollte man sich mal die App MTcast ansehen! Findet man u.a. hier oder bei chip.de. Die App ist seit langem nicht mehr im Google Store zu finden und IOS-User müssen leider auch draussen bleiben, aber Apple hat für Euch sicher was Adäquates parat! :P

... ich gehe dann mal wieder Typenschilder drucken :nee:
Steif
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Ständig verschwinden Senioren spurlos im Internet, weil Sie "ALT" und "ENTFERNEN" gleichzeitig drücken.

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Hiermal ein recht interessanter Artikel, der das Kinojahr 2017 mit seinen ganzen Sequels und Remakes beleuchtet. Übrigens, der letzte Film, den ich im Kino sah, war Terminator 2, eine Jubiläums-Sondervorstellung diesen Sommer. Ich hab noch kurz mit Blade Runner 2 geliebäugelt, mir aber dann doch lieber erneut das Original angeschaut.

Das geniale Roadmovie Vanishing Point habe ich auch mal wieder geschaut, nachdem ich Tarantinos Deathproof sah, und den noch genauso langweilig fand wie vor 10 Jahren.
„Wenn man gut durch geöffnete Türen kommen will, muß man die Tatsache achten, daß sie einen festen Rahmen haben." (Robert Musil)

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Schade, um 20:30 Uhr kommt auf Sky Hannover 96 gegen Holstein Kiel :D
"Ich habe es immer geliebt, zu laufen. Es war etwas was man einfach so machen konnte. Du konntest in jede Richtung laufen, schnell oder langsam, gegen den Wind ankämpfen wenn du wolltest, neue Umgebungen kennenlernen mit der Kraft deiner Füße und dem Mut deiner Lungen." (Jesse Owens)

Wichtiger Hinweis: https://joachim-zelter.de/wp-content/up ... /PDF.9.pdf

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Gestern habe ich "Für Sama" gesehen..eines der härtesten Dinge, die je über (m)eine Leinwand geflimmert sind. Absolut unglaublich hart, manchmal über der Schmerzgrenze, nichts für Kinder. Auch Erwachsene müssen/sollen manchmal wegsehen. Leid, das nur schwer zu erfassen ist, so bildgewaltig, dass sich manche Sequenzen ins Gehirn des Sehers einbrennen und ihn wohl nicht mehr loslassen werden.
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10 km - 37:36 (T - April 2019)
HM - 1:30:41 (Sorger Halbmarathon/Graz - April 2018)
M - 3:10:26 (Wien Marathon - April 2019)

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Bernd79 hat geschrieben:Gestern habe ich "Für Sama" gesehen..eines der härtesten Dinge, die je über (m)eine Leinwand geflimmert sind. Absolut unglaublich hart, manchmal über der Schmerzgrenze, nichts für Kinder. Auch Erwachsene müssen/sollen manchmal wegsehen. Leid, das nur schwer zu erfassen ist, so bildgewaltig, dass sich manche Sequenzen ins Gehirn des Sehers einbrennen und ihn wohl nicht mehr loslassen werden.
Sie hoffen, eines Tages nach Syrien zurückkehren zu können
(Wikipedia)
Eine wunderbare Eigenschaft des Menschen: Hoffnung haben können. Ansonsten ist mit der Krone der Schöpfung nicht viel los.
So mal einen Schritt zurückgetreten und dann betrachtet.

Knippi
Antworten

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