Fränkisch-Schweiz-Marathon am 01.09.2024
Zum 23x findet dieser Marathon statt - der 1. im Jahr 2000 hätte auch mein 1.MA sein sollen - es kam
anders, ich zog an diesem WE um und lief meinen ersten MA dann ein Jahr später. Seit dieser Zeit bin
ich dort regelmäßig, wenn auch nicht immer gestartet und so komme ich heute auf meine 17te Teilnahme.
Seit einigen Jahren bin ich deshalb im entsprechenden Jubilee-Club dieses Marathons....
Heute weiß ich - es gibt kein vertun - die Mittagshitze wird mich voll treffen - ich rechne mit 30Grad
und da ich die Strecke sehr gut kenne, weiß ich da gibt es auf der B470 (jeweils am Marathonsonntag
für den Autoverkehr gesperrt) wenig, sehr wenig Schatten. Es gibt ausreichend VP's auf der Strecke -
mit meinem Trinkgurt fühle ich mich trotzdem besser.
Noch dürfen wir noch nicht in den Start-/Zielbereich - die B470 mitten in Ebermannstadt - es stehen die
Handbiker am 8:30 Uhr-Start. Ähnlich wie beim großen Berlin-MA starten Sie kurz vorm MA auf die selbe Strecke,
d.h. in diesem Falle erst 5Km in Richtung Forchheim, nach einer Wende die 5Km zurück und durch den
Startbereich geht es dann die B470 entlang bis kurz vor Gößweinstein, dort wird an der Behringersmühle
gewendet und zurück über Muggendorf und Streitberg (hier verläuft der Rückweg mit einer kleinen Abzweigung)
nach Ebermannstadt. Auf der Strecke ergeben sich wunderschöne Ausblicke auf die Fränkische Schweiz,
insbesondere die Wiesent die mehr oder weniger nah an der strecke liegt (hier sind viele Kajakfahrer
im Wasser unterwegs) und parallel verläuft eine alte Bahnstrecke u.a. mit einer Museumsdampflok samt
alten Wägen, die einem Eisenbahnfan-Verein gehört (auch die Strecke). Hier werden Ausflügler am WE in
"die gute alte Zeit" versetzt - nette Eindrücke die uns beim Lauf begleiten und uns vielleicht ein wenig von
der prallen Sonne ablenken können. Zudem gibt es am Rande des Wiesenttals verschiedene Höhlen, die
besichtigt werden können (z.B. Binghöhle) und zahlreiche alte Burgen thronen auf den Hügeln rechts wie
links (Burg Feuerstein, Ruine Neideck).
Nachdem also die Handbiker losgesaust sind dürfen etwas über 200 Marathonstarter(innen) auf die Straße
und 5min später starten wir erst mal in entgegengesetzter Richtung. Das mich nach kurzer Zeit die 4Std-
Pacer überholen sehe ich als ganz normal an - solche Ziele sind mir (nicht nur heute) fremd. Aber nach ca.
1,5Km überholen mich die 4:30er Pacer mit derartiger Geschwindigkeit - da kann was nicht stimmen, denke
ich mir. Ist mir aber auch egal, ich orientiere mich selten an solchen Zielläufern, laufe auch ungern in einer
solchen "Läufertraube" (ist an den VP's wenig hilfreich), zumal wenn Sie Ihren Job so unzuverlässig erledigen,
wie es hier und heute der Fall zu sein scheint... für Marathonneulinge die sich u.U. auf solche Pacer verlassen
(wollen) ist es fatal sich einem solchen Anfangstempo hinzugeben, zumal bei diesem Temperaturen... ob sich
diese Pacer dieser Verantwortung bewusst sind???
Aber auch andere (wahrscheinlich) "Marathon-Novizen" erstaunen mich immer wieder mal - wie z.B. diese
zwei Mädels (ca. 20-25 Jahre alt): Sie machen Selfies, filmen sich gegenseitig, sind wohl sogar live irgendwo
auf "Social Media" unterwegs... laufen so schnell das Sie kaum mehr die Worte rausbringen, die Sie loswerden
wollen - ich denke mir zuerst - wenn Sie das alles unter einen Hut bringen... "Respekt" - hege aber schon
gewisse Zweifel. Diese bestätigen sich leider sehr schnell - bei Km 13 sind Beide schon total platt und gehen
z.T. schon - meine Randbemerkung zu einen anderen Läufer: "wenn Selbstdarstellung wesentlich wichtiger ist
als eine vernünftige Vorbereitung"
Es geht also bei Km5 (Abzweigung nach Weilersbach) an die Wende, gleichzeitig ist hier der 1.VP, auf dem Weg
zurück sehe ich, es sind doch noch einige Marathonis hinter mir, dann kommen aber auch schon die ersten mit
dem 21,1Km-Ziel. Jetzt schon nach ca. 45min sehe ich meine Annahme der zu erwartenden Wärme bestätigt,
nur gut das sich mein Körper (auch in dieser Woche noch 3x in großer Hitze, jeweils vor der Spätschicht meine
Hausrunde absolviert) daran gewöhnt hat... soweit das eben geht. Ich schwitze trotzdem schon stark und sehne
den 2.VP kurz vorm Start-/Zielbereich entgegen - aber mein Körper weiß eben was auf ihn zukommt... und ohne
mein Zutun regelt sich die Pace automatisch herunter... bin lange mit 6:20 - 6:30min/Km unterwegs. Es ist eben
eine Art "Automatik" (Selbstschutz) den mein Körper betreibt, selbst wenn ich es erzwingen würde, mein Körper
regelt es "herunter" - das ist wohl einfach der Erfahrung zuzustehen die ich in vielen MA-/Ultrajahren erworben
habe... gut so!
Als ich durch den Startbereich laufe kommen auf der anderen Seite gerade die ersten zwei Handbiker ins Ziel,
Sie haben knapp über eine Stunde gebraucht. Für mich geht es nun weiter durchs Wiesenttal über so manchen
Hügel geht es auf- und abwärts, die Höhenmeter mit ca. 450 halten sich jedoch arg in Grenzen. Auf dem Weg
nach Streitberg gibt es den nächsten VP, ich greife ordentlich zu. Von weiten höre ich an der Strecke wieder die
"altbekannte Sambaband mit Tänzerinnen" - hier entstand vor x Jahren (genauer weiß ich es nicht mehr) ein Foto
wo ich ein kurzes Tänzchen mit Ihnen gewagt habe. Genau dieses Foto ist auch heute noch auf der Momepage
des Fränkisch-Schweiz-Marathons zu sehen (siehe Foto unten) ... und eine klitzekleine Animation kann ich mir
auch heute nicht verkneifen...
Und weiter geht es, nach Streitberg folgt bald der nächste VP und anschließend die Wende der Halbmarathonis
(incl. Zeitmatte, einige davon haben mich schon längst überholt und der Erste ist mir schon vor Streitberg (mit
großen Abstand vor den Verfolgern) entgegen gekommen. Für mich geht's weiter nach Muggendorf, dort wartet
der nächste Hotspot samt VP. Kurz danach ist Km18 erreicht, die Wärme wird immer intensiver, da wir hier der
Sonne ungehindert ausgesetzt sind... meine Pace wird geringfügig langsamer, aber noch habe ich das Gefühl
hier heil und komplett durchlaufend aus dem Rennen zu kommen.
Jetzt tauchen immer wieder Marathonis vor mir auf die entweder nur noch z.T. laufen oder eben sehr, sehr
langsam laufen ... die Hitze fordert Ihren Tribut. Abwechslung gibt es gelegentlich von den Kajakfahrern aus
der Wiesent, Sie jauchzen und kreischen wenn Sie mal wieder in wilderes Gewässer kömmen, dann fährt
auch die Dampflok mit zahlreichen Ausflüglern vorbei und macht sich lautstark bemerkbar. Direkt daneben
verläuft auf diesen Abschnitt ein Radweg, von dort werden wir ab und an angefeuert... und das tun wirklich
gut beim Kampf mit den Km und der Wärme.
Ich schiele schon mal zu den Km-Schildern auf der anderen Straßenseite, um zu sehen wie weit wir dann sind auf
dem Rückweg... und zu errechnen wie weit wir bis zu unserem Wendepunkt an der Behringersmühle noch haben.
Ich weiß den Wendepunkt nicht genau, da bei meinen letzten Teilnahmen die Strecke modifiziert war, sie ging in
dieser Richtung nicht so weit, wendete ca. 5Km früher, dafür musste zum Schluß die 5Km-Wende nach Weilersbach
(wie zum Beginn der Strecke) nochmals gelaufen werden. Das war für mich vom Psychologischen her bedeutet
schwieriger - das Ziel zu durchlaufen... und dann noch 10Km vor sich zu haben.
Ich hangele mich von VP zu VP und bei Km25 ist dann auch mal ein Gel fällig - kurz nach Km26 die Wende. Jetzt
kann ich gut sehen das die Anzahl der Läufer(innen) doch schon größer geworden ist, die noch nach mir kommen.
Nach 1,5Km kommt mir Roland Blumensaat entgegen - Ihn bin ich schon bei etlichen Läufen begegnet - heute
läuft Er mal wieder als Guide (Führer) mit dem blinden Anton Luber. Ihm traue ich durchaus zu das Er mir diesen
Vorsprung noch abläuft, Er ist gerne auf der zweiten Hälfte wesentlich schneller unterwegs - mal sehen ob Er
mich heute noch überholen kann?
Zur Zeit bin ich gelegentlich am Überholen, andere Läufer(innen) leiden wohl noch mehr ... für mich ist es
einfach gut warm, doch das sollte ich gewohnt sein... ich trainiere gerne unter diesen Bedingungen, die mich im
Wettkampf auch treffen können - das zahlt sich aus. Vor allem an den VP's nehme ich der Konkurrenz einige
Sekunden... gar Minuten ab. Auf dem Weg nach Muggendorf sehe ich an einer Anlegestelle Kajakfahrer aussteigen,
ich winke Ihnen zu und Sie feuern mich euphorisch an - das stimuliert mich wieder ein wenig.
Den nächsten Motivationsschub gibt's am Hotspot, dort macht ein Moderator heftig Stimmung und ich klatsche
Ihn ab... eine Extraportion Jubel kommt zurück... herrlich! Nächstes Ziel ist die Wendemarke für die Halbmarathonis,
dann Streitberg mit dem kleinen Abzweig von der Bundesstraße - dort sitzen viele Zuschauer auf Bierbänken und
bevor ich nur vor mich hin schwitzend an Ihnen vorbeilaufe, wird angefeuert. Die Leute sind extrem dankbar für
diese Abwechslung: Da ist ja Einer noch gut drauf... und so ähnlich schallt es mir entgegen... und die Stimmung
ist sofort oben - das sollte für die letzten Km über zwei Hügel reichen.
Also hoch die Hügel, irgendwo kommt auch noch ein VP, wenn ich mich recht entsinne - gefühlt hilft mir jetzt der
Schluck von meinem Isodrink um die Höhenmeter zu überwinden... das müssen gleich mal zwei Konkurrenten
anerkennen. Der nächste ist am VP fällig, ich mache nur einen Kurzstopp - als Er sich zwingt wieder los zu laufen
bin ich schon vorbei. Über den letzten Hügel - da vorne sehe ich ca. 1Km vorm Ziel noch einen Läufer - eigentlich
zu weit weg um Ihn noch einzuholen, doch ich entdecke Er schleppt sich nur mühsam voran.... Meter für Meter
"pirsche" ich mich heran - Er hat mich entdeckt und beschleunigt so gut Er noch kann - ein Schild: "noch 500n"-
genau da will ich Ihn überholen, der will das nicht - da ziehe ich noch ein wenig an und bin vorbei... noch einige
flotte Meter dann will ich ins Ziel trudeln... da höre ich Ihn hinter mir keuchen - Du nicht... denke ich mir jetzt und
ziehe durch bis ins Ziel - da gibt Er auf... hinter der Ziellinie macht Er erst mal eine abfällige Handbewegung....
Er meint wohl sich selbst, denn Er kommt und gratuliert mir... ich Ihm natürlich auch. Jeder der hier und heute ins
Ziel kommt hat die Hitze besiegt - die Sanitäter haben heute sehr viele Einsätze... das wundert mich nicht!
Als 90ter Mann bin ich mit 4:34:35 im Ziel (AK: 5) - es spielt keine wirkliche Rolle, ich bin gut durchgekommen-
das ist es was Heute zählt.
Nachdem ich mich am Auto und der nebenan fließenden Wiesent frisch gemacht habe, gehe ich zum Marktplatz
in Ebermannstadt, dort sind reichlich Bierbänke aufgebaut, die auch sehr gut besucht sind. Doch zwischendrin
gibt es Lücken, genau dort wo kein Sonnenschirm Schatten spendet will Niemand sitzen... kann ich gut verstehen.
Ich hole mir mit meinen Gutschein ein Nudelgericht und ein kühles Bier und verfolge ein wenig die Siegerehrung.
Zuletzt werden auch die anwesenden Mitglieder des Jubilee-Clubs geehrt - ich habe extra das zugehörige Shirt
von damals (als ich aufgenommen wurde) angezogen. Es gibt nicht Viele die schon 17 Teilnahmen bei der 23.
Auflage des Fränkisch-Schweiz-MA erreicht haben. In Kürze habe ich die gleiche Anzahl beim Berlin-MA erreicht.
Anschließend gibt es noch das Ritual hier: Einen Eisbecher in der Eisdiele direkt am Marktplatz - dann geht's nach
Hause und ein entspannter Abend, morgen klingelt der Wecker zur Frühschicht!
Grüße Roland
P.S. Fotos in Kürze
Re: 30 Grad beim Marathon durch das Wiesenttal
2Hier jetzt die Fotos:
1. Aufsteller zum Fränkisch-Schweiz-Marathon
2. 5min vor Start des MA - die Handbiker
3. Bei 30Grad nach kleinen Endspurt im Ziel
1. Aufsteller zum Fränkisch-Schweiz-Marathon
2. 5min vor Start des MA - die Handbiker
3. Bei 30Grad nach kleinen Endspurt im Ziel
runners.high - Nomen est omen
Re: 30 Grad beim Marathon durch das Wiesenttal
3Weitere Fotos:
1. Bei einem älteren MA hier mit einer Samba-Tänzerin
2. Medaille, Urkunde, Start-Nr. und Jubilee-Shirt
3. Garmindaten zum FS-Marathon
1. Bei einem älteren MA hier mit einer Samba-Tänzerin
2. Medaille, Urkunde, Start-Nr. und Jubilee-Shirt
3. Garmindaten zum FS-Marathon
runners.high - Nomen est omen